Sind Bettler meistens Obdachlose und wenn ja, warum sind die Obdachlos, wenn es doch eigentlich auch Hilfsmöglichkeiten gibt?

Das Ergebnis basiert auf 25 Abstimmungen

Kann man nicht so pauschal sagen 84%
Ja sind meistens Obdachlose 16%

12 Antworten

Kann man nicht so pauschal sagen

Klassische Obdachlose haben meist eine gesellschaftliche Abwärtspirale hinter sich, oft ( nicht immer) mit einer Suchtproblematik und nicht selten psychisch angeknackst. Diese Leute sind fast nicht mehr in der Lage, einen regelmässigen Job zu übernehmen, pünktlich irgendwo zu erscheinen und haben oft auch grosses Misstrauen gegenüber den Behörden - man sagt gern " das ist selber so gewählt", aber es sind oft schlecht verkraftete Schicksale, die Menschen auf der Strssse landen lassen.

Dann gibt es natürlich noch junge Aussteiger /Ausreisser - auch hier spielt aber oft bereits eine Suchtproblematik und/oder massive Probleme im Elternhaus oder auch mit der Polizei oder anderen Behörden eine Rolle, so dass der Weg "zurück" stark erschwert sein kann. Auch hier ist das Jobcenter mit seinen strikten Abläufen ungeeignet, die Leute aufzufangen.

Für diese Gruppen gibt es in Städten oft niederschwellige Angebote von Hilfswerken, zb eine Gassenküche, eine Postadresse (ganz wichtig!), Internetzugang oder auch mal eine Tiersprechstunde für die Hunde.

Die erwähnten "Bettlerbanden" (oft einfach nur Mitglieder einer Grossfamilie und keine "mafia" ) sind nicht echt obdachlos, sondern haben in ihrem Heimatdorf Wohnsitze - für sie ist einige Wochen Betteln im Westen lukrativer, als schlecht bezahlte Taglöhnerarbeit in ihrer Heimat.

Wir unterscheiden zwischen wohnungslos und obdachlos.

Bettler sind nicht immer eins von beidem.

Das Jobcenter vermittelt keine Wohnungen, sondern stellt unter den entsprechenden Voraussetzungen eine Geldleistung bereit.

Um diese Leistung zu bekommen, muss eine Meldeadresse vorhanden sein.

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Was kann dazu führen, dass jemand keine Meldeadresse hat, und nicht nur wohnungslos sondern wirklich obdachlos ist ?

Ich gehe von meinem Fall in den 90 igern aus.

Das ist nur lesenswert, wenn es einen wirklich interessiert

Verheiratet, 3 Kinder, 5 Zimmer-Wohnung, damals rund 3.200- Mark netto Einkommen ( mit Nebenjob ) als Alleinverdiener + ca. 350 Kindergeld, keine nennenswerten Ersparnisse, aber zwei Autos, zwei Familienurlaube p.a., Wohnkosten, Kfzs ( Finanzierung, Versicherung ) Vereinsbeiträge etc..kamen alleine auf jahresdurchschnittlich rund 2300.- Mark

Eines Tages erklärt mir meine Ex, sie wolle sich trennen, habe einen neuen Freund, und dieser würde ab sofort öfter bei ihr übernachten.

Dass sie bei gemeinsamer Wohnung das Recht hat, Besuch mit Übernachtung zu haben, hatte sie schon anwaltlich geklärt.

Sollte ich in irgendeiner Form aggressiv werden, könne sie ratz fatz erwirken, dass ich die Wohnung gar nicht mehr betreten darf.

Da ich mir ausmalen konnte, dass ich es nicht aggressionslos ertragen kann, wenn nebenan meine Frau mit einem anderen Mann schläft, bzw. dieser überhaupt anwesend ist...musste ich von mir aus raus.

Als Meldeadresse blieb mir die Wohnung vorläufig erhalten, und übernachten konnte ich mal hier und dort, teils schlief ich im Auto, teils auf einem Campingplatz, oder heimlich im Betrieb im Heizungsraum.

Den Nebenjob konnte ich nicht mehr ausüben, dazu wäre eine vernünftige Schlaf/Sanitär- und Erholungsmöglichkeit nötig gewesen, und auch meinen Hauptjob konnte ich nur mühsam aufrechterhalten.

