Warum ließ sich Jesus von Judas verraten, obwohl er vorher schon wusste, wer es sein würde?

11 Antworten

Hallo Daniel7979,

vollkommen richtig sagst Du: Jesus wusste, dass Judas seit geraumer Zeit die Gemeinschaftskasse plünderte und auch im Begriff war, ihn an seine Feinde zu verraten. Warum ließ Jesus diesen Verrat zu, die folgende Ergreifung, und danach die Qualen bis zum Tod? Zunächst lies, bitte, den Bericht aus Mt 26,47-54 (EÜ):


47 Während er noch redete, kam Judas, einer der Zwölf, mit einer großen Schar von Männern, die mit Schwertern und Knüppeln bewaffnet waren; sie waren von den Hohenpriestern und den Ältesten des Volkes geschickt worden. 48 Der Verräter hatte mit ihnen ein Zeichen verabredet und gesagt: Der, den ich küssen werde, der ist es; nehmt ihn fest. 49 Sogleich ging er auf Jesus zu und sagte: Sei gegrüßt, Rabbi! Und er küsste ihn. 50 Jesus erwiderte ihm: Freund, dazu bist du gekommen? Da gingen sie auf Jesus zu, ergriffen ihn und nahmen ihn fest.2 51 Doch einer von den Begleitern Jesu zog sein Schwert, schlug auf den Diener des Hohenpriesters ein und hieb ihm ein Ohr ab. 52 Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; denn alle, die zum Schwert greifen, werden durch das Schwert umkommen. 53 Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als zwölf Legionen Engel schicken, wenn ich ihn darum bitte?3 54 Wie würde dann aber die Schrift erfüllt, nach der es so geschehen muss?

Du siehst, Jesus schob nicht nur sein Vorherwissen beiseite, er ließ auch nicht zu, dass ihn Petrus mit dem Schwert verteidigte, und seinen Vater bat er nicht, ihm Engel zu Hilfe zu schicken.

Als Grund gab Jesus an, so wie es die Schrift vorausgesagt habe, müsse es  geschehen. Dabei dachte er vielleicht an Jesaja 53 und besonders an die Verse 7 und 8 (HFA):

7 Er wurde misshandelt, aber er duldete es ohne ein Wort. Er war stumm wie ein Lamm, das man zur Schlachtung führt. Und wie ein Schaf, das sich nicht wehrt, wenn es geschoren wird, hat er alles widerspruchslos ertragen. Man hörte von ihm keine Klage. 8 Er wurde verhaftet, zum Tode verurteilt und grausam hingerichtet. Niemand glaubte, dass er noch eine Zukunft haben würde. Man hat sein Leben auf dieser Erde ausgelöscht. Wegen der Sünden meines Volkes wurde er zu Tode gequält!

Als Adam sich der Rebellion Satans anschloss und seinen Nachkommen ein furchtbares Erbe hinterließ, das aus Feindschaft mit Gott, Unvollkommenheit, Sündhaftigkeit und Tod bestand.

Erstaunlich - nur kurze Zeit danach verkündete Gott seinen Plan zur Rettung der Nachkommenschaft der zum Tod verurteilten Adam und Eva. Es war der beste Plan,  obwohl er bedeutete, dass das elende Leiden auf der Erde noch Hunderte, ja, Tausende Jahre weitergehen würde. Außerdem würde ein vollkommener Mensch unvorstellbares  Leid erdulden und schließlich, obwohl völlig unschuldig, an einem Schandpfahl hingerichtet werden müssen. (Wieso das der beste Plan war, und wie er genau eingehalten wurde, sprengt den Rahmen dieser Frage und wird hier gewiss noch behandelt werden.)

