Warum ist Angela Merkel so verhasst?

21 Antworten

Sie wird noch viel zu wenig verhasst mit ihren falschen Versprechungen, Flüchtlingspolitik etc.

Bei aller Kritik, die man an Frau Merkel üben kann und darf sollte eine gewisse Sachlichkeit erhalten bleiben.

"Das was man so hört" bewegt sich in den meisten Fällen auf unterstem Stammtischniveau, wird nur daher gesagt und in keinster Weise begründet.

Klar sollte sein, dass das Amt eines Regierungschef ein 24-Stunden-Job ist, in dem es keine Verschnaufspausen gibt.

Probleme auf den unterschiedlichsten Gebieten gibt es täglich und Entscheidungen müssen manchmal adhoc getroffen werden.

Logisch wird man im Nachhinein immer wieder feststellen, dass man Dinge auch anders hätte regeln können. Das ist menschlich, den Menschen sind nicht vollkommen sondern machen Fehler und dürfen das auch!

Ich würde gerne die lauten Schreihälse von den Stammtischen nur einen Tag in diesem Amt erleben und das Chaos bewundern, das sie dabei anrichten.

Um es kurz zumachen - von Hass kann keine Rede sein und von sachlicher Kritik und Diskussion lebt Demokratie. Nur leider sind zu Letzterem viele nicht fähig.

Es ist halt so, dass unter dieser Frau sich die Parteien zu sehr angenähert haben und der Bürger keinen essentiellen Unterschied erkennen kann. Dementsprechend sind die Ränder der Parteien verärgert. Weiterhin hat sie es erfolgreich geschafft, jegliche Konkurrenten wegzubeissen. Alles in allem gibt es keine wahre Alternative und in so fern ein allgemeines Gefühl einer zunehmenden Diktatur. 

Jeder Politiker begeht Fehler, wenn wir das nicht akzeptieren wollen, sollten wir uns von KI-Computern regieren lassen.

Angela Merkel ist nach 2015 eben etwas amtsmüde geworden. Dass sie oft schwätzt statt zu handeln, ist für Politiker ein grundsätzliches Erkennungsmerkmal. Ich würde sogar sagen, es stellt ihre Kernkompetenz dar.

Guten Abend Perfectingday,

ursächlich hierfür sehe ich die Flüchtlingskrise, die eine äußerst emotionale Diskussion nach sich gezogen hat und die Gesellschaft in Deutschland sehr gespalten hat.

Einige Menschen in Deutschland fühlen sich von der Politik nicht ernst genommen oder gar im Stich gelassen, weswegen das politische Establishment in einigen Kreisen verhasst ist, deren Sinnbild Frau Dr. Merkel
ist.

Allerdings  wird ihre Politik auch in akademischen Kreisen und unter Politologen negativ betrachtet.

Das Vergessen ist dem Wesen der Gesellschaft immanent, weshalb ich gerne
nochmal Frau Dr. Merkels Fehler im Zuge der Bankenkrise aufführen möchte,  die Milliarden von Steuergeldern gekostet haben, was von Seiten der Bundesregierung mit einer angeblichen Alternativlosigkeit gerechtfertigt wurde.

Auch das sich zunehmend verschlechternde Verhältnis zu Russland geht zu ihren Lasten, da ist die Flüchtlingskrise noch das geringste Problem.

Die Tatsache, dass Frau Dr. Merkel nun ein viertes Mal das Amt der Bundeskanzlerin ausüben möchte, zeigt, dass sie sich ihrer Fehler entweder nicht bewusst ist oder, dass ihr diese egal sind.

Demokratie lebt von Vielfalt, weswegen ich persönlich hoffe, dass 2017 ein anderer Kanzler die BRD regieren wird, wie beispielsweise Martin Schulz
von der SPD. Jemand qualifizierteren für dieses Amt kann ich mir nicht
vorstellen.

ClochardFranken  21.11.2016, 22:24

Da weiß man gar nicht, wo man anfangen soll.... Du schreibst ja viel richtiges, aber einiges ist mir aufgefallen, was mir nicht ganz einleuchtet. Vielleicht könntest du mir/uns dazu noch ein paar Erklärungen schreiben, wenn du so nett wärst. :)

ich persönlich hoffe, dass 2017 ein anderer Kanzler die BRD regieren wird, wie beispielsweise Martin Schulz
von der SPD. Jemand qualifizierteren für dieses Amt kann ich mir nicht
vorstellen.

