War die Preußische Nationalversammlung Teil der März-Ministerien?

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Die Preußische Nationalversammlung (1848) ist kein preußisches  Märzministerium gewesen. Denn die Preußische Nationalversammlung war eine verfassungsgebende Versammlung. Sie war in dem politischen System eine Legislative (gesetzgebende Gewalt/Macht). Das Ministerium bzw. die Ministerien waren dagegen Regierung und gehörten zur Exekutive (ausführende/vollziehende Gewalt/Macht).

Bei der von König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen einberufenen verfassungsgebenden Versammlung handelt es sich um die Preußische Nationalversammlung, wie richtig vermutet.

„Märzministerien“ ist eine Bezeichnung für Regierungen, die eingesetzt worden sind, um unter dem Druck des Volkes zumindest einige der Forderungen der Anfangszeit der Revolution 1848 (Märzforderungen; https://de.wikipedia.org/wiki/M%C3%A4rzforderungen) zu erfüllen.

In Preußen ist am 29. März 1848 eine Regierung mit Ludolf Camphausen als Ministerpräsidenten eingesetzt worden.

Die Ständevertretung in Preußen war eine ältere Einrichtung und handelte unabhängig vom „Märzministerium“. Die Ständevertretungungen waren keine Volksvertretungen, sondern eine in mehrere Stände gegliederte Versammlung, die auf Ständen (gesellschaftliche Gruppen einer Ständeordnung) und Grundbesitz als Voraussetzung für ein Wahlrecht beruhte. In Preußen gab es Provinzialstände, die Provinziallandtage (https://de.wikipedia.org/wiki/Provinziallandtag_(Preu%C3%9Fen) für die einzelnen Teilgebiete Preußens, die preußischen Provinzen (damals Ostpreußen, Westpreußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien, Sachsen, Westphalen, Rheinprovinz). Zusammen bildeten sie den vom 2. bis 10. April 1848 tagenden Zweiten Vereinigten Landtag (https://de.wikipedia.org/wiki/Zweiter_Vereinigter_Landtag).

Die Provinziallandtage hatten in der Hauptsache (daneben konnten sie zu Bitten und Beschwerden Stellungnahmen abgeben und über kommunalen Angelegenheiten ihrer Provinz unter Vorbehalt einer Genehmigung und Aufsicht des Königs beschließen) eine beratende Funktion, kein Recht zu Gesetzgebung oder Steuerbewilligung. 

König Friedrich Wilhelm IV. war nach den Barrikadenkämpfen in Berlin am 18.und 19 März 1948 zu einigen Zugeständnissen bereit, auch um wieder mehr Kontrolle zu gewinnen und die revolutionäre Bewegung zu bremsen.

Der Zweite Vereinigte Landtag entschied sich im Einverständnis mit dem König für die Einberufung einer verfassungsgebenden Preußischen Nationalversammlung und einem Wahlgesetz dafür. Zur Verfassung wurde dabei bestimmt, sie durch Vereinbarung mit dem König festzulegen, also nicht aus eigenem Recht, sondern nur mit Zustimmung des König.

Nach Wahlen im April 1848 tagte die Preußischen Nationalversammlung (https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fische_Nationalversammlung) bis zu ihrer Auflösung durch königlichen Befehl im Dezember 1848.

Hauptaufgabe der Preußischen Nationalversammlung war die Ausarbeitung einer Verfassung für das Königreich Preußen.

 

Falage 
Fragesteller
 29.10.2023, 21:22

Vielen, vielen Dank! Es ist wirklich eine Freude, dass einmal so gut erklärt zu bekommen. Der Unterschied zwischen Märzministerium und Preußischer Nationalversammlung ist deutlich geworden! Das gibt die hilfreichste Antwort!

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Falage 
Fragesteller
 18.11.2023, 17:45
@Falage

Übrigens, die Anmerkungen habe ich auch in der Klausur erwähnen können und habe so letzendlich eine 1 bekommen. Vielen Dank nochmal!

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