Sind Bareknucklekämpfe weniger gefährlich als Kämpfe mit Handschuhen?
Hallo, stimmt es, dass Bareknucklekämpfe im Vergleich zu "normalen" Boxkämpfen, mit Boxhandschuhen weniger gefährlich sind? Habe mir ein Video von einem Bareknucklekämpfer Namens Tom, der bei King of the Streets und anderen Events mitgekämpft hat angeschaut, und der meinte, dass Kämpfe mit Handschuhen sogar gefährlicher sind als solche ohne. Aber wie kann das sein? Warum sind dann Kämpfe mit Blanken Fäusten verboten, bzw. seltener gesehen?
5 Antworten
Hab auch schon Bareknuckle gekämpft und im Prinzip ist es einfach so das ohne Handschuhe einfach mehr oberflächlichliche Verletzungen, Cuts, Platzwunden etc. entstehen. Mit Handschuhen kann man aber viel fester zuschlagen und es kommt zu mehr Schlägen auf den Kopf was fürs Hirn auf Dauer schädlicher ist. Beim Bareknuckle reicht manchmal schon ein gut platzierter Schlag. Also Bareknuckle sieht vlt. schlimmer aus aufgrund des ganzen Bluts etc. aber als gefährlicher im Vergleich zu normalen Kämpfen würde ich es nicht bezeichnen.
Ok, nachdem bisher nur Theoretiker geantwortet haben...
Ich habe einige Jahre lang Bareknuckle gekämpft. Also nix "ich vermute" oder Hörensagen. Dass sich Bareknuckle Fighter die Knöchel brechen ist hanebüchener Blödsinn. Natürlich härtet man sich vorher die Fäuste entsprechend ab. Ich habe schon sehr oft den Schädel meines Gegners getroffen und zwar so, dass es sichtbare Wirkung hatte (sprich: Platzwunde) und rate mal, wie oft ich mir die Knöchel gebrochen habe - genau.
Noch nie.
Also was ist gefährlicher?
Da sage ich ganz klar: Das kommt darauf an. Da gibt es diese mögliche Langzeitfolge namens Chronisch-traumatische Enzephalopathie, die mittlerweile auch einigermaßen erforscht ist. Kurz und simpel zusammengefasst: Durch ständiges Durchgeschütteltwerden kann das Gehirn im Schädel Schaden nehmen, der sich erst deutlich später zeigt. Besonders verbeitet ist das Ganze bei so Geschichten wie American Football, Boxen, Eishockey usw. Als bekannte Opfer dieser Erkrankung werden u.a. im Boxen Jack Dempsey oder auch Sugar Ray Robinson genannt.
Das liegt einfach an der schieren Menge an Kopftreffern, die der normale Boxer bei einem Boxkampf mit Handschuhen davon tragen kann. Die Handschuhe schützen nicht nur die Hände des Schlagenden, so dass dieser völlig hemmungslos zuschlagen kann, sondern verteilen auch die kinetische Energie eines Treffers auf eine etwas größere Fläche. Aber was passiert, wenn ein Boxer einen oder zwei Cuts hat und die weiter aufreissen und das Blut spritzt?
Richtig: Der Kampf wird abgebrochen.
Nur dass blutende Platzwunden beim Bareknuckle eben sofort nach dem ersten Treffer auftreten können. Denn wenn blanke Knöchel auf einen Schädel treffen, dann gibt normalerweise das weichste und schwächste zuerst nach und das ist die Haut, die dann aufklafft. Deswegen sind Bareknucklekämpfe in der Regel deutlich kürzer als Boxkämpfe und beinhalten viel weniger schwere Kopftreffer.
Bis Anfang des 20. Jahrhunderts waren übrigens Bareknucklekämpfe die Norm und nicht die Ausnahme. Die Handschuhe wurden dann eingeführt, eben um vermeintlich die Kämpfer zu schützen und die Kämpfe weniger blutig ablaufen zu lassen, denn wie du auch hier an den Kommentaren gesehen hast: Einige Leute sehen es als "barbarisch" an, wenn Blut fliesst. Das war damals so und ist es heute. Deswegen wurde das Boxen eher unblutig gemacht und erst später kamen dann die Ärzte dahinter, dass das Boxen mit Handschuhen andere Gefahren birgt.