  1. Was würde denn Martin Schulz so eklatant anders machen? Wäre mir noch gar nicht aufgefallen, dass er einen anderen Kurs mit Herrn Putin verfolgt. Eher im Gegenteil. Hat er sich nicht immer sehr viel undiplomatischer über Putins Außenpolitik geäußert?
  2. Bei der Flüchtlingskrise hat er die Kanzlerin in höchsten Tönen gelobt, und sie als beispielhaft beschrieben.
  3. Dann schreibst du von Fehlern der Bankenkrise. Damals war ein dicker Kumpel und Freund von Schulz Finanzminister, Peer Steinbrück. Hat er da jemals ein kritisches Wort geäußert? Oder hat er nicht bedingungslos hinter der Finanzpolitik der großen Koalition gestanden?

Allerdings  wird ihre Politik auch in akademischen Kreisen und unter Politologen negativ betrachtet.

Ist es nicht auch so, dass viele Akademiker, Politologen, Wirtschafts- und Volkswirtschaftler ihre Politik positiv betrachten?

Die Tatsache, dass Frau Dr. Merkel nun ein viertes Mal das Amt der Bundeskanzlerin ausüben möchte, zeigt, dass sie sich ihrer Fehler entweder nicht bewusst ist oder, dass ihr diese egal sind.

Können wir uns darauf einigen, dass das eine subjektive Bewertung deinerseits ist, und das es da durchaus auch andere, und gegensätzliche persönliche Bewertungen gibt?

Über ein paar Erklärungen, besonders zu Martin Schulz, würde ich mich freuen!

LG :)

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ClochardFranken  21.11.2016, 22:55
@ClochardFranken

Ach so....was mich noch interessieren würde....

Herr Schulz ist ja ein Fan von Eurobonds. Wie stehst du dazu? Findest du das gut, wenn der deutsche Staat mehr Zinsen zahlt, und für Schulden anderer Euro Länder haften müsste?

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marcus1984  22.11.2016, 13:29
@ClochardFranken

Guten Tag Clochard Franken,

zunächst mal vielen Dank, dass du meinen Kommentar so aufmerksam gelesen hast.

Nun zu den Fragen, welche sich dir hierzu gestellt haben:

Zu 1.)

Martin Schulz ist meines Erachtens ein Politiker, der eine sehr konsequente und vorausschauende Linie Pflegt.

Durch diese Haltung ist es ihm in vergleichsweise kurzer Zeit gelungen, in der EU nicht unerhebliche Ämter zu übernehmen. Zudem wird er hierfür in ganz Europa sehr geschätzt.

Was er konkret anders machen würde, kann ich dir nicht sagen, diese Frage müsstest du eher an ihn richten. Nur soviel würde ich prognostizieren: Die wacklige und überaus fragwürdige Vereinbarung mit der Türkei über die Rückführung von Geflüchteten hätte ein Bundeskanzler Martin Schulz nach meiner Einschätzung sicherlich nicht getroffen. Zumal bereits zum damaligen Zeitpunkt bekannt war, in welche Richtung sich die Türkei entwickelt.

Zu 2.)

Das ist korrekt, Martin Schulz hat der Frau Bundeskanzlerin den Rücken gestärkt, als sie von Teilen der deutschen Bevölkerung massiv kritisiert wurde und das parteiübergreifend. Nur angemerkt sei, dass ein umgekehrtes Signal von Seiten der Christdemokraten gegenüber der SPD nicht zu erwarten wäre.

Was ist hier konkret deine Frage?

Zu 3.)

Da ich weder Martin Schulz noch Peer Steinbrück persönlich kenne, kann ich den Tiefgang ihrer gegenseitigen Beziehung nich beurteilen. Angenommen sie sind befreundet: Was sagt das denn über die politische Haltung von Martin Schulz aus?

Hast du denn die absolut gleiche Haltung zu allen politischen Themen, wie deine Freunde? - Bei mir ist das jedenfalls nicht so.

Es ist also nicht erwartbar, dass Martin Schulz dieselbe Meinung vertritt wie Peer Steinbrück, den ich für wenig qualifiziert für das Ressort Finanzen halte. Darum geht es allerdings in der o.g. Frage nicht.

