Meinung des Tages: Wie sollten Unis mit ChatGPT umgehen?
ChatGPT ist und war in aller Munde. Die KI verfasst in kurzer Zeit eigene Texte und könnte damit im Handumdrehen eine eigene Bachelorarbeit verfassen. Vor allem die Hochschulen müssen sich aktuell mit dem Thema beschäftigen. An einigen Universitäten gibt es bislang keine eindeutigen Aussagen. Diese überlassen es den Lehrkräften, wie mit ChatGPT umgegangen werden soll.
Verwirrung herrscht unter den Studenten. Karl Seyfarth von der Ludwig-Maximilians-Universität München: "Ich habe das Gefühl, dass unsere Uni ein bisschen überfordert ist mit dem Thema. Ich würde mir definitiv mehr Vorgaben wünschen." Dort liegt die Entscheidung bei den Fakultäten selbst, ob KI erlaubt ist oder nicht.
Wie würdet Ihr als Uni mit ChatGPT umgehen? Sollte die KI als Hilfsmittel benutzt werden dürfen? Sollten Lehrkräfte über die Benutzung selbst entscheiden?
Quelle: https://www.tagesschau.de/wissen/technologie/ki-chatgpt-uni-wissenschaft-101.html
11 Antworten
Ich mache es mir als Naturwissenschaftler mal einfach:
Das Schreiben des Textes ist sowieso der kleinste Teil der wissenschaftlichen Arbeit. Der Löwenanteil besteht darin, die Daten zu erarbeiten und zu interpretieren, über die man dann eben schnell seinen Text runter schreibt. Somit würde es die Eigenarbeit kaum schmälern, wenn man den Text durch eine KI schreiben ließe.
Und gleichzeitig kann zumindest das aktuelle ChatGPT da auch ziemlich wenig machen, da es sich die Grundlagen seiner Texte aus dem Internet sucht... wo die Daten, die über die ich meine Arbeit schreibe, logischerweise noch nicht zu finden sein können.
Aber es gibt ja auch wissenschaftliche Arbeiten in anderen Fächern, die fast nur aus Textarbeit bestehen. Da ist es in meinen Augen definitiv ein Betrug, eine Arbeit als die eigene auszugeben, wenn man sie nicht selbst geschrieben hat. Was das angeht, ist ChatGPT in meinen Augen genau so zu bewerten wie ein Ghostwriter. Prüfalgorithmen, die die Verwendung einer KI aufdecken, sind meines Wissens bereits in Arbeit und sollten in meinen Augen auch verwendet werden.
Mittelfristig werden die ganzen Aspekte wissenschaftlichen Schreibens vermutlich Hygienefaktoren. Wie zB mit korrekter Rechtschreibung sichert man sich keine Plus Punkte, aber es fällt negativ auf wenn es fehlt.
Ich finde, dass es längst so ist. Es wird als selbstverständlich vorausgesetzt, dass Menschen mit Abitur fehlerfrei schreiben können und es gibt keine Pluspunkte für Selbstverständlichkeiten.
Und eine korrekte Quellenangabe ist ebenfalls eine Selbstverständlichkeit, problematisch ist wenn sie nicht korrekt ist.
Die eigentliche Frage ist Imho ob eine 60 Seitige Thesis in STEM Bereichen noch zeitgemäß ist
Hätte ich jetzt nicht infrage gestellt... zumal ich 60 Seiten gar nicht mal viel finde, meine Bachelorarbeit ist irgendwie von selbst auf über 100 Seiten eskaliert.
Aber warum genau stellst du die Sinnhaftigkeit infrage, bzw. was würdest du als geeigneteren Abschluss ansehen?
Abgesehen davon dass ChatGPT durchaus fehleranfällig ist und sich teils selbst widerspricht: Für wissenschaftliche Arbeiten muss man zitieren. Das kann ChatGPT wiederum nicht, somit kann es auch keine wissenschaftliche Arbeit schreiben.
Nun, man könnte wissenschaftliche Arbeiten aufs genauste Analysieren und ChatGPT versuchen möglichst einzudämmen. Bis zum geht nicht mehr.
Oder man denkt tiefgründiger als Universität drüber nach und ändert die wissenschaftliche Arbeitsweise, versucht neue Konzepte zu entwickeln die keine KI primär schreiben kann...für mehr Qualität sorgen und alte Sachen über Bord werfen..
nunja das wird aber natürlich nicht klappen, selbst Schulen die sinnfreie Aufgaben verteilen die Schüler mit paar Minuten ChatGPT lösen können und keinen Mehrwert für sie haben...werden seit Jahren, Jahrzehnten noch 1:1 so gelehrt. Etwas neues langfristiges und innovatives zu Entwerfen oder wenigstens zu VERSUCHEN ist schon zu viel verlangt hat mans Gefühl
selbst Schulen die sinnfreie Aufgaben verteilen [...] und keinen Mehrwert für sie haben...werden seit Jahren, Jahrzehnten noch 1:1 so gelehrt.
