Was genau meinte Bismarck mit diesem Zitat?
„Nicht auf Preußens Liberalismus sieht Deutschland, sondern auf seine Macht; Bayern, Württemberg, Baden mögen dem Liberalismus indulgieren, darum wird ihnen doch keiner Preußens Rolle anweisen; Preußen muß seine Kraft zusammenfassen und zusammenhalten auf den günstigen Augenblick, der schon einige Male verpaßt ist; Preußens Grenzen nach den Wiener Verträgen sind zu einem gesunden Staatsleben nicht günstig; nicht durch Reden oder Majoritätsbeschlüsse werden die großen Fragen der Zeit entschieden – das ist der große Fehler von 1848 und 1849 gewesen – sondern durch Eisen und Blut.“
Was meint Bismarck, insbesondere mit der ersten Hälfte des Zitats?
4 Antworten
Das Bismarck für Preußen die Vorherrschaft im Deutschen Bund zur Not auch mit Gewalt erreichen, bzw.diesen durch ein neues preußisch dominiertes Staatsgebilde ersetzen wollte.
Durch einen Angriffspakt mit Italien (Preußisch-Italienischer Allianzvertrag = Bruch der Deutschen Bundesakte (Art. XI)) gegen das Bundesmitglied Österreich und somit gegen den Deutschen Bund als Genzes (vgl. Wikipedia "(Preußisch-) Deutscher Krieg von 1866).
Zu hochdeutsch: Preußen muss Deutschland den Stempel aufdrücken - von da aus muss Politik passieren.
Bayern, Württemberg und Baden sind nur demokratische Weicheier.
Selbst Bismarckhätte das nicht so brutal ausgedrückt....aber genau das war seine Meinung, und die hat er auch mit aller Gewalt bedenkenlos durchgesetzt.
Ok, und wie genau hat er das dann durchgesetzt? Und inwiefern waren Baden, Württemberg und Bayern beteiligt?
Für ihn war nur eine Staatsform möglich: Nämlich eine Monarchie..... und die kam ja dann auch.
Er sagt, dass die Reichseinigung nicht durch den "Liberalismus" geschaffen werden könne, der 1848/49 vergeblich versuchte, DE in der Paulskirche "mit Reden und Mehrheitsbeschlüssen" zu vereinigen, sondern nur durch Preußens Machtpolitik ("Eisen und Blut").
Die süddeutschen Staaten, die sich in seinen Augen gerne liberal gäben, könnten dabei nur zuschauen, denn ihnen fehle das machtpolitische Potential.
Also wollte er es mit Gewalt durchsetzen, aber Gewalt gegen wen?
B. war Realpolitiker. Er liebte die Gewalt nicht, aber er war bereit, zur Erreichung von in seinen Augen vitalen Interessen Preußens und Deutschlands auch Gewalt anzuwenden, wenn andere diese Interessen bedrohten.
Es war klar, dass Österreich, die andere deutsche Großmacht, eine Reichseinigung von Berlin her nicht hinnehmen würde. B. rechnete mit einem Krieg gegen Österreich.
Ebenso war klar, dass der französische Kaiser mit Krieg drohen würde, um die Entstehung eines einigen, starken Deutschlands zu verhindern. Auch hier sah B. einen Krieg als unvermeidlich an. Dieser Krieg würde außerdem die Süddeutschen im gemeinsamen Kampf an die Seite Preußens bringen.
Damals habe ich mich noch nicht dafür interessiert.
Ich übersetze das mal in die heutige Sprache, vielleicht fällt dir dann ja was auf:
Von irgendwelchen Prinzipien wie Menschenrechten, Freiheit, Gleichheit oder der Einhaltung internationaler Abkommen halte ich nichts, wenn das zu Nachteilen für Preußen führt. Dafür wird Preußen nicht allgemein respektiert sondern nur wegen seiner militärischen Stärke. Für mich gilt ausschließlich "Preußen first". Preußen wird nicht die beherrschende Kraft durch Reden oder Beschlüsse in irgendwelchen internationalen Gremien. Falls erforderlich, müssen die Interessen Preußens eben mit Gewalt und Krieg durchgesetzt werden.
Gewalt gegen wen?