Warum habe ich nie von dieser schlachte gehört, bzw gibt es nicht Mal ein Film davon?

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https://www.youtube.com/watch?v=lflVaZ0C7fw

Rschew | Dokumentation 2. WeltkriegZWEITER WELTKRIEGRschew 1942 - warum der "Fleischwolf" der Ostfront lange vergessen wurde

In keiner Schlacht fielen mehr Soldaten als in dem Ringen um Rschew. Erst jetzt wurde ein Denkmal für die Gefallenen errichtet. Auch wenn die Rote Armee die Deutschen am Ende zurückwarf, war das Blutbad im "Fleischwolf von Rschew" kein Triumph.

Rschew gilt als verlustreichste Schlacht des Zweiten Weltkrieges. Auf über 1,2 Millionen Menschen werden die Verluste beim Ringen um einen deutschen Frontvorsprung 100 Kilometer vor Moskau geschätzt. Und doch hat sie es nicht ins kollektive Gedächtnis geschafft. Rschew ist eine "vergessene Schlacht." Sie ist eine lange Abfolge verschiedener Operationen, die das ganze Jahr 1942 bis zum März 1943 andauerten.

In deutscher Perspektive ging sie zwischen der Niederlage vor Moskau und der Katastrophe von Stalingrad unter. In der UdSSR kehrte man die Schlacht unter den Teppich. Auch wenn die Rote Armee am Ende siegreich war, waren die sowjetischen Operationen eine Abfolge von Fehlentscheidungen, denen Hunderttausende von Rotarmisten zum Opfer fielen.

Spätes Denkmal für Rschew-Gefallene

Erst jetzt wurde der Schlacht, in der so viele Sowjetsoldaten fielen, ein Denkmal gesetzt. Auf den ersten Blick fügt sich das neue Monument nahtlos in die Sowjet-Ästhetik vergleichbarer Mahnmale aus den 1950er-Jahren ein, als der sozialistische Realismus von Moskau verordnet wurde. Auch hier steht ein überdimensionierter Soldat von 25 Metern Höhe auf einem gigantischen Podest. Die Unterschiede liegen in den Details. Denn der Soldat von heute unterscheidet sich in der Haltung von den kämpferischen, trotzigen Posen der Stalin-Zeit. Sein Gesicht ist nach wie vor heroisch idealisiert, doch der schöne Soldat blickt nachdenklich zu Boden. Sein Oberkörper ist realistisch ausgebildet, nach unten löst sich der Mann in einen Schwarm von Kranichen auf.

In Russland gelten die Vögel seit dem Film "Die Kraniche ziehen" von 1957 als Symbol der Gefallenen. Der Film gewann damals die "Goldene Palme" von Cannes. Auch eines der populärsten Lieder der UdSSR über den Krieg heißt "Kraniche" und beschwört das Motiv.

"Manchmal denke ich, dass all die gefallenen Soldaten,

die, die blutigen Kampfzonen nie verlassen haben,

sie wurden dort nicht für Schimmel und Verfall begraben.

Sie verwandelte sich in weiße Kraniche, die leise krächzen."

Die Schlacht von Rschew ist eine Schlacht der Opfer – schon immer trägt sie Beinamen wie das Schlachthaus, der Abgrund oder "der Fleischwolf". In einem russischen Dokumentar-Film von 2013 heißt es dann auch "Briefe aus dem russischen Verdun".

Am 24. Oktober wurde die Stadt Rschew von deutschen Truppen besetzt. Der nahe gelegene Höhenzug war eine wichtige Ausgangsbasis für den deutschen Angriff auf die sowjetische Hauptstadt. Den Deutschen gelang es nicht, Moskau einzunehmen. Zuerst fror ihre Offensive im russischen Winter fest, dann warfen frische Truppen aus Sibirien die Invasoren zurück. Doch anders als später in der Schlacht um Stalingrad gelangen den Sowjets keine Durchbrüche und keine tiefen Operationen. Um Rschew drückten sie mit mehreren Offensiven die deutschen Stellungen nur mühsam zurück.

Hier traf Hitlers Taktik des Haltens um jeden Preis auf die gnadenlose Hartnäckigkeit Stalins und des sowjetischen Oberkommandos, die damals noch glaubten, mit brutaler Gewalt den deutschen Frontvorsprung eindrücken zu können.

Eine Welt verwesender Toter 

Pjotr Mikhin schrieb in seinen Memoiren: "Wir haben Rschew über Leichenfelder angegriffen. Im Verlauf der Schlachten tauchten viele "Täler des Todes" und "Haine des Todes" auf. Es gibt für den Soldaten keine Möglichkeit, so ein Tal des Todes zu umgehen: Ein Telefonkabel wird darübergelegt – dann wird es unterbrochen, und es muss wieder schnell verbunden werden um jeden Preis. Also kriechen Sie an den Leichen entlang, und sie sind zu drei Schichten aufgetürmt, geschwollen, voller Würmer, und strahlen einen widerlich-süßlichen Geruch wegen der Zersetzung des menschlichen Körpers aus. Dieser Gestank hängt regungslos über dem ganzen "Tal". Die Explosion der Granaten drückt Sie unter die Leichen, der Boden zittert, die Leichen fallen auf Sie, mit Würmern überschüttet, ein Brunnen schädlichen Gestankes trifft Ihr Gesicht."

Das Tagebuch des jungen deutschen Soldaten Eggert schildert, zu welch aussichtslosen Angriffen die Rotarmisten gezwungen wurden. Die Hälfte wurde ohne eigene Waffe in den Sturmangriff getrieben, sie sollten sich das Gewehr eines Gefallenen greifen. Stalin sagte, Blut ist Zeit und Blut war damals billig.

Der Schriftsteller Tsvetkov beschrieb ganz ähnlich den Moment, in dem seine Panzerbrigade in den Kampf geschickt wurde: "Das gesamte Gelände war mit Leichen von Soldaten bedeckt, um sie herum nur Gestank und Gestank. Viele Soldaten erbrachen sich immer wieder. Der Geruch faulender Menschen ist für den Körper unerträglich. Ein unheimliches Bild, so etwas hatte ich noch nie gesehen."

Mitten in diesem Inferno hielten die Zivilisten aus. Zu Beginn des Krieges war die ländliche Bevölkerung gegenüber den Deutschen zumindest teilweise sehr freundlich gesinnt. Man glaubte an eine Befreiung vom Stalinismus. Die deutsche Besatzungspolitik lehrte allerdings schnell das Gegenteil. Major H. Meier-Welker von der 251. Infanteriedivision notierte in seinem Tagebuch: "Drüben auf der Höhe schlagen russische Granaten ein, am Waldrand weiden Pferde, eine deutsche Batterie schießt nahe einem Gehöft, vor den Häusern spielen Kinder, als ob Mündungsfeuer und Krach nicht wären. Auf ein Dorf in der Nähe kommt ein russischer Artilleriefeuerüberfall und trifft einige unserer Leute, eine Bauersfrau bettet weinend einen Kanonier, dem ein Granatsplitter den Leib aufgerissen hat, und hält ihm den Kopf. Die Bewohner weichen meistens selbst in größter Gefahr nicht von der Scholle."

https://www.stern.de/panorama/wissen/rschew-1942---warum-der-fleischwolf-der-ostfront-vergessen-wurde-9323592.html

Woher ich das weiß:Recherche
Udavu  15.11.2023, 04:32

⭐Danke

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