AMA: Blickwechsel 12. November 2024
AMA: Deine Fragen an einen Psychotraumatologen
Alles zum Blickwechsel

Muss man PTBS behandeln und warum wird es manchmal phasenweise besser und dann wieder nicht?

1 Antwort

Danke für deine umfangreiche Frage, ich hoffe ich kann dir in allen Aspekten ein bisschen helfen.

Zunächst mal: man muss nicht völlig dekompensiert sein um eine Traumatherapie zu machen. Im Gegenteil - je stabiler man insgesamt ist, desto besser lässt sich natürlich arbeiten. Bei dir scheinen RTW und Krankenhaus Trigger zu sein, also ein Alarmsignal deines Gehirns auf eine so empfundene bedrohliche Situation. Die Gefühle, die du empfindest und die Alarmbereitschaft die du dabei schlagartig entwickelst, waren sicherlich irgendwann mal sinnvoll und es gab tatsächlich die ein oder andere Situation in deiner Vergangenheit, wo du drohende Gefahr damit verknüpft hast. Diese Verknüpfung zu lösen bzw. "upzudaten" ist eine der wesentlichen Dinge einer Traumatherapie.

Je nachdem was deine Therapeutin für eine Therapieform verfolgt oder anwendet, gehören auch Berührungen dazu, das wäre ein eher körperbasierter Ansatz (wahrscheinlich NATouch). Es ist aber selbstverständlich auch möglich, das in einem anderen Verfahren ohne Berührungen zu machen. Ich persönlich arbeite überhaupt nicht mit Berührungen (ist ja als Mann oft nochmal eine andere Nummer), mir ist es immer wichtig, dass die Patienten sich wohl fühlen, auch was die körperliche Distanz betrifft. Manche Gespräche finden auch mit 3m Abstand statt, während die Betroffene direkt neben der Türklinke sitzt, ist auch ok. Wer sich nicht wohl fühlt, kann nicht gut arbeiten. Im Laufe der Zeit wird das meistens besser und kann für manche Betroffene von sexueller Gewalt eine positive Erfahrung sein. Einfach auch zu verinnerlichen dass es ja gar nicht so schlimm ist, mit einem Mann zu sprechen und das sogar regelmäßig. Man gewöhnt sich dran und das Gehirn schaltet zumindest in den Einheiten den Notfallmodus ab. Die Therapie ist immer ein safe space, egal was für gruselige Dinge das Leben zwischenzeitlich wieder parat gestellt hat oder es Rückfälle gegeben haben sollte. Das gehört (leider) dazu und muss man so nehmen und das Beste draus machen. Soweit es geht.

Dein Problem mit RTW und Krankenhaus kann also definitiv durch eine Traumatherapie angegangen werden. Ich finde es sehr schön, dass du trotzdem den Weg gehen willst und Ärztin werden willst und somit deinen Symptomen quasi den "Mittelfinger zeigen" willst.

Es gibt auch die Möglichkeit, sich in einer Fachklinik für PTBS ("Traumaklinik") anzumelden, dort durchläuft man ein enges, strukturiertes Programm. Es lohnt sich sicherlich, auch darauf mal ein Auge zu werfen!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Traumazentrierte Fachberatung nach DeGPT, Akutpsychiatrie

Sarabi12 
Beitragsersteller
 12.11.2024, 15:57

Und wenn mein Therapeut nur mit berührung arbeitet ist es ja der falsche Richtig? Und ich darf das auch ablehnen und sagen, dass ich es nicht will?

Thomas Richter  12.11.2024, 19:43
@Sarabi12

Du kannst es selbstverständlich ablehnen, wenn du das nicht möchtest. Allerdings ist dann die Frage, ob es der richtige Therapeut bzw. überhaupt das richtige Verfahren ist für dich, was er anbietet.