Vorschlag von BMWK Lindner (FDP)?

6 Antworten

In meinem persönlichen Fall würde das überhaupt nichts bringen.

Ich arbeite im Personalbüro, und durch die EDV schaffe ich den Job an einem halben Arbeitstag, für den früher zwei Vollzeitkräfte nötig waren.

Wenn die elektronische Zeiterfassung eingeführt wird, kann ich auch (nach 45 Jahren) in Rente gehen und in meinem alten Job ein paar Stunden im Monat was dazuverdienen.

Für eine Vollzeitstelle reicht das nicht mehr. Besser einen jüngeren Kollegen einarbeiten, der sowieso schon da ist.

Ich werde nicht bis zu meinem 70. Lebensjahr im Büro hocken und Däumchen drehen für ein Gehalt, welches meine Kollegen auf den Baustellen erarbeiten müssen.

Und alleine die Idee, dass diese Kollegen bis zum 70. Lebensjahr auf den Baustellen arbeiten sollen, ist eine Frechheit, auf die nur ein Sesselfurzer kommen kann, der von der Lebensrealität der arbeitenden Bevölkerung keine Ahnung hat.

Arbeit muss sich in erster Linie lohnen. DAS ist eine Aufgabe, für die (u.a.) die Politik verantwortlich ist.

Und Fachkräfte aus dem Ausland nutzen uns nur, wenn sie mit den in Deutschland anerkannten Regeln der Technik vertraut sind. Es nützt uns also überhaupt nichts, wenn von uns ausgebildete Flüchtlinge nach ihrer Ausbildung in ihr Heimatland abgeschoben werden.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Also erst mal ist Lindner Finanzminister. Wirtschaftsminister ist der Kinderbuchautor Habeck.

Die Idee ist ziemlicher Mist. Einerseits fehlen Fachkräfte, andererseits haben wir viele Arbeitslose. Da wäre doch mal das Stichwort Weiterbildung zu prüfen. Die Mehrheit der Bürgergeld-Empfänger sind, obwohl das Bürgergeld gemessen am Niedriglohnsektor fast schon das lukrativere Modell ist, sicherlich willens, wieder ins Arbeitsleben einzutreten. Und bei denen, die nicht willens sind, sollte der Hebel der Sanktionen verstärkt angesetzt werden. Und die, die aus gesundheitlichen Gründen nicht können, sollten noch angemessener unterstützt werden.

"Fachkraft" ist ja auch ein dehnbarer Begriff. Das klingt immer so hochgestochen, nach dem studierten ITler oder so, aber wir dürfen nicht vergessen, auch Pflegekräfte sind hochspezialisierte Fachkräfte mit spezifischer Ausbildung, genauso wie Bauarbeiter - und die sind ab einem gewissen Zeitpunkt und teilweise schon vorm jetzigen Rentenalter einfach "durch" - der Körper spielt da nicht mehr mit. Und das sind ja Branchen, die noch stärker unter dem Fachkräftemangel leiden, als die Brainpower-Berufe, weil ja heute jeder irgendwas studieren muss. Genauso wird z.B. auch die geistige Kapazität in Denker-Jobs wie IT und Forschung mit dem Alter nicht besser, was aber oftmals mit Erfahrung kompensiert oder gar überkompensiert wird. Natürlich sind ältere Arbeitnehmer in jeder Branche wertvoll, aber hier würde ich eher an ein freiwilliges (einige wollen ja auch nicht in Rente, obwohl sie finanziell könnten) Mentoren-Modell für den Nachwuchs denken.

Wenn man darüber nachdenkt, als Überbrückung/Ergänzung, bis man mit der eigenen Nachwuchsförderung wieder auf Touren kommt, Fachkräfte aus dem Ausland zu holen, muss man sich halt auch mal Gedanken darüber machen, warum man damit so erfolglos ist. Liegt es wirklich am aktuellen Aufwind der AfD oder den dem Wahlprogramm (die AfD setzt sich durchaus für kontrollierte qualifizierte Zuwanderung ein) widersprechenden Erzählungen in den Medien? Oder einfach nur daran, dass es unattraktiv ist, in Deutschland zu arbeiten?

Mal zwei Branchen als Beispiel:

Einmal der Pflegesektor. Wahnsinnige Arbeitszeiten und schlechte Bezahlung plus hohe Steuern in Deutschland. Die Osteuropäer wie Polen und Rumänen finden mittlerweile in ihrer Heimat bessere Bedingungen vor, noch besser sieht es in den skandinavischen Ländern aus, in die immer mehr deutsche Pflegekräfte abwandern.

