Warum werden kinderlose so dermaßen diffamiert?

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Ich habe das bis jetzt noch nicht so erlebt. Man hat mich früher höchstens gefragt ob ich Kinder möchte. Ich habe mit Nein geantwortet und damit war die Sache einfach erledigt. Ja es stimmt leider das viele schon vorm dem Rentenalter versterben. Jeder siebte laut Statistik. Ich selber kannte auch viele ehemaligen Arbeitskollegen die gerade in Rente waren und dann verstorben sind.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Sanni295  09.12.2023, 23:20

Danke für den Stern ;)

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Also, ich erlebe das ehrlich gesagt nicht in meinem Umfeld. Ich möchte auch keine Kinder und bisher hat es jeder in meinem Umfeld akzeptiert. Klar, meine Mutter musste mal kurz betrauern, dass sie (voraussichtlich) nicht Oma wird. Aber das fand ich voll im Rahmen, diese Gefühle darf sie ja auch haben.

Ich kann mir nur vorstellen, dass das mangelnde Perspektivübernahme ist. Es gibt gute Gründe, Kinder zu bekommen. Ebenso gibt es aber auch gute Gründe, keine zu bekommen! Wenn man so aufgezogen wurde oder selbst denkt, dass Kinderbekommen das Größte ist, dann fällt es demjenigen natürlich schwer, sich vorzustellen, wie es ohne ist. Ich habe auch das Gefühl, dass sich viele Leute an ihre Kinder klammern. Öfters, wenn man mal fragt, für was die Leute leben oder was ihrem Leben einen Sinn gibt, kommt sofort und an allererste Stelle: "MEINE KINDER!" Was ich persönlich etwas traurig finde. Klar dürfen Kinder einen Sinn geben und erfüllend sein... aber als einzige Erfüllung im Leben?! Puh, "nur" Mutter/Vater sein und nichts anderes mehr, wäre mir zu wenig... und ist, seien wir ehrlich, vermutlich den allermeisten Menschen zu wenig. Denn man kann auch noch Partner*in sein, Schwester oder Bruder, man kann Freund*in sein, man kann Arbeitnehmer*in in einem erfüllenden Beruf sein, man kann in Spiritualität und Glaube, in Ehrenamt, in Tierpflege oder in einem Hobby Erfüllung und Lebenssinn finden... Wenn da nichts ist außer die Kinder... ich weiß ja nicht. Aber natürlich fällt es solchen Leuten auch schwer, sich vorzustellen, wie das Leben ohne Kinder wäre... oder die Vorstellung macht ihnen Angst, weil es sich dann subjektiv leer für sie anfühlt. Dann wollen sie natürlich "dein Bestes" und dein Leben erfüllt wissen... was ja fast schon wieder fürsorglich ist, wäre es halt nicht so beschränkt auf dieses eine Lebensthema...

Ist aber nur mein subjektiver Eindruck.

Ich weiß, was du meinst. Das ist aber auch nur auf dem Land ein Thema oder in der Vorstadt, wo die Leute oft neugierig wie noch was sind und jeder, der "anders" ist oder irgendwas "anders" macht als die Masse, automatisch "schlechter" ist.

Wer in meiner Heimat mit 25-28 noch nicht "in festen Händen" oder verheiratet war und dann auch nicht dran interessiert war, entweder eines der Elternhäuser auszubauen/aufzustocken oder einen Bauplatz zu kaufen, der hatte damit zu rechnen, dass er entweder peinliche und geschmacklose, jedenfalls indiskrete Fragen gestellt bekam oder als sonderbar hingestellt wurde. Ist heute nicht besser. Gern wird auch subtil Druck ausgeübt - ich wurde, als ich mit ca. 26/27 mal für ein gutes Jahr Single war von einer ehemaligen Mitschülerin gefragt, ob ich schwul sei ... als ich im Gegenzug fragte, wie in Gottes Namen sie auf so was kommt und warum sie so was interessiert, fragte sie, dass es ihrer Ansicht nach unnormal sei bzw. man mit Mitte-Ende 20 doch verheiratet sein und Kinder sowie ein kleines Haus haben müsste. Ich habe ihr daraufhin gesagt, dass halt nicht jeder gleich den erstbesten Partner nimmt, dem er begegnet und es auch Leute gibt, die es anders machen als sie. Meine frühere Freundin wurde, als wir so 29 waren, auch mal gefragt, woran es bei uns eigentlich hängt, weil wir noch keine Kinder haben und bei mir sagte mal einer ... offenbar ist mir mein angeberischer fetter Siebener-BMW (ein gebrauchter E38 war das damals; der kostete zu dem Zeitpunkt als wirklich gutes Exemplar weit unter 10.000 Euro) wichtiger als ein Haus und eine Familie. Ich sagte dann ganz direkt ... ja klar, der Siebener ist doch total Klasse - und ich hab' am Monatsende immer noch mehr Kohle wie du mit deinem Auto (ich weiß nicht, was der fuhr; es war aber so jemand, der mit Ende 20 eine Freundin und ein Haus und irgendeinen Kompaktwagen hatte - wenn er schon so doof fragt, antworte ich ihm halt genauso doof) und deinem Haus und deinem Gedöns und es geht mir super damit :-).

