Naturrecht interessantes Fallbeispiel?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Nazis.

Das wäre das Gegenbeispiel. dort fandne die Leute es richtig, wider besseres Wissen auch haaresträubende Gesetze anzuwenden, weil es so im Gesetz stand.

Die Gesetzgebung war ein ganz wichtiges Propaganda-Instrument für die Nazis, weil die Deutschen die Reaktion hatten "Ah, wenn es ein Gesetz ist, dann wird es schon seine Richtigkeit haben."

So haben die Nazis sehr früh begonnen, ihr Unrecht als Gesetz zu kodifizieren.

Dabei war der normale Gesetzgebungsprozess ab 1934 sowieso ausgeschaltet, Gesetze wurden total willkürlich und tw. nicht einmal veröffentlicht... (siehe "führerprinzip", das besagte, dass gemacht wird, was der "Führer" sagt, unabhängig davon, was im Gesetz steht, aber gleichzeitig hatte damit jeder "Führerbefehl" gesetzesrang...)

Papst Benedikt hat in seiner Rede vor dem Bundestag vom Naturrecht gesprochen. Damit hat er für die Gläubigen die Regeln seiner Religion über das Grundgesetz gestellt.

Praktisch so, als ob ein Iman Scharia im Bundestag über die deutschen Gesetzte stellen würde, aber fast keiner der Abgeordneten hat es verstanden.

https://www.bundestag.de/parlament/geschichte/gastredner/benedict/rede/250244

Bitterkraut  30.09.2018, 14:26

Hallo???

Als Vertreter Christi auf Erden steht ihm das doch wohl zu? Das muß er sogar! :)

PS: Ich glaub schon, dass die das verstanden haben, aber was hätten sie denn sagen sollen? Peinlich genug, den dort sprechen zu lassen.

0
Geraldianer  30.09.2018, 14:31
@Bitterkraut

Die Geschichte ist natürlich in Bezug auf den Missbrauchsskandal heute aktuell. Damals hat ja die katholische Kirche sich berechtigt gefühlt, eigene Konsequenzen zu ziehen und die staatliche Gewalt nicht zu informieren.

1
omikron  30.09.2018, 14:30

Am besten informierst du dich mal über den Begriff "Naturrecht". Mir will scheinen, da hast du etwas nicht ganz richtig verstanden.

0
Bitterkraut  30.09.2018, 14:32
@omikron

Vielleicht hat einfach der Benedikt da was falsch verstanden..

0

Ein Naturrecht per se gibt es nicht. Recht ist eine zwischenmenschliche, gesellschaftliche Veranstaltung und immer ein menschliches Konstrukt. Die Frage ist, wie diese rechtlichen Konstrukte begründet, verankert werden. In einer Welt, in der Göttliches gründend war, wurde auch die Gründung von Recht dem Göttlichen (oder seiner Vertretung) zugesprochen. In einer Welt, in der wir mehr und mehr Zusammenhänge "natürlicher Art" entdecken, bzw. aus Erfahrung konstruieren, wandert die Begründung des Rechts mehr in dieses Bezugssystem und wird Teil von vernünftigem Entscheiden und Handeln. In einer Welt, in der entdeckt wird, dass wir in Gesellschaften uns selbst regulieren, wird es uns als rein menschliches Wollen zugesprochen.

Jetzt haben wir weder letzte Erkenntnisse über die natürlichen Zusammenhänge, von denen wir selbst ja auch ein Teil sind und unsere Theorien über gesellschaftliche Zusammenhänge sind, weil selbst davon betroffen, nicht selten Opfer von diversen Ideologien und alles andere als "neutral". D.h., man muss sich bei den Vertretern der naturrechtlichen Begründung anschauen, welches Naturverständnis sie haben und welche gesellschaftliche Ideologie sie vertreten. Wenn man den Selbstschutz und Schutz seiner Liebsten als "natürliches Bedürfnis" anerkennt, dann ist das Verbot, willkürlich andere zu töten, sicherlich sehr "natürlich" begründet. Im Gegenzug wird man aber nicht umhinkommen, im Konfliktfall der Selbstverteidigung festzuhalten, wen man denn und wann und warum bei Bedrohung töten darf. D.h. der Selbst- und Nächstenschutz schließt aus, dass Tötung generell verurteilt wird.

Ich denke das man evtl mit den Begriff Diebstahl weiter kommt, den Ressourcen beschützen dürfte schon Recht natürlich sein. Als Dilemma könnte man anführen das manche mehr resourcen ansammeln als andere was zu Neid führt und die Wahrscheinlichkeit erhöht das Diebe angelockt werden.

Ich kann mir sehr schwer vorstellen, daß ein Lehrer so ein Referatethema ausgibt. Da das sehr wolkig ist und vor allem für die Schüler kaum wissenswert.

Es existiert kein Gesetzbuch außerhalb dem der Staaten.

In der wilden Natur setzen sich folgende Lebewesen durch:

  • die stärker bzw. körperlich fitter sind als Beute und Konkurrenten
  • die raffinierter vorgehen, also besser funktionierende Gehirne haben

Als "Recht" kann man das aber nicht wirklich bezeichnen, da es nirgends festgeschrieben und nirgends einklagbar ist.