Wieso hat Judas Jesus verraten?

13 Antworten

Das gehörte zum großen Plan, das war so gewollt vom himmlischen Zampano!

Stell dir mal vor, worüber die Christen erzählen müssten, wenn Jesus nicht "verraten" und nicht gekreuzigt worden wäre.

Jesus wusste, dass er von einem seiner "Lieblinge", wenn nicht sogar von DEM Liebling verraten werden wird. Soo unerwartet kann es also auch für ihn nicht gewesen sein.

Zumal auch hier, wie üblich, die Übersetzungsmöglichkeiten Raum für subjektive Deutungen und Verdrehungen geben, denn der im Original gebrauchte Begriff für den "Verrat" des Judas wird eigentlich mit "überliefert" übersetzt, griechisch παραδίδωμι, paradídōmi.

Deshalb galt für die Urchristen Judas als derjenige, der (dem göttlichen Vorhaben folgend) Jesus "übergeben" hat und nicht schnöde "verraten"!

Übrigens ist dieses Thema auch interessant, wenn man den Unsinn vom "freien Willen" ein wenig tiefgründiger betrachtet:

Wie ist das hier mit Gottes "Planung" und Vorherbestimmung einerseits und dem sog. "freien Willen" andererseits? Hätte Judas sich mit seinem "freien Willen" auch anders, also gegen den Willen seines Gottes entscheiden können?

Oder musste er sich zwingend so entscheiden, um Gottes "Heilsplan" zu erfüllen?

Denk mal drüber nach!

helmutwk  19.02.2022, 14:07
Deshalb galt für die Urchristen

Ich frage mich (bzw. dich), warum du eine Schrift aus dem 2.Jh. benutzt, um zu erfahren, was die "Urchristen" dachten, aber die aus dem 1.Jh. stammenden Quellen ignorierst.

Übrigens ist dieses Thema auch interessant, wenn man den Unsinn vom "freien Willen" ein wenig tiefgründiger betrachtet:

Was diesen Punkt angehst, denkst du offenbar ähnlich wie Luther und Calvin.

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Stier1240  19.02.2022, 14:43
@helmutwk

Ach, es gibt "Quellen" aus dem 1. Jhdt.??

Da gibt es wohl Unterschiede zu den anderen?

So wie in den vielen Übersetzungsvarianten der Bibel, die saisonbedingt immer mal wieder hervorgezaubert und dem gerade aktuellen Zweck entsprechend angewandt werden??

  • denkst du offenbar ähnlich wie Luther und Calvin.

Nein! Ich denke eigentlich sehr autark.

Es ist übrigens keine Auszeichnung, mit diesen zwei Figuren verglichen zu werden! Aber vlt. meintest du das ja als Beleidigung. Das könntest du dir dann genau so sparen!

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helmutwk  19.02.2022, 18:14
@Stier1240
Ach, es gibt "Quellen" aus dem 1. Jhdt.??

Ja, stell dir vor: vor den apokryphen Evangelien, die du als Quellen erwähnt hast, gibt es auch vier Evangelien aus dem 1.Jh.

Da gibt es wohl Unterschiede zu den anderen?

Unterschiede zu den anderen Quellen?

Na ja, die älteren Evangelien sind näher am Geschehen - was sich u.a. darin zeigt, dass sie den jüdischen Hintergrund Jesu erkennen lassen, was die apokryphen Evangelien i.d.R. nicht tun.

Es ist übrigens keine Auszeichnung, mit diesen zwei Figuren verglichen zu werden!

Die haben aber genauso wie du den freien Willen abgelehnt. Das ist nun mal Fakt.

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Zwischen den Zeilen der biblischen Evangelien und vor allem in apokryphen Evangelien kann man auch eine andere als die kirchliche Version herauslesen:

Die Kreuzigung Jesu war kein Zufall, kein Unfall und kein Verrat, sondern die war letztlich von Jesus geplant und gewollt. Darauf weisen die diversen Vorhersagen Jesu auf das kommende Geschehen hin, ohne dass er deswegen geflohen wäre, was auch eine Option gewesen wäre.

