War Slawenfeindlichkeit bzw Rassismus und Antisemitismus im deutschen Kaiserreich weit verbreitet?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Antisemitismus ja, der stammte noch aus dem "christlichen" Mittelalter und es gab ja auch genug Juden im Alltagsbild, der die Christen immer wieder daran erinnert hat, aber Slawen waren den meisten Leuten egal, die gehörten entweder zur Reichsbevölkerung dazu oder nicht, und "Rassismus" nach unserem heutigen Verständnis kannte man nicht, lediglich viel Unwissenheit im Umgang mit vermeintlich "primitiven" Völkern, die z. B. im Rahmen der berüchtigten aber beliebten "Völkerschauen" gezeigt wurden. Völkerschau – Wikipedia Die Leute wußten es halt einfach nicht besser.

Blueorange25 
Fragesteller
 31.10.2023, 13:13

Das mit den Völkerschaun haben wir in der Berufsschule besprochen.Ich kannte das aber schon vorher.

Danke für die Antwort.

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Roland Sperling  31.10.2023, 15:07

Dass es im deutschen Kaisserreich keinen Rassismus gegeben hätte, ist wohl eher als Witz gemeint. Befass Dich mal damit, wie die Deutschen in ihren Kolonien gehaust und die Menschen dorft nicht nur gequält, sondern in hoher Zahl ermordet haben. In Namibia haben die Deutschen über 100.000 Afrikaner umgebracht.

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Daoga  31.10.2023, 16:25
@Roland Sperling

Weil diese Afrikaner als unerwünschte Konkurrenz (um Land, Vieh, Wasser, das die deutschen Siedler für sich haben wollten) und potentielle Bedrohung (Aufstände, die auch berechtigt waren) betrachtet wurden. Wer sich mangels moderner Waffen nicht gegen Kolonialmächte wehren konnte, war zu dieser Zeit überall am A***, egal welches Volk oder Hautfarbe. Ein reiner Verdrängungskrieg, die "Rasse" war letztlich uninteressant und wurde nur als Vorwand benutzt.

Die Franzosen haben das gleiche in Algerien versucht, und bekamen eine auf den Deckel, weil diese Einheimischen dummerweise erstens besser bewaffnet waren als die Nama und Herero bei den deutschen Kolonialisten, und zweitens auch die Wüste besser kannten und die Invasoren immer wieder ausmanövrieren konnten. An den Folgen ihres "algerischen Abenteuers" knabbern die Franzosen bis heute. Und auch aus Indochina mußten sie mit eingekniffenem Schwanz abziehen, auch dort wurde vorher nicht mit Federbällchen geworfen. Französisch-Indochina – Wikipedia Und auch dort ging es nicht um "Rassen". Nur um die nackte Gier der Kolonialmächte nach den Schätzen fremder Länder.

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Roland Sperling  31.10.2023, 20:55
@Daoga

Was soll das beweisen? Nenn mir irgendeine ausländerfeindliche Aktion, bei der die "Rasse" nicht nur als Vorwand dient, eigene (ökonomische) Interessen durchzusetzen. Auch heute empfinden Rassisten Mitglieder anderer "Rassen" ja als "Konkurrenz und potentielle Bedrohung". Es war also nicht ganz anders als im heutigen Rasismus, sondern ganz genau eben so. Und dass andere europäische Völker ebenfalls rassistisch waren, ist keine Entschuldigung.

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Daoga  02.11.2023, 13:35
@Roland Sperling

Es ist aber ein Unterschied, ob Rassismus schlicht auf Unwissenheit basiert - die Deutschen der damaligen Zeiten verfügten nicht über die Bildungsmöglichkeiten unserer Zeit, Internet gab es nicht und der Glaube an die "Überlegenheit der weißen Rasse" galt als so selbstverständliches Wissen wie das Einmaleins, kaum jemand hatte Grund das zu hinterfragen, einfach weil kaum jemand mal ernsthaft mit Angehörigen fremder Völker in Kontakt kam - oder ob man heute sich absolut eines Besseren belehren lassen könnte wenn man nur will. Man darf den Menschen vergangener Zeiten nicht ständig Wissen von heute aufprojizieren, das geht immer schief.

