Orientierungslosigkeit mit 21... was kann ich tun?
Heyy :)
ich befinde mich grade mitten im 3. Semester meines Studiums und mir gefällt es bis jetzt überhaupt nicht. Ich dachte, dass es im 3. besser wird, da die ersten 2 Semester Grundlagen sind, die so oder so immer schrecklich sind und es im 3. tiefer in die Materie geht. Da angekommen kann ich nur sagen, dass ich mich die nächsten 40 Jahre meines Lebens damit nicht beschäftigen will.
Nun ist es aber so, dass ich keine Alternative habe und auch total orientierungslos bin, da ich auch schon 21 bin und die besten Jahre sich zu orientieren "verschwendet" habe. Zudem vermute ich, dass es wegen Corona schwierig sein wird einen Übergangsjob oder Praktika zur Orientierung zu finden.
Ich bin echt verzweifelt - hat sich jemand in derselben Situation befunden und kann mir sagen, was er/sie getan hat, um aus diesem Loch rauszukommen? Oder auch Andere, die mir irgendeinen Ratschlag geben können?
Ich studiere aktuell Chemie.
4 Antworten
Hab damals selbiges durchgemacht. Hab noch bis Ende des 3. Semesters durchgehalten. Ich war wegen der Orientierungslosigkeit und der Qual im Studium stark depressiv irgendwann.
Ich habe es eines Tages meinen Eltern, Freunden, Kollegen usw. nach dem Pflaster-Prinzip beigebracht, dass ich aufhören werde ohne die Alternative zu kennen Und gearbeitet. Nichts mit Praktikum oder so. Hab gekellnert, damit Geld reinkommt und ich versichert bin und dann ohne Druck in Ruhe überlegt. Ich war damals auch 21 und ich habe es nicht bereut mir die Zeit genommen zu haben. Vielleicht habe ich dadurch 6 Monate verloren, aber es war besser als nochmal das falsche zu machen.
Ich habe von Physik auf Jura gewechselt.
Das richtige zu finden war damals ganz schwer für mich. Ich habe jetzt in Physik nicht versagt und die Klausuren, Praktika, einfach alles bestanden... wollte irgendwas mit den ganzen Leistungspunkten machen- auf Ach und Krach, da so viel Arbeit dran hing. Leider konnte ich mich mit absolut nichts anfreunden wo ich die Punkte hätte mitbringen können. Ehrlich gesagt hat es die meiste Zeit gekostet sich damit "anzufreunden" umsonst 1,5 Jahre hart gelernt und gearbeitet zu haben. Das war ein großes Thema für mich...
Ich habe mich in dem Zusammenhang auch davon gelöst unbedingt studieren zu wollen, sondern auch eine Ausbildung in Betracht gezogen. Auch eine, die ich mit der mittleren Reife etc. hätte ergreifen können. Ich habe nach und nach überlegt was mich wirklich glücklich machen könnte und welches Leben ich führen will. Es heißt ja: schließe die Augen und denke an dein Leben in 10 Jahren - ohne daran zu denken was du hast - und dann öffne die Augen und überlege wie du dahin kommst.
Ich wollte mich immer für Menschen einsetzen und eine Kämpferin sein. Ich liebe es zu organisieren, Menschen zu helfen, habe zu allem eine Meinung und will was zum positiven verändern. Ich werde auch gerne "gesehen". Jura war eig rückblickend immer naheliegend. Aber ich war nie so die fleißige Schülerin, Deutsch war nicht gerade mein Lieblingsfach, WiPo habe ich stets in der Schule geschwänzt und Geschichte war auch nie so mein Ding. Latein habe ich nie gewählt. Daher habe ich zu Schulzeiten nieeee in diese Richtung gedacht das zu studieren. War auch immer gut in den Naturwissenschaften. Horche also gut in dich rein und TRÄUME!
Den letzten Schubs gab mir damals mein Arbeitgeber, der sich mir und den anderen Mitarbeitern gegenüber unfair verhielt. Das bewegte mich dazu Anwältin für Arbeits- und Sozialrecht werden zu wollen:) Es war das Richtige. Ich bin aktuell am Ende meines Refs im 2. Staatsexamen und jedes einzelne Praktika und jeder Job in diesem Bereich hat mich bestätigt, dass das meine Berufung ist.
Bedenke immer: was sind schon 2 Lebensjahre, wenn du 100 wirst? Richtig 2 % deines Lebens. Was wären aber Studium + 40 Jahre Berufsleben und länger?
Deine damalige Situation beschreibt meine jetzige ganz gut :D nur dass ich in letzter Zeit immer durchfalle, weil ich nie die Motivation krieg zu lernen.