Vielleicht sind die Sachen ja gar nicht so sinnfrei und werden deswegen noch gelehrt.
Oder bist du Experte für Gehirnforschung, dass du das beurteilen kannst?
Nunja das war unpassend formuliert, ich fand damals (Haus-)aufgaben auch nicht sinnfrei...die haben mich weitergebracht, Selbstständiges arbeiten fand ich gut.
Ich hab aber das Gefühl es demotiviert die Schüler nur und wird zu nem großen Teil einfach auf den letzten Drücker hingeschrieben ohne viel Qualität oder es wird abgeschrieben ausm Internet eben bzw. von anderen
irgendwas fehlt an der Arbeitsweise, ich bin kein Gehirnforscher ja. Das waren aber die Erfinder vor vielen Jahrzehnten auch sicherlich nicht^^ Immer ne schwere Frage was man genau ändern kann.
Ich diskutiere das furchtbar oft mit Schülern und Eltern.
Das nehme ich, glaube ich, mal als Youtube-Video auf, dann muss ich mich nicht ständig wiederholen.
Ganz kurz: Wenn wir geboren werden, hat unser Gehirn keine großartigen Strukturen. Bis auf ein paar Reflexe, die angeboren sind, muss alles erlernt werden. Auch die Fähigkeit zum logischen Denken.
Was ist logisch? Mathematik.
Die Fähigkeit, logisch zu denken, trainiere ich durch das Lösen von mathematischen Aufgaben. Daher ist es vollkommen unerheblich, ob ich jemals in meinem Leben wieder einen Vektor berechnen muss oder nicht. Durch das Lösen der Aufgaben haben sich die entsprechenden Strukturen in meinem Hirn überhaupt erst gebildet und können später auch für andere Dinge genutzt werden.
Gedichte interpretieren schult das semantische Verständnis und ermöglicht mir im späteren Leben, das Lesen und Umsetzen einer Betriebs- oder Aufbauanleitung.
Und damit diese Dinge auch wirklich gut "sitzen", müssen sie wiederholt getan werden. Darum machen Hausaufgaben schon Sinn.
Der fehlerhafte Müll den ChatGPT derzeit zumindest in meinem Fachgebiet produziert würde bei einem Prüfer höchstens einen herzlichen Lachanfall produzieren:
(618) ChatGPT und die Mathematik - YouTube
(618) ChatGPT und die Logik - YouTube
Auch bei den meisten anderen Themen verfolgt ChatGPT häufig eine innere "Logik", die zwar scheinbar Daten auf die es Zugriff hat sinnvoll verknüpft, in Wirklichkeit aber anfängerhafte Fehler enthält (z.B. bei der Frage ob der Kauf und Verkauf von Hitlers "Mein Kampf" in Deutschland verboten ist). Weiterhin produziert ChatGPT keinerlei Quellen und ist daher für wissenschaftliche Arbeiten sowieso völlig untauglich. Denn diese müssen Belege enthalten, und den Aufschrieb von ChatGPT dann mit Quellen zu hinterlegen (und die Schlußfolgerungen tatsächlich mit den Quellen abzugleichen) ist denke ich genau so mühsehlig wie den Text selbst zu schreiben. Daher halte ich
könnte damit im Handumdrehen eine eigene Bachelorarbeit verfassen.
für falsch, genau das kann ChatGPT nicht.
Das fällt auf, wenn eine komplette Arbeit mit ChatGPT geschrieben wird. Da müsste ein Student immer wieder korrigieren oder umformulieren und auch mal mehrere künstlich erzeugte einzelne Texte zusammenbasteln. Das kann man allerdings dann nicht verhindern. Somit könnte der größte Teil der Arbeit von KI geleistet sein, aber Studenten müssten schon noch selber etwas wissen und nachbessern.
Anders wäre es auf einem völlig neuen Gebiet. Wenn ein Mathematiker im Rahmen einer solchen Arbeit z.B. die Riemannsche Vermutung beweisen würde, wird er das wohl (HAUPTSÄCHLICH, denn einzelne Schritte kann da auch ein Computer erledigen) alleine gemacht haben.
Sehe ich auch so. Im Zentrum der Bewertung sollte ohnehin das wissenschaftliche Vorgehen und Analyse der Ergebnisse stehen. Und da ist die Thesis Imho mittel zum Zweck um es für den Prüfer verdaulichen zu machen.
Mittelfristig werden die ganzen Aspekte wissenschaftlichen Schreibens vermutlich Hygienefaktoren. Wie zB mit korrekter Rechtschreibung sichert man sich keine Plus Punkte, aber es fällt negativ auf wenn es fehlt.
Die eigentliche Frage ist Imho ob eine 60 Seitige Thesis in STEM Bereichen noch zeitgemäß ist