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Roland Sperling  02.11.2023, 20:54
@Daoga

Die führenden Rassisten damals waren nicht "ungebildete Deutsche", sondern Hochschulprofessoren, Studenten und hohe Geistliche.

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Daoga  02.11.2023, 21:08
@Roland Sperling

Von denen wie viele jemals mit fremden Kulturen in Kontakt kamen? Pauschalreisen bis ans andere Ende der Welt gab es damals auch noch nicht, und jeder der nie aus Deutschland herauskam, hat nur die gültigen Allgemeinplätze nachgegackert. Noch nicht mal die Fernsehdokumentationen gab es damals, die sich heute keiner mehr anschauen will, weil man damit auf zahlreichen Sendern zugeschüttet wird. Auch Wissenschaft war damals kein Widerspruch zu allgemeingültigen Vorurteilen.

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Ja. Kannst Du in jedem Geschichtsbuch nachlesen. Vor allem Judenfeindlichkeit war sehr verbreitet. Rassismus nannte man früher Kolonialismus...

Blueorange25 
Fragesteller
 31.10.2023, 13:08

Das mit der Kolonialisierung weiß ich aber ich meinte mit Rassismus Slawenfeidlichkeit und rassistischem Antisemitismus.

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Daoga  31.10.2023, 13:19
@Blueorange25

Die "Slawenfeindlichkeit" wurde den Leuten von den Anhängern der Rassentheorie eingeredet, weil "Slawe" mit "Sklave" gleichgesetzt wurde, um nämlich Eroberungen im Osten seit der Zeit der Deutschordensritter und in der Nazizeit natürlich Richtung Polen und UdSSR zu rechtfertigen.

Ohne diese Propaganda hätte kein Deutscher überhaupt gewußt, daß Slawe irgendwas besonderes sein soll, das war halt ein Volksstamm wie Preußen oder Bayern oder Schwaben mit einem komischen Dialekt.

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Roland Sperling  31.10.2023, 15:14
@Blueorange25

"Rassisitischer" Antisemitismus? Rassismus und Antisemitismus haben große Unterschiede. Rassismnus ist eine Herabwürdigung als fremd empfundener "Rassen". Rassisten halten fremde Menschen für dumm, ungebildet, faul, verlogen, hintertrieben, lüstern, zu keiner höherenTätigkeit geeignet usw.

Der Antisemitismus dagegen verfolgt die Juden, weil sie angeblich so schlau, gerissen, intelligent sind und deswegen nicht nur reich sind, sondern die ganze Welt unterdrücken wollen. Adolf Eichmann, der Organisator des Holocaust, sagte nach dem Krieg in einem Interview, die Juden seien "die klügste Rasse". Deshalb die Märchen von der jüdischen Weltverschwörung. Von einer schwarzafrikanischen Weltverschwörung hat man dagegen noch nichts gehört.

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Daoga  31.10.2023, 18:33
@Roland Sperling

Die schwarzafrikanische W. kommt garantiert irgendwann auch noch. Man braucht immer neue Feindbilder, wenn die alten ausgelutscht sind.

Aber der rassistische Antisemitismus war Tatsache, konnte man allein schon an stereotypen Abbildungen von Juden (auffällige "Juden"-Nase, häßlicher Eindruck, verschlagener Blick etc.) in den Hetzblättern dieser Zeit sehen. Faul, verlogen, hintertrieben, aber eben auch gerissen, bauernschlau, betrügerisch, wenn reich dann durch Abzocke "anständiger" Bürger, alles was man als Originaltext in den Machwerken von Oberhetzer Streicher finden konnte, wenn er über die Juden herzog. Mit jeder Menge "netten" Bezeichnungen wie "Volksschädlingen" und viel böserem, was hier niemand mehr schreiben darf wenn er nicht gemaßregelt werden will. Das war so rassistisch wie es nur ging. Mit der Religion ("Christusmörder") konnte man in dieser Zeit schon nicht mehr punkten, also ging man auf angebliche rassische Unterschiede los.

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Roland Sperling  31.10.2023, 21:08
@Daoga

Da darf man nicht alles durcheinander werfen. Als "Volksschädlinge" wurde nicht Juden bezeichnet, sondern Deutsche, die im Krieg z.B. aus ausgebombten Häusern plünderten. Auch das Wort "Untermenschen" galt nicht für Juden, sondern hauptsächlich für Slawen.

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