Ist unsere Existenz nicht vollkommen nutzlos?

24 Antworten

Nein. 

Du hinterlässt Spuren in deinem Leben. Und andere werden sich gern an dich erinnern. Zumal du andere Menschen glücklich machen willst. 

Und das sollte auch eine Befriedigung und ein Glücksgefühl für dich darstellen. Denn du machst damit mehr als manch anderer. 

Du musst auch nicht berühmt werden, dass sich andere Leute an dich erinnern. Es gibt sicher genügend Leute, die dich zu schätzen wissen. 

Und deshalb denke ich, dass du ein sehr erfülltes Leben hast. 

Dass du dir jetzt mehr Gedanken machst, hängt wohl auch damit zusammen, dass ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Sieh ihn als Herausforderung. 

Das sind Gedanken des Weltschmerzes, der Trauer, dass die Welt und die menschliche Existenz so ist, wie sie ist. Hinter deinen grüblerischen Gedanken könnte eine Depression stecken. Nimm einmal Johanniskraut, hochdosiert (1000 mg) – im Supermarkt zu bekommen – und teste eine Weile, ob dein Grübeln aufhört.

Wenn nicht, dann halte dir vor Augen:

was du schilderst, ist die Tragik der menschlichen Existenz, mit der jeder Mensch fertig werden muss; allerdings eine Tragik, die nur aus einer bestimmten Sicht so erscheint, aus der Sicht der „Eigentlichkeit“. Wenn du z.B. Schopenhauers „Die Welt als Wille und Vorstellung“, Bde 3 und 4 liest, dann weißt du, was es heißt, die Dinge grundsätzlich und „eigentlich“ zu betrachten; dann wird dir die Welt und das Leben zur Hölle. Doch niemand zwingt dich, die Dinge so zu sehen. Das Leben hat auch unbedingt seine schönen und angenehmen Seiten. Die kannst du ja betonen und das Tragische verkleinern und vernachlässigen.

Niemand kann dir auch bestätigen, dass alles, was man hier auf Erden tut und erreicht, völlig sinn- und zwecklos ist, dass überhaupt deine Existenz überflüssig und ohne jeden Sinn ist. Gewisse Fragen, z.B. über Gott, Ewigkeit, Sinn des Lebens, Unsterblichkeit der Seele, kann der Mensch nicht schlüssig beantworten, weil sein Verstand nur so „geeicht“ ist, das er allein über das sinnlich Erfahrbare etwas aussagen kann; das Übersinnliche (die eben genannten Fragen) ist ihm, d.h. jedem, verschlossen, also auch die Frage, was das Leben für einen Sinn hat.

Deshalb sind Feststellungen, das Leben habe keinen Sinn, reine
Spekulation. Das Leben kann sehr wohl einen Sinn haben, nur wir können ihn – aufgrund der Unzulänglichkeit unseres
Verstandes – nicht erkennen, geschweige denn erklären. Da wir aber eine Vernunft mitbekommen haben, ist es sehr wohl möglich, uns durch Gedankenarbeit dem Sinn des Lebens anzunähern. Warum haben wir die Vernunft mitbekommen und die Tiere nicht? Diese Absicht kann für mich nur lauten, wir sollen mit Hilfe dieser Vernunft uns um eine Antwort bemühen, was der Sinn des Lebens sein könnte. Dabei können die großen Philosophen helfen, eventuell auch die Religionen, aber nur, wenn ihre Repräsentanten bereit sind zuzugeben, dass die Glaubensgewissheiten der betr. Religion eben keine echten (d.h. schlüssig bewiesenen) Gewissheiten sind.

Ob unsere Existenz nutzlos ist hängt von der Perspektive ab und von uns selbst. Wenn es Menschen in unserem Leben gibt, denen es eine Freude ist, dass wir da sind, ist es mit dem "nutzlos" schon vorbei. Persönlich liebe ich diese Art der generösen Bewertung nicht. Ich komme gerade aus dem Urlaub. Wundervolle 10 schöne Tage. Hätte ich nicht vor 10 Tagen losfahren sollen, nur weil eh alles in 10 Tagen vorbei ist? Dann hätte ich keine schöne 10 Tage erlebt und ob das ein Nutzen war, ist mir ehrlich gesagt sch..egal. Mich interessiert MEIN Leben und wie es schön zusammenpasst mit dem Leben vieler Freunde, sodass wir uns ergänzen. Dass wir gemeinsam das Beste aus der jeweiligen Möglichkeit machen. Ich denke nicht darüber nach, ob ich einen Tag nützlich finden soll sondern WIE ich ihn nutzen kann. Also mein Ding ist Deine Denke nicht. Da steht man sich ja ständig selbst auf den Füßen und jammert, dass man nicht abheben kann.

makavel 
Fragesteller
 24.06.2016, 23:10

Hallo, ich danke Ihnen für Ihre Antwort. Problematisch ist nach meiner Ansicht auch, dass ich nicht verstehe, wozu ich andere Menschen glücklich machen will, denn ich meinen Augen hat das genauso wenig einen Sinn. Ich mache es einfach, ohne besonderen Grund. 

Natürlich würde jeder Mensch sagen, man solle den Tag nutzen. Mein Problem ist eher die Frage, warum ich dies tun sollte. 

