Meine Mutter ist gestorben und ich kann nicht mehr schlafen?

8 Antworten

Herzliches Beileid!

Vorerst möchte ich dir gerne erzählen, wie ich mit dem Tod meines Vaters (Ich war fast 15) umgegangen bin.

Ich war damals glücklicherweise in der Lage, zu entscheiden, ob ich meinen Vater tot am Boden sehen möchte oder nicht. Ich habe mich dagegen entschieden, denn ich wollte ihn so in Erinnerung behalten, wie er war. Aus diesem Grund verkraftete ich den Tod damals wohl etwas besser.

Doch als meine Grossmutter starb, war ich es, der sie mit der Verletzung, an der sie später starb, gefunden hatte. Ich könnte mir dafür irgendwie auch die Schuld geben, denn sie war dement und wollte ständig nach mir sehen. Irgendwann reichte es mir und ich schloss die eine Türe ab (Ich hatte zwei Durchgänge zu meinem Büro). Als sie dann versuchte, diese zu öffnen, brach der Türhenkel ab und sie fiel mit voller Wucht auf eine Steinkante. Ich habe das Bild immernoch vor Augen, wie sie blutend am Boden lag und nur sagte "Ouha".

Nach beiden Todesfällen träumte ich Monatelang von beiden Angehörigen. Manchmal davon, dass sie aus irgendwelchen Gründen noch leben würden, manchmal von alten Zeiten, manchmal von ihrem Tod. In den ersten Monaten überkam mich jedes Mal tiefe Trauer, wenn ich aufwachte. Später freute es mich, da ich meinen Vater praktisch wie "noch einmal" erleben durfte.

In den ersten Tagen nach dem Tod der beiden sah ich sie auch nur noch vor Augen. Und mit meiner Erfahrung möchte ich dir jetzt gerne weiterhelfen.

Es heisst so schön "Dinge vergisst Du, doch einen Menschen nie". Es ist vollkommen normal, an deine Mutter zu denken, speziell dann, wenn ihr eine sehr enge Beziehung hattet. Vergessen musst du gar nicht, um darüber hinwegzukommen. Nur abschliessen.

Was ich beispielsweise gemacht habe, war folgendes: Ich habe mich aufgeregt. Ich plante alles, was ich in meinem Leben erreichen möchte mit dem Gedanken, dass mich mein Vater nicht trauernd sehen wollen würde, sondern erfolgreich, glücklich und zufrieden.

Und genau das öffnete mir dann die Augen: Würde ich heute noch trauern, wäre ich wohl nicht an dem Ort, an dem ich heute bin.

Ein Freund von mir verlor zum selben Zeitpunkt seine Mutter - er wiederholte eine Klasse. (Mit 16) Sein Bruder, 21, wollte sich von da an ebenfalls durchsetzten und wurde fleissiger. Eine Klasse zu wiederholen ist immer gut, da du vor allem im ersten Jahr noch sehr beschäftigt bist mit dem Tod deiner Mutter.

Wie die "Technik" gewirkt hat:

Meinem Freund und seinem Bruder ging es bereits nach gut einem Jahr wieder besser. Leider habe ich beinahe keinen Kontakt mehr zu ihnen. Auch mir ging es bereits nach einem halben Jahr besser, da ich nicht mehr meinen Vater, sondern meinen Traum im Kopf hatte. Und natürlich den Hintergedanken, dass ich ihn stolz machen würde.

Mir persönlich hat das "Reden" nie wirklich weitergeholfen. Ich verarbeitete alles mit mir selbst. In Gedanken, ausführlich und präzise. Doch ich würde dir empfehlen, diesen Fehler nicht zu begehen und mit jemandem darüber zu reden. Es muss nicht einmal ein Psychiater sein, es kann auch ein Blatt Papier oder dein bester Freund/beste Freundin sein.

So, ich hoffe, du bist nach diesem langen Text nicht gelangweilt und ich konnte dir weiterhelfen. Ich wünsche dir ganz viel Glück in deinem Leben und 'gute Besserung'!

Dein Napoleonica!

kann ich mir vorstellen, ich bin auch 20 und wenn ich mir vorstelle, das meine mutter stirbt, könnte ich auch nicht mehr schlafen. ich denke das ist sehr normal, ist ja schließlich die mutti, die man über alles liebt. ich würde mit der familie oder mit freunden reden, weil die können ja auch einem trost spenden und es ist immer gut jemanden zu haben, der zuhört und einen versteht.

Setz dich so oft wie möglich zu Hause hin und schreib alles auf. Beschreibe die Bilder, die du vor Augen hast und beschreibe auch deine Gefühle. Nur so wirst du das alles im wahrsten Sinne des Wortes in den Griff bekommen. Wenn du eine sehr enge Bindung zu deiner Mutter hattest, schreib ihr Briefe auf diese Art.

Alle diese Gedanken, Emotionen und Bilder - fasse sie in Worte. Scheue dich nicht, auch das Sterben zu beschreiben. Es wird dir helfen, zu leben und den Tod zu begreifen. Je häufiger du dich außerhalb deiner "Bettstunden" damit befaßt, desto eher wirst du wieder in die eigentlichen Bahnen deines Lebens kommen.

Ich wünsche es dir so sehr!

.... und deine Lehrerin hat recht.

Jeder geht mit einem Verlust anders um. Der eine schüttelt sich und macht weiter, der andere bleibt am Boden liegen und steht nicht mehr auf.

Dafür gibt es Trauertherapie und Selbsthilfegruppen, welche Dir helfen können.

Ich habe aus anderen Gründen Probleme beim schlafen. Auch mir geht tausenderlei im Kopf herum und bringt mich um den Schlaf. Daher hab ich Fernsehen und DVD im Schlafzimmer. Ich schaue mir beim Einschlafen alte Serien an deren Dialoge ich teilweise schon auswendig kann. Damit ist das fernsehen so langweilig dass es mich vom Schlaf nicht abhält, lenkt jedoch von meinen Gedanken ab. Mittlerweile funktioniert es so gut dass ich nach 5 min eingeschlafen bin und der Fernseher ist programmiert sich nach 30 min abzuschalten.

Wenn es schon so lange her ist und du immer noch so down bist, solltest du dir echt Hilfe holen. Mein Papa ist vorletztes Jahr kurz vor Weihnachten gestorben und ich hab auch ne ganze Weile gebraucht, um darüber hinweg zu kommen. Das hat nix mit dem Alter zu tun !

Du brauchst keine Behandlung, sondern Rat und Hilfe. Du bist ja nicht krank !

Ich wünsch dir alles Gute !

:-)