Kameradschaft - warum ist sie anders?
Ich war 4 1/2 Jahre bei der Bundeswehr, hatte tolle Kameraden, eine gute Zeit, abgesehen von manchmal umherfliegenden Kugeln und ein paar Explosionen.
Diese Kameradschaft ist etwas völlig anderes als Freundschaft oder Kollegentum, es ist etwas, was ich heute ein wenig vermisse, weil es ein Gemeinschaftsgefühl gegeben hat, wie ich es außerhalb nie erlebt habe.
Gerade jetzt kommen mir diese Gedanken, wenn ich sehe, dass sich einige Menschen mittlerweile schon förmlich zerfleischen, nur weil jemand anderer Meinung ist, selbst Freunde gehen sich richtig an (bin glücklicherweise nicht selbst betroffen, bekomme es aber manchmal einfach von anderen mit...).
Nun ist mir bewusst, dass man beim Bund seinen Nebenmännern vertrauen muss, sonst gehst du drauf, ich denke, das hat jeder im Kopf der schon im Einsatz war. Da herrscht ein gewisses Grundvertrauen, sodass wir untereinander wissen, dass man möglicherweise sein Leben einsetzt um anderen das Leben zu retten (bspw. unter Beschuss jemanden aus der Schussbahn ziehen, oder einen Kameraden aus einem gesprengten Dingo holen, etc.). Natürlich versucht man, nicht selbst sein Leben so zu gefährden, dass man bei einer Aktion sicher drauf geht, das hilft ja auch keinem, aber man sitzt zumindest im selben Boot und gibt sein Besten für die um einen herum.
Diese Mentalität würde ich gerne in unserer Gesellschaft generell sehen. Das ist natürlich Utopie, da auch nicht jeder für das Militär bpsw. gemacht ist und sowas kann.
Mich interessiert nun eher, warum wir es als Gesellschaft schaffen, hundertausende mit solch einem Zusammenhalt beim Bund zu "generieren", es aber Gesamtgesellschaftlich nichtmal in einem 100-Mann Dorf schaffen friedlich nebeneinander zu leben.
Liegt es daran, dass wir zu wenig Probleme haben?
(P.S. bitte ergänzt die dazu passenden Themen, ich tu mich da immer unglaublich schwer ^^ Danke!).
8 Antworten
Die Kameradschaft kommt durch das gemeinsam Erlebte, durch Aufgaben die man gemeinsam lösen musste und durch die Situationen die positiv ausgegangen sind.
Das erlebt man so im "normalen" Leben nicht. Wo bist du schon mal 24/7 mit Leuten zusammen, also außerhalb deiner Familie?
Außerhalb der Bundewehr erlebt man Kameradschaft nur noch bei ganz wenigen Sachen. Ich habe das Glück bei einer Feuerwehr zu sein wo es das noch gibt.
In der sonstigen Gesellschaft ist die gegenseitige Abhängigkeit weitgehend verloren gegangen. Gemeinsam den Mamut erlegen kommt heute eben nur noch selten vor.
Es sind nicht zu wenig Probleme es sind die falschen Probleme. Zu wenig Geld, doofer Job, kein Partner, keine Freunde, keine Zeit...die typischen gesellschaftlichen Probleme. Bei der Bundeswehr bzw im Einsatz ist das etwas anderes denn es geht um das wichtigste was du hast: dein Leben. Wäre das bei uns bedroht würden wir auch ein völlig anderes Gemeinschaftsgefühl entwickeln.
Auch das stimmt so nicht, denn die frühklindliche Prägung geht viel tiefer als man denkt, und kann aus ner kleinen Mücke den riesen elefanten machen, weil es gar keine Mücke ist sondern der Elefant im Unterbewusstsein sitzt und nur wartet das man bereit zur Verarbeitung ist.
Es liegt an der Spaltung der Gesellschaft durch Demokratie, Liberalismus, Kapitalismus und Chancenungleichheit. Regierungen bevorzugen Großunternehmen, deren Aktionäre werden noch reicher, derweil nagt das gemeine Arbeitervolk am eisernen Meter und wäre das noch nicht Trennung genug, bilden sich Gruppen und exkludieren sich selbst aus der Gesellschaft.
Einzelmeinungen und Hass von Einzelnen bestäuben mit ihren uninformierten Blickwinkel andere, die noch wesentlich empfänglicher für unkritisches, voreingenommenes Debken sind. Social Media bietet einem Jeden eine Platform, außer jenen, die die Platform nicht mag.
Verschwörungstheoretiker unterstützen das Chaos, der Nährboden des Rechtspopulismus. Impfgegner preisen teure Medikamente, dessen Wirkung nicht weiter geht als der Placeboeffekt.
Die Regierung unterstützt lieber ein Luftfahrtunternehmen, anstatt dass sie Digitalisierung vorantreiben und Bildungsysteme neu definieren.
Die Gesellschaft wird gespaltet und kann nur durch Autorität wieder zusammengeschlossen werden. Demokratie ist veraltet und spaltet aber Autokratie würde die Freiheit einschränken, um die Stabilität wiederherzustellen.
Ich stehe für einen radikalen Kollektivismus als Gesellschaftsmodell.
"Ich stehe für einen radikalen Kollektivismus als Gesellschaftsmodell." - Kannst Du kurz skizzieren, wie so was aussehen könnte? Ich bin in der DDR groß geworden, in der das "Kollektiv" eine große Rolle spielte, was durchaus seine guten Seiten hatte. Dummerweise waren die Leiter dieser Kollektive oft nicht die Fähigsten, sondern die vermeintlich Linientreuesten, was zu absonderlichen Situationen geführt hat und letztlich zum Untergang der DDR.
