Leben wir? oder existieren wir nur?

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18 Antworten

Vom Beitragsersteller als hilfreich ausgezeichnet

Lieber Bob,

dann wage ich mal einen zweiten Anlauf. ;-)

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Es ist nicht schwer festzustellen, dass es Dinge gibt, die existieren. Wir laufen durch die Welt und alle sinnlichen Eindrücke, die wir sammeln, rühren von Dingen her, die existieren. Gehen wir mal spazieren...

...Kieselsteine, Löwenzahn, Ahornbäume, Ampeln, Bienen, Schlagbohrer, Spinnennetze, Fußbälle, Pudel, Gebirge und der Mensch. Alles existiert. Es existiert allein dadurch, dass es nachweislich auf dieser Welt zu finden ist.

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Aber kaum einer käme auf die Idee von einem Kieselstein zu behaupten, er würde leben.

Existenz ist sozusagen die Grundvoraussetzung für Leben.

Aber um zu leben braucht es eine DNA. Es braucht mindestens eine Zelle. Lebende Organismen betreiben Stoffwechsel. Ein Stein nicht. :-)

So kannst du das Spinnennetz von der Spinne trennen. Das Spinnennetz existiert. Die Spinne existiert und lebt.

Und natürlich besteht alles Lebende nur aus Atomen genau wie alles Nicht-Lebende. Nur haben die Atome eine andere Anordnung. Sie ordnen sich zu Molekülen des Lebens an, Aminosäuren. In diesen Formationen sind die Atome in der Lage Bausteine des Lebens zu sein.

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Diese Trennung ist nun relativ leicht zu erkennen und interessanter ist eigentlich die Frage, weshalb wir das erkennen können.

Da kommen wir auf die Frage, was eigentlich das menschliche Bewusstsein ist und woher es kommt. Auch bei höheren Säugetieren hat man ein Ich-Bewusstsein festgestellt. Das bedeutet, das diese Tiere sich selbst von anderen unterscheiden können. Das klingt im ersten Moment trivial, aber Kinder können das zum Beispiel ungefähr erst ab dem zweiten Lebensjahr.

Ich denke das beim Mensch aber noch eine andere Ebene zu diesem Ich-Bewusstsein hinzukommt.

Es ist sozusagen das Bewusstsein, ein Bewusstsein zu besitzen - so langsam wirds abstrakt. :-)

Jedenfalls erlaubt es uns, über uns selbst nachzudenken, über unsere Sterblichkeit und eben auch darüber, dass wir nur ein Zusammenspiel von Atomen sind und dennoch dieses Bewusstsein besitzen.

Ein Affe zum Beispiel erkennt sehr wahrscheinlich auch, dass eine Spinne lebt und ein Spinnennetz nicht. Er erkennt das vielleicht an Bewegung. Allerdings glaube ich nicht, dass er sich seiner Sterblichkeit in dem Sinne bewusst ist, wie ein Mensch.

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Jetzt könnte man noch die Frage stellen, ob ein Bewusstsein dann eigentlich existiert. Oder existieren nur Dinge, die man mit den Sinnen wahrnehmen kann?

Ein Bewusstsein lässt sich ja nur indirekt nachweisen und nicht sehen, hören, fühlen, schmecken oder riechen.

Dennoch ist es da.

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Ein vielleicht etwas anschaulicheres Beispiel zu diesem Thema ist vielleicht der Regenbogen.

"Klar, er existiert!", sagen die Menschen, die sehen können. Blinde Menschen und Tiere würde natürlich sagen (ok, das Tier würde es nicht "sagen"), dass er nicht existiert.

Der Regenbogen ist nur visuell wahrnehmbar, sodass auch nur Lebewesen ihn wahrnehmen können, die einen Sehsinn haben.

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Aber fragen wir mal die Biene aus unserem Spaziergang zu Beginn. Sie könnte den Regenbogen zwar erkennen, allerdings sähe sie ihn ohne den roten Streifen, dafür mit einem ultravioletten Streifen, da ihr Spektrum des sichtbaren Lichts um einige nm weg von dem Sinneseindruck, den wir als "rot" kennen, verschoben ist, hin zu ultravioloett.

Wir sind nicht mal in der Lage uns überhaupt ultraviolett vorzustellen. Für uns existiert der Regenbogen mit rotem Streifen, die Biene kennt nicht mal rot.

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Wer hat nun recht?

Beide oder keiner. Unterschiedliche Lebewesen haben unterschiedliche Wahrnehmungsmögichkeiten. Ihre Sinne unterscheiden sich in ihrer Funktionalität.

Dass wir die Welt so wahrnehmen, wie wir sie wahrnehmen bedeutet nicht, dass sie auch so IST. Es ist lediglich unser Eindruck, den wahrscheinlich einige Lebewesen teilen, aber die allermeisten nicht, weil sie andere Strategien haben, die Welt wahrzunehmen.

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Zum Schluss kommen wir noch kurz zu mir - besser gesagt zu meinem Namen - Qualia.

Qualia bezeichnet den subjektiven Erlebnisgehalt einer Wahrnehmung. Welche Eindrücke erhält jeder einzelne Mensch, wenn viele das gleiche Phänomen wahrnehmen.

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Sagen wir mal du beobachtest mit einem Kumpel den Regenbogen. Ihr beide seid euch einig darüber, welche Farben in welcher Reihenfolge zu sehen sind. Ihr habt schließlich die Namen für die verschiedenen Farben schon im Kindergarten gelernt - kein Problem also das zu erkennen.

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Aber lässt das den Schluss zu, dass die Farben auch gleich auf euch wirken? Könnte es nicht sein, dass das, was du als rot kennst, bei deinem Kumpel eher den Eindruck grün hervorruft?

