Sollte zwecks sozialer Gerechtigkeit das Bürgergeld an dem durchschnittlichen Lohn angepasst werden?
Die Bürgergeldler kommen mit den paar Kröten kaum über die Runden und müssen Flaschen sammeln, während der durchschnittslohn in Deutschland aktuell bei 52.000€ (= 4300 pro Monat) liegt. Sollte zwecks sozialer Gerechtigkeit das Bürgergeld entsprechend erhöht werden damit die Schere nicht so groß ist?
28 Stimmen
13 Antworten
Die Frage ist: Was ist überhaupt soziale Gerechtigkeit? Soziale Gerechtigkeit ist für mich, dass alle ein Recht auf medizinische Versorgung haben und dieselben Therapiemöglichkeiten, d. h. dass medizinisch notwendige Behandlungen wie z. B. Zahnersatz von Krankenkassen bezahlt werden und nicht nur Reiche ein Recht auf Zahnersatz haben. Gleiches gilt für Vorsorgeuntersuchungen: Geringverdiener sollen dieselben Ansprüche auf Vorsorgeuntersuchung haben wie Reiche.
Jeder soll das Recht auf eine Wohnung haben. Dies ist dadurch gewährleistet, dass das Jobcenter die Miete zahlt.
Nicht zur sozialen Gerechtigkeit gehört für mich Luxus, d. h. ein Geringverdiener soll ein Recht auf eine Wohnung haben, aber keinen Anspruch auf eine große Wohnung. Für eine alleinstehende Person würde eine Wohnung von 30 qm völlig ausreichen für das Grundbedürfnis.
Auch gehört für mich kein zu hoher Mindestlohn zur sozialen Gerechtigkeit. Ein Mindestlohn von 20 EUR wäre definitiv zu hoch. Jemand, der keine Ausbildung abgeschlossen hat, würde damit so viel verdienen wie ein kaufmännischer Angestellter in einem kleinen Betrieb oder in einer Zeitarbeitsfirma. Und das wäre wiederum ungerecht. Wer sich qualifiziert hat und entsprechend anspruchsvolle berufliche Tätigkeiten ausführt, der soll auch mehr Geld bekommen und auch mehr Anspruch auf Luxus haben.
Die Miete wird ja bei Bürgergeld bezahlt. Das, was zum Leben gezahlt wird, ist natürlich nicht hoch und man kann sich nicht viel leisten, aber es reicht zum Essen und trinken. Klar, ist es blöd, dass man sich Ausgehen nicht leisten kann und nicht in den Urlaub fahren kann, aber das sind keine lebensnotwendigen Dinge.
Ich war selbst mal Harz 4 Empfänger. Ich konnte mir da auch nichts erlauben. Es war blöd, aber das Problem war nicht, dass es zu niedrig war, sondern dass ich es nicht geschafft habe, eine gut bezahlte Tätigkeit zu finden.
Soziale Gerechtigkeit gibt es nicht. Es gibt maximal einen sozialen (finanziellen) Ausgleich. Niemand hat sich sein soziales Umfeld (Familie und Co.) ausgesucht. Man kommt auf die Welt und muss mit dem klarkommen, was man dann vorfindet.
Für eine echte "soziale Gerechtigkeit" muss viel mehr passieren, als Geld zu verteilen. Geld verteilen, damit jeder in seiner Existenz und gesellschaftlicher Teilhabe gesichert ist, ist das mindeste und die leichteste Übung. Daran dürften keine Bedingungen geknüpft sein.
Deine vorgegebenen Antworten kann ich so nicht beantworten.
Da wir eigentlich nicht in einer reinen Verteilgesellschaft leben, ist es für mich nicht sozial gerecht, wenn ein großer Anteil der Gesellschaft sich nur auf der Nehmer-Seite positioniert.
Früher gab es mal so etwas wie Leistungsanspruch, das finde ich immer noch ganz gut. Es kann nicht sein, dass die einen überwiegend nur schaffen und die anderen überwiegend nur nehmen.
Als soziale Gerechtigkeit würde ich es empfinden, wenn leistungsfähige (d.h. körperlich und geistig nicht beeinträchtigte Gesellschaftsschichten) so eingebunden werden, dass sie mit Arbeit ihren Anteil an der Geberseite leisten.
Vielleicht auf deine Antwortmöglichkeiten zurückkommend:
Nein, ich wäre nicht dafür, dass das Bürgergeld für die, die arbeiten könnten, an den Lohn angepasst wird, sondern dafür, dass sie Tätigkeiten ausführen, für die sie dann entlohnt werden.
Selbstverständlich leben wir in einer "Verteilgesellschaft". Jeder ist Nehmer und Geber. Die einen nehmen so viel, dass sie Millionen und Milliarden aufhäufen. Andere sollen sogar in ihrem Existenzminimum eingeschränkt werden, nur weil sie nicht so viel (Arbeits-)Leistung geben, wie es andere von ihnen erwarten...
Das „Bürgergeld“ sollte eher halbiert werden - das wäre „sozial gerecht“ gegenüber denjenigen, die sich Tag für Tag aus dem Bett quälen müssen, um auf die Arbeit zu gehen…
Umso besser für Dich - bei den Bauarbeitern während unseres Umbaus sah das etwas anders aus…
Und Ja! zur Gerechtigkeit gegenüber denen, die die Last tragen, und für sich und die Bürgergeldempfänger arbeiten gehen - was die wenigsten aus Spaß machen!
Wer malocht, muss mehr haben!
Ich quäle mich nicht aus dem Bett. Ich tue das gerne