Und dann der IT-Sektor. Hier gucken wir vor Allem mal nach Indien, die ja nicht nur viele unqualifizierte Gastarbeiter für die arabischen Länder hervorbringen, sondern auch viele hervorragende studierte IT-Fachkräfte. Und oftmals ist das eine Familienlinie. Vater Inder geht nach Dubai, Abu Dhabi, Saudi Arabien oder Katar und baut dort Prunkbauten unter nicht sonderlich guten Arbeitsbedingungen und für wenig Geld - aber für das, was er dort verdient, kann die Familie in Indien, die sonst vermutlich verhungert wäre, Essen kaufen, aus der Bretterbude mit Wellblech-Verschlag und Pappfenstern in ein richtiges Haus, so total fancy mit gemauerten Wänden und Glasfernstern ziehen und Sohn Inder kann Informatik studieren. Jetzt ist Sohn Inder fertig und will mit dem vielen Geld, das er verdienen kann - und im Ausland sogar noch mehr - seine Familie inkl. dem zurückgekehrten Papa Inder unterstützen. Jetzt guckt er in Deutschland - Gehälter zwischen 3000 und 6000 Euro monatlich wären realistisch. Brutto. Davon gehen Steuer und Sozialversicherung ab - 40% sind schon mal weg. Die Energie für die Heizung, der Sprit für den Weg zur Arbeit, der Einkauf des täglichen Bedarfs, alles wird noch mal versteuert, obendrauf kommen noch staatlich verordnete Ausgaben wie der Rundfunkbeitrag - schnell sind 60-70% des verdienten Geltes beim Staat und staatsnahen Institutionen. Dazu hohe Preise für alles - da bleibt nicht mehr viel, um es an die Familie zu schicken. Vater Inder erzählt aber, dass die IT-Fachkräfte da, wo er war (Dubai, Katar, was auch immer) mal locker-flockig 10000-15000 verdienen. Das ist nicht nur deshalb realistisch, weil diese Staaten reich sind, sondern weil auch dort die Firmen mehr zahlen können, da auch sie weniger mit Steuern geschröpft und weniger stark reglementiert werden. Steuern gibt es nicht, Sozialversicherung ist überschaubar, fast Brutto wie Netto und mit relativ geringen Lebenshaltungskosten. Wo geht Sohn Inder also hin? Nach Deutschland oder auf Papa Inders Spuren in den mittleren Osten?

Würde man die Steuern für Firmen (die dann auch mehr Geld für bessere Gehälter hätten) und Arbeitnehmer massiv senken, sodass sich Arbeit mehr lohnt und dem Standort sichere, bezahlbare Energie und wenig Bürokratie liefern können, wäre der ganze Standort viel attraktiver und nicht nur die Bürger im Land, sondern auch die ausländischen Fachkräfte, die auf Deutschland gucken, würden mehr Motivation haben, hier zu arbeiten und der Fachkräftemangel würde sich durch Attraktivität von Alleine erledigen. Und Steuersenkungen sind angesichts der massiven Einnahmen, die der Staat hat, möglich, würde man mal an der unnötigen Ausgabenseite drehen - man müsste halt mal den A... in der Hose haben, in Brüssel zu "Thatchern" (I want my money back) und fragwürdige Entwicklungshilfen abstellen, statt immer mehr Ländern immer noch mehr davon zu versprechen.

Lindner ist Bundesfinanzminister, der mit der Wirtschaft ist Habeck (Grüne).

Er hat halt eine Meinung, die nicht mehrheitsfähig ist, oder sein wird.

TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 23:03

...dein Wort in Gottes Ohr. Aber einer macht eben mit derartigen Vorschlägen immer den Anfang.

1
TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 23:12
@soisses

...du glaubst also nicht daran, daß eine Regierung das reguläre Renteneintrittsalter anheben könnte?

0
soisses  22.07.2023, 23:20
@TheLonestar

Damit würde sich das Rentendesaster nicht lösen, sowenig wie das Demographieproblem.

Anfang der 2000er Jahre hatte es eine Lehrstellenlücke.
Was nicht ausgebildet wurde, steht heute nicht zur Verfügung.
HartzIV von SPD/Grüne erwies sich als Schuß ins eigene Knie.

Als die Rente mit 63 eingeführt wurde, hatte es im Hieb 140.000 Anträge/Jahr. Wer konnte und wollte, stieg aus dem Hamsterrad.

Wer Wahlen verlieren will, fummelt am Rentenalter herum.

0
TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 23:23
@soisses

Aktuell liegt das reg. Renteneintrittsalter bei 67 ! Haste nich jewusst wa. LOL

0
soisses  22.07.2023, 23:28
@TheLonestar

Sicher weiß man das, ändert nur nichts an der Möglichkeit abschlagsfrei mit 63 in Rente zu gehen.

Ehedem gab es Rente mit 58, wurde abgeschafft, dem folgte die Rente mit 60, wurde auch abgeschafft, von SPD/Grüne.
Das beförderte Merkel (CDU) an die Macht.

0
TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 23:31
@soisses

Die heutige Jugend wird in Zukunft erst ab ! 70+ abschlagsfrei in Rente gehen können !!!!!

0
soisses  22.07.2023, 23:50
@TheLonestar

Was immer auch in Zukunft sein wird, ist noch nicht geschrieben.

0

Solange die Arbeit selbstbestimmt ist, Spaß macht, ich den Eindruck habe, ich kann viel gestalten und ich muss nicht an Ende wesentlich jüngeren Chef-Schnöseln nach der Pfeife tanzen, kann ich mir locker vorstellen, bis 70 zu arbeiten, vorausgesetzt, ich bin gesund und man respektiert meine natürlichen Grenzen (Rückgang an geistiger Flexibilität, geringere Lust und auch Kapazität, sich auf neue Methoden einzulassen, geringere Bereitschaft zu intensiven Arbeitsphasen mit massenhaft Überstunden etc)

TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 23:00

Nur bis 70 ? Da geht doch noch was. ;)

0

Nichts. Wir sollten uns mal um die eigenen Arbeitslosen und um (Fort)Bildung kümmern, statt noch mehr Arbeitslose zu produzieren und gleichzeitig Arbeitskräfte aus dem Ausland zu holen.

Finanzminister.

TheLonestar 
Fragesteller
 22.07.2023, 22:53

Ja, Lindner sieht das allerdings so, daß man Leute die sich bereits in Arbeit befinden länger arbeiten lassen kann, als wohl Leute die sich dem Arbeitsmarkt durch Bezug von sozialen Leistungen ("Bürgergeld") über Jahre hinweg entziehen und sich eben nicht in den Arbeitsmarkt einbinden lassen wollen.

0