Blickwechsel 22. März 2023
Deine Fragen an eine psychisch kranke Erzieherin im Arbeitsleben
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Sind autistische Kinder bei autistischen Erziehern besser aufgehoben?

3 Antworten

Jein. Es wäre nicht gut, wenn es der einzige Erzieher bzw bezugserzieher wäre, da es auch wichtig ist, zu lernen, mit "neurotypischen" Menschen klar zu kommen und diese zu verstehen. Ich denke aber, dass es für das Team sehr gut sein kann, wenn man einen Kollegen/eine Kollegin hat, die viel von den gezeigten Verhalten verstehen, erklären und zwischen den Parteien vermitteln kann.
Es ist schwierig, als Autist Erzieher zu sein..ich denke mal, dass das eher weibliche Autisten wären, da diese meist wesentlich angepasster und sozial intelligenter sind als männliche. Es wird trotzdem eher selten vorkommen, dass dieser Beruf gewählt wird (EmelyEinhorn hat schon diverse Punkte genannt wieso)

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung zur Erzieherin, 3-4 Jahre Tätig als Heimpädagogin

Nein, Autisten sind nicht gleich.

Ich bin ja sehr skeptisch, was Erziehung anbelangt.
Diese birgt - oft unsichtbar - Gewaltpotential, weshalb viele nicht sehen, dass Erziehung langfristig betrachtet, Schäden anrichtet.

Da ist es egal, ob neurodiverse Erzieher oder nicht

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ASS-Diagnose mit 50 / über 20 Jahren im Thema
Flugzeuge123  27.03.2023, 21:09
Diese birgt - oft unsichtbar - Gewaltpotential, weshalb viele nicht sehen, dass Erziehung langfristig betrachtet, Schäden anrichtet.

Was meinst du damit?

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HououinKyouma42  09.06.2023, 22:28
@Flugzeuge123

Eine Ideale Erziehung würde auf Augenhöhe mit dem Kind ein Geben und Nehmen von Informationen darstellen.

Es sollte keine Form der Autorität geben, da dieses Konzept, an sich schon eine Einschränkung der Entwicklung des Kindes wäre.

Wenn man also von einer solchen Erziehung sprechen würde, dann ist die Frage, ob das dann eine Erziehung ist, da dieser Begriff ja erläutert, dass die Erwachsenen das Kind so herumziehen, bis es ihnen gefällt.

Da die gesellschaftlichen Normen nicht unbedingt dafür bekannt sind, sinnvoll zu sein, ist dieses Gefallen meiner Ansicht nach, nicht angemessen.

Da es sich eben bei einem Kind um einen eigenen Menschen mit Gefühlen, Interessen und Prioritäten handelt.

Eine Erziehung sollte also eigentlich eher eine Art Begleitung sein, die einem hilft, wenn man hilfe braucht...

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Flugzeuge123  10.06.2023, 01:08
@HououinKyouma42

Wenn ich das richtig verstanden habe wird ein Kind praktisch wie ein Stück Knete behandelt wo die Gesellschaft das Kind dann so anpassen kann dass es der Gesellschaft gefällt aber nicht unbedingt dem Kind selbst was man aber nicht erfahren würde da die Gedanken auch Teil dieser Knete sind?

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Smartalek  17.04.2023, 12:47

...Du kannst ein Kind nicht "nicht erziehen". Genau so wenig wie man nicht "nicht kommunizieren" kann.

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HououinKyouma42  09.06.2023, 22:28
@Smartalek

Eine Ideale Erziehung würde auf Augenhöhe mit dem Kind ein Geben und Nehmen von Informationen darstellen.

Es sollte keine Form der Autorität geben, da dieses Konzept, an sich schon eine Einschränkung der Entwicklung des Kindes wäre.

Wenn man also von einer solchen Erziehung sprechen würde, dann ist die Frage, ob das dann eine Erziehung ist, da dieser Begriff ja erläutert, dass die Erwachsenen das Kind so herumziehen, bis es ihnen gefällt.

Da die gesellschaftlichen Normen nicht unbedingt dafür bekannt sind, sinnvoll zu sein, ist dieses Gefallen meiner Ansicht nach, nicht angemessen.

Da es sich eben bei einem Kind um einen eigenen Menschen mit Gefühlen, Interessen und Prioritäten handelt.

Eine Erziehung sollte also eigentlich eher eine Art Begleitung sein, die einem hilft, wenn man hilfe braucht...

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Smartalek  10.06.2023, 10:24
@HououinKyouma42

Wenn es keine Form der Authorität gäbe erziehst du dir kleine Tyrannen die dann später als "systemsprenger" bekannt werden. Und doch es ist durchaus sinnvoll, dem Kind Gesellschaftliche Grundregeln, Respekt und Anstand beizubringen. Man tut einem Kind keinen Gefallen damit es ohne Grenzen aufwachsen zu lassen das überfordert sie maßlos, gibt ihnen keine Sicherheit und sorgt wie gesagt dafür, dass sie sich in keiner Weise anpassen können. (Und doch das ist sehr wichtig sobald man nicht als Einsiedler im Wald lebt sondern normal in Kindergarten und Schule geht)
Menschen sind von sich aus Egoistisch und selbstzentriert.
Das es sich bei einem Kind um einen eigenen Menschen handelt bestreitet keiner, ebensowenig das man das Kind in der Erziehung begleitet und ihm hilft. Wenn es etwas falsch macht, (Andere Kinder schlagen, Geld für Süßigkeiten klauen etc) Lass ich es aber sicher nicht einfach geschehen um seine "Entwicklung nicht einzuschränken" sondern werde ihm auf die ein oder andere Weise beibringen, dass das nunmal nicht geht.

