Leben als Jude in Deutschland oder Österreich?

8 Antworten

Man muss doch nicht unbedingt zeigen, dass man Jude ist.

Die dümmsten Sprüche mir gegenüber kamen bisher jedenfalls nur von ganz rechts außen.

Wenn ich keine Frau wäre, dann könnte ich mir echt vorstellen, dass man mir schon mal "eine aufs Maul" gegeben hätte, dabei bin ich nach jüdischer Tradition gar keine Jüdin.

Mein derzeitiger Chef ist Deutscher mit türkischem Migrationshintergrund und ein Muslimer, die meisten meiner Kollegen auch. Die wissen das mit den jüdischen Wurzeln. Da gab es bisher noch keinerlei Zores.

CountDracula  30.01.2024, 17:15

Ist bei mir ähnlich. Ich bin zwar kein Jude, aber dafür queer und behindert. Da kommen die allerdümmsten Sprüche auch von rechts. Bei den muslimischen Menschen ist es da eher so wie bei den Christ*innen: Manche sind nicht queerfeindlich oder behindertenfeindlich, manche schon.

In gewissen Kreisen zeigen die Menschen im Moment gerne mit dem Finger auf "die Muslime". "Die Muslime" sind angeblich alle queerfeindlich, "die Muslime" sind angeblich alle antisemitisch, "die Muslime" sind angeblich alle frauenfeindlich. Sie reden von importiertem Antisemitismus. Die Queerfeindlichkeit, der Antisemitismus und die Frauenfeindlichkeit aus den eigenen Reihen sind ihnen dabei scheißegal. Das zeigt für mich nur, dass es ihnen nicht darum geht, queere Menschen, jüdische Menschen oder Frauen zu schützen. Es geht ihnen einzig und allein darum, muslimische Menschen zu hassen.

Nehmen wir als Beispiel mal die katholische Kirche. Da gibt es auch Queerfeindlichkeit: Es dürfen immer noch keine gleichgeschlechtlichen Ehen geschlossen werden. Es gibt auch Frauenfeindlichkeit: Frauen dürfen da nicht mal Priesterinnen werden. Antisemitismus gibt es mit Garantie auch. Trotzdem hab ich noch nie gehört:, "Ich will aber nicht, dass die Katholiken in meiner Stadt eine Kirche bauen."

Dann kommt das Argument: "Ja, aber die christlichen Kirchen gehören ja zu Deutschland." Ja, natürlich, tun sie. Streitet auch niemand ab. Zu Deutschland gehört aber auch - und das ist eins der höchsten Güter im Grundgesetz - die Religionsfreiheit. Wenn wir uns die aufgrund von rechten Pseudo-Argumenten nehmen lassen, zerstören wir einen wichtigen Teil der deutschen Kultur.

Wenn ich keine Frau wäre, dann könnte ich mir echt vorstellen, dass man mir schon mal "eine aufs Maul" gegeben hätte, dabei bin ich nach jüdischer Tradition gar keine Jüdin.

So was 2024 noch lesen zu müssen, macht mich unglaublich wütend. Ich hoffe, dass ich meinen Teil dazu beitragen kann, dass Menschen weder aufgrund ihres Geschlechts noch aufgrund ihrer Religion Gewalt befürchten müssen.

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tanztrainer1  30.01.2024, 17:36
@CountDracula

Es kommt doch oft das Argument, dass man gegen Moscheen ist, weil es in muslimen Staaten dich auch keine christlichen Kirchen geben würde:

Eine der größten christlichen Gemeinden gibt es in Dubai.

Also wird wieder mal gelogen, und der Grund ist selbstverständlich, dass man hetzen will.

Jedenfalls kenne ich relativ viele Juden, die sich nicht trauen, eine Kette mit Davidstern offen zu tragen.

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Aktuell von den Muslimen. So wie 2021:

Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Mazyek, hat die antisemitischen Übergriffe in mehreren Städten scharf verurteilt. Mehrere Innenminister bekräftigten, null Toleranz bei derartigen Ausschreitungen zu zeigen.
Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat zur Gewalt gegen Synagogen in Deutschland und antisemitische Übergriffe in mehreren Städten deutliche Worte der Kritik geäußert: "Wer unter dem Vorwand von Kritik an Israel Synagogen und Juden angreift, hat jedes Recht auf Solidarität verwirkt", sagte der Vorsitzende, Aiman Mazyek, der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung".
Die "widerlichen Attacken auf unsere jüdischen Mitbürger" in den vergangenen Tagen verurteile er entschieden. Wer Rassismus beklage, selbst aber antisemitischen Hass verbreite, verliere alle Glaubwürdigkeit, so Mazyek.
https://www.tagesschau.de/inland/zentralrat-der-muslime-nahost-konflikt-101.html

Sonst von den Neo-Nazis.

Es ist fast überall in Europa schwierig, Gefahren drohen quasi aus allen Richtungen , Antisemitismus ist nach wie vor weit verbreitet und nicht immer nur bestimmten Gruppen zuzuordnen.

Aufgrund des widerlichen grassierenden Antisemitismus kann es überall gefährlich sein, wenn sich Juden z.B. durch Kleidung / Kippa zu erkennen geben. Und es ist in Zwickau sicher gefährlicher als in Flensburg.

Franz3425 
Fragesteller
 30.01.2024, 17:07

ich denke eher in Neukölln

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MrTuvok  30.01.2024, 17:20
@Franz3425

Jo, das ist sicher auch ein Plaster wo ich die Kippa besser unter einer Basecap verstecken würde.

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Ich bin kein Jude. Allerdings kann ich sagen, dass Antisemitismus niemals weg war. Die Frage sollte also nicht lauten, ob es für jüdische Menschen noch sicher ist. Sie sollte lauten, ob es für sie jemals sicher war.

tanztrainer1  30.01.2024, 22:40

Seit frühester Kindheit kann ich mich erinnern, dass unsere Synagogen am Ort Polizeischutz brauchten. Also zu einer Zeit, in der es noch so gut wie keine Muslimen im Land gab.

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