Kulturelle Aneignung, was ist das?

10 Antworten

das sehe ich wie du, ich fange auch wenig an mit dem Konzept. Der Gedanke - soweit ich das überschauen kann - ist wohl der, dass man auch mit Blick auf die Kolonialisierung das Muster sieht, dass privilegierte Menschen sich gerne alles mögliche aus anderen Kulturen nehmen, wie es ihnen in den Kram passt. Zur Zeit der Kolonialisierung wäre das Konzept auch schlüssiger gewesen, denn da ging es ja wirklich nur um nehmen nehmen nehmen, man nimmt was man will ohne aber von der eigenen Kultur oder Gewohnheiten abweichen zu wollen. Man schmückt sich mit Elfenbein, weil man das so gesehen hat in Afrika, lebt aber trotzdem sein überprivilegiertes Leben in England beispielsweise.

Heute denke ich hat sich da einiges verschoben, heute geht es den meisten Menschen eher um Vernetzung, um Anerkennung, um kulturelle Begegnung. Wenn ich Djembé spiele dann nicht weil ich das jetzt für mich beanspruchen möchte, sondern weil ich wertschätze was für eine tolle Musikkultur damit verbunden ist und im Idealfall in den Austausch gehen möchte darüber, wie meine Musikkultur aussieht, ein geben und nehmen also, ein Wertschätzen, ein Anerkennen.
Aneignung ist also kaum das richtige Wort heute, das mag auf die Kolonialisierung zugetroffen haben und vielleicht auf einzelne auch noch heute, prinzipiell geht es aber um das Gegenteil, es geht um Austausch und das Konzept "kulturelle Aneignung" steht dem im Weg finde ich. Warum soll man nicht von anderen lernen? Die Konsequenz aus diesem Konzept wäre, dass es Kulturblasen gibt die nur unter sich bleiben sollen, das wäre ein Schritt hin zur Entfremdung, zur Intoleranz, zur Konkurrenz und Feindseligkeit.

Kultur ist kein starres Konstrukt, Kultur ist immer in Bewegung, und dazu gehört eben auch Einfluss anderer Kulturen. Deutschland ist dafür ein tolles Beispiel, Deutschland ist sehr stark von unterschiedlichen Kulturen geprägt, in den 60ern begann das bereit mit der Gastarbeiterbewegung, welche unser Land seit je her multikulturell geprägt hat. Die USA ist eine komplette Nation die auf kulturellen Unterschieden beruht. Leider natürlich auch mit einer Geschichte in der gewisse Kulturen lange unterdrückt wurden, dennoch kann man kaum Leugnen dass alle ihre Kultur eingebracht haben. Man nehme beispielsweise den Jazz und Blues. Auf der anderen Seite Country, aus einem ganz anderen Kulturkreis, und steht sich das im Weg? Wohl kaum.

Genau genommen „selektiver Rassismus“.

Ein „Weisser“ darf demnach keine Dreadlocks tragen - aber ein Asiate klassische Musik von Bach & Mozart spielen, ohne Boykottaufrufe befürchten zu müssen…

So haben selbsternannte Gutmenschen ein reichhaltiges Betätigungsfeld, wo sie sich wichtig machen, gefühlte „moralische Überlegenheit“ demonstrieren und andere schikanieren können. Wer damit nicht einverstanden ist, wird als „Rassist“ oder „Nazi“ beschimpft.

So schwingt sich eine kleine Minderheit ohne jede Legitimation (bzw. nur der, die sie sich selbst einbilden) zur Meinungs- und Gedankenpolizei auf - und der Grossteil der Masse kuscht lieber, statt Rückgrat zu zeigen und diese Spinner zu ignorieren - vor lauter Angst öffentlich angefeindet zu werden.

Wenn meine afrikanischen Freunde sich für meinen Besuch am kochen deutscher Gerichte versuchen, dann sehe ICH das nicht als „kulturelle Aneignung“ sondern als KOMPLIMENT! Genauso sehe ich Dreadlocks als Solidaritätserklärung zu den Rastafaris.

Seid nett aufeinander!

R. Fahren

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
fubar1871  06.12.2022, 09:41
nicht als „kulturelle Aneignung“ sondern als KOMPLIMENT!

Genau so ist es, denn nur was gut ist, wird auch von anderen gemocht und dadurch gezeigt, dass es eben gut ist.

2

Kulturelle Aneignung ist eigentlich nichts anderes als Rassismus.

