Sind demokratische Wahlen das Optimale?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  1. Wahlen sind nicht dazu da, um die Wahrheit zu finden, oder zwischen richtig udn falsch zu entscheiden, sondern einfach nur darüber, was getan werden soll.
  2. die sonstigen Probleme der Demokratie sehe ich auch, jedoch kenne ich aus der geschichte kein Herrschaftssystem, dessen Problematiken - wenn auch vielleicht anders geartet - nicht größer gewesen wären als jene der Demokratie.
  3. was ich mit vorstellen könnte angesichts der technischen Möglichkeiten heutzutage, wäre mehr direkte anstatt repräsentative Demokratie. auch würde ich beim Wahlmodus einer repräsentativen Demokratie die Nichtwähler mit repräsentieren anstatt sie wie bisher zu ignorieren, indem ich, deren Stimmanteil entsprechend, Abgeordnete aus dem Volk per Losentscheid bestimmen würde (ähnlich zB der Schöffenernennung bei Gericht).

Für ein Land unserer Größe und Strukturierung sehe ich keine bessere Regierungsform. Wir stehen im Demokratieindex bei den Ländern größer 20 Mio. Einwohnern mit Kanada weit vorne.

Eine direkte Demokratie oder eine mit einer Vielzahl an Volksentscheiden ist in Deutschland praktikabel nicht möglich und wäre auch von den Kosten enorm. Zudem muss man davon ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit des Wahlvolkes zu den jeweiligen Themen gar kein fundiertes Wissen hat und somit die Unwissenheit Entscheidungen treffen würde. Auch die durchaus komplexen Schnittstellen zu anderen Politikthemen wäre für die Bürgerinnen und Bürger gar nicht nachvollziehbar. Da könnte man auch gleich würfeln.

Dass wir mehrere konkurrierende Parteien haben, ist für Wählerinnen und Wähler von Vorteil, da man sich noch am ehesten mit einem konkreten Parteiprogramm identifizieren kann. Allerdings - dem Willen des Volkes geschuldet - sind es momentan mehr Parteien, als einer effizienten Politik gut tut. Bei einer Koalition aus 3 oder mehr Parteien verwischen die Programme und werden zu einem Brei aus den Koalitionsvereinbarungen, der dann kaum mehr etwas mit dem Programm zu tun hat, dass die/der Einzelne gewählt hat. Bei noch mehr Parteien gibt es dann sehr schnell ein Chaos in Politik und Regierung (siehe Israel, Italien, usw.), da es entweder permanent Neuwahlen gibt oder das Land global gesehen keinen verlässlichen Kurs aus Sicht der anderen Länder hat.

Die aktuelle Politik betrachtet muss - nur als Beispiel ! - gesehen werden, dass ein maßgeblicher Teil der Politik von einer Partei bestritten/gelenkt wird, die gerade einmal knapp 15% der Wahlstimmen auf sich vereinigen konnte. Mathematisch wären somit 85% mit diesen Aktionen NICHT einverstanden. Das ist die Kehrseite, der sich das Wahlvolk alle paar Jahre bewusst sein sollte (hach, wäre das schön 😉😊).

Woher ich das weiß:Hobby – Kommunalpolitik und Themen bis auf Landtagsebene

Churchill soll 1947 mal gesagt haben:

Many forms of Government have been tried, and will be tried in this world of sin and woe. No one pretends that democracy is perfect or all-wise. Indeed it has been said that democracy is the worst form of Government except for all those other forms that have been tried from time to time.…’“

(etwa: Viele Regierungsformen sind ausprobiert worden und werden in dieser Welt der Sünde und des Unheils ausprobiert werden. Niemand behauptet, dass die Demokratie perfekt oder allwissend ist. In der Tat wurde gesagt, dass die Demokratie die schlechteste Regierungsform ist, abgesehen von all den anderen Formen, die von Zeit zu Zeit ausprobiert wurden. ....)

Kann man es treffender ausdrücken?

Weder Demokratien noch Menschen sind perfekt .

Damit können und müssen wir leben.

