Steigt die Transfeindlichkeit in Deutschland/ bzw gegen die LGBTQIA+-Gemeinde?

16 Antworten

Deine "Frage" ist ein gutes Beispiel für ein Strohmann-Argument der Art Argumentum ad populum.

Insbesondere Deine Unterstellung, dass es eine stetige Zunahme der "Angriffe" gibt ist nicht belegt und auch nicht aus den öffentlichen Medien ableitbar (und nebenbei, in meinem persönlichen Umfeld auch nicht).

Den allermeisten Menschen geht die Ganze Diskussion über LGBTXYZ0815 völlig am Gluteus maximus vorbei und ich vermute auch dass die allermeisten Menschen genausowenig zwischen queer und nicht-queer unterscheiden wie zwischen weiblichen und männlichen Toilettensitzen.

Was es sehr wohl gibt ist eine lebhaftere Diskussion über Sinn und Unsinn bestimmter Genderbezeichnungen nicht zuletzt weil im Deutschen eine ziemliche Begriffsverwirrung zwischen Sex und Gender herrscht.

Da die Thematik mittlerweile fest in der Hand der politisch korrekten Meinungsmacher ohne naturwissenschaftliche Bildung aber dafür mit ausgeprägtem ideologischen Sendungsbewusstsein angekommen ist, wird gerne jede Diskussion und jedes Infragestellung "queerer" Positionen als Angriff und Beleidigung gesehen.

Politik und leider auch die Großkonzerne greifen diese unsägliche Diskussion gerne auf, weil es recht billig ist, man sich den Anschein der Moderne geben kann und weil es ganz wunderbar von echten Problemen ablenkt.

cyan33  16.01.2022, 18:12
Insbesondere Deine Unterstellung, dass es eine stetige Zunahme der "Angriffe" gibt ist nicht belegt und auch nicht aus den öffentlichen Medien ableitbar (...).

Aus öffentlichen Medien (link):

375 transgender people were killed this year (2021), a figure that has risen since last year's total of 350.
The report authors say this makes 2021 the 'deadliest year' of violence against gender diverse people since records began. One in four of those murdered were killed in their own home.
(...)
The report notes that the numbers indicate a worrying trend when it comes to the intersections of misogyny, racism, xenophobia, and hate towards sex workers.
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cyan33  16.01.2022, 18:16
@cyan33

Zu ergänzen (selber Link):

Many hate crimes and murders go unreported or, crucially, misreported in the media – meaning the actual number of deaths could be far higher.
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PeterJohann  17.01.2022, 00:02
@cyan33

Ich sehe hier eher eine Bestätigung meines Arguments.

Zum einen geht es um die Situation in Deutschland, die in dem Forbes Artikel erwähnte "Studie" bezieht sich auf das weltweite Geschehen.

Die "Studie" selbst ist wenig evidenzbasiert und letztlich nur eine nicht verifizieret Sammlung von Meldungen durch einen Haufen nicht persönlich haftbarer Daueraufgeregter.

Die Grundaussage (steigende Mordfälle) ist falsch bzw. sinnlos, weil im selben Artikel erwähnt wird, dass die untersuchte Basis vergrößert wurde. Wenn man dazu bei einer unsicheren Berichtslage eine Steigerung von 7% als signifikant annimmt kann man nur noch Rätseln ob es Absicht oder Dummheit dahintersteckt.

Am schlimmsten finde ich aber, dass hier Aussagen getroffen werden, die überhaupt keinen nachweisbaren Bezug zu Hassverbrechen haben. D.h. die relevante Frage ob es sich überhaupt um Hass oder Phobien gegen Transmenschen handelt oder eher um die in den Milieus typischen Mordraten wird überhaupt nicht gestellt (geschweige denn beantwortet).

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Mir scheint eher, dass von Seiten der LGBTQIA+ Bewegung agitiert und Hass verbreitet wird, wenn jemand nur schon gewisse Forderungen und Behauptungen hinterfragt. Da denke ich an Fragen wie z. B.:

  • Wenn z. B. Frauen eine Party nur für Frauen machen, müssen sie dann jeden Mann rein lassen, der sagt er sei eine Frau?
  • Wenn ein als Mann Geborener erklärt, er sei nun eine Frau, darf er dann an den olympischen Spielen als Frau teilnehmen? Welche Kriterien muss er dazu erfüllen?
  • Wenn ein Junge erklärt, er sei nun ein Mädchen, darf er dann mit den Mädchen zusammen duschen? Müssen die Mädchen dies akzeptieren?

