Ist die Welt nur eine Idee?

5 Antworten

Das ist im Prinzip die philosophische Richtung des Solisismus.

Der Solipsismus ist eine philosophische Denkschule, mit der man nicht einverstanden sein muss. Ich persönlich halte ihn jedenfalls für ziemlichen Blödsinn.

Prinzipiell gibt es zwei Grundsätzlich unterschiedlicher Methoden, Philosophie zu betreiben, die ontologische und die epistemische. Das muss man wissen und beachten.

Der Streit, wie man das Wesen der Welt entschlüsseln könnte, ist schon seit der Antike ein Streit innerhalb der Philosophie. Auf der einen Seite, für die man Platon als Protagonist nennen kann, stand die Auffassung, nur mit dem reinen Geist und der konsequenten Logik könne man das machen. Die Gegenposition besteht darin, dass man beobachten, messen und experimentieren muss, um die Welt zu erkennen. Da nenne ich als Protagonisten Aristoteles.

Dieser Streit hält bis heute an, hat sich nur etwas verfeinert aber im Kern nicht geändert. Die Suche nach Erkenntnis mithilfe der reinen Logik heißt Ontologie, die Erkenntnissuche mit Hilfe der beobachtenden Naturwissenschaften heißt Epistemologie.

In der Theologie und auch teils in der Philosophie wird viel Ontologie betrieben. Bekannt dürfte dir eine Erkenntnis der reinen Logik womöglich schon sein:

Wenn man die Voraussetzungen/Annahmen einer logischen Kette nur geschickt genug wählt, kann man mit Hilfe der Logik den größten Blödsinn beweisen.

Ein Bekannter von mir ist Professor für Mathematik und Philosophie. Er ist erklärter Determinist und Spezialist für Ontologie. Ich fragte ihn vor einiger Zeit bei einem Gespräch, welchen Nutzen die reine Ontologie denn eigentlich habe, wenn sie doch losgelöst von einem Abgleich mit der Wirklichkeit stattfinden würde. Das hat er mir dann kurz und knapp in etwa so erläutert: „Ontologische Erkenntnisse lassen sich prinzipiell weder widerlegen noch beweisen. Daher bringt die Ontologie an sich auch keinerlei Erkenntnisgewinn. Der einzige echte Nutzen, den die Ontologie bringt liegt darin, dass man mit ihr ganz prima eine hochdotierte Professorenstelle ergattern kann.“

Wenn mir in philosophischen Diskussionen einer kommt, der sich auf der rein ontologischen Ebene bewegt, dann lasse ich mich inzwischen gar nicht mehr auf diese ontologische Ebene groß ein, weil ich ja bestätigt weiß, dass sich eh nichts widerlegen lässt. Deshalb ist es auch schwierig den Solipsimus anzugreifen, nicht etwa weil einem der Intellekt fehlt, sondern weil es prinzipiell unmöglich ist, eine ontologische Gedankenkette anzugreifen. Intuitiv merkst man nur, dass das ganze irgendwie nichts mit der Wirklichkeit zu tun hat, dass also jeglicher epistemischer Bezug fehlt. In diese Kerbe haue ich dann. Ich verlasse die Ebene der Ontologie und gehe auf eine Metaebene, um die Ontologie an sich anzugreifen, indem ich sinngemäß die reine Ontologie als geistige Onanie angreife, die nur Blasen produziert, die beim Kontakt mit der Wirklichkeit ganz schnell platzen und dabei insbesondere den fehlenden Bezug zur Wirklichkeit hervorhebe.

Hierin liegt auch der Grund, warum viele Philosophen und vor allem Studenten der Philosophie ziemlich ungern mit philosophischen Laien diskutieren. Sie bewegen sich auf einer rein ontologischen Ebene und üben sich dabei in der korrekten Anwendung der reinen Logik, während die Laien andauernd mit irgendwelchen Bezügen zur Wirklichkeit ankommen, was schlichtweg nicht ins Konzept passt.

Es ist auch kein seltenes Phänomen, dass ontologisch argumentierende Zeitgenossen, insbesondere Studenten, die da mittendrin stecken, sich für überlegen halten und eine gewisse argumentative Arroganz ausstrahlen, weil sie ja wissen, dass ihre gesammelten Hirnfürze eh nicht zu widerlegen sind. Die fühlen sich (zu Recht) unangreifbar, was sie auch gerne mal zur Schau stellen.

Da hilft dann tatsächlich nur, immer wieder den fehlenden Bezug zur Wirklichkeit darzustellen und ihre Methode an sich anzugreifen.

Kenne zwei Theologen, die die Theologie hingeschmissen haben. Der eine hatte schon gegen Ende des Studiums den ontologischen Charakter der Theologie erkannte als einen Produktionsmechanismus pseudointellektueller Blasen ohne Inhalt und ist dann Kneipenwirt geworden. Der meinte, dass sich die Tätigkeit hinter der Theke gar nicht mal so sehr von der seelsorgerischen in einer Gemeinde unterscheiden würde. Man würde stundenlang mit den Problemen der Leute vollgequatscht und solle nun schlaue Lebensratschläge geben.