Was ist jetzt gefährlicher/schlimmer?
Beim Bareknuckle ist die Infektionsgefahr ziemlich hoch. Du bekommst eine geknallt, die Haut platzt auf und damit hast du eine offene Wunde, die sich dann auch dank Schweiß und anderer Dinge entzünden kann. Und das Ganze sichtbar im Gesicht. D.h. durch Bareknuckle bekommst du relativ bald ein "interessantes" Gesicht, welches dann in weiterer Folge zu recht negativen gesellschaftlichen Reaktionen führen kann. Ich habe auch so meine Narben und weiss, wie engstirnig die Leute sein können, wenn sie erfahren, woher ich die Dinger habe.
Der "Vorteil" beim Bareknuckle allerdings ist: Von solchen Treffern kannst du wirklich nicht viele einstecken. Ein Dutzend wäre schon extrem viel, zumindest wenn wir von einem recht normalen Kampf reden und nicht von irgendeinem Untergrund-Hahnenkampf-Sch**ssdreck. Sobald das Blut aus der offenen Augenbraue ins Auge gelaufen ist, ist es eh vorbei. Das brennt so dermaßen und verklebt dir die Wimpern, da kann kein normaler Mensch mehr weiter kämpfen.
Beim Boxen sind diese dauerhaften Spuren im Gesicht nicht ganz so verbreitet. Dafür sind ein Dutzend schwere Kopftreffer eine "gemütliche erste Runde von 12". Besten Danke.
Meine Entscheidung fiel genau für das Bareknuckle und gegen das Boxen mit Handschuhen aus, weil mir mein Aussehen nicht so wichtig ist, aber meinen Lebensunterhalt verdiene ich mit meinem Kopf, da ist eine CTE im fortgeschrittenen Alter keine sonderlich verlockende Aussicht.
In einem privaten Verbund von Kampfsportlern verschiedenster Arten (MMA, Karate, Muay Tahi usw.). Offizielle Verbände gibt es ja dafür keine.
Ich denke, derjenige, der schlägt, verletzt sich ohne Handschuhe leichter.
Umgekehrt glaube ich, dass der Geschlagene sich ohne Handschuhe zwar häufiger leichte bis mittlere Verletzungen zuzieht, aber wahrscheinlich etwas seltener schwere Verletzungen.
Dazu kommt, dass die Kämpfer ohne Handschuhe mehr Fingerspitzengefühl beim Kämpfen entwickeln. Sie wissen genau, wohin sie wie und wie feste schlagen dürfen/müssen.
Für die Fäuste ist Kämpfen ohne Handschuhe auf jeden Fall deutlich gefährlicher. Die Knöchel der Hand sind nicht zum Schlagen gemacht und brechen sehr leicht.
Boxhandschuhe verhindern das Brechen der Knöchel. Und natürlich dämpfen sie auch den Schlag auf den Kopf.
Gefährlich ist nicht ein Schlag auf den Kopf mit oder ohne Handschuh. Gefährlich sind tausend Schläge auf den Kopf mit oder ohne Handschuhe.
Soll heißen: für den Kopf ist Bare Knuckle wahrscheinlich genau so schlimm. Für die Fäuste viel schlimmer.
Insgesamt also nicht zu empfehlen. Gibt einen Grund wieso es keine seriösen, professionellen Bare Knuckle Veranstalter gibt - das ist kein Sport, das ist ein Blutbad.
Das ist Quatsch, es gibt extra Techniken wie man ohne Handschuhe zuschlägt.
Genauso ist es,gibt aber kaum Studios für Training und kämpfe
Dein letzter Satz ist streng genommen wahr.
Ich möchte nur beifügen dass es immer Typen sind die sich beweisen wollen (wobei massive Schäden möglich sind...).
Ob bareknuckel prinzipiell weniger gefährlich ist als Boxen weiß ich nicht. Aber ich kann dir sagen, dass King of the streets definitiv viel gefährlicher ist als Boxen. Nicht weil da ohne Handschuhe gekämpft wird, sondern unter anderem weil es da zum beispiel legal ist, den Hinterkopf deines Gegners gegen den betonboden zu schlagen....
Wo hastduin Deutschland bareknuckle geboxt?