Denn hat jemals ein Afrikaner "Kulturelle Aneignung" betrieben? Oder ein Asiate? Usw

Nein, komischerweise kann nur ein Europäer kulturelle Aneignung betreiben.

Kulturen haben sich schon immer vermischt, indem man etwas, was gut war, von einer anderen Kultur übernommen hat. Dies ist ein ganz natürlicher Vorgang, welcher sich über Jahre hinweg entwickelt. Soetwas kann man weder erzwingen noch verhindern, denn wenn man dies versucht, geht es sogut wie immer gewaltig schief.

SchakKlusoh  06.12.2022, 09:55

In Afrika tragen viele Menschen Jeans, T-Shirts und Turnschuhe. Sie spielen Rock-Musik, klassische Musik ...

1
Tasha  25.03.2023, 20:31

Da wäre ich vorsichtig, inzwischen wird das Konzept so ausgeweitet, dass fast jeder kulturelle Aneignung betreiben kann, AUßER, dass es Weiße nicht betreffen kann. Der Asiate kann sehr wohl irgendwelche Traditionen von schwarzen Amerikanern "stehlen" oder der schwarze Amerikaner kann "unberechtigerweise" irgendwelche traditionelle japanische Kleidung tragen, weil er sie schickt findet und so ziemlich jeder kann den Frevel begehen, einfach ein traditionelles Gericht einer anderen Kultur seinem Gaumen in seiner Küche anzupassen. Es gibt inzwischen genug Menschen, die so etwas als kulturelle Aneignung "verdammen".

Gerade um den Bereich Essen gibt es immer wieder von quasi jeder Ecke online heftige Diskussionen, also auch Artikel in Mainstreammedien mit der Aussage "jetzt klauen sie meine Kindheitserinnerungen, weil sie mein traditionelles Essen populär machen oder verändern!"

Auch klasse: Da werden in Restaurants, die eine bestimmte Landesküche anbieten, einfach Köche eingestellt, die nicht aus dem entsprechenden Land stammen! "Da kocht ein Asiate in einem mexikanischen Restaurant, ich meine, das geht doch nicht!" 😖 Du findest durchaus nicht nur vereinzelte Meinungen dieser Art!

0

In erster linie ist das Mumpitz. Vorallem auch weil oft die sachen um denen Es geht teil etlicher kulturen sind. z.b. Rastas.

Ich denke aber auch das es gerechtfertigte fälle geben kann in denen man von kultureller aneignung reden kann.

Das wäre in dem falle immer dann wenn jeman auf kosten der anderen Kultur von deren Kulturgut profitiert.

Als beispiel: nehmen wir eine Kultur die ihre eigenen Lieder hat und welche auch mit ihrer musik auf youtube vertreten ist. Dann kommt ein bekannter musiker und hört sich das an. Ist davon insporiert und Kopiert quasi die musik. (ggf. so das es als dieses Kulturgut erkennbar ist aber keine uhrheberrechtsverletzung darstellt.) Und verschweigt aber dann das das ganze auf Kulturgut der Kultur x Basiert. Sondern behauptet er hätte das Musikgenre selbst aus dem boden gestampft. Mit der zeit werden die eigentlichen Kulturgut inhaber als nachahmer betitelt von denen die den Musiker kennen weil die eben nicht wissen das dieser die Musik von denen gestohlen hat.

Dies wäre nach meiner ansicht durchaus eine Form der Kulturellen aneignung.

Dies trifft aber z.b. auf rasta Locken nicht zu. Kein Deutscher der rastas trägt wird behaupten das Rastas deutsches Kulturgut wäre.

"Kulturelle Aneignung" ist genau so ein Modewort, wie "Manspreading" oder das Vermeiden von vermeintlichen respektlosen Wörtern, wie "übergewichtig"(Stattdessen wird das Wort "Mehrgewichtig" bevorzugt)

Sowas stammt von einer bestimmten Gruppe von linksorientierten Menschen, die übertolerant sind. Sie wollen so extrem respektvoll sein, dass sie das Gegenteil damit erreichen. Zumindest sehe ich das so.

Es ist doch schön wenn Kulturen sich vermischen. 

Der Meinung bin ich auch. Deswegen kann ich die Beweggründe nicht nachvollziehen, weshalb man das "kulturelle Aneignung" nennt und als etwas Schlechtes ansieht...

Woher ich das weiß:Hobby – Mich interessieren Gesellschaftsthemen und Diskussionen