Ich muss aber sagen: Meine Heimat ist reaktionärstes und teilweise offen gesagt debiles Arbeitermilieu, das sicher nicht repräsentativ ist. Nur ein Beispiel: Es gibt dort durchaus Frauen, die sagen, ihr Mann schlage sie "eigentlich nicht" oder "selten" - und das auch nur wenn sie es "verdient" hätten - die ehemalige Mitschülerin steckt auch knochentief in so einer Szenerie, wo es hinter der bürgerlichen Reihenhaus-Fassade mit zwei Mädchen, die wie Puppen angezogen werden und schon im Kleinkindalter furchtbar zickig sein müssen, regelmäßig hier und da "funkt und kracht". Man kann es eigentlich nicht für möglich halten; ich bin froh, dass ich da weggezogen bin.

XXX

In einem halbwegs normalen, bürgerlichen und gebildeten Milieu zählen aber andere Werte und fällt niemand auf, nur weil er in gewissem Alter noch keine Kinder hat oder nicht verheiratet ist oder sonst was. Wenn wirklich Themen wie Kinder, eigenes Haus und Ehe usw. vorherrschend sind, ist das einfach ein komisches Milieu, wo auch an den Gartenzäunen getratscht wird "weil des schon immer so war" (das sind so Tratschgemeinschaften, die bestenfalls Gewohnheiten statt Freundschaften sind und auch politisch genutzt werden) und jeder Andersdenkende diffamiert wird.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Elli113  15.08.2023, 10:16

Allerdings ist häusliche Gewalt in allen sozialen Milieus etabliert; es ist ein Trugschluss zu glauben, die bürgerliche gebildete Mitte wäre davor "sicher".

Und auch in der bürgerlichen gebildeten Mitte ist es ein Thema, wenn Frauen mit Anfang 30 noch keine Kinder haben - zum Beispiel, wenn sie sich für einen Job bewerben.

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Habe ich jetzt noch nie so bei anderen mitbekommen. Klar wird gerade von Frauen erwartet, dass sie mal Kinder bekommen. Da wird dann auch häufig gefragt, wann es denn soweit sei, ich finde solche Fragen sehr respektlos. Andererseits sollte man auch für seine Entscheidung einstehen, Schulterzucken und fertig. Realität ist eben, dass man es nie allen recht machen kann. Sollte man auch nicht.

Ich würde da folgende Sachen kontern:

1. Warum lebst du dann wenn du sowieso keine Kinder haben willst!

Weil meine Eltern gepoppt haben ohne das ich was dagegen machen konnte.

2. Wenn Leute keine Kinder bekommen die das rentensystem im Arsch!

Kinderlose zahlen mehr in diverse Kassen ein als andere. Sie werden teilweise richtig zur Kasse gebeten. Das das Rentensystem futsch gehen könnte, könnte auch daran liegen, das diverse Beamte und Politiker mit zig tausenden gepampert werden und teilweise auch nix in die Kassen einzahlen. Der Singel macht Zahlemann und Söhne, andere profitieren davon.

3. Dein Leben ist ja nicht erfüllt wenn du kein Kind bekommst!

Es gibt zig Mütter die bereuen das sie ein Kind bekommen haben. Ein Kind ist kein Mittel und Zweck für ein erfülltes Leben. Ein Kind ist nicht der Sinn des Lebens. Ein Kind ist nicht der Garant, das man im Alter allein ist. Da kann man sich mal im Altersheim mit Menschen unterhalten. Und mal fragen wo deren Kinder sind und wann sie das letzte mal zu Besuch da waren. Es gibt auch viele Kinder, die ghosten ihre Eltern und die wissen oftmals bis zum Tod nicht warum.

Aber man muss auch dazu sagen, wenn man sowas an sich rankommen lässt, dann hat man schon auf ganzer Linie was falsch gemacht. Mir hat selber noch nie jemand vorgeworfen das ich keine Kinder habe.

RedPanther  15.08.2023, 12:24
Kinderlose zahlen mehr in diverse Kassen ein als andere.

Das Problem ist ja nicht unbedingt, wie viel jetzt in die Kassen eingezahlt wird.

Sondern das Problem ist eher, wer denn in die Kassen einzahlen soll, wenn die Kinderlosen ihre Rentenansprüche erheben;)

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