Danke für deine Antwort! Hat mir echt weitergeholfen :) und bin mir sogar ziemlich sicher, dass Chemie nie zu meiner Berufung werden wird, egal welche Richtung ich gehe
Nimm es als Segen, dass du nicht so viel „verlierst“. Wenn du etwas anderes machst, wird dich nie wieder jemand fragen wie deine Noten waren. ;-)
Nur als Tipp: Ich kann dir nur Raten einen Blick auf die Finanzierung zu werfen. Mit 21 und 3 Semestern hast du wirklich 0 Probleme. Solltest du nun aber noch 1, 2 Semester verstreichen lassen und dann nochmal studieren wollen, wird’s schwer wegen BAföG oder wenn die Eltern sich weigern auch damit... Dann kommt noch -sollest du etwas mit Staatsexamen machen wollen - die Problematik mit der Krankenkasse ab dem 14. Semester (?). Zudem rutscht du schneller in die Kiste mit den Langzeitstudiengebühren und solltest du im Wohnheim leben, kann’s auch hier zu Problemen kommen. Das war damals tatsächlich auch ein Anlass mich zu exmatrikulieren und lieber zu arbeiten.
Alles klar, danke für die Tipps :) das mit dem Bafög habe ich auch schon mitbekommen, dass wenn man ab dem 4. Semester bei einem Studienwechsel kein Bafög mehr beantragen kann... aber alles andere war Neuland :D
Hallo
Du schreibst nicht, was du studierst, aber in den allermeisten Studiengängen hat man im 3. Semester noch nicht mal die Grundlagen behandelt. Ein Bachelorstudiengang dauert in der Regel 6 Semester und da ist man in der Regel immer noch bei den Grundlagen. Etwas spannender wird es auf Masterstufe, aber das dauert halt eine Weile, bis man sich mit den "wirklich interessanten" Inhalten beschäftigen kann. Was ist denn genau der Grund für deine Unzufriedenheit? Findest du keine Freunde? Grundsätzlich würde ich davon abraten, ein Studium abzubrechen, ohne im Vorfeld eine Alternative zu haben. Wenn es für dich klar ist, dass du nicht weiter studieren möchtest, solltest du dir zunächst die Zeit nehmen, um nach Alternativen zu suchen.
LG
Ich habe die Frage mit meinem Studiengang ergänzt (Chemie). Das Problem sind nicht die Freunde, sondern wirklich das Fach an sich.
Das Studium ist sehr zeitaufwändig, deswegen habe ich kaum Zeit intensiv nach Alternativen zu suchen. Deswegen muss ich entweder meine Praktika vernachlässigen und nach Alternativen suchen oder ich befreie mich direkt davon..
Ich denke, auch in der Chemie ist man im 3. Semester und weit darüber hinaus, noch bei den Grundlagen. Da ist es zu früh, von dieser Zeit auf die restlichen 40 Jahre zu schliessen. Ein Bekannter, der inzwischen seit über 35 Jahren erfolgreicher Chemiker ist, sagte mir mal, er habe erst nach drei Jahren begriffen, was er da eigentlich studiere. Das ist heute nicht wesentlich anders, so wie die Studiengänge aufgebaut sind.
Ein anderes Studium kommt nicht infrage?
Doch, ich möchte studieren, aber ich weiß nicht genau was bzw. welche Richtung
Hab ich auch schon :D die konnten mir auch nicht wirklich weiterhelfen. Es wurden wieder nur Orientierungstest angeboten, die ich schon 1000-mal gemacht hab..
Alles Mögliche um ehrlich zu sein. Die einzigen Richtungen, die mich angesprochen haben, sind Verwaltung und Management. Geht aber auch in die komplette andere Richtung als mein naturwissenschaftliches Fach.
Welches Fach studierst du aktuell?
OK, da kann ich tatsächlich mitreden. Wie ist da aktuell die Situation? Welche Fächer sind für dich absolut furchtbar, welche erträglich, welche gut auf lange Sicht? Denn wenn das Interesse an diesen Themen generell da ist, hilft vielleicht ein Wechsel zu einem anderen naturwissenschaftlichen Fach.
Also mich interessiert wirklich kein einziges Fach. AC ist das Schlimmste von Allen, vor Allem, weil ich nur noch 1 Versuch habe, die Prüfung zu bestehen, also werde ich - wenn überhaupt - spätestens in 'nem halben Jahr von der Uni selbst exmatrikuliert werden.
Naja, kommt auf die Spezialisierung an. Wie sieht es sonst in der physikalischen/spektroskopischen Richtung aus? Ansonsten würde mir halt noch etwas ingenieurwissenschaftliches wie Chemieingenieurwesen einfallen, da kannst du dir sogar deine bisherigen chemischen Fächer anrechnen lassen, hast aber gleichzeitig einen sehr viel technischeren Schwerpunkt.
Darf ich fragen, von welchem Fach zu welchem Fach du gewechselt hast?
Und wie hast du dann das richtige Studienfach gefunden?