Man könnte es wie im antiken Griechenland machen und jeden Monat einen Teil, oder alle der Abgeordneten aus dem Volk, bzw. derjenigen die daran teilnehmen wollen per Losverfahren ziehen. Klar, viele werden sich dabei vielleicht denken, dass das gefährlich ist, man könnte ja aber auch an das Schicksal glauben, was in dem Fall vielleicht hervorragende Abgeordnete an die Macht bringt. Man kann es nicht wissen, wenn man es nicht ausprobiert.

WilliamDeWorde 
Fragesteller
 18.05.2023, 15:31

Das klingt wie die Wahl der Laienjury bei amerikanischen Gerichtsprozessen. Ich denke, die Leute sollten auch Ahnung haben. Oder Volksabstimmung zu allem? Mit welchen Regeln?

0
horribiledictu  18.05.2023, 15:37
@WilliamDeWorde

Ahnung? jemand aus dem Volk hat sicher mehr Ahnung vom Leben der Allgemeinheit als ein durchschnittlicher hoher Politiker. außerdem ist Ahnung nicht Voraussetzung dafür, eine demokratisch valide Entscheidung zu treffen, denn es wird ja nicht über richtig/falsch (im faktischen udn im moralischen Sinne) abgestimmt, sondern nur darüber, was getan werden soll.

1
GrandVoyager  18.05.2023, 15:42
@WilliamDeWorde

Idealerweise stelle ich mir vor auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt einfach mehrere unterschiedliche Verfahren zur Regierungsbildung zu testen und schauen was am besten funktioniert, allein durch die technischen Möglichkeiten des Internets ist heute viel mehr möglich als in früheren Jahrhunderten in denen vielleicht auch schon gute Konzepte ersonnen wurden, die nur an der technischen Machbarkeit gescheitert sind.

1
WilliamDeWorde 
Fragesteller
 18.05.2023, 15:42
@horribiledictu

Die Allgemeinheit weiß sicher mehr, aber kann viel fordern ohne rechnen zu können. Außerdem liegt der optimale Weg nicht an den Extrempunkten von schwarz oder weiß. Das ist das Problem bei Unterschriftensammlungen z.B.

0
horribiledictu  18.05.2023, 15:45
@WilliamDeWorde

die Demokratie geht von der Einstellung aus, dass der "optimale" Weg immer der ist, den die Mehrheit will.

udn rechnen? schau dir unsre Staatsverschuldung an!

0
WilliamDeWorde 
Fragesteller
 18.05.2023, 15:48
@horribiledictu

Das entspricht aber eher der Diktatur der Mehrheit über die Minderheit, Bolschewiki über Menschewiki. Der Trend kehrt sich aber grade um. Die Mehrheit will unbedingt die Minderheiten nach vorn schieben und beachten bzw. überbeachten. - Ich finde, auch gewählte Politiker sollen den Willen der Verlierer mit teil-durchsetzen, denn sie sind ein Teil des beherrschten Volkes.

0
WilliamDeWorde 
Fragesteller
 18.05.2023, 15:50
@horribiledictu

Schau dir Erdogans Staatsverschuldung an. Er hat die "Größe des Landes" mit dem Geld der Nachkommen finanziert, sprich Inflation und Entwertung von Ersparnissen. Aber 50% jubeln ihm zu

0
GrandVoyager  18.05.2023, 15:51
@WilliamDeWorde

"Ich finde, auch gewählte Politiker sollen den Willen der Verlierer mit teil-durchsetzen, denn sie sind ein Teil des beherrschten Volkes."

Oder einfach einen Teil der Gesetzgebung, die nicht systemrelevante Bereiche betrifft, per Volksabstimmung abstimmen lassen. Wenn sich diese Volksentscheide bewähren, könnte man sie ja auch nach und nach auf weitere Bereiche ausdehnen.

1
GrandVoyager  18.05.2023, 15:56
@WilliamDeWorde

"Aber 50% jubeln ihm zu"

Das ist aber nur ein Jubeln auf Zeit solange die Seimik dabei mitmacht. Sobald auch im Westen des Landes die Plattentektonik die Spannungen entlädt, werden auch in Istanbul und Ankara die angeblich Erdbebensicher gebauten Häuser wie Kartenhäuser zusammenfallen - spätestens dann ist es vorbei mit Erdogan dem Präsidenten.

0