Ein Kollektiv wo für jeden Bürger das größte Glück wäre, dem Kollektiv zu dienen. Vollkommen altruistisch kann ein Mensch nicht werden aber man kann zumindest mit intensiver Bildung und Erziehung eine altruistische Gesellschaft erzeugen. Keiner arbeitet mehr um Geld zu verdienen sondern um die Gesellschaft voranzutreiben.
Ich wäre auch dafür das Konstrukt Familie zu vergessen. Kinder werden nicht mehr erzeugt sondern nur noch in vitro produziert. Erzogen werden sie von dem Kollektiv. Jeder der Gesellschaft ist für die Erziehung der Kinder verantwortlich. Das schafft frühe Selbsständigkeit und eingliederung in das Kollektiv.
Selbstverständlich werden Gruppierungen wie LGBTQ oder das Christentum verboten, um Spaltung zu minimieren.
OK, also noch viel schlimmer als Kommunismus. Hoffen wir, dass Deine Phantasien nie Wahrheit werden. Denn das, was Du beschreibst, ginge nur unter kolossalem Zwang, und es führt in eine Art Sklavengesellschaft.
Puh, ja das finde ich auch harten Tobak.
Das hätte ja mit Freiheit nichts mehr zu tun, es würde mir ja "schon genügen", wenn andere auf andere achten und nicht versuchen würden, sich immer besser darzustellen als man wirklich ist.
Es fehlt die Respektierung eines jeden der was für die Gesellschaft macht, meistens sind das sogar die Buhmänner (z.B. Jugendamtsmitarbeiter, Müllmänner, Erntehelfer...), obwohl sie eben genau etwas für die Gesellschaft tun.
Das Kollektiv ist selbstverständlich stark und das Ziel einer sich gegenseitig unterstützenden Gesellschaft klappt nur damit. Aber das was du beschreibst PlacidCyanide ist eine Zwangsgesellschaft. Die Menschen können auch freiwillig Dinge für die Gesellschaft tun, man muss sie nur dazu bewegen. Das ist mit "mein" Hauptproblem an der Sache. Wir sind kein Kollektiv, "wir" sind jeder für sich.
Autorität geht doch schon jetzt nach hinten los, die Regierung ist doch die Autorität und sowas wie Hitler will man ja auch ned haben, und ja gut Gruppen spalten sich ab, aber die 60 j Oma interessiert sich nunmal nicht für Animes über die ich reden will, und normale Menschen verstehen mich eh nicht, weil ich dafür zu viel erlebt habe.
Zu wenig Probleme kannst du nicht ermessen, ja man lacht dauernd über erste-Welt-Probleme, aber auch hier hat man sehr viele ernsthafte Probleme so Todeskrankheiten, über psychische Folter zb bei Mobbing, bis hin zu häuslicher Gewalt am Kind usw.
Auch in usnerem Tollen Sozialstaat gibt es Probleme ohne Ende und Menschen die vom System verraten werden.
Und genau hier liegt auch der Knackpunkt es ist eine frühkindliche pädagogische Frage die du im Grunde stellst bzw eine neurologische.
Wer gelernt hat das 1+1 2 ist wird dies glauben, wer gelernt hat das 1+1 3 ist wird dies ebenfalls glauben, und warum darf jetzt1+1 keine drei sein, nur weil das so festgelegt wurde?
Genau das ist die Art des denkens die dahinter steckt.
Ps wenn ich jedem glauben und vertrauen würde, dann müsste ich jetzt Tod sein, weil mir dauernd gesagt wurde ich solle sterben gehen, achja und ich hätte sex mit einem erwachsenen haben müssen als Kind.
Dass das natürlich jetzt, aktuell nicht umsetzbar ist, ist mir klar, wenn ich auch so gehandelt hätte, wäre ich wohl auch schon längst nicht mehr da. Letzteres musste ich leider erleben, aber anderes Thema.
Danke für deine Erklärung zu den Denkweisen, das ist ein Aspekt über den ich noch nicht nachgedacht habe.
Du musst bedenken das die hauptprägungen eines Menschen bis zu 6 Jahren abgeschlossen sind. Und das ist hier der Knackpunkt, weshalb ich von Pädagogik rede.
Wenn du in einer Nachbarschaft erreichen könntest, dass alle immer zusammen durch alles gehen, sich blind vertrauen, dann kannst du so etwas auch in einer Nachbarschaft generieren.
Gemeinsame Erlebnisse und Ziele schweißen zusammen und grade wenn du beim Bund bist, wird es dir immer eingetrichtert, dass du mit deinen Kameraden zusammen halten sollst und musst. Da gehts dann eben auch gerne mal im Leben und Tod. Das ist etwas ganz anderes als die Blumenkästen von Oma Gisela..
Ist es denn nicht so, dass wenn meine Nachbarn nicht arbeiten gehen würden, ich nichts zu Essen hätte? Auch wenn ich sie nicht mag, vielleicht erntet der die Kartoffeln die ich heute Abend essen möchte.
Im Grunde sind wir alle voneinander abhängig, sonst würden wir ja nicht so funktionieren wie wir eben als Gesamtgefüge funktionieren, nur eben nicht so akut sichtbar lebensbedrohlich.
Da haste zwar im Grunde recht, aber es gibt nichmal genug Arbeit für alle, und manche könnmen nicht arbeiten, weil sie den normen nicht entsprechen.
Ja... hm, wenn ich das jetzt so auslege, dann heißt das, dass wir eher Luxusprobleme haben aus denen wir aber Existenzprobleme machen?