3 Antworten

Ich schließe mich der Antwort von Balurot an.

Ob man nun 5 oder 2 oder 10 Jahre für dieses oder jenes braucht ist nicht der Punkt - hier unterscheiden sich eben die Menschen. Der Punkt ist auch nicht, ob es nicht irgendwann mal irgendjemanden gegeben hat, der es doch mal im Selbststudium geschafft hat. Der Punkt ist, dass für die meisten Menschen die Fragen, die nun einmal üblicherweise beim Japanischlernen auftreten, nicht durch Selbststudium beantwortbar sind, und dafür ist exakt dieses Forum gutefrage.de der perfekte Beweis.

„Hallo Leute, ich lerne Japanisch im Selbststudium mit App X und Seite Y und habe mal eine Frage.“ - gefühlt jeder zweite Beitrag im Thema „Japanisch“

Und schon ist es nämlich gar kein Selbststudium mehr, sondern der Fragesteller hat einfach nur statt eines Japanologie-Dozenten, eines Volkshochschullehrers oder eines Sprachkurslehrers die anonyme Internetgemeinde als Lehrer gewählt. Und wer kriegt in solchen Fragen den „Hilfreichste Antwort“-Stern? Nicht unbedingt die korrekteste Antwort.

Und genau das ist Selbststudium: Man sucht sich selbst aus, was und wie man es lernt, ohne beurteilen zu können, ob das so gut oder korrekt ist. Man entscheidet auch selbst, wie weit man ist und stellt sich selbst Zeugnisse aus. Man sagt einfach „ich bin so ungefähr auf Level N3“, weil die Materialen, mit denen man lernt, N3-Niveau sind, ohne sich aber jemals einer Prüfung oder professionellen Beurteilung zu unterziehen. Das Blöde an richtigen Lehrern und echten Prüfungen und so etwas ist nämlich, dass die einem vielleicht doch einmal sagen, dass man irgendetwas eben doch noch nicht so gut kann. Sowas scheint einigen Menschen wahnsinnig zu schaffen zu machen. Meine Theorie dazu ist aber, dass das von diesem extremen Schwarzweiß-Denken kommt, wie es auch in dieser Frage zum Ausdruck gebracht wird:

kann das jeder oder gibt es auch menschen die zu dumm sind?

Genau, entweder man lernt Japanisch im Selbststudium oder man ist dumm, irgendwas dazwischen gibt es nicht.

Auch ihr alle habt nicht einmal Deutsch oder was auch immer eure Muttersprache ist im Selbststudium gelernt. Ihr habt ebenso wie ich mit „Dadadada!“ angefangen und wurdet über Monate und Jahre hinweg von euren Eltern geduldig korrigiert: „Mmma-mmma.“ „Guck mal, das ist ein Wau-wau.“ „Schatz, das heißt ‚Darf ich bitte ein Eis haben‘.“ Und in der Schule haben eure Lehrer (sic!) auch euch über ein Jahr lang die Buchstaben des Alphabets gezeigt, und auch dann wart ihr noch nicht perfekt in Rechtschreibung, nicht wahr? Auch dann folgten noch weitere Jahre des Lernens, dass man Hauptwörter groß schreibt, wie man Wörter trennt, was die vier Fälle sind, wie man „Rhabarber“ schreibt, wann man Konjunktiv 2 benutzt, warum die Satzstellung nach „denn“ anders ist als nach „weil“ (psssst - wer weiß es heute noch nicht?), dass es in der gehobenen Sprache Wörter gibt, die man kennen sollte, wie man Bewerbungsanschreiben oder Forschungsfragen formulieren sollte..... Alles das lernen Kinder, Jugendliche und Erwachsene seltenst von allein, sondern brauchen jahrelang Unterricht, obwohl doch die Immersion in der Muttersprache perfekt ist ;) Der Zeitgeist scheint sich dahingehend zu entwickeln, dass man alles das oben Genannte halt so halbwegs mit Lehrer lernt, um sich dann hinzustellen, über die Lehrer zu schimpfen und zu sagen „das hätte ich im Selbststudium viel besser und schneller gelernt“.

Aber ich will und kann niemandem das Selbststudium verbieten. Ich habe meine Packung Jagarico hier, und warte genüsslich darauf, dass es wieder heißt „Hey Leute, ich lerne Japanisch im Selbststudium, aber ich versteh den Unterschied zwischen を und に nicht 😩“.

