Blickwechsel 12. November 2024
AMA: Deine Fragen an einen Psychotraumatologen
Alles zum Blickwechsel

Wie kann man eine Traumabindung effektiv auflösen?

1 Antwort

Gerade auch Verhältnisse zu lösen, zu denen in irgendeiner Form ein Abhängigkeits- oder Schutzverhältnis bestanden hat (z.B. die Eltern als Kind) sind sehr gut psychodynamisch verankert. Man darf nicht vergessen, dass das bedingungslose Vertrauen zu den Eltern schon seit der Steinzeit überlebensnotwendig war. Ein Baby reflektiert nicht, ob es vielleicht gut oder schlecht sein könnte, was die Mutter oder der Vater tun oder verlangen. Ein Baby wird immer das als richtig und normal abspeichern, was die Eltern vorleben. Das hat beispielsweise den Grund, dass früher Kinder keine giftigen Beeren gegessen haben wenn die Mutter gesagt hat "nein". Es war überlebensnotwendig, da sich ein Kind selber noch nicht schützen kann. Ein Kind, was in frühester Kindheit sexuelle Gewalt durch beispielsweise den Vater erlebt hat, wird das unreflektiert so hingenommen und als gut / sinnvoll / notwendig abgespeichert haben. Dies äußert sich meistens auch noch in späteren Lebensjahren, was zu schwierigen inneren Grundannahmen führen kann.

Man kann auch unter Anderem beobachten, dass manche Betroffene, die früher sexuelle Gewalt als Kind erlebt haben, dazu neigen können selbst Vergewaltigungsfantasien als erregend wahrnehmen können. Dies kann beispielsweise daran liegen, dass sexuelle Aktivität beispielsweise gegenüber dem Vater (z.B. Oralverkehr, Masturbation...) positiv bestärkt wurde und dem Kind dadurch Aufmerksamkeit und letztlich "Liebe" (die Liebe, die das Kind kennt) zuteil wurde. Dies kann psychodynamisch dazu führen, dass solche Aktionen auch in späteren Jahren immer noch ein positives Gefühl verursachen können. Die Betroffenen merken dann natürlich, dass das nicht normal sein kann, der Zusammenhang ist ihnen aber in diesem Fall nicht klar. Im Rahmen einer Psychotherapie kann man solche wie oben genannte Zusammenhänge miteinander erarbeiten und sich selbst und seine Gedanken verstehen lernen, was letztendlich ermöglicht, diese ablegen zu können.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Traumazentrierte Fachberatung nach DeGPT, Akutpsychiatrie