Damit das funktioniert und zwar noch vor dem Passahfest, musste die Festnahme organisiert werden und dazu hatte Jesus Judas auserkoren, der nach apokryphen Evangelien eine ganz besondere Stellung bei Jesus einnahm. Womöglich ist sogar er der Jünger, den Jesus besonders liebte und kein anderer. Judas hat dem Befehl seines Meisters gehorcht, wenngleich auch nur schweren Herzens. Dennoch konnte er mit den Konsequenzen nicht leben und handelte dann so wie er handelte.

xflogfx  17.02.2022, 21:55

In welcher der Apokryphen steht das? Frage nur aus Interesse?

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Hamburger02  17.02.2022, 22:09
@xflogfx

Da müsste ich auch nochmal konkret nachrecherchieren. Dabei handelt es sich aber definitiv um gnostische Schriften, die vom westlichen Christentum allerdings völlig abgelehnt werden. Zu nennen wäre z.B. das Judasevangelium und auch im Thomasevangelium finden sich Andeutungen.

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xflogfx  17.02.2022, 22:10
@Hamburger02

Ahh vielen Dank. Kenn bisher leider nur das Kindheitsevangelium von Thomas und will aber die anderen auch mal lesen

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Hamburger02  17.02.2022, 22:18
@xflogfx

Das meines Erchtens interessanteste alller apokryphen Evangelien ist das Thomasevangelium, das ausschließlich aus Zitaten Jesu besteht.. Da kommt einem einiges bekannt vor, aber bei den Sprüchen, die nicht in der Bibel vorkommen, erkennt man leicht, dass die Schöpfer der Bibel, also die Katholiken, diese keinesfallls in ihrem Buch haben wollten.

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helmutwk  19.02.2022, 14:16
@Hamburger02
erkennt man leicht, dass die Schöpfer der Bibel, also die Katholiken, diese keinesfallls in ihrem Buch haben wollten.

Wie sich die kath. Kirche von der "katholischen und orthodoxen" Mutterkirche abspaltete, stand doch schon etliche Jahrhunderte lang fest, welche Bücher ins NT gehören.

Dass Sprüche mit erkennbar heidnischen Einfluss abgelehnt wurden, spricht ja nicht gegen die v.a. griechsichen Christen, die über die Kanonizität von Büchern debattieren

Das Thomasevangelium kam vermutlich auch schlicht zu spät auf den Markt, als schon die Auswahl der vier Evangelien getroffen wurde.

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Hamburger02  19.02.2022, 16:27
@helmutwk
Das Thomasevangelium kam vermutlich auch schlicht zu spät auf den Markt, als schon die Auswahl der vier Evangelien getroffen wurde.

Das kann nicht sein, da das Thomasevangelium bei den Kirchenvätern schon lange vor der Kanonisierung des NT in Briefen als gnostisch bzw. manichäisch abzulehnend erwähnt wird.

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helmutwk  19.02.2022, 18:31
@Hamburger02
schon lange vor der Kanonisierung des NT

Was bitte soll "die Kanonisierung des NTs" sein? Über die Kanonfrage haben Christen jahrhundertelan debattiert. Und als erstes (wohl schon vor 150) waren sie sich einig, dass genau vier Evangelien zum kanon gehören. Die Reaktion auf Markion zeigt, dass sie sich auch schnell (vor 150???) einig warne, dass alle Paulusbriefe und die Apistelgeschichte zum Kanon gehören - der hebräerbrief wurde dann aber wider angezweifelt, weil er zwar zur Sammlung der 14 Paulusbriefe gehört, abe rnicht von Paulus stammt. und was den Restlichen UImfang des Kanons angeht, da jat das läner gedauert. Um 200 war klar, dass Jak, 1.Pt und 1.Jh. zum Kanon gehören, aber was dioe kleinen Briefe angeht, oder dioe Offenbarungen von Petrus und Johannes, den Barnabasbrief etc. - das dauerte bis ins 4. Jh.

Aber wenns um Evangelien geht: spätestens 150 waren sich da die Christen einig.