Ich versuchte auch mit den letzten Ersparnissen irgendwo im Ausland unterzukommen und Arbeit zu finden, weil ich einfach "weg" sein wollte.

Zeitnah kamen dann die Unterhaltsforderungen. Mir blieb ein Selbstbehalt von 900 Mark, mein KFZ kam dann bald weg.

Nach wenigen Monaten gab meine Ex die Wohnung auf und zog 100 km entfernt mit ihrem Freund und den Kids zusammen. Die 5-Zimmerwohnung konnte ich natürlich nicht übernehmen, die hätte warm rund 1.200 monatlich gekostet.

1.Schritt: Wohnungssuche.

--fand jedoch keine für mich bezahlbare Wohnung, und hatte auch das Geld für eine Kaution nicht mehr

2.Schritt: bei Verwandten und Bekannten betteln, dass sie mich übernachten lassen, und erlauben, meinen Wohnsitz bei ihnen anzumelden.

--übernachten klappte öfter, Wohnsitzanmeldung erlaubte mir Niemand ( teils waren sie selbst im Wohngeldbezug ) oder es machte ihnen ein schlechtes Gefühl.

Zudem öfter neben Mitleid auch der Hohn und Spott: " Tja, du wolltest ja unbedingt diese Frau, wir hätten dir gleich sagen können, dass das nichts wird..aber man will sich ja nicht einmischen. Bist ja selbst schuld "

3.Schritt: Endlich dem Chef die ganze Sache voll umfänglich berichten.

--ich erhielt die Auskunft, dass es natürlich bedauerlich sei, aber man mich nicht beschäftigen DARF, wenn ich keinen Wohnsitz habe

Kein Wohnsitz ( Meldeadresse) = keine Arbeit, und somit auch kein Anspruch auf ALG ==>> daraus könnte betteln erfolgen.

OK

In meinem Fall kam es nicht soweit, da ein befreundeter Geschäftspartner meines Chefs einen Mietwohnungsblock hatte, und just ging ein Mieter raus, und ich bekam ein 1-Zimmer Appartment.

Kaution zog mir mein Chef in kleinen Raten vom Gehalt ab...bzw. von den 900.- Mark Selbstbehalt, ebenso die Miete in Höhe von warm 490.- und überwies das direkt an den Vermieter.

Zunächst wurstelte ich mich zwei/drei Jahre lang mit rund 200.- Mark durch, die mir nach Abzug von den Kautionsraten, Strom und Telefon, sowie Monatskarte noch blieben.

Dann ging es allmählich wieder aufwärts. Der Selbstbehalt wurde auch höher, aber hauptsächlich begünstigt dadurch, dass das älteste Kind bei mir wohnen wollte, und das jüngste Kind bei mir wohnen musste, weil die Mutter andere Lebenspläne hatte.

Da sah auch der Staat ( Jugendamt ) dann Handlungsbedarf in Form einer unterstützenden Sozialpädagogischen Familienhilfe, sowie die Wohnungsgesellschaften, die mir als alleinerziehendem Vater mit zwei Kindern einen gewissen Vorzug einräumten, und ich nach kurzer Zeit eine 3- Zimmerwohnung bekam, in der ich heute noch lebe.

Längere Zeit waren wir noch Aufstocker ( ergänzende soziale Leistungen ), und somit dennoch recht knapp dran, aber auch das ist jetzt schon wieder einige Jahre um

kwon56  10.03.2022, 11:50

Alles Gute.

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Jogi57L  10.03.2022, 13:41
@kwon56

Machst du eigentlich TKD, bist Koreaner, oder ist der Name einfach so gewählt, lieber Herr Faust oder Hand:-)

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Kann man nicht so pauschal sagen

Wie schon erwähnt wurde gibt es eine Bettelmafia. Also Leute wo sich dort anschließen müssen auf die Straße gehen und eben betteln, das Geld wird dann soweit ich weiß aufgeteilt.

Aber es gibt auch ein paar Jugendliche die von zuhause abgehauen sind und deswegen betteln. Ofz sind die nicht obdachlos.

Es gibt auch so Leute die die Nettigkeit von anderen Menschen ausnutzen und so tuen als wären sie auf das Geld angewiesen, also die denken sich eine Story aus und betteln.

Es gibt auch eine Doku, evtl auch mehrere wo eine Frau darüber redet das sie immer mal wieder nach München fährt zum Betteln, weil sie sonst ihre Kinder nicht versorgen kann.