Gerade zu Jugendlichen, die ihr Geschlecht ändern wollen, gibt es kaum Langzeitstudien. Wie sieht die Situation 20 Jahre danach aus? - In der NZZ vom Samstag war ein bemerkenswerter Artikel dazu. Bei vielen Jugendlichen mit diversen Pubertätsproblemen wurde eine Geschlechtdysphorie diagnostiziert. Erklärung:

Stimmt das Geschlechtsidentitätserleben nicht mit den Geschlechtsmerkmalen des Körpers überein, spricht man von Geschlechtsinkongruenz. Leidet eine Person unter der fehlenden oder beeinträchtigten Übereinstimmung, wird dies als Geschlechtsdysphorie (engl.: Gender Dysphoria; siehe unten) bezeichnet.

Bei vielen dieser Jugendlichen scheint aber nicht das Unbehagen mit dem eigenen Körper die Ursache zu sein, sondern andere psychische Probleme. Wenn deswegen keine Operation und keine Hormonbehandlung durchgeführt wurde, verschwand die Dysphorie bei 88% der Mädchen und bei über 88% der Jungen in den folgenden 3-27 Jahren von selbst. (Allerdings ist die Studienlage mager). Wenn eine Operation oder Hormonbehandlung durchgeführt wurde, hielt das Leiden in etwa 50% der Fälle an.

Beobachter erwarten deshalb eine Flut von Klagen gegen Ärzte, die Operationen oder Hormonbehandlungen an Jugendlichen durchführen. Denn wenn einmal eine Operation oder eine Hormonbehandlung begonnen wird, ist der Effekt -um nicht zu sagen der Schaden- unumkehrbar. Die Behandelten müssen ihr Leben lang weiter Hormone nehmen und die Schäden durch die Operation können beträchtlich sein.

Es ist nicht in Ordnung, wenn jeder, der so massive Eingriffe hinterfragt, als 'transfeinlich' hingestellt wird. Und falls doch, ist es vielleicht eine Auszeichnung, 'transfeindlich' zu sein?

cyan33  16.01.2022, 19:09

Man findet viele falsche Info im Netz. Achte darauf, wie Studien durchgeführt wurden und von wem (und ob sie peer-reviewed sind). Lies mal hier. Bei Fragen stehe ich dir gerne zur Verfügung.

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diderot2019  16.01.2022, 20:20
@cyan33

Danke für den Link, der mir seriös scheint. Ich habe meine Angaben wie erwähnt nicht aus dem Netz, sondern aus der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ), die freiheitlich orientiert ist und als seriös gilt. Es geht im Artikel der NZZ um Jugendliche, bei deinem Link werden Jugendliche nicht speziell erwähnt. Ob sie in den da verlinkten Studien vorkommen, weiss ich nicht.

Als Lehrer denke ich, bei Jugendlichen ist die Situation grundsätzlich anders. Der Körper, vor allem der Mädchen, ändert sich in der Pubertät grundlegend. Das das zunächst einmal zu einer Krise führen kann, leuchtet ein. Die Frage ist, ob man diese Krise wegoperieren kann und soll, oder ob es nicht eben zu den Herausforderungen der Pubertät gehört, sich vom Jugendlichen zum Erwachsenen zu entwickeln und dann eben auch einen anderen Körper und eine andere Rolle in der Gesellschaft zu haben.

Ich frage mich, ob wir den Jugendlichen einen Gefallen tun, wenn wir zusätzlich zur naturgegebenen Verunsicherung der Pubertät den Jugendlichen den Auftrag erteilen, sie sollen nun herausfinden, was ihre Geschlechtsidentität sei. Mir scheint, viele Jugendliche, die eigentlich gar keine so grossen Probleme hätten, kriegen gerade dadurch eine Krise, weil sie die Qual der Wahl haben und selbst entscheiden müssen, wer sie nun sind.

Da scheint mir das Votum aus dem NZZ Artikel wohltuend:

Es gibt Frauen, die gerne an Autos herumschrauben, und zarte Männer, die gerne nähen - und das muss in Ordnung sein. (Alexander Korte, Kinder und Jugendpsychologe)

Und:

Vielleicht wäre es wichtiger, Jugendlichen zu zeigen, dass sie in ihrer Unsicherheit völlig in Ordnung sind - anstatt frühzeitig eine Geschlechtsangleichung ins Spiel zu bringen. (Nadja Brönimann, Transfrau)

Mag sein, dass jugendliche Transmenschen ihre Behandlung selten bereuen. Meine Schwester, die ebenfalls Lehrerin ist, hat in ihrer Klasse nun so einen Fall erlebt. Wir müssen dieses Problem zumindest im Auge behalten und offen darüber diskutieren können. Ich lerne da auch gerne dazu. Mir scheint aber, die LGBTQIA+ Bewegung (grässlicher Name!) sei da sehr eifrig, Leute, die auch nur eine kritische Frage stellen als Trans-Hasser hinzustellen und zu verunglimpfen. Es muss erlaubt sein, kritische Fragen zu stellen. Oben habe ich noch andere solche Fragen aufgelistet.