Da dieses Vorhaben ein so immens großes Opfer verlangte, lag es dem gerechten und liebevollen Gott fern, jetzt jemand zu bestimmen, quasi "par ordre du mufti": So, du ziehst jetzt los und machst das! Nein, ganz und gar nicht. Da es auf der Erde keinen vollkommenen Menschen mehr gab, und Gott selbst aufgrund seiner Unsterblichkeit nicht infrage kam, stellte sich der himmlische Erstgeborene Gottes freiwillig bereit, all die einzelnen Punkte auf sich zu nehmen und zu erfüllen, um dem Verleumder seines Vaters das Lästermaul zu stopfen und die Menschen loszukaufen und zu retten.

Jesus, als Anfang der Schöpfung Gottes (Off 3,14) formulierte sein freiwilliges Opfer einmal so:

Mt 20,28 (LUT)... gleichwie der Sohn des Menschen nicht gekommen ist, um bedient zu werden, sondern um zu dienen und sein Leben zu geben als Lösegeld für viele.

Und hier:

Joh 10,15 (EÜ) ...und ich gebe mein Leben hin für die Schafe.... 17 Deshalb liebt mich der Vater, weil ich mein Leben hingebe, um es wieder zu nehmen. Niemand entreißt es mir, sondern ich gebe es aus freiem Willen hin. Ich habe Macht, es hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen. Diesen Auftrag habe ich von meinem Vater empfangen.

Deswegen wehrte sich Jesus nicht gegen den Verrat, zu dem Judas sich gegen eine Geldsumme hinreißen ließ, auch nicht gegen seine Inhaftnahme, die brutalen Schläge, noch dagegen, dass man ihn, um seinen schändlichen Tod öffentlich zur Schau zu stellen, an einen Holzbalken nagelte. Er wollte, dass sich die "Schrift" erfüllte,  dass der Wille Gottes geschah, dass der Name Gottes geheiligt wurde, dass der Menschheit der Weg zur Rettung geöffnet wurde.

Dass solch ein Verrat, wie ihn letztlich Judas bewirkte, vorausgesehen wurde, mindert jedoch keineswegs die Schuld des Verräters. Judas schlug diesen Weg vorsätzlich ein, und dabei wirkten Bosheit, Habgier, Stolz, Heuchelei sowie Intrige mit. Jesus urteilte wie folgt:

Mt 26,24 (ELB) Der Sohn des Menschen geht zwar dahin, wie über ihn geschrieben steht. Wehe aber jenem Menschen, durch den der Sohn des Menschen überliefert wird! Es wäre jenem Menschen gut, wenn er nicht geboren wäre. 25 Judas aber, der ihn überlieferte, antwortete und sprach: Ich bin es doch nicht, Rabbi4? Er spricht zu ihm: Du hast es gesagt.

Mk14, (GNB) Der Menschensohn muss zwar sterben, wie es in den Heiligen Schriften angekündigt ist. Aber wehe dem Menschen, der den Menschensohn verrät! Er wäre besser nie geboren worden!«


Grüße, kdd






Warum ging Jesus nach Jerusalem, obwohl er wusste, was ihn dort erwarten würde? Die Antwort ist einfach: Er wusste, was ihn erwartet und wusste auch, dass es wichtig ist, diesen Weg zu gehen. Petrus sagte einmal zu ihm, dass er nicht dorthin gehen solle, weil ihm dort Lebensgefahr drohte und Jesus wies ihn zurecht. Warum wohl, wenn er nicht gewusst hätte, dass sein Leid ein Preis für etwas wesentlich wichtigeres war?

Daniel7979 
Fragesteller
 17.04.2016, 16:21

irgendwie habe ich immer das Problem die Evangelien zu verstehen. Einerseits allmächtig der Kranke und den Tod besiegt andererseits schwach der alles mit sich machen lässt

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chrisbyrd  18.04.2016, 00:53
@Daniel7979

Gerade indem Jesus (aus menschlicher Sicht) "schwach" war, besiegte er den Tod. Als einziger, der jemals gelebt hat, ohne zu sündigen, konnte er zur Vergebung unserer Sünden am Kreuz sterben. Deshalb haben wir die Möglichkeit, unsere Sünden vergeben zu bekommen und reingewaschen zu einem heiligen, gerechten und reinen Gott kommen zu können.

