Sollte ich die Klasse überspringen?
Ich bin Klassenbeste und langweile mich extrem in der Schule. Jetzt wurde mir angeboten, dass ich nach den Sommerferien anstelle in die 9. Klasse zu wechseln, direkt in die 10. kann.
Vorteile:
-Das Schulgeld ist ziemlich teuer und ich würde meinen Eltern damit ziemlich viel ersparen
-ich würde mich nicht mehr in (fast) allen Fächern langweilen
Nachteile:
-ich habe noch nie gelernt und in diesem Fall müsste ich es dann vermutlich
-ich bin in den Sprachen nicht sonderlich begabt und da würde ich dann erstmal vermutlich etwas zurück hängen (stehe zur Zeit auf einer 2)
- alles würde für mich stressiger werden und ich könnte nicht mehr einfach mit der Information "hat keine Lust auf Unterricht" fehlen
-ich müsste in eine neue Klasse und habe schon so immer Probleme damit, mich in neuen Gruppen einzufinden
-die Noten meiner Klassenkameraden würden total schlecht werden, da sie nicht mehr von mir abschreiben können.
Ich weiß halt, dass es meine Eltern extrem entlasten würde, aber ich habe einfach total Angst davor, dann plötzlich sozusagen zu versagen...
Ich bin jetzt schon die Jüngste in der Klasse und habe keine Lust, dann noch jünger zu sein
10 Stimmen
3 Antworten
Für meinen Sohn hat sich dieselbe Frage gestellt.
Wir Eltern waren in der günstigen Situation, dass wir beide für beide Lösungen offen waren und ihm die Entscheidung überlassen konnten. Er hat sich dagegen entschieden, und das ging gut.
Aber bei ihm handelte sich um eine andre Ausgangssituation:
- Wir waren in England und wussten, dass er in Deutschland in ein humanistisches Gymnasium eintreten wollte, um nicht viele Jahre sinnlosen Englischunterricht zu erhalten. Daher hatte er in der Zeit vor der Rückkehr nach Deutschland drei Jahre lang mit älteren Schülern Latein gelernt und außerdem parallel sich in den Computer und in Computersprachen hereingefunden und Klavierunterricht gehabt. Er hatte da also immer etwas zu lernen.
- Als er in Deutschland während der Englischanfangsunterrichts englische Bücher lesen wollte, waren die Lehrer zwar einverstanden, die Mitschüler aber nicht. Daraufhin hat er im Englischanfangsunterricht mitgemacht. (Das fand er vermutlich so witzig, wie wenn er mich Englisch sprechen hörte. Zwar hatte ich in England Englisch gelernt, aber mein Akzent!) Zum Ausgleich gegen die Langeweile im Englischunterricht konnte er sich mit deutscher "Heimatkunde" beschäftigen und Orgel lernen.
Das heißt, er hatte immer etwas zu lernen gehabt und im Englischunterricht gelernt, wie man im Sprachunterricht auch etwas anderes lernen konnte als diese Sprache.
Ich vermute, für dich ist es besser, wenn du früh genug wieder das Lernen lernst. Das kann man auch, wenn man mehrere Jahre jünger ist als die anderen. Wenn du erst nach dem Abitur mit dem Lernen lernen anfängst, wird der Übergang zum Studium sehr hart.
Aber die Entscheidung solltest du treffen.
Trotzdem sage ich noch etwas ganz Allgemeines: Wenn man nicht früh lernt, eine gewisse Angst vor etwas Neuem zu überwinden, dann wird das nachher immer schwerer. Und im Laufe des Lebens wird man immer wieder einmal mit etwas unbekanntem Neuen konfrontiert.
Nicht immer ist es wie bei der ersten Liebe, wo man sich vor Begeisterung das Neue kennenzulernen, geradezu überschlägt.
Wenn ich dir noch einen Ratschlag geben darf? Lies zu den Gebieten, die dich interessieren, möglichst viel in der Wikipedia in den Sprachen, wo du weniger gut bist. - Aber der Hauptratschlag bleibt: Entscheide du selbst!
Günter de Bruyn hat über seine (unerfüllte) Liebe zu einem Mädchen kurz und knapp geschrieben: Wir waren gleich alt. Also war ich viel zu jung für sie.
Falls du in einer gemischten Klasse sein solltest, hättest du als fast 2 Jahre Jüngere endlich mal Jungen in der Klasse, die auch so reif sein könnten wie du.
Also ich bin mir ziemlich sicher, dass du das auch erstmal Probeweise nach den Sommerferien machen kannst. Wenn du denkst, dass du es nicht schaffst, kannst du auch noch wieder zurück.
Naja, das wäre aber irgendwie ein Versagen...
Es wäre versagen, wenn du das ganze Jahr durchziehst und dann sitzen bleibst.
Du probierst es nur aus, das heißt nicht, dass du versagt hast.
Ich würde mich aber so fühlen... Dann hätte ich alle Leute um mich herum enttäuscht...
Wenn du das denkst, dann lass es eben und langweile dich weiter. Wenn man nichts riskiert gewinnt man auch nichts.
Das Überspringen der Klasse wird oft nicht zu Ende gedacht. Dann kommt es dazu, dass 17jährige in der Uni rumlaufen, wo sie in dem Alter nun wirklich nichts zu suchen haben. Auch Professoren sind von den Kindern an der Uni nicht begeistert.
Wieso haben 17 Jährige an Unis nichts zu suchen? Wenn sie sich angemessen verhalten?
Zudem hätte ich lieber 17 Jährige in meinen Vorlesungen, als noch vom Vorabend verkaterte "erwachsene" Studenten.
Die sind ja nicht einmal volljährig. Sie können keinen Mietvertrag abschließen, und es gibt Fälle, da kamen die Mütter mit in die Sprechstunde bei den Lehrenden.
Das ist lächerlich ja.
Aber um ehrlich zu sein, ich kann das vermutlich schlecht beurteilen, ich besuche teils (als Gasthörer) auch ein paar Vorlesungen und bin daher vermutlich überzeugt, dass das problemlos möglich sein kann.
Ich denke, es muss das Verhältnis stimmen. Wenn ein 17 Jähriger von der Mutter begleitet wird, dann ist das ein grundsätzliches, fatales Problem, welches in der Erziehung liegt, aber nicht am Alter. Denn eigentlich sollte es problemlos möglich sein, dass ein 17 Jähriger soweit selbstständig ist.
Vielleicht bin ich da zu konservativ oder durch meine eigene Entwicklung geprägt. Ich war 22, als ich die Uni betrat (18 Monate Ersatzdienst nach dem Abitur). Ganz jungen Abiturienten würde ich immer ein soziales Jahr oder ähnliches empfehlen.
Du warst offensichtlich neidisch über die 17-jährigen die im UNI waren 😂🤣
Vielen Dank für die Antwort!
Also ich lerne auch, sogar extrem viel, nur eben nicht für die Schule.
In meiner Freizeit spiele ich zum Beispiel ganz viel Klavier und sonst habe ich mir selber Programmieren beigebracht (beherrsche Java, JavaScript und etwas C).
Wenn mir das zu langweilig wird, dann höre ich mir Vorlesungen vom MIT oder Harvard über die Superposition oder allgemein Quantenmechanik an.
Nur in der Schule passe ich eben im Unterricht so weit auf, dass ich die Themen verstehe und löse die Aufgaben und dann bin ich halt mit den Gedanken ganz weit weg.