Was ist für euch "Überfremdung"?
Kam vorhin aus einer Großstadt und hatte sowas wie einen kleinen Kulturschock, da wähnte ich mich mancherorts doch eher im Orient denn in DE. Vielfalt ist ja schön, doch kann zu viel Vielfalt nicht auch mit dem Verlust einzelner Elemente dieser einhergehen, die im Ringen in die Bedeutungslosigkeit rutschen?
14 Stimmen
19 Antworten
Eigentlich kannst du alle oben genannten Punkte hernehmen. Und wenn man sich dazu noch vor Augen hält, dass in vielen Schulklasse (vorallem in den Städten) deutsche Kinder heute schon in der Minderheit sind, kannst du dir ja ausmalen, was hier in 20-30 Jahren los ist...
Nichts davon. Denn solche Phänomene sind wahrnehmungsgebunden.
Wenn man durch die entsprechende Brille schaut, ist schon der erste fremde Eindruck Merkmal einer Überfremdung - aber eben nur, wenn man da so sehen will.
Mir ist die Internationalität und Vielfalt, wie wir sie z. B. hier in Frankfurt täglich sehen, sehr sympathisch - und das Seit an Seite mit einer lebendigen, hessischen Kultur.
Leben ist bunt und chaotisch. Alles andere ist Krampf ... oder Schlimmeres.
Das, was mit Überfremdung gemeint ist, ist eine Mischung aus mehreren Punkten, die von dir genannt wurden.
Und Fakt ist zwar, dass es Stadtviertel gibt, in denen es mir ganz genauso geht:
... wähnte ich mich mancherorts doch eher im Orient denn in DE.
Einen Kulturschock kann man dabei jedoch wohl nur dann bekommen, wenn man vom Dorf kommt, wo der einzige "Migrant" Luigi, Inhaber der örtlichen Pizzeria ist, der aber auch schon seit 1963 in Deutschland wohnt und ebenfalls fließend schwäbisch redet. Um mal ein anderes Klischee zu bedienen. ;-)
Nun kommt zudem der Begriff Überfremdung aus der politisch rechten Ecke und war 1993 sogar mal Unwort des Jahres. Insofern ist er mir nicht sympathisch obwohl, glaube ich, jeder das oben zitierte Gefühl auch kennt, bzw. weiß, welche Stadtviertel damit gemeint sind.
Die nächste Frage wäre dann, ob die öffentliche Sicherheit in diesen Stadtvierteln objektiv schlechter ist, als in anderen. Das glaube ich nicht. Zumindest kann ich das aus meiner Erfahrung für Frankfurt definitiv nicht bestätigen. (Das Frankfurter Bahnhofsviertel mal ausgenommen und hier sind es nicht nur drogenabhängige Ausländer, die für die immer noch hohe Straßenkriminalität verantwortlich sind.)
Und dann muss man ja feststellen, dass überwiegend von fremder Kultur geprägte Stadtviertel weder neu, noch auf Deutschland begrenzt, noch immer nur durch die "orientalische" Kultur gebildet werden.
Ich denke dabei an die China Towns in vielen nordamerikanischen Städten oder in London, die sich sogar bei Touristen einer hohen Attraktivität erfreuen.
Und selten habe ich so gut und preiswert im Vergleich zu meinen Erfahrungen in der restlichen Stadt gegessen, als vor Jahren mal im algerischen Viertel in Paris - Geheimtipp des damals algerischen Hotelportiers, mit dem ich ins Gespräch kam.
Ich bin überzeugt davon, dass sich solche Geheimtipps auch in deutschen Städten finden ließen, wenn man sich die Mühe machen würde, vor Ort bei den Leuten in diesen Vierteln mal danach zu fragen.
Das Wort "Überfremdung" kommt mir vor wie eine der Lieblingsvokabeln vom AfD-Stammtisch, von Goebbels inspiriert.
Deutschland war immer ein Einwanderungsland. Und die "Fremden" wurden schnell heimisch.
Ich sehe in Deutschland keine "Überfremdung".
Danke übrigens für die wohl suggestivste "Frage" des Tages.
Du kannst dir meinethalben auch gern solch rhetorische Fragen verkneifen.
Bei dir brauchst du auch nichts mehr auszubauen. Es ist schon alles da.
Dass viele Menschen anderer Kultur in Deutschland Wirkung auf allen Gebieten haben, ist nicht von der Hand zu weisen. Auch in der Vergangenheit gab es das. Denke nur an die ganzen amerikanischen Beeinflussungen wie Halloween, der Coca Cola Santa Claus, die vielen amerikanischen Wörter hierzulande, McDonalds und Konsorten, der bunte Kitsch in allen Bereichen, usw.
Auch die französische Kultur ist hierzulande gut vertreten, u.a. in der Haute Cuisine. Dazu kommt der Einfluss der Japaner und Koreaner z.B. mit Mangas (Comics).
Skifahren kam von der Schweiz rüber. Saunieren vom Norden Europas, Und aus dem Nahen Osten eine vorherrschende Religion, die die uralten in Europa vollkommen verdrängte! Hunderte Jahre vor dem Islam!
Es gab schon immer eine Art Völkerzuwachs in allen Gebieten der Erde. Dies zu verhindern war ja das Anliegen nationalistischer Staaten.
Die Römer blieben damals nicht in Italien, sie fluteten halb Europa.
In Deutschland gibt es gegenwärtig ca. 12 Millionen Migranten, die allerdings die deutsche Staatsbürgerschaft haben, ca. 10 Millionen haben sie (noch) nicht.
Ich behaupte hier explizit, zur deutschen Kultur gehört auch Toleranz gegenüber anderen, sei es vom Aussehen her, von der Sprache, von Eigenheiten der Mentalität, der religiösen Vorlieben oder der traditionellen Werte, sofern sie nicht deutschem Recht widersprechen.
Es gibt andere Meinungen von Deutschen dazu, die sind der Ansicht, Intoleranz sei ein urdeutsches Gut und die müsse verteidigt werden.
Diese Gesinnung ist leider noch nicht mit dem Gröfaz verschwunden. ;-)
Ob ich jemals eine Frage stellen werde, die du nicht persönlich als suggestiv empfindest? Oder vielleicht ist das ja auch meine Stärke, besonders gut darin zu sein, solche Fragen zu stellen, ich sollte diese Stärke weiter ausbauen.