Was ist der Unterschied zwischen Kapitalismus und Neoliberalismus?

9 Antworten

Kapitalismus ist eine Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, Neoliberalismus ist eine Umsetzung einer kapitalistischen Ordnung.

Im Kapitalismus sind die Produktionsmittel privat und Angebot und Nachfrage wird über den Markt geregelt.

Aber Markt und Marktordnung sind nicht die einzigen Prinzipien einer Gesellschaft. Arbeit ist auch z.B. ein Produktionsmittel, das wir allerdings nicht privatisieren können, dürfen und sollten. Zudem gibt es Allgemeingüter, die bewahrt werden müssen unabhängig von der Marktsituation.

Liberalismus im Allgemeinen und Neoliberalismus im besonderen beschreiben Ordnungen bei denen der Eingriff in Marktmechanismen sehr gering ist.

Innerhalb des Kapitalismus (als Gegenteil der kommunistischen Planwirtschaft) gibt es zwei Richtungen, führende Vertreter: https://www.bpb.de/politik/grundfragen/deutsche-verhaeltnisse-eine-sozialkunde/138685/kontroversen

Lange Zeit (besonders während der amerikanischen Rezession in den 1920er Jahren) galt Keynes als "Retter des Kapitalismus": Der Staat sollte eingreifen, wenn ein Marktversagen auftritt. Die Schulden sollten dann zurückbezahlt werden, wenn die Konjunktur wieder rund läuft.

In den späten 1970er Jahren wendete sich das Blatt durch die "Chicago Boys". Ab dieser Zeit wird behauptet, dass der Markt alles regelt. Leider hat das Jahr 2008 mit dem Zusammenbruch des Immobilienmarktes in den USA und den staatlichen Rettungsaktionen in der ganzen Welt bewiesen: Die unsichtbare Hand des Marktes, die immer alles regelt, die gibt es nicht.

Maya36  15.10.2021, 16:48

https://dewiki.de/Lexikon/Chicago_Boys. Aber mit Reagan und Thatcher wurde der Neoliberalismus gem. Hayek auch im Westen hoffähig. Thatcher zähmte die Macht der Gewerkschaften. Die "Reagonomics" schränkten soziale Wohltaten ein.

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Es wird heute ja sogar fälschlich der Neoliberalismus als eine Art Gegenteil der Sozialen Marktwirtschaft angesehen. Die „Soziale Marktwirtschaft“ geht jedoch als Begriff zurück auf Alfred Müller-Armack (CDU), welche er unter und zusammen mit Wirtschaftsminister Prof. Ludwig Erhard in der Bundesrepublik Deutschland implementierte. Es handelt sich um ein geistiges Kind des Ordoliberalismus, aus der sog. "Freiburger Schule der Nationalökonomie" (um Walter Eucken, Franz Böhm, Leonhard Miksch und Hans Großmann-Doerth). Heute besser bekannt als NEOLIBERALISMUS.

Manchen Begriffen wird bewusst Gewalt angetan. „Neoliberalismus“ ist ein solcher Fall. Seit seiner Entstehung hat dieser Begriff unter dem Einfluss der politischen Linken in aller Welt einen derartigen Bedeutungswandel erlitten, dass er im öffentlichen Diskurs mittlerweile für das Gegenteil des ursprünglich Gemeinten steht. Stichworte der Verunglimpfung sind: Kapitalismus ohne Herz, Effizienz und wirtschaftlicher Profit statt sozialer Gerechtigkeit, Entmachtung der Politik und Primat des „ungezügelten“ Markts, Minimalstaat, kollektive Regellosigkeit, Ausbeutung. Mit den Absichten und Inhalten, die sich mit dem originären Neoliberalismus verbinden, hat all dies nichts gemein.

Quelle: https://www.kas.de/de/web/soziale-marktwirtschaft/neoliberalismus

Maya36  15.10.2021, 16:56

Aber was ist aus der ursprünglichen Idee geworden ? Die FDP in den 1970er Jahren war auch anders ausgerichtet als die FDP unter Westerwelle ! Während in den 1950er Jahren viel von Mitbestimmung geredet wurde und die Gewerkschaften großen Einfluss hatten, spielen Gewerkschaften nur noch in bestimmten Branchen eine Rolle. https://de.wikipedia.org/wiki/Mitbestimmung

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Kapitalismus steht eher im Gegensatz zu reinem Sozialismus/Kommunismus.

Neoliberalismus steht aber nur im Gegensatz zur sozialen Marktwirtschaft.

D.h., der Neoliberalismus lehnt die soziale Marktwirtschaft nicht gänzlich ab, sondern möchte innererhalb dieser eben die soziale Komponente mehr zurückdrängen. Hauptvertreter in Deutschland: FDP mit Vogel, Lindner, Wissing und Kubicki!