Also es gibt verschiedene Gründe und auch verschiedene Menschen die Betteln.

Woher ich das weiß:Recherche
Kkkkk22  10.03.2022, 04:00

Kann ich nur bestätigen. Habe mich mit einem „Obdachlosen“ unterhalten über „seinen“ Hund. Letztendlich habe ich ihm Geld gegeben damit er ihm und seinen Hund was zu essen kaufen kann. Lieb bedankt und das ist ja ne Riesen Hilfe:) später wieder an ihm vorbei und Hund war weg. War nicht seiner, auch nicht von einem in seinem Kreis. Letzten Endes war der Hund nur neben ihm weil der Besitzer eine Besorgung in einem der Läden gemacht hat:)

Situation schamlos ausgenutzt:D

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ToxixAsuna  10.03.2022, 04:03
@Kkkkk22

Das ist mies...

Also bei uns hier sitzt ein Mann mit seinem Hund immer vor einem Supermarkt, wir kaufen ihm wenn er da ist und wir eben einkaufen gehen immer ein oder mehr Päckchen Hunde Futter...

Deswegen würde ich solchen Menschen wirklich nur Brötchen, Trinken, Tier Futter usw. Kaufen und denen nicht wirklich Geld geben.

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Kkkkk22  10.03.2022, 04:06
@ToxixAsuna

Genau deiner Meinung. Ab diesem Tag habe ich kein Geld mehr gegeben. Es tut mir sehr leid für die, die es wirklich benötigen aber wie du schon sagst, essen und trinken kaufen tut es genauso und erst dann weißt du ob die Dankbarkeit echt ist:)

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Kann man nicht so pauschal sagen

Ich weiß nicht, ob du dir vorstellen kannst, wie es ist, wenn du nichts mehr hast, außer dich selbst oder Leute, denen es keinen Deut besser geht, als dir.

Du hast nichts zu essen, keine Bleibe, keine Familie und keine Freunde, bei denen du unterkommen kannst.

Vielleicht hast du Suchtprobleme oder bist krank, möglicherweise sogar beides. Wenn nicht, dann empfindest du vielleicht Scham, weil du eben nichts hast und auf der Straße sitzt. Dein Selbstwertgefühl geht den Bach runter, wenn du draußen hockst und unsichtbar für die Gesellschaft bist. Du redest dir vielleicht sogar ein, dass du jetzt zum Abschaum gehörst. Keiner zum Reden da, keiner dem du deine Sorgen anvertrauen oder bei dem du dir einfach alles von der Seele quatschen kannst. Du frisst das in dich hinein und das ist richtig schädlich, weil es dich nur noch mehr kaputt macht und davon abhält, die Zügel in die Hand zu nehmen.

Und irgendwann freundest du dich mit der Situation in der du steckst an, weil du es dir gar nicht mehr wert bist, du nicht weißt, wo du wie anfangen sollst und/oder dich einfach schämst, um Hilfe zu bitten.

So geht es selbstverständlich nicht jedem Obdachlosen aber vielen. Isolation von der Gesellschaft - ob gewollt oder nicht - tut keiner Psyche auf Dauer gut und schon gar nicht denen, die sowieso schon jede Hoffnung verloren haben, dass sie das Lenkrad irgendwann nochmal rumreißen können.

"Such dir einfach Hilfe" ist eben immer leicht gesagt und ich denke, der Satte sollte den Hungernden nicht belehren.

Guck mal hier rein, wenn du magst:

https://www.youtube.com/watch?v=-nEORAuyi9s

Kann man nicht so pauschal sagen

Um Geld vom Jobcenter zu bekommen brauchst du eine Meldeadresse, aber um eine Wohnung zu bekommen brauchst du Geld.
Es ist nicht so einfach von der Straße zu kommen wie manche gern glauben.

Ein Kumpel von mir war obdachtlos und schaffte es erst runter zu kommen als er bei einem Freund erstmal wohnen durfte.

Lmorg  10.03.2022, 04:10

Danke. Wenn es eines gibt, was mir die Hutschnur platzen lässt, dann diese Ignoranz von denen, die behaupten, dass man immer Arbeit findet, wenn man will und es somit die eigene Schuld der faulen Obdachlosen ist, dass sie mit nichts auf der Straße hocken.

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