Konnte man in der DDR die Zuteilung eines Telefonanschlusses oder die Auslieferung eines Trabant durch Westgeld irgendwie beschleunigen?

6 Antworten

Von Experte Udavu bestätigt

Das war immer möglich, wenn das Telefon und das Kupfer für den Telefondraht, mit Devisen bezahlt wurde...."Stasi-Mithörer" inklusive.

Das DDR-Telefon hatte einen 5-Kontakt-Stecker obwohl zum telefonieren nur 4-Kontakte brauchte...der 5. Kontakt, war der Stasi-Draht...denn im DDR-Telefonen war die Abhörfunktion Serienmäßig verbaut.

Wenn die Stasi von außen 60Volt Wechselspannung auf den 5. Draht aufschaltete war die Sprechmuschel aktiv...die diente zum Abhören des Raumes bei aufgelegten Hörer.

In der DDR bekamen nur 2 Arten von Leuten einen Telefonanschluß:

Entweder, man war WICHTIG

...oder...

...man war INTERESSANT.

Zum Ende der DDR, kamen statistisch 26 Telefonanschlüsse auf 1000 Einwohner.

Damit war, was die Telefoninfrastruktur angeht die DDR auf Platz 28 von 30 im Vergleich mit den Staaten in Europa.


Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:51

Wenn ich das recht verstehe, bekam derjenige der im Verdacht stand politisch unzuverlässig zu sein, SCHNELLER ein Telefon???

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:54

26 Telefonanschlüsse auf 1000 Einwohner, das ist einfach unfassbar!!!

Wenn man einen einen Telefonanschluß hatte, hatte man dann plötzlich ganz viele Freunde?

docgrizzly  09.03.2024, 20:22
@Parralelwelt

Es war auch so...

...ich empfehle die mal die Doku auf Youtube:

"Fasse Dich Kurz - Telefonieren in der DDR"

Ja, mit Sicherheit.

Allerdings habe ich nie erlebt, dass in der DDR ein Telefon neu installiert wurde. Da gab es nämlich nur sehr wenige Anschlüsse. Und die musste man sich auch noch teilen. Hier hatte die Konsum-Verkaufsstelle einen Anschluss, der wurde nach Ladenschluss um 18 Uhr auf einen Privaten in der Nachbarschaft umgeschaltet.

Bestechung gab es in der DDR offiziell nicht. Man kam auf eine Warteliste, und wenn man dann "dran" war im Paln , dann bekam man eben das Gewünschte und Langersehnte.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass es natürlich inoffiziell Bestechung gegeben hat - genauso wie es eine massiven Schwarzmarkt für West-Produkte etc. und natürlich jedes denkbare Verbrechen gegeben hat. Eine Welt ohne verbrechen gibt es einfach nicht.

Aber tatsächlich konnte diese Bestechung nichts am Wirtschaftsplan ändern.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Menschlichkeit ist mein persönlicher Grundsatz!

Telefon konntest du eher nicht bekommen, da es eine Leitung erfordert und eine freie Nummer.

Und die Post war Staatlich, dort arbeiteten auch damals schon Beamte.

Beim Trabant war das ganz sicher möglich. Aber nicht bei deiner Bestellung, sondern bei Privat. Dort konntest du einen werksneuen Trabant oder Wartburg zum doppelten Preis kaufen. Mit etwas Westgeld ging das sicher auch.


Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:49

War es in der DDR nicht so dass man auf jedes Familienmitglied, auch auf ein Neugeborenes, direkt einen Trabi-Vertrag abgeschlossen hat, der Absatz war in 10 -15 Jahren ja problemlos gesichert?

DerJens292  09.03.2024, 19:53
@Parralelwelt

Ja. Aber manche hatten dann das Geld nicht, oder keinen Führerschein...

die haben dann verkauft an diejenigen, die aus welchen Gründen auch immer ein Auto kaufen wollten. Und sie haben den Trabant für 15000 Mark gekauft und für 25 - 30000 weiterverkauft. schöner Gewinn.

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:58
@DerJens292

Ja ich hörte davon, das war der reinste Kapitalismus im real existierenden Sozialismus.

treppensteiger  09.03.2024, 22:07
@Parralelwelt

Auch wenn ich das Gefühl nachvollziehen kann, aber nein, Kapitalismus bedeutet vor allem Privatbesitz an Produktionsmitteln, nicht (bereits) privater Handel oder Privatbesitz persönlicher Art.

