Ist man als Beamter finanziell wirklich so viel schlechter dran?
Moin zusammen,
ich bin dualer Student im Beamtenverhältnis (NRW) und werde nächstes Jahr mein Studium beenden, wobei ich dann mit A9 in der Laufbahngruppe 2.1 (im Volksmund bekannt als gehobener Dienst) beginnen werde.
Immer wieder lese ich im Internet, dass man als Beamter eher wenig verdient und man eigentlich nur wegen der Pension beim Staat arbeitet.
Während des Studiums verdiene ich monatlich rund 1.408€ netto, wobei nach der privaten Krankenversicherung ziemlich genau 1.325€ übrig bleiben. Mit A9 werde ich laut einem Beamtenrechner im Jahr 2025 mit knapp 2.866€ netto einsteigen, wovon man ebenfalls die private Krankenversicherung abdecken muss - realistisch bleiben dann 2.550-2.600€ netto hängen (STK I).
Ich finde die Bezüge für den Einstieg durchaus gut, dafür dass man praktisch kaum Berufserfahrung hat und bereits während des Studiums recht gut bezahlt wurde. Es stimmt, dass größere Gehaltssprünge nahezu ausgeschlossen sind - immerhin sind bei Beförderungen Wartezeiten zu erwarten und ein Sprung in den höheren Dienst mit weiterem Aufwand verbunden. Dafür sind diese jedoch klar geregelt und man muss sich nicht zwangsläufig bei seinem Vorgesetzten einschleimen.
Deshalb würde ich gerne mal eure Einschätzung dazu hören, wie seht ihr das?
4 Antworten
Ich habe mich in den 80ern für die Beamtenlaufbahn entschieden. Meine Schulkameraden haben mich damals ausgelacht, von denen gingen mindestens 1/3 zur Bank oder zur Versicherung (Urlaub ohne Ende, Traumgehälter, 13. und 14. Monatsgehalt und und und). Genau dieselben Typen maulen heute beim Klassentreffen über ihre ach so hohe Abgabenlast und paulen mich an, weil ich ja meine Pension ("geschenkt") bekommen werde.
Augen auf bei der Berufswahl. Wenn Dir der Dienst Spaß macht, sollte es auszuhalten sein.
Gehe deinen Weg, auch wenn sie Dich vielleicht irgendwann gehaltsmäßig übertreffen. Du musst zufrieden sein (mit 40-Stunden-Wochen) und mit dem Geld auskommen, dann ist doch alles geritzt.
Das kommt auf die persönliche Einstellung und die eigenen Bedürftnisse an. Wer die Sicherheit seines Arbeitsplatzes und seines Einkommens an erste Stelle stellt wird sich verbeamten lassen.
Ich könnte mir noch heute selbst auf die Schulter klopfen für meine damalige Entscheidung für die Beamtenlaufbahn. Von meinen ehemaligen Arbeitskollegen und anderen Bekannten habe ich damals nur Unverständnis geerntet. Heute muss ich mir von den gleichen Leuten anhören das ich ja keine Probleme mit gesichertem Einkommen und Rente (Pension) habe.
Danke dir für deine Antwort.
Das Ding ist, ich konnte nicht so wirklich ungefiltert diese Frage betrachten - meine Eltern sind ebenfalls Beamte und dementsprechend wurde ich schon früh damit in Verbindung gebracht, dass man damit ein gutes und entspanntes Leben führen kann.
Was mich ebenfalls von der freien Wirtschaft her abschreckt ist die Abgabenbelastung, diese ist schon deutlich höher als bei uns Beamten. Wenn ich mir überlege was ich in der freien Wirtschaft brutto verdienen müsste für 2.600€ netto, wäre das schon ein Brett - dafür wären wohl knapp 4.000€ brutto nötig. Eine Zahl, die man mit einem Bachelor Abschluss zum Einstieg eher nicht bekommt.
Was mich ebenfalls von der freien Wirtschaft her abschreckt ist die Abgabenbelastung, diese ist schon deutlich höher als bei uns Beamten.
Das ist so nicht ganz richtig. Beim Vergleich mit einer gleichwertigen oder ähnlichen Tätigkeit in der freien Wirtschaft liegt das Beamteneinkommen um gut 7% niedriger. Damit ist ein erheblicher Teil der Abgabenbelastung hinfällig. Zudem darf man auch nicht vergessen das der Beamte sich selbst krankenversichern muss wobei diese Kosten mit jedem Familienmitglied steigen, für die Ehefrau steigt die Versicherungsprämie auf mehr als das Doppelte an. Es gibt halt immer einiges was viele Leute gar nicht wissen bzw. sich der Folgen nicht bewusst sind.
Es kommt eben darauf an, was für ein Beamter man ist.
Ich kenne gleich 2 Finanzbeamten, die hatten ihren Beamtenposten beim Finanzamt gekündigt und sind in die freie Wirtschaft gegangen.
Der eine als Bilanzbuchhalter zu VW und der andere als Bilanzbuchhalter zu einer Medizinproduktfirma.
Eben , weil sie dort das dreifache verdienen und sich so gleich ziemlich schnell ein schönes Haus bauen konnten.
Dafür besteht dort ein größeres Risiko. Als Beamter ist man gut abgesichert.
Aber wenn man auf dem Beamtenposten unglücklich ist, bringt die Sicherheit auch nichts.
Wenn diejenigen, welche heute fordern, saß Beamte in die Rentenkasse einzahlen sollen und deren Pension zu hoch sei... den sei hier gesagt, das diese eben privat mehr fürs Alter vorsorgen müssten und dann haben sie eben im Monat auch nicht mehr als ein Beamter!
Insofern es ist ein konstantes Einkommen mit guter Altersversorgung!
Danke für deine Einschätzung.
Bei meinen Freunden ist es ähnlich, wobei die meisten von ihnen studieren gehen und dann in gut bezahlte Berufe gelangen (Ingenieur und Anwalt ist unter anderem das Ziel bei ihnen). Sie bekommen natürlich kein Geld während des Studiums, ich verdiene während des Bachelorstudiums bereits rund 40.000€ netto in den drei Jahren - sicherlich ein Vorteil.
Bei mir ist ebenfalls die Abgabenlast einer der entscheidenden Punkte. Gerade in Steuerklasse I bleibt doch sehr wenig netto vom brutto, wenn man nicht verbeamtet ist.
Ich habe mir bereits verschiedene Abteilungen ansehen können, manche waren mehr und manche weniger interessant - so ist es eben. Da waren aber mitunter Bereiche dabei, in welchen ich gerne weiterhin tätig wäre.