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cyan33  16.01.2022, 21:56
@diderot2019

An dem zitierten Text ist auch nichts auszusetzen, ich bezog mich auf den von dir verfassten Text. Dabei nahm an, dass die Info dazu aus anderen Quellen stammt.

Zu der Frage, ob es in den Papers auch um Jugendliche geht (aus dem 2. abgebildeten/verlinkten Paper, auf der oben verlinkten Seite):

[ link] Findings around suicidal ideation and suicide attempt are presented and the impact of gender dysphoria, minority stress and medical delay, in particular, are highlighted. (...) The study revealed high rates of suicidal ideation (84 per cent lifetime prevalence) and attempted suicide (48 per cent lifetime prevalence) within this sample. A supportive environment for social transition and timely access to gender reassignment, for those who required it, emerged as key protective factors. Subsequently, gender dysphoria, confusion/denial about gender, fears around transitioning, gender reassignment treatment delays and refusals, and social stigma increased suicide risk within this sample.
(...)
The following factors were identified as elevating risk [for suicide]: younger age (<25 years), depression, a history of substance abuse treatment, a history of forced sex, gender-based discrimination, and gender-based victimization (Clements-Nolle et al., 2006).
(...)
Once they had made the decision to access medical intervention (such as hormones and surgery options), participants described external barriers – such as medical delays, cancellations and refusals – as significantly contributing to any suicidal thoughts that they experienced: (...) "(Name removed) refused me help at age 16 and forced me to wait until I was in my twenties before I could get help! At that point I became increasingly angry, depressed and suicidal – which was completely unnecessary if I had just been allowed to access hormone replacement therapy at the age of 16 – I could have avoided several years of hell” (trans woman)

In andere Studien könnte ich ähnliches finden, aber das ist jetzt schon viel Text, daher belasse ich es mal dabei.

Hier ein kurzes Video, bezüglich Detransitioning (es werden Quellen angegeben). Kommt auch darauf zu spreche, dass diese Angst, dass viele Jugendliche ein irreversibles Transitioning bereuen werden, durch Medien geschürt wird und nicht den Tatsachen entspricht.

Dein Blickwinkel haben viele Leute und ich glaube, dass du damit gute Absichten hast, aber du vergisst dabei trans-Personen. Die Leute, denen mit einem Transitioning geholfen wird und die unter der "natürlichen" Pubertät leiden.

(Bitte schau dir das Video an, falls du es noch nicht getan hast.)

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diderot2019  16.01.2022, 23:38
@cyan33

Seltsam, dass mir nun ausgerechnet der eine Fall von 200 bekannt ist, der wieder sein altes Geschlecht zurück haben wollte.

So oder so ist aber eine Operation oder das lebenslängliche Einnehmen von Hormonen ein grosser Eingriff. Wenn tatsächlich über 88% der Jugendlichen auch ohne diesen Eingriff letztlich zufrieden sein werden mit ihrem Geschlecht, sollte man diesen Eingriff wohl eher nicht machen. Dass Jugendliche, die auch sonst noch unter psychischen Problemen leiden, dies anders sehen, ist meiner Ansicht nach kein sehr schwerwiegendes Argument.

Ich bin kein Experte und möchte auch keiner werden. Möglicherweise hast du recht. Und du gehörst sicher nicht zu denen, die ich kritisiere. Ich kritisiere Leute, die in jeder Frage bereits einen Hass auf Transgender wittern. Und die gibt es. Es darf nicht sein, dass eine Professorin wie Kathleen Stock demissionieren muss, weil sie sich erlaubt, als Philosophin zu fragen, ob geborene Männer tatsächlich als Frauen an den olympischen Spielen teilnehmen sollen.

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cyan33  17.01.2022, 11:39
@diderot2019
Wenn tatsächlich über 88% der Jugendlichen auch ohne diesen Eingriff letztlich zufrieden sein werden mit ihrem Geschlecht

Quelle dazu? Klar gibt es Jugendliche, die sich Gedanken um ihr Gender etc. machen und nicht trans sind. Diese benötigen keine solche Eingriffe, werden sie (zu >99.5%, Quelle im Video) aber auch nicht erhalten. Bezüglich trans-Personen stimmt deine Aussage aber nicht. Das wüsstest du mittlerweile auch, hättest du die Info aus dem Paper & Video aufgenommen.

Ich habe mir hier die Zeit genommen, um zu versuchen dich aufzuklären, da ich in dir keine transfeindliche sondern eine missinformierte Person sah. Ich habe dir nie Transphobie unterstellt, dein Vorwurf ist fehl am Platz. Ich werde mir aber keine weitere Zeit für dich nehmen, da meine Mühe offensichtlich auch fehl am Platz war.