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Hamburger02  19.02.2022, 19:22
@helmutwk
Aber wenns um Evangelien geht: spätestens 150 waren sich da die Christen einig.

genauer: es warens ich die Anhänger der römischen Kirche weitgehend einig, zumindest was die Briefe der katholischen Kirchenlehrer betrifft. Entschieden war da gar nichts, denn sonst würde es ja keinen Sinn machen, dass z.B. Hyppolit im 3. Jahrhundert da immer noch über das Thomasevangelimu diskutierte. Eine Vorentscheidung über die Kanonisierung fiel dann beim Konzil zu Nicäa und wurde Ende des 4. Jahrhunderts mit der Vulgata endgültig abgeschlossen.

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helmutwk  19.02.2022, 21:46
@Hamburger02
genauer: es warens ich die Anhänger der römischen Kirche weitgehend einig

Nö, auch die griechische Kirche. Die syrische Kirche streng genommen nicht, aber die benutze das Diatasseron, das ausdrücklich den Inhalt der vier Evangelien in einer fortlaufenden Erzählung zusammenfasste (erst später wurden dann die vier selber benutzt, in der sog. Peschjitta). Die koptische Kirche hat auch die vier Evangelien benutzt.

Eine Vorentscheidung über die Kanonisierung fiel dann beim Konzil zu Nicäa

... indem die Bücher, die in Frage kamen, neben den Altar gelegt wurden, und die kanonischen Bücher hüpften auf den Altar, die anderen blieben daneben liegen.

Glaub ich nicht, und mich wundert, dass du diese Geschichte glaubst. Oder sind dir durch das "stille-Post-Phänomen" solche Details bisher unbekannt geblieben?

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Hamburger02  19.02.2022, 22:40
@helmutwk
... indem die Bücher, die in Frage kamen, neben den Altar gelegt wurden, und die kanonischen Bücher hüpften auf den Altar, die anderen blieben daneben liegen.

Nette Geschichte, kannte ich noch nicht. Ich habe die Information, dass letztlich Kaiser Konstantin ein Machtwort sprach, um den Streit unter den Bischöfen zu beenden.

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helmutwk  19.02.2022, 23:09
@Hamburger02
Ich habe die Information, dass letztlich Kaiser Konstantin ein Machtwort sprach, um den Streit unter den Bischöfen zu beenden.

Das hatte nichts mit dem Bibelkanon zu tun. Dass mit dem was auf Nicäa entschieden wurde - das wurde zuerst in dieser "netten" Geschichte gesagt (im Vetus Snodion, dass über alte Konzilien und Synoden bis 896 so manches erzählt), Voltaire hat die Geschichte gekannt und ironisch vorgeschlagen, auf diese Arzt könnte die römisch-katholische Zensur ja auch andere Bücher prüfen (wobei er davon sprach, dass die unechten vom Altar runterhüpften), und das hat sich dann per Stille-Post-Phänomen bis heute als das Gerücht erhalten, in Nicäa wäre über den Bibelkanon entschieden worden.

Das Machtwort von Konstantin bestand eigentlich nur in der Bitte, sich doch endlich zu einigen und nicht so unchristlich zu streiten - inhaltlich hat er praktisch keinen Einfluss genommen (auch wenn Eusebius seinen Einfluss und seine wahrhaft christliche Gesinnung möglichst groß darzustellen versucht).

Der erste Konzilsentscheid zum Bibelkanon ist auf dem Konzil von Trient gefallen. Also über 1000 Jahre nach Nicäa.

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helmutwk  20.02.2022, 16:12
@helmutwk

Ups, dummer Tippfehler: Das Werk hieß Vetus Synodion

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Das hat was mit teuflischem Einfluss zu tun:

Jh 13,2 Jesus aß mit seinen Jüngern zu Abend. Der Teufel hatte Judas, dem Sohn von Simon Iskariot, schon den Gedanken eingegeben, Jesus zu verraten.

Aber so was kommt nicht von ungefähr. Judas hatte eine Schwachstelle, die es dem Teufel erlaubte, ihn zu beeinflussen.

Jh 12,4 Judas Iskariot, einer von den Jüngern, der Jesus später verriet, sagte: 5 »Warum wurde dieses Öl nicht für dreihundert Silberstücke verkauft und das Geld an die Armen verteilt?« 6 Er sagte das nicht etwa, weil er ein Herz für die Armen hatte, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete die gemeinsame Kasse und griff oft zur eigenen Verwendung hinein.

