Ist die französische Revolution für euch etwas überwiegend schlechtes, oder überwiegend gutes?
Wie sieht es mit der (ersten) russischen Revolution aus?
5 Antworten
Zuerst positiv, danach negativ
Im Ganzen gesehen war es eine wichtige Etappe in der französischen Geschichte und für Europa. Die Franzosen waren nicht mehr Untertanen, sondern freie Bürger.
Der König war nicht mehr "Souverain", sondern das Volk war "Souverain".
Vok.
le souverain | la souveraine der Herrscher | die Herrscherin
Eine Katastrophe. Sie zeigt wunderbar auf, dass Fortschritt schon immer ein Nullsummenspiel war und es folglich keinen Fortschritt gibt. Muss man erstmal schlucken in der heutig optimistische Konsum-, und Vergnügungskultur.
Es ist richtig, dass die Energie, die sich im dritten Stand sammelte, einige positive Errungenschaften schaffte und z.B eine neue Gruppe auf der politischen Bühne erschienen ließ: nämlich die Arbeiter, trotzdem war es ein riesige Katastrophe, weil letzten Endes, wir einen Beweis haben, dass Gesellschaften nicht auf abstraken und rationalen Vorstellungen fußen können, sondern eine Art Mythos oder Glauben benötigen. Dieser muss eben nicht theistisch aufgeladen sein, aber dieser demokratische Rationalismus kann von der liberalen Demokratie, wie sie heute praktiziert wird, nicht umgangen werden.
Damit einhergingen Lebenslügen, dass Mensch Herr seines Willens oder seiner Sinne sei. Dabei sucht sich der Mensch quasi so gar nichts aus, und ist eben nicht selbstbestimmter Akteur. Weder am Regal (im Markt) noch in einigen gesellschaftlichen Fragen. Der Mensch wird auf ein Podest gestellt, weil es keine Religion gibt, die ihn einschränkt. Nun wär es falsch, dort hin zurückzukehren, aber die Menschen sollten realisieren, dass ihre Leben irrelevant sind und das Nichts, bzw das Chaos und der Zufall das Schicksal lenken. Etwas Bescheidenheit könnte nicht schaden.
Kann dir dazu den Ökonom Thomas Piketty empfehlen, aber auch die "Gegenaufklärer" wie De Maistre oder sonstige Kritiker wie Edmund Burke an der franz. Revolution nahelegen. Ist nicht undumm.
Naja, Revolution an und für sich bedeutet oftmals Erneuerung des Systems von Grund auf. Und das ist oftmals etwas gutes.
Das dabei viele Leute draufgehen ist aber eher schlecht. Allerdings bei den genannten beispielen schon so lