Ist Karl der Große der Vater Europas, was spricht dafür, was dagegen?

3 Antworten

Ist Karl der Große der Vater Europas

"Vater Europas" - setzt das nicht voraus, dass er ein geeintes Europa hätte schaffen wollen?

"Europa", das war für Karl nur ein geographischer Begriff - und ein antiker Mythos. Was Karl anstrebte und was ihm die Katholische Kirche bzw. das Papsttum ermöglichte, war die Wiederherstellung des Weströmischen Kaiserreichs. Schon zuvor - denn Merowinger und Karolinger standen immer in antiker Tradition, was heute gerne übersehen wird - und dann auch als Kaiser hat Karl seinen politischen Einfluss auf ganz Europa auszudehnen versucht. In Germanien und in Gallien war er Frankenherrscher, seinen Herrschaftsbereich dehnte er durch seinen militärischen Sieg über die Langobarden und die Kaiserkrönung über Italien aus. In Spanien kämpfte er gegen die Muslime - mit wenig Erfolg. Erfolgreicher waren seine Militärunternehmen gegen Sachsen, durch seinen Sieg weitete er die Grenzen seines (weströmisch-fränkischen) Reiches weit in den Bereich der ehem. Germania libera aus. Mit den Slawen geriet das Frankenreich in bewaffnete Konflikte. Richtung Südosteuropa und den Balkan zielte Karls Angriff auf das Awarenreich, das zerfiel, aber auf dem Balkan etablierte sich stattdessen das Reich der Bulgaren.

Karl führte Kriege, um das Reich auszudehnen oder Feinde abzuwehren, überdies unterhielt er diplomatische Beziehungen zur britischen Insel, zu den nordischen Ländern, zum Oströmischen Reich/Byzanz und sogar zum Kalifat in Bagdad.

Karl war fränkischer König und Weströmischer Kaiser, entsprechend war seine militärische und politische Planung nicht auf ein heutiges Europa ausgerichtet, sondern auf die Wiederherstellung und Ausdehnung der weströmisch-fränkischen Reichsherrschaft. Dass das Kerngebiet von Karls Reich die wesentlichen Gebiete der Anfänge der EU umfasste - Frankreich, Italien, Westdeutschland, Niederlande, Belgien und Luxemburg -, war nur ein Zufall.

Insofern ist Karl kein "Vater Europas". Aber man könnte ihn als einen "Stiefvater/Paten Europas" betrachten, weil die Idee der Einheit des Römischen Reiches über Karl an das Mittelalter, von diesem über die Frühe Neuzeit bis ins 20. Jh. überliefert und weitergetragen worden ist. Insofern ist die EU auf dem Wege zu einer Staatsbildung besonderer Art - ich nenne es: "Nationalstaatsföderalismus" - und das Ergebnis einer Tradition, die in die Antike zurückreicht und von Karl und dem Papsttum zukunftswirksam erneuert worden ist.

Bleibt gesund und vernünftig!

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Er hatte zwar eine Menge Kinder, aber Europa stammt nicht von ihm ab.

Durch sein Reich legte er im Wesentlichen den Grundstein für das heutige Frankreich und das heutige Deutschland. Sein mächtiges Reich im Herzen Europas nutzte er aber vor allem zur Unterwerfung und Christianisierung der slawischen Völker im Osten Europas.

Auf die britischen Inseln, Skandinavien, das Byzantinische Reich oder das heutige Russland hatte er allerdings relativ wenig Einfluss.

dafür: große teile europas (aber nicht alle) hatte er erobert

dagegen: die sachsen hat er vernichten wollen

ArnoldBentheim  26.06.2020, 14:36
die sachsen hat er vernichten wollen

Nein, nicht "vernichten", sondern christianisieren und seiner Herrschaft unterwerfen.

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iqKleinerDrache  26.06.2020, 14:37

so wie ich das in dokufilmen gesehen hab, hat er die getötet durch seine männer

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