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kiniro  10.06.2023, 11:04
@Smartalek

Oha ... Tyrannen ... das erinnert mich an diesen ätzenden Winterhoff.

Denk nochmal sehr gut darüber nach, ob du wirklich Kinder als Tyrannen bezeichnen willst.

Tyrannen - das waren und sind alle die Diktatoren, die alles nur nicht verständnis- und respektvoll behandelt wurden.

Johanna Haarer ist ja immer noch in etlichen deutschen Köpfen.
Wohl auch in deinem. Selbst, wenn du das nicht merken solltest.

Jede Erziehungsform war nur für die Erwachsenen gut und hat dabei die Bedürfnisse der Kinder ignoriert.
Manche Erziehung ist offensichtlich, während einer andere subtil manipulierend ist und so tut, als wolle sie doch nur das Beste für die Kinder.

Du denkst doch nicht, dass all die Straftäter nicht erzogen wurden.
Ebenso wenig sind die ganzen Patienten bei all den Psychologen nur dort, weil sie nie irgendein Leid erlebt haben.

Nicht erziehen bedeutet nicht, das Kind alles machen zu lassen.
Es kommt auf die eigene Haltung an.
Vor allem gehört eine Menge Selbstreflexion dazu, aus alten Erziehungsmustern auszusteigen, bei sich zu bleiben und zu erklären, weshalb gewisse Dinge bezgl. des Verhaltens des Kindes (nicht) gewünscht sind.

Dieser Wunsch sollte allerdings der eigene und nicht der Gesellschaft sein.

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Smartalek  10.06.2023, 11:30
@kiniro

Ich arbeite in einem Kinder heim und JA ich will sie definitiv so bezeichnen. Auch wenn man weiß, dass es im Grunde nicht ihre Schuld ist aber es gibt Kinder für die es einfach keine bessere Bezeichnung gibt. Egoistisch, unhöflich, soziopathisch, gewaltbereit, unkontrollierbar (auch für sie selbst). Und wer Johanna Haarer ist weiß ich nichtmal...ist also eher nicht in meinem Kopf.
Und alles was du beschreibst IST Erziehung, ob du es willst oder nicht. Sobald du das Kind eben nicht alles machen lässt, erziehst du es. (Tatsächlich erziehst du es auch wenn du es alles machen lässt...nämlich zu einer unerträglichen Persönlichkeit)
Und nein ich sage nicht das alle Straftäter nicht erzogen wurden...wie ich bereits gesagt habe KANN man gar nicht NICHT erziehen. Sie wurden nur schlecht erzogen, meistens mit Gewalt, wenig Geduld und wenig Liebe oft kommen Traumata hinzu, die nicht nur durch die Eltern entstanden sind.

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kiniro  10.06.2023, 12:49
@Smartalek

Ich sage jetzt mal ganz provokant: Erziehung ist Gewalt.

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Smartalek  10.06.2023, 14:37
@kiniro

Ja das hatten wir schon und ist der größte Schwachsinn. Alles was du mit deinen Kindern machst oder nicht machst ist Erziehung.

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Hallo Gregor,

"kennst Du einen Autisten, kennst Du einen Autisten". Es gibt verschiedene Formen von Autismus-Sprektrum-Störungen und deshalb sehe ich das individuell.

Ich kenne bisher keinen autistischen Erzieher und glaube auch nicht, dass das ein Beruf ist, in dem es einem Autisten wirklich gut geht. Lärm, Unberechenbarkeit (der Kinder oder des Tagesablaufs), sensorische Reize (Also ständig angefasst werden etc.), ständiger Kontakt mit Menschen....

Meiner Meinung nach tut es Kindern gut, verschiedene Charaktere kennenzulernen, also die Vielfalt der Menschheit.

Deshalb fänd ich es eher wichtig, wenn ein Kind also eine Autismus-Spektrum-Störung hat, sich dann bei einem Autisten, der ähnlich gelagert ist, Tipps zu holen, wie wir dem Kind am Besten helfen können.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Staatlich anerkannte Erzieherin
HououinKyouma42  09.06.2023, 22:22

Du hast natürlich recht, dass jede*r Autist*in anders ist, allerdings:

"Es gibt verschiedene Formen von Autismus-Sprektrum-Störungen" - Das ist falsch, genau um keine verschiedenen Formen mehr zu haben, wurde ja das Spektrum eingeführt.

Weil eben alle so individuell sind, dass eine einteilung sinnlos ist.

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EmelyEinhorn  09.06.2023, 22:47
@HououinKyouma42

Ja, ich weiß was Du meinst. Hab mich da vielleicht unklar ausgedrückt. Ich meinte damit z.B., dass manche Autisten non-verbal sind, manche sind verbal, manche haben die Asperger Symptomatik sehr ausgeprägt, manche haben Inselbegabung(en), andere nicht.

So meinte ich das.

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