"Man kann nicht zwei mal in denselben Fluss steigen" - wie meint Heraklit das genau?

10 Antworten

Alles befindet sich im Wandel.

Selbst der gleiche Fehler ist nicht der gleiche, da er unter anderen Umständen passiert ist.

"Man kann nicht zweimal in denselben Fluss steigen, denn andere Wasser strömen nach."

Panta rhei - alles fließt und ein Fluss ist nie derselbe, wie im Augenblick davor - man kann deshalb nicht zweimal in genau denselben Fluß steigen

Wapiti201264  07.06.2019, 11:32

...UND man selbst verändert sich ja auch permanent.

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Mit der Aussage

Man kann nicht zwei mal in denselben Fluss steigen

ist gemeint,

dass der Fluss tatsächlich nie der völlig identische wie zuvor ist:

Selbst, wenn Du an der gleichen Stelle wieder hinein gehst, so hat sich mittlerweile trotzdem die Zusammensetzung des Wassers, seine Temperatur, seine Fließgeschwindigkeit etc. geändert.

Es ist unter diesem Aspekt nach wie vor der gleiche Fluss, aber nicht der selbe.

Dieses Gleichnis lässt sich auch auf alle Lebensbereiche anwenden:

Kein Partner, kein Kuss, kein Tag usw. ist wie der andere - selbst, wenn sie sich gleichen. Tragen Zwei das gleiche Kleid, sieht es doch bei Jeder anders aus. Die identische Tätigkeit kann für den Einen sterbenslangweilig, für den Anderen die Erfüllung sein.

Noch ein weiterer Aspekt ist m.E. bei der Betrachtung der Aussage wichtig:

Wenn Du heute in den Fluss steigst, in dem Du auch gestern schon gewesen bist, so hat sich nicht nur der Fluss (wenn auch minimal) verändert, sondern, und das empfinde ich als entscheidend, auch Du. Denn Du bist nicht nur einen Tag älter geworden, sondern selbst auch in anderer Tagesform, hast zwischenzeitlich neue Erfahrungen gemacht, neue Menschen getroffen, An- und Einsichten gewonnen oder geändert. und so weiter.

Damit wird auch der Fluss für Dich ein anderer oder zumindest zwar vertraut, aber nicht mehr Derselbe sein.

Damit steigst Du unter anderen, neuen Voraussetzungen in den Fluss.

Alles im Leben ist in Bewegung, verändert sich. Für sich alleine, aber auch im Verhältnis zu Anderen und Anderem.

Ein ähnlicher Spruch ist

Bild zum Beitrag

und besagt, dass im Leben durchaus mit zweierlei Maß gemessen werden kann bzw. oft wird. So ist es beispielsweise ein Unterschied, ob ein Vierjähriger ein Bonbon mopst oder ein Vierzigjähriger.

(Bildquelle: https://medien.spireo.de/spruchbilder/6657/spruch_22382_GIF6_static.png )

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
 - (Schule, Philosophie, Latein)
Hinterbergerin  07.06.2019, 11:11

Dem Vierjährigen wird es von Papa oder Mutti verboten, dem Vierzigjährigen nicht. :)

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Heraklit, ein großer Philosoph, meinte natürlich beides.

Ähnlich äußerte sich mit "Pantha rei" ursprünglich Platon - Alles fliesst.

b8243056 
Fragesteller
 07.06.2019, 10:57

Danke für den Hinweis auf Platon.

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Man kann natürlich zweimal in den selben Fluss gehen.
Nicht weil die Atome oder das Wasser das selbe wäre,
sondern weil wir den Begriff so gebrauchen.
Oder klingt es für dich unsinnig, wenn ich sage:
Ich war gestern und auch wieder heute im Rhein baden.
Nein, du weißt genau was ich meine und fändest es nicht fraglich.
Würde ich aber sagen ich war gestern im Rhein baden
und heute in einem anderen Fluss, den wir aber auch Rhein nennen,
klänge das äußerst merkwürdig.
so würde man mit normativer Sprachphilosophie mit dem Satz umgehen.