Kann man als relativ unbekannter Rockmusiker seinen Lebensunterhalt bestreiten?
Man muss sich nicht unbedingt das Ziel setzen (ja, nicht eimal den Traum haben) ein weltbekannter, multimillionenreicher Superstar zu sein.
Gibt es Singer-Songwriter, Rockmusiker, die etwa E-Gitarre, Bass, Keyboards spielen, Texte schreiben, Singen, Musik alleine/mit einer Band aufnehmen, öffentlich auftreten, jedoch keine millionenschweren, weltbekannten Superstars sind — aber dennoch von ihrer Musik leben können?
12 Antworten
Kein Amateurmusiker kann von seiner Musik leben. Meine Band und ich auch nicht, obwohl wir wirklich gut, semi-professionell und mittlerweile auch überregional bekannt sind. Die Zeiten haben sich geändert. Keiner will mehr was bezahlen und eigene Songs will schon gar keiner hören. Manchmal schreibe ich welche, von denen wir dann schon einen oder zwei im Programm unterbringen. Für dieses Jahr haben wir bis jetzt nur zwei Anfragen, vor noch 10 Jahren waren das 200 und im Jahr haben wir zwischen 300 und 350 Gigs gespielt. Heute können wir froh sein, wenn wir 10 haben. Müssten wir von der Musik leben, wären wir schon lange im Armenhaus gelandet. Streng genommen lohnt sich der ganze Aufwand mit Hin-, Rückfahrt, Auf- und Abbau gar nicht mehr. Waren wir früher überregional unterwegs, fahren wir heute nur noch maximal 50 Km und auf Hutsammlungen lassen wir uns gar nicht ein. Den Sprit und die Zeit bezahlt uns keiner. Und es ist ja nicht nur das. Es entstehen ja auch andere Kosten. Beispielsweise wenn mal was an den Instrumenten kaputtgeht und das dann repariert oder etwas sogar komplett ersetzt werden muss. Ein Kabel kann locker 40,00 Euro kosten. Oder Proberaum. Billig sind die nicht. Wir brauchen zum Glück keinen. Ich habe im Keller bei uns einen Raum umgebaut.
Insofern passt dieser Witz schon bei dem ein Musiker zum Arzt kommt erfährt, dass er nur noch drei Monate zu leben hat und den Arzt ganz entsetzt "wovon denn bitte" frägt.
Wir machen die 60er, 70er, 80er, in den Genren Rock, Hardrock, Bluesrock, Blues, Soundtracks und Pop. Ja, wir sind eine Coverband mit einigen eigenen Stücken, die wir dann im Programm unterbringen. Aber im Großen und Ganzen wollen die Leute Coversongs die sie kennen und mitsingen können.
Ich kenne einige hochkarätige studierte Musiker, die entweder als brotlose Künstler oder als Musiker in dumpfen Unterhaltungsbands sowie als Alleinunterhalter, die gebucht werden und seelenlose Schlager-Mucke an Hochzeiten oder Eröffnungen von Möbelhäusern oder Dorffesten anstimmen oder aber als Musiklehrer auf Honorarbasis "endeten" oder als Studiomusiker. Letztlich haben die fast alle ihre Seele verkauft bzw. mussten es tun, um zu überleben. Künstlerisch hochwertig ist das alles nämlich nicht!
Einer endete gar als Verkäufer in einem Musikhaus; dafür hätte niemand jahrelang studieren müssen. Ein einziger hat es gepackt, der wurde Tontechniker und ist heute Produzent im Weltmusik-Bereich, dafür hat er aber 15 Jahre von der Hand in den Mund gelebt nach dem Studium. Das tut mir leid und die krebsen nur so vor sich hin - empfehlenswert ist so was nie bzw. nur dann, wenn man etwa die Gewissheit hat, dass man z.B. Orchestermusiker oder Studiomusiker in fester Anstellung irgendwo wird.
Joa, das geht ganz gut wenn man Merchandise verkauft usw.
Muss man aber entweder einen guten Manager haben, oder einen guten Plattenvertrag.
Was derzeit gut läuft sind Tribute Bands. Früher gab´s da was von den Beatles, ABBA und AC/DC. Heute spielt an vielen Orten alle drei Tage eine Tribute, von deren Original ich noch nie gehört habe. Das kann richtig gut laufen, aber wie lange dieser Trend anhält, kann niemand sagen.
Natürlich gibt es ein Mittelmaß zwischen Millionen Verdienst und totaler Armut.
Dieses Mittelmaß liegt aber recht hoch angesiedelt im freien Musikmarkt als auftretender Künstler.
BEKANNTHEIT gehört da unbedingt dazu und ist ausschlaggebend dafür ob du in Deutschland deinen Lebensunterhalt bestreiten kannst. Wenn dich niemand kennt bezahlt dir niemand deinen Lebensunterhalt. Dann werden deine Anreisekosten bezahlt und noch paar Euro mehr, du kriegst was zu essen und kannst Merch verkaufen, das reicht aber nicht. Bekanntheit in einem Nischengenre kann ausreichen je nach dem.
Es gibt in Deutschland erheblich mehr Bands die zwar ü 100.000 Euro Umsatz im Jahr haben aber im Grunde nichts verdienen, als solche die wirklich auskömmlich sind.
Als Band benötigst du um auskömmlich zu sein einen hohen sechsstelligen Umsatz, als Einzelkünstler potentiell viel weniger aber es kommt auch mehr drauf an.
Gerade im Bereich 100.000 Euro Umsatz bist du als Band im Limbo zwischen Hobby, Semiprofi und Profi je nachdem wie es im Detail aussieht- vor allem weil es auf dieser Stufe eigentlich verlockend ist viel zu investieren- es sagt dir nur niemand ob die Investition sich lohnt.
Heist das das nur Coverversionen gespielt werden sollen und welche Richtung spielt ihr sonst ?