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:47

Ach...die Frage ist dann WIEVIEL Westgeld man gebraucht hätte

docgrizzly  09.03.2024, 20:18
@Parralelwelt

Ein Telefon inklusive Anschluß, konnte der Westbürger für ca. 1000 D-Mark an GENEX als Geschenk an seinen Ostverwanten machen...

...der Ostbürger hätte eigentlich nur läppische 100 Mark der DDR, als Bearbeitungsgebühr an die Deutsche Post zahlen müssen und er konnte endlich telefonieren...

...allerdings hätte er nicht direkt seinen Westverwanten direkt anrufen können um sich dafür zu bedanken, denn Anrufe nach Westdeutschland und umgekehrt, mußten nachwievor beim Fernamt angemeldet werden, da nur eine begrenzte Anzahl an Leitungen zwischen Ost und West existierten.

Es wurde ein Zeitraum beantragt an dem das Gespräch stattfinden sollte, z.B. 2 Tage später zwischen 12 und 14 Uhr...dann kam der Anruf von Fernsprechamt:

Guten Tag, Deutsche Post-Fernamt, sie werden von Herrn Mustermann aus München verlangt...Ihre Gesprächszeit beträgt 4 Minuten...ich verbinde...

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 11.03.2024, 12:41
@docgrizzly

Was hat Telefonieren in der DDR eigentlich gekostet?

Im Westen war ein Ortgespräch 20 Pfennig, Ferngespräche waren sehr teuer

In den gelben Telefonzellen konnte man mit 20 Pfennig soviel ich weiß ewig telefonieren, da gab es angeblich diesen 8-Minuten-Takt nicht

docgrizzly  11.03.2024, 13:09
@Parralelwelt

Soweit ich weiß, gab es Ortsgespräche ohne Vorwahl 3 min für 16 Pfennig zuhause oder 20 Pfennig an der Telefonzelle.

...dann gab es Ferngespräche innerhalb des Bezirkes zu 30 Pfennig vor 3 Minuten

Und ferngespräche Republikweit zu 50 Pfennig zu 3 Minuten

Auslandsgespräche konnten schon mal mehrere Mark pro Minute kosten.

So genau kenne ich die Tarife auch nicht mehr.

Ich war 12. Jahre alt zur Wende.

Konnte man in der DDR die Zuteilung eines Telefonanschlusses oder die Auslieferung eines Trabant durch Westgeld irgendwie beschleunigen?

Nein.

Das funktionierte nicht, es gab diese elenden langen Wartelisten und dazwischen passierte nichts. Nur über den Genex-Dienst wurden die verschiedensten Autotypen schnell möglich.

Zeitweilig gab es VW Golf, Volvo, Peugeot, Citroen und Mazda angeboten, frei und auch von der Warteliste meines Wissens nach, aber eine Bestechung, wie du sie hier anfragst, ist dabei kaum möglich gewesen. Bei einem Telefonanschluss, konnte durch Eigenleistunden des ziehen eine Grabens wegen der Leitung vom Kasten usw. schon beschleunigt werden. Der Bautrupp hatte diese Arbeit dann für ihre Leistung gut geschrieben, obwohl als meine Gesellen und ich daran arbeiteten und sie keinen Finger rührten, das funktionierte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 09.03.2024, 19:57

Ja, Mazda bei GENEX, ich erinnere mich

Aber die GENEX-Autos mussten ja zu weit überhöhten Preisen voll mit Westgeld bezahlt werden, das war doch illusorisch.

zetra  09.03.2024, 20:05
@Parralelwelt

Ich weiß nur, das ein Wartburg 8 Tsd. DM kostete über Genex.

Parralelwelt 
Beitragsersteller
 11.03.2024, 12:34
@zetra

Ich glaube das kommt auf das Jahr drauf an. Ich habe höhere Preise im Kopf.

Zudem wenn der Wartburg so günstig war und die West-Modelle mehr als doppelt so teuer waren war das ja wie ein Eingeständnis dass die heimischen Produkte minderwertig waren.