Edit: Deutsch korrigiert. Wer wusste, dass hinter „statt“ der Genitiv folgt? Wer interessiert sich überhaupt dafür? Denn Interesse ist ja die Grundvoraussetzung für Selbststudium...

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Japanisch in der VHS, an der Oberschule, an der Uni,...
Balurot  12.06.2022, 02:52

Du hast es sehr schön ausgedrückt!

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Von Experten M1603 und warai87 bestätigt

Es hat nichts mit Dummheit zu tun, ob man Japanisch im Selbststudium lernen kann oder nicht. Es funktioniert einfach nicht.

Ich habe Japanologie studiert und habe dann 12 Jahre in Japan gearbeitet. Erst nachdem ich fünf Jahre in Japan gelebt hatte, konnte ich die Nachrichten verstehen.

Es braucht sehr viel hochwertigen Input und sehr viel Fleiß von Deiner Seite, damit Du auf ein vernünftiges Niveau kommen kannst.

Für den Anfang empfehle ich Dir einmal einen Kurs in einer Volkshochschule. Die Lehrkräfte sind meist gut ausgebildet und das Lerntempo ist sehr langsam verglichen mit den auf einer Universität. Dort erfährst Du, ob Japanisch überhaupt das Richtige für Dich ist. Wenn Du dann mehr lernen willst, kannst Du auf andere Institutionen umsatteln.

Alles Gute!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Balurot  11.06.2022, 20:16

Wichtig ist auch, dass Du jemanden hast, der oder die Dich korrigiert. Sonst setzen sich falsche Vorstellungen bei Dir fest, die Du dann mühsam wieder ausbügeln musst.

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Fool09  11.06.2022, 21:30

Das ist mir etwas zu pessimistisch. Ich habe so einige Leute gesehen, die im Selbststudium ein sehr gutes Niveau Niveau in Japanisch bzw. vergleichbar schweren Sprachen erreicht haben. Natürlich nicht das gleiche wie jemand mit Japanologie Studium und einem Jahrzehnt Aufenthalt in Japan. Um die Nachrichten zu verstehen, muss man ja aber z.B. nicht zwingend nach Japan.

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Balurot  11.06.2022, 21:47
@Fool09

Okay, ich nehme Deine Information zur Kenntnis.

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MrEnder  11.06.2022, 23:40

Also ich will ja nicht deine Methoden schlecht machen, aber 5 Jahre um Sachen zu lesen ist echt viel.

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Balurot  12.06.2022, 02:40
@MrEnder

Es hat sich bei Dir ein Missverständnis eingeschlichen. Nach 5 Jahren in Japan konnte ich die NHK Nachrichten im Fernsehen verstehen.

Japanisch lesen konnte ich schon während meines Japanologie-Studiums.

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MrEnder  12.06.2022, 10:30
@Balurot

Achso okay dass kann ich dann verstehen, bei den News braucht man so viele Vokabeln und Grammatik ist wirklich hart

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Ja, ist es. Und gar wesentlich sinnvoller als in Kursen. Kurse bringen dir letztendlich keinen Mehrwert. Alles was man da bekommt, ist ultimativ jemand, der einem alles vorliest, was man auch online findet.

Was du aber brauchst, ist viel Sprachanwendung. Und das fehlt den meisten, da sie nicht suchen. Sie finden dann ihre einzige Anwendung in Kursen, machen da kurz Fortschritte und vergessen hinterher eh wieder alles, da sie nicht weiterlernen.

Hinterher wird der Erfolg dann dem Kurs zugeschrieben, obwohl er nicht der eigentliche Grund war, dass man plötzlich vorankommt. Und da Leute auch versuchen mit Kursen Geld zu machen, werden die überall gepusht und verteidigt, während du nur selten hören wirst, dass jemand ohne Kurs lernte. Bringt ja nix, sowas an die große Glocke zu hängen.

Du musst dich hinsetzen und jeden Tag Japanisch lernen. Und zwar nicht nur mit stur Vokabeln pauken und Bücher lesen, sondern mit Anwendung. Die bekommst du aber auch ohne Probleme online. Über Youtube zum Beispiel oder japanische Webseiten. Prinzipiell kannst du alles kostenlos finden. Sobald du was nicht verstehst, heißt es hinsetzen, notieren und übersetzen.

Und das musst du eine ganze Zeit lang betreiben. Japanisch hören. Japanisch lesen. Japanisch verstehen.

Auch eigene Anwendung gibt es. HiNative ist dafür geeignet. Da kannst du auf Japanisch posten und Muttersprachler korrigieren. Mehr brauchst du nicht und weniger effektiv als ein Lehrer der "Der Satz stimmt" ist sowas auch nicht. Zumal du auf letzteren sowieso nicht pausenlos Zugriff hast.

Und das sind prinzipiell die Schritte, die absolut jeder - ohne Ausnahme - macht, der Japanisch letzten Endes kann. Weil ohne Japanisch wirklich zu nutzen, wird man nie besser darin. Was nicht jeder macht, ist einen Kurs besuchen.

Ultimativ: Jeder, der Japanisch kann, hat Japanisch im Selbststudium gelernt. Was auch selbstverständlich ist. Es dauert tausende von Stunden, die Sprache zu lernen. Ein paar Stunden Kurse an einer Schule machen den Braten da nicht fett.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Abgeschlossenes Japanologie-Studium
M1603  13.06.2022, 18:23

Dafür sieht man mit einem Blick, wer einen guten Sprachkurs gemacht hat und wer nicht. Den Blick solltest du als Japanologe eigentlich haben. Die mit dem Sprachkurs sind dann tatsächlich die, die gut Japanisch können. Dass die natürlich auch mehr gemacht haben, ist klar. Das muss man aber auch zunächst mal können. Und das kann niemand, der 14 ist und einen Link zu fragwürdigen Internetseiten hinterhergeworfen bekommt. Das muss man auch erst lernen und das ist unter anderem ein Ziel eines jeden Sprachkurses. Bei den Leuten, von denen du schwärmst, ist das eher Einbildung und sofort zu erkennen, dass da am falschen Ende gespart wurde.

Wie immer hier. Wenn du keine Ahnung davon hast, wie moderne Sprachkurse funktionieren, dann kommentiere nicht darüber. Ein Sprachkurs funktioniert mitnichten so, wie du das den Leuten erzählen möchtest.

Bitte, bitte lass die Leute nicht gegen die Wand laufen, wenn sie sich schon dazu motivieren, Japanisch lernen zu wollen.

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Kawaraban  14.06.2022, 05:09
@M1603

Sieht man nicht. Weil der Sprachkurs nicht wirklich für die Fortschritte verantwortlich ist. Und wenn du mir nicht glauben willst, dann glaubst du vielleicht eher Heisig. Bei dem ist die Kompetenz bestätigt und er hat selbst bereits die Lernmethoden für Kanji revolutioniert. Klingt also ganz nach jemanden, dem man in diesem Aspekt vertrauen kann.

"Ich stimme Dante zu, der sagte, die einzigen Sprachen, die man in einer Schule lernen sollte, sind tote Sprachen.”

http://kanji-lernen.de/autoren/gruswort-von-j-w-heisig/interview-mit-j-w-heisig

Auch die Sache mit "Guter Sprachkurs" funktioniert nicht so ganz. Du gehst davon aus, als sei ein Sprachkurs das Non-Plus-Ultra und DEFINITIV sinnvoll. Das stimmt nur nicht und ich glaube, du hast es einfach nie wirklich kritisch hinterfragt. Selbst hier, wo du versuchst Sprachkurse zu verteidigen, nennst du keinen einzigen Grund, wieso sie so sinnvoll sein sollten sondern beziehst dich nur auf "Damit lernt man halt!" und weichst danach auf persönliche Angriffe aus in einem Versuch, meine Meinung zu diskreditieren.

Und wenn du schon auf sowas ausweichst, dann bezweifel ich mal, dass du ernsthafte Argumente hast. Viel eher sieht es dann so aus, als hast du nur eine Meinung. Weil solche Ad-Hominem-Argumente kann ich einfach umdrehen und wieder an dich richten. Bringt einen nur nicht weiter.

Und es gibt Millionen von Leuten, die Sprachkurse besuchen, die Sprache aber nie beherrschen. Man muss sich nur ansehen, wie viele Leute nach 10- 12 Jahren Schulunterricht Englisch können. Es sind im Regelfall nur die, die die Sprache auch zuhause in ihrer Freizeit verwenden.

Also bitte: Lass die Leute bitte nicht gegen die Wand laufen und ihr Geld verbrennen. Wenn sie es nicht schaffen, die Sprache alleine zu lernen, wird das mit einem Sprachkurs auch nichts werden. Da gibt es am Ende ein paar Leute mehr, die Kana können und einfache Begrüßungsfloskeln, aber mehr nicht. Der Unterschied ist, dass sie beim Selbststudium nicht erst Geld dafür rausfeuern, um zu merken, dass sie nicht motiviert genug sind.

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