Den Schluss des zitierten Abschnitts kann man auch anders verstehen (und übersetzen), und dann würde da gesagt, dass Jesus einen (ehemaligen) Dieb zum Kassenwart gemacht hat (als Vertrauensbeweis).

Wie dem auch sein, Judas war mit der von Maria Bethania verübten "Geldverschwendung" nicht einverstanden, und musste sich sagen lassen, dass das keine Verschwendung ist, weil Jesus nicht immer da sein wird und wohl demnächst begraben wird ...

Bei Matthäus und Markus wird anschließend an diese Szene gesagt, dass Judas zum Verräter wurde, die war wohl der Auslöser für seinen Verrat.

Wobei Judas kein Geheimnis verraten hat, sein Verrat bestand darin, dass er Jessu den Feinden auslieferte - das gleiche Vverb wie in Rö8,32, was wieder zeigt, dass Judas letztlich den Plan Gottes erfüllte. Nur sagt das über seine Motive wohl kaum etwas aus ...

Es gibt viele Theorien und Ideen dazu, keine davon ist überzeugend. Man weiß es einfach nicht.

Wenn wir in der Bibel alle Stellen zusammennehmen, in denen Judas erwähnt wird, zeigt sich, dass er mehr und mehr geldgierig wurde. Ihm war die Kasse der Gruppe anvertraut, und er "pflegte die Einnahmen wegzutragen", was bedeutet, dass er das Geld veruntreut hat.

Und tatsächlich: Bei diesem Verrat geht es direkt um Geld. Es einigte sich mit den Pharisäern über einen Preis, für den er Jesus verraten würde - und sie bezahlten ihn dann entsprechend.

Die Aussagen von wegen Revolution und so, sind an den Haaren herbeigezogen. Das haben sich irgendwelche Leute ausgedacht, die dabei das ignorieren, was in der Bibel steht. Judas war von Habgier getrieben, nicht politisch motiviert.

Lies doch ruhig selbst mal in der Bibel nach und überzeuge dich selbst, dann kannst du solche Fragen auch selbst beantworten.

helmutwk  19.02.2022, 13:44
Ihm war die Kasse der Gruppe anvertraut, und er "pflegte die Einnahmen wegzutragen", was bedeutet, dass er das Geld veruntreut hat.

Das ist nur eine mögliche Deutung, vielleicht ist auch nur gemeint, dass er die Geldbörse (wörtl. "Kastchen, Beutel") mitr den Einnahmen trug, also mit sich führte, als Kassenverwalter.

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StringSerenade  01.04.2022, 19:39
@helmutwk

Ich halte mich da lieber an die Bibel, sie sagt:

(Johannes 12:6) Das sagte er [Judas] aber nicht aus Sorge um die Armen, sondern weil er ein Dieb war. Er verwaltete die Kasse und stahl immer wieder Geld daraus.

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helmutwk  01.04.2022, 20:49
@StringSerenade
Ich halte mich da lieber an die Bibel

An eine bestimmte Bibelübersetzung. Man kann auch übersetzen, dass er die Kasse mit sich trug. Und war er ein Dieb, bevor er zu Jesus kam, oder als "Kassenverwalter"?

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StringSerenade  16.04.2022, 20:55

Dass Judas vor seiner Zeit als Jünger und Apostel ein Dieb gewesen sein soll, ist reine Fantasie. Nichts in der Bibel gibt Anlass zu diesem Gedanken. Vielmehr wies Johannes darauf hin, dass dieser Jünger bereits geraume Zeit vor seinem Verrat an Jesus Christus ein böses Herz entwickelt hat.

Wie kann man dies herausfinden? Nun, indem man die Bibel selbst liest. Lies doch bitte mal das Johannesevangelium, und du wirst feststellen, dass niemand (!) seine vorherigen/früheren Sünden vorgehalten bekommt. Wieso sollte das bei Judas der Fall gewesen sein? Zudem war er in genau demselben reinen geistigen Zustand, als Jesus ihn zum Apostel berief. Das böse Herz entwickelte er erst später, und durch seinen Verrat wurde es offenbar. Aber dann zählte Johannes 1 + 1 zusammen und es ergab plötzlich Sinn, als sie daraufkamen, dass er das Geld veruntreut hatte.

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