Bereits im Alten Testament wird von einem leidenden Messias (Jesaja 53) und einem Messias, der als König herrscht, prophezeit. Bei seinem ersten Kommen kam Jesus als der leidende Messias, der für die Sünden der Welt starb. Bei seinem Zweiten Kommen wird Jesus als Richter und König erscheinen, der in Macht und Herrlichkeit sein Reich (das Messianische Reich, Tausendjährige Reich nach (Offenbarung 20) aufrichten wird.

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Es verlief alles nach "Plan"!

Hätte Judas nicht verraten, hätte es entweder ein anderer getan (bzw. nach Gottes Vorgaben tun müssen) oder es hätte kein bzw. ein auf anderer Glaubensbasis aufbauendes Christentum gegeben!

Jesus wäre dann eventuell in eine tiefe Grube gesprungen, um uns alle zu "retten", wäre zwar aufgeschlagen und für tot erklärt worden, hätte dann aber allen eine Nase gedreht, weil er nämlich ganz nach Gottes Willen auf weiches Moos fiel, und wäre trotzdem an die rechte Seite seines "göttlichen" Papis emporgefahren.

Oder ihn hätte ein riesiger Greifvogel (natürlich wäre das sein verwandelter Papi gewesen!) geschnappt, hätte ihn aus 1000m Höhe zwecks "Rettung" der Menschheit auf den Ararat knallen lassen, was für Normalsterbliche natürlich den Tod bedeutet, hätte dann aber für alle unsichtbar schnell ein Netz ausgefahren und ihn nach ein bisschen Gaukelei auf Erden ("Wunder"!) zu sich an seine rechte Seite geholt.

Oder er wäre, um uns alle zu "retten", in ein brennendes Haus geklettert. Es hätte natürlich niemand gesehen, dass sein göttlicher Vati ihm einen Asbestanzug nebst Atemschutzmaske hinter der brennenden Tür zur Verfügung gestellt hatte, damit er nach Brandlöschung wie der Phoenix aus der Asche kommen und noch ein paar "Wunder" vollbringen konnte, um dann endgültig "empor" zu rauschen.

Oder so....

:-)

  

Weil er sich gegen das Unrecht nicht wehren wollte, zumindest nicht so, wie es Petrus versuchte, als er dem Knecht das Ohr abschlug. Er wollte keine Verteidigung, um bis zum allerletzten Schritt der Liebe zu den Menschen vollkommen treu zu bleiben, die er ja selbst lehrte. Gruß, q.

Ja, er könnte auch versuchen Judas zu retten, von seinen Sünden..damit er erlöst wird. Aber Judas war geizig und würde es trotzdem tun.

Im Islam ist das etwas komisch: Judas hat Jesus verraten und in der Nacht, in der er Jesus verriet, sah Judas dann wie Jesus in den Himmel flog. Er konnte seinen Augen nicht trauen, lief hinterher. Plötzlich nahm er die Gestalt Jesus an.

Er wurde von den Männern, an die er Jesus verraten hatte mitgenommen und dann wurde er anstelle Jesus gekreuzigt.

Das alles zerstört den Glauben  Jesus ist für die Sünden der Christen gestorben und so weiter.

Aber ich denke, Jesus wusste was er tat und hat Gott einfach vertraut. Was wäre er denn für einer, wenn er anderes gehandelt hätte und davon gelaufen wäre? 

Das alles soll zeigen, dass Jesus ein heiliger war, verbunden mit Gott und kein einfacher Mensch. 


Daniel7979 
Fragesteller
 17.04.2016, 16:15

ich frage mich warum er beim Abendmahl nicht einfach sagte hier Judas ist es? Es heißt man soll nicht richten aber das gilt doch nicht für Gott selbst?

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CrispyA  17.04.2016, 17:14
@Daniel7979

Vielleicht hat Gott Jesus gesagt, er solle nichts sagen und wollte, dass es genau so kommt.  

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