Der andere ließ sich zum Priester weihen, schmiss dann aber nach kurzer Zeit der Arbeit in einer Gemeinde hin und wurde Religionslehrer, weil er ja auch irgendwie Geld verdienen müsse, aber als Religionslehrer wesentlich freier über Religion und Glauben reden könne. Als Pfarrer war er aber noch gezwungen, die Lehrmeinung der Kirche zu verkünden, die aber vor allem wie im Theologiestudium gelernt und geübt, reine Ontologie ohne Bezug zur Wirklichkeit und ohne Erkenntnisgewinn sei. Die einfachen Leute, die dagegen in der Kirche sitzen, haben keinerlei Bezug zur Ontologie sondern würden erwarten, dass man ihnen etwas über die Wirklichkeit erzählen würde und er auch gemäß kirchlichem Auftrag gezwungen sei, diesen Leuten die kirchliche Ontologie als Wahrheit zu verkaufen. Letztlich habe er es aber nicht mehr mit seinem Gewissen vereinbaren können, von der Kanzel andauernd Märchen zu erzählen, gleichzeitig aber den Eindruck zu erwecken habe, diese hätten irgendetwas mit der Wirklichkeit zu tun.

Mit der Epistemologie beschäftigen sich vor allem Erkenntnistheoretiker sowie Wissenschaftsphilosophen. Hier geht es tatsächlich darum, wie Erkenntnisse über die Wirklichkeit gewonnen werden können. Hierzu der Einfachheit halber ein Zitat aus Wikipedia:

„Die Erkenntnistheorie (auch Epistemologie oder Gnoseologie) ist ein Hauptgebiet der Philosophie, das die Fragen nach den Voraussetzungen für Erkenntnis, dem Zustandekommen von Wissen und anderer Formen von Überzeugungen umfasst. Dabei wird auch untersucht, was Gewissheit und Rechtfertigung ausmacht und welche Art von Zweifel an welcher Art von Überzeugungen objektiv bestehen kann.“

So ist also ausschließlich die Epistemologie als Arbeitsgrundlage der modernen Wissenschaften in der Lage, echte Erkenntnisse zu generieren. Natürlich müssen auch Naturwissenschaftler ein gewisses Maß an Ontologie betreiben, um z.B. innere Widersprüche in ihren Theorien aufzudecken oder mittels Induktion und Deduktion Vermutungen anstellen zu können, welche Auswirkungen eine Hypothese haben könnte, aber letztlich gelten solche Erkenntnisse erst dann als „wahr“, wenn sie dem Abgleich mit der beobachtbaren Wirklichkeit standhalten können.

Der Solipsimus sowie die gesamte Theologie mit ihren Gottesbeweisen ist reine Ontologie.

Ein systematischer und schwerer methodischer Fehler liegt nun m.E. genau darin, den Unterschied zwischen Ontologie und Epistemologie nicht zu beachten. Dann hält man leicht ontologische Schlüsse für Aussagen über die Wirklichkeit und diese Schlüsse bringen einen in innere Konflikt mit seinen epistemischen „echten“ Erkenntnissen, die man selber durch die Beobachtung der Wirklichkeit intuitiv gewinnt. Diese Widersprüche, wenn man ihre Ursache nicht erkennt, können zu gedanklichen starken Dissoziationen zu führen.

Der Solipsismus kommt ganz zwangsläufig zu dem Schluss, außer den eigenen Gedanken/Bewusstsein könne nichts anderes wirklich existieren, denn jedwede Beobachtung der Wirklichkeit wird ja schon mal aus prinzipiellen ontologischen Gründen abgelehnt und auf der ein geistigen Ebene lässt sich nun mal nicht eindeutig beweisen, dass auch andere Menschen ein Bewusstsein haben, denn wie oben geschrieben, lässt sich mit der Ontologie ja sowieso gar nichts beweisen. Fragst du allerdings „Praktiker“ (Epistemiker) , werden diese den Solipsimus für ziemlichen Blödsinn halten, denn alle Beobachtungen und wissenschaftlichen Untersuchungen sprechen nun mal dafür, dass alle Menschen Bewusstsein und Geist besitzen und dieser lediglich unterschiedlich ausgeprägt sein kann.

ALLES ist ohnehin nur eine Illusion - insofern ( auch ) ein klares JA

Das kann man durchaus so sehen.

Nicht von anderen Menschen, wenn man den unsichtbaren Bereich hinzuzieht. Doch eines stimmt schon: Indem Menschen ihren eigenen Willen beharrlich umsetzen, tun sie nicht den Willen dessen, der sie geschaffen hat, sondern den seines Gegners, den Teufel. Seit Adam & Eva liegt deshalb die Menschheit in Schmerzen. Von der Wiege bis zur Bahre!

Jeder Mensch hat seine eigene Wahrnehmung, und deshalb hat auch jeder Mensch seine eigene Welt im Kopf, vorallem aber auch seine eigene Hölle.