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diderot2019  17.01.2022, 13:02
@cyan33

Ich habe meine Quelle zitiert (NZZ vom letzten Samstag, die sich auf eine kanadische Studie berufen). Ich habe den Artikel jetzt nicht da, kann also die kanadische Studie nicht raussuchen. Mir schien das seriöser als jemand ohne Titel, der einen Youtube Film ins Internet stellt.

Ich nehme zur Kenntnis, dass es engagierte Leute wie dich gibt, die anständig und faktenbasiert diskutieren. Du gehörst sicher nicht zu den Leuten, die ich kritisiere. Ich sehe aber auch, dass es auch unter Leuten, die faktenbasiert diskutieren, unterschiedliche Meinungen gibt. Welche dieser Meinungen die richtige ist, kann ich nicht beurteilen. Und mich interessiert das Thema nicht so sehr, dass ich dazu längere Facharbeiten lesen will. Vermutlich stimmt eben die Aussage aus dem NZZ Artikel, dass es noch zu wenige klare Studien gibt. Falls ich mal mit einem konkreten Fall zu tun hätte, würde ich wohl noch einmal genauer schauen, wie der aktuelle Faktenstand ist.

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cyan33  17.01.2022, 21:49
@diderot2019
Mir schien das seriöser als jemand ohne Titel, der einen Youtube Film ins Internet stellt.

Der Mann hat einen PhD auf dem Gebiet und alle Zahlen durch seriöse Quellen belegt.

Du gehörst sicher nicht zu den Leuten, die ich kritisiere.

Da habe ich mich vorhin verlesen, mein Fehler. Aber nur weil du manchmal nicht verstehst weshalb jemand einer Person Transphobie unterstellt, muss es nicht heißen, dass die Unterstellung Fehl am Platz ist. Auch wenn eine transphobische Äußerung auf Unwissenheit basiert, bleibt es eine transphobische Äusserung, die Menschen verletzten kann. Wenn eine schwarze Person etwas als rassistisch bezeichnet, würdest du es wohl auch nicht ok finden, wenn dann eine weiße Person daher kommt und meint "Ne, finde ich nicht."

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diderot2019  17.01.2022, 22:39
@cyan33
Wenn eine schwarze Person etwas als rassistisch bezeichnet, würdest du es wohl auch nicht ok finden, wenn dann eine weiße Person daher kommt und meint "Ne, finde ich nicht.

Diesen Fall erlebe ich immer mal wieder. Wenn z. B. Jim Knopf im Kindergarten verboten wird, weil es rassistisch sei, finde ich es ok., wenn weisse Personen daher kommen und sagen: "Ne, finde ich nicht."

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Ich glaub nicht das es mehr Queerhass gibt nur heutzutage fällt er auf und ist nicht mehr so normal wie früher.

trans643 
Fragesteller
 13.01.2022, 17:04

Laut den Statistiken ist sie gestiegen

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paradox1899  16.01.2022, 16:46
@trans643

Natürlich steigt er. Das Thema war ja auch nie so präsent. 1960 gab es glaube ich ziemlich wenige Transsexuelle.

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Als "Hass/ Transfeindlichkeit/ Attacken" beschreibst du es also, wenn Menschen ihre eigene Meinung zu dem Thema haben.

Man muss nicht alles akzeptieren und mögen. Deswegen ist das noch lange kein "Hass" gegen bestimmte Gruppen. Aber es wird vielleicht zu diesem, wenn man weiterhin so intolerant ist und Menschen einreden möchte, sie seien deshalb "transhob", Nazis oder was auch immer.

Vielleicht schürt man durch solch ein Verhalten ja gerade diese Feindseligkeit. Die eigene vermeintliche moralische Überlegenheit ist eine Illusion.

Das biologische Geschlecht ist nicht zu ändern, ganz egal wie sehr man sich das auch wünscht. Und diese Meinung ist zu akzeptieren, genauso wie jeder zu akzeptieren hat, dass ein Mensch rumlaufen kann wie er möchte.

Man kann sich meinetwegen als Mango-Maracuja identifizieren und sich noch weitere dutzende soziale Konstrukte ausdenken, aber es gibt nunmal Dinge wie Biologie und Genetik, welche über den Gefühlen von Menschen stehen, welche gerne etwas wären, was sie nicht sind. Daran wird LGBTXYZ123+% auch nie etwas ändern können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Master in Psychologie - Schwerpunkt Kognitionspsychologie

Warum wird die Bezeichnung von Tag zu Tag länger? Früher war es einfach LGB, mittlerweile schon LBGTQIA+, da blickt der Normalsterbliche ja nicht mehr durch, was das sein soll. Und was der Bauer nicht kennt das mag er halt nicht. Es wird immer Leute geben, die gegen Minderheiten sind, weil sie sich denen gegenüber überlegen fühlen.