Zu 3.1)

Sicherlich wird Frau Dr. Merkel für ihre Politik auch in akademischen Kreisen gefeiert, allerdings denke ich, dass dies eben eher in konservativen Kreisen der Fall sein dürfte, wozu die wenigsten Politologen zählen.

Zu 3.2)

Selbstverständlich handelt es sich hierbei um eine subjektive Bewertung meinerseits.

Zur Zusatzfrage:

Ich bin ebenfalls ein Verfechter von Eurobonds.

Dieses Konzept stellt europäische Solidarität auch im finanziellen Bereich dar. Wenn sich die Mitglieder der Europäischen Währungsunion eine Währung teilen, so sollten sie auch solidarisch füreinander haften.

Daran ist meiner Meinung nach nichts falsch.

Hoffentlich hilft dir das weiter.

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ClochardFranken  22.11.2016, 16:06
@marcus1984

Vielen Dank marcus1984 für deine näheren Erklärungen. Ja, das hilft mir weiter. Als ehemaliges SPD Mitglied, interessiert es mich immer, wie Menschen denken, die ihre Hoffnungen auf eine SPD Regierungsführung legen. Und das meine ich nicht ironisch.

Ich habe mich sehr genau mit Martin Schulz beschäftigt. Er ist sicherlich ein honoriger und glaubwürdiger Politiker, und er wäre sicherlich nicht der schlechteste Kanzler.

Aber wenn man genau hinschaut, gibt es kaum politische Unterschiede zu Merkel. Beziehungsweise könnte ich nicht erkennen, was in seiner Verantwortung großartig anders gemacht worden wäre.

Von daher zaubert es mir ein kleines Schmunzeln ins Gesicht, wenn du Kritik an Merkel übst. Speziell bei der Russland Politik. Oder den Entscheidungen in der Bankenkrise, die ja auch maßgeblich von der SPD mitbestimmt wurden, und damals auch den Beifall von Schulz fanden.

Aber ist ja auch egal. Mir ging es ja nicht darum, dir deine Meinung auszureden, sondern dich besser zu verstehen.

So wie du von Schulz, war ich mal von Oscar Lafontaine überzeugt. Ich habe ihn kennen gelernt, als er noch OB in Saarbrücken war. Er war mein politischer Hoffnungsträger, für eine Generation die nur Kohl kannte.

Niemand wird sich wundern, dass er zu meiner größten politischen Enttäuschung wurde. Und ich würde dir wünschen, dass du eine solche Enttäuschung, nicht mit Martin Schulz erlebst.

Ach, und nur noch zwei Sätze zu Eurobonds. Aus meiner subjektiven Bewertung:

Dieses Konzept stellt europäische Solidarität auch im finanziellen Bereich dar.

Wenn man etwas in den letzten Monaten lernen konnte, dann das, dass es keine europäische Solidarität gibt. Eurobonds führen nur dazu, dass Staaten die sparen, bestraft werden, und Staaten die Schulden machen belohnt werden. Traurig aber wahr.

Vielen Dank noch mal!

LG :)

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marcus1984  22.11.2016, 16:17
@ClochardFranken

Lieber (Ex-) Genosse,

dass Schulz nicht der schlechteste Kanzler wäre sehe ich ebenso.

Sicherlich gibt es weniger große Unterschiede zwischen Dr. Merkel und Herrn Schulz, als es bei Merkel und beispielweise Özdemir oder Merkel und Riexinger (beide rein hypothetisch) der Fall wäre.

Allerdings halte ich Martin Schulz für geradliniger und in seiner Handlungsweise für transparenter.

By the way: Ich war ebenfalls mal beigeisterter Lafontaineist und habe auch mit ihm meine Enttäuschungen erlebt. Allerdings sind Enttäuschungen (nach meiner Erfahrung) Teil der Politik. Wobei ich natürlich hoffe, mich in Martin Schulz nicht zu täuschen.

Eben da müssen wir meiner Meinung nach hin. Die Europäische Union lebt von Solidarität und wir sollten alle daran arbeiten, diese weitestgehend zu fördern. Eurobonds stellen hierfür einen guten Weg dar.

Für den fachkundigen und angenehmen Ausstausch danke ich vielmals.

Beste Grüße,

Marcus.

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