Ich bin mir generell sehr unsicher, was das anbelangt. Auf der einen Seite ergibt das, was Sie schrieben vollkommen Sinn, weil ich es schließlich selbst tagtäglich versuche (meine Zeit zu genießen).

Auf der anderen Seite muss ich die Dinge immer weiter hinterfragen. Wahrscheinlich kommt man mit logischem Hinterfragen nicht weit.

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berkersheim  24.06.2016, 23:34
@makavel

Logik ist kein Garant für sinnvolle Antworten, wenn die Prämissen nicht stimmen. Aus einer komplett negativen Einstellung kann bei aller Logik nichts Positives rauskommen. Sinn findet man nicht, indem man alles zerredet. Sinn findet man, indem man sinnvolles tut. Hilfreich ist dabei eine aktive Gelassenheit. Da steckt Loslassen drin. Man muss auch die selbstverteilten Bremsklötze mal loslassen können. Wenn Denken das Leben verhindert, läuft was falsch mit dem Denken. Wer vor lauter Bedenken nicht mehr zum Handeln kommt, der beginnt im Kopf Karussel zu fahren und das führt nicht in geistige Höhen sondern in existenzielle Tiefen. Davon ist dringend abzuraten.

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Hallo makavel!
Zuerst möchte ich meine Bewunderung für deine Denkweise aussprechen. Dinge zu hinterfragen und selbst nachzudenken ist eine besondere Eigenschaft, die du unbedingt behalten musst!
Nur, wie ich sehe, geht das bei dir in die falsche Richtung. Du machst dir viel zu viele Gedanken darüber!

Ich finde, es spielt gar keine Rolle, warum wir hier sind, sondern DASS wir hier sind. Glaub mir, ich habe mich auch sehr lange mit dieser Frage beschäftigt, aber da weder ich noch irgendein anderer Mensch die Antwort auf diese Frage kennt, bringt es uns nichts, Gedanken darüber zu verlieren.

Nun, eines Tages habe ich ein interessantes Gespräch mit einer Freundin geführt. Sie meinte, sie wäre lieber ein Hund. Zuerst war ich sehr überrascht über ihre Aussage und fragte sofort nach.
"Ein Hund? Wieso wärst du gerne ein Hund?"
Eigentlich habe ich damit gerechnet, dass sie so etwas sagt wie: "Na, Hunde haben ein herrchen, dass auf sie aufpasst, sie werden immer gestreichelt, sehen süß aus,..."
Aber so sollte es nicht sein.
Meine Freundin antwortete: "Hunde leben im Moment. Ich mache mir viel zu viele Gedanken über die Zukunft und über die Vergangenheit. Einen Hund stört so etwas nicht, er lebt sein Leben so wie es ist und macht einfach das beste aus dem, was das Leben ihm gibt."
Und seit dem bewundere ich sie!

(jetzt kommt es irgendwie komisch...Aber...)
Sei wie ein Hund!
Darüber nachzudenken macht dich nur unglücklich, weil du es nie wissen wirst.

Nun zu meiner eigenen Meinung :
Ich kann deine Denkweise nachvollziehen, und mein "Sinn des Lebens" Ist es tatsächlich auch, anderen zum Glück zu verhelfen ("Glück ist das einzige, was sich verdoppelt, wenn man es teilt!").

Und was dich angeht :
Tu einfach Dinge, die dir Spaß machen! Sei ein Hund und lebe im Moment!

Ganz liebe grüße:)
Indi

P.S.: tut mir leid, wenn ich jetzt ein bisschen am Thema vorbei geredet hab... Aber irgendwie brannte es mir in den Fingern und ich hab einfach drauf los geschrieben, weil mich das Thema echt interessiert hat ^^

makavel 
Fragesteller
 24.06.2016, 23:14

Hi, vielen Dank für die Antwort :)

Ich musste sogar wirklich lächeln bei dieser Antwort :).

Ich versuche mir, dass wirklich zu Herzen zu nehmen. Interessanterweise hat es wirklich gereicht darüber einfach mal zu schreiben. Mein Fehler war es einfach nur die Dinge mit Logik anzugehen und alles rational zu erklären, was einfach nicht möglich ist.

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Früher nannte man das Melancholie, was du hast, und es war eine anerkannte Krankheit. Heutzutage versucht man mit Pillen dagegen anzugehen, wenn es zu schwer wird. Du machst dir über vieles Gedanken und siehst vieles klarer als andere, das wird von selbst nicht aufhören. Wenn du gerne andere glücklich machst, versuche dich darauf zu konzentrieren, mit einer ehrenamtlichen Tätigkeit zum Beispiel. So kannst du ein wenig mehr Glück und Freude in die Welt bringen und das ist doch auch schon etwas wert :)

makavel 
Fragesteller
 24.06.2016, 23:03

Hi, danke für deine Antwort.

Ich würde mich nicht als ein melancholischer Mensch bezeichnen, weil ich durchaus Freude verspüre. Nur habe ich immer mal wieder sehr traurige Phasen, vor allem dann, wenn ich Zeit zum Nachdenken habe. Ich bin deshalb lieber mit Dingen beschäftigt, um mich nicht dauernd mit solchen Dingen zu beschäftigen :D

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