Diese Frage kann man nicht beantworten. Das ist faszinierend oder? :-)

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goodboy21  27.06.2010, 12:34

Und wenn ein Baum im Wald umfällt, und niemand da der das hört, ist dann trotzdem ein Krach?

;-))

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Ich habe selten so einen geistreichen Beitrag hier gesehen!

Chapeau!

Nur weiter so!

BobLawliet 
Beitragsersteller
 20.06.2010, 22:31

ja ist es

"Existieren" heißt für mich einfach nur da sein, Luft verdrängen, Platz wegnehmen. "Leben" ist Interaktion, Teilnahme, Entwicklung, Veränderung in der Beständigkeit. Was nur existiert, kann sich nicht entwickeln und sich verändernd weiterbestehen. Menschen, die nur existieren, haben das Staunen verlernt, kennen Glück nicht und kein abgrundtiefes Leid. Einem Menschen, der solcherart nur funktioniert und "da ist", spreche ich den größten Teil des Menschseins ab. Schau dir glückliche Kinder an, genieße das Geräusch eines überschäumenden Kinderlachens, wie sie staunen, wie sie vertrauen, wie sie die Welt entdecken - DAS ist Leben.

der energiebedarf zur beibehaltung des zustandes leben ist höher als der für existenz.

für leben ist weit mehr komplexität zu bewältigen als für schlichte existenz. (vergleiche: sonne<->gehirn)


BobLawliet 
Beitragsersteller
 20.06.2010, 09:42

ich finde das dies meine frage eig nicht beantwortet ... was ist denn leben ?

oke ich brauch mehr energie dafür aber wofür ? .....

endgut  20.06.2010, 11:16
@BobLawliet

sorry, dann hab ich die frage falsch verstanden.

leben ist ein substantiv der deutschen sprache.

BobLawliet 
Beitragsersteller
 20.06.2010, 20:28
@endgut

...hmpf ... ich glaub du versuchst mich zu verarschen aber oke :D

Wie immer, hängt es an der Deutung der Begriffe, was wir darunter verstehen.

Was heißt denn das: leben?

Wenn ich tot bin, lebe ich nicht mehr - aber ich existiere noch. So? Aber was könnte ich damit meinen?

Ist "leben" - aus der Sicht des Menschen - nur der Zustand zwischen Zeugung und "Tod"?

Oder ist "Leben" das, was das Universum, den "Gott", charakterisiert?

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Was ist "existieren"?

Soviel wie "sein"?

Ein Stein existiert - aber er weiß es nicht. Ein Stein kann nicht sagen "ICH BIN" - aber vielleicht kann er es denken...?

Wer sagte denn dies "ICH BIN"? Richtig! Gott in der Moses-Geschichte. Oder war das gar nicht "Gott", so wie ihn sich viele Menschen vorstellen? Vielleicht war das "ICH BIN" im Bewußtsein des Moses? Oder war es das Unter-Bewußtsein, welches Moses sprechen hörte.

Wer oder was könnte denn von sich selbst am ehesten sagen: "ICH BIN"?

Richtig! "Das Sein". Denn "ich bin" ist erste Person singular vom Verb "sein".

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Das wort "existieren" kommt angeblich von "ex sistere" - und das heißt soviel wie "heraus-" oder "hervortreten". Das scheint mir so ähnlich wie der Ursprung des Wortes "Person" aus "personare" = hindurchklingen.

Was könnte denn wohl "hindurchklingen" oder "hervortreten" bei einem Menschen?

Richtig! Der göttliche Geist, der "Wesenskern", die "Seele"; das, was der Mensch in seiner tieferen Wirklichkeit/Wahrheit ist.

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Und nun stellt sich mir die Frage: Was charakterisiert mich? Dass ich lebe? Dass ich existiere oder Dass ich bin?

Aus heutiger Sicht ist mir am wichtigsten, zu sein.

Das ist Ansichtssache. Existenz ist das Reine Dasein. Ein Blatt Papier Existiert ja. Aber es Lebt nicht. Ich würde Leben so interpretieren: Alles was sich aus sich selbst heraus vervielfältigen kann,wächst,sich Entwickelt,seine Umwelt wahrnimmt und nach einer gewissen Zeit abstirbt, das Lebt und Existiert somit natürlich auch. mfg


BobLawliet 
Beitragsersteller
 20.06.2010, 09:31

gute erklärung ... dies würde aber auch bedeuten das bäume etc ebenfalls leben, was weiter nichts schlimmes ist :D

aber ich hatte gehört/gesehen das ein wissenschaftler eine zelle künstlich befruchtet hat ... wenn sich solch ein "lebewesen" fortpflanzen kann dann würde es doch heißen (das es ja alle anderen deiner kriterien erfüllen würde) das auch "künstliche lebewesen" leben können .. also obwohl sie nicht von der natur direkt abstammen

Waschi  21.06.2010, 11:48
@BobLawliet

Ich Denke schon das Bäume auch Leben. Auch die Zelle mit der Künstlichen befruchtung lebt ja. Und was daraus entsteht dann natürlich auch. Was anderes isr für mich,wenn Maschinen Maschinen bauen. So was betrachte ich als Existierend aber Leblos. mfg

BobLawliet 
Beitragsersteller
 21.06.2010, 13:09
@Waschi

nunja aber was ich mit dieser künstlich befruchteten zelle sagen wollte war ca das wie mit dem roboter .. also es ist ja kein natürliches lebewesen sondern von menschen erschaffen ... wie ein roboter nur das dieses lebewesen nicht aus metall währe ... wenn es denn leben würde würden dann doch auch die roboter (wie bei i-robot und bald auch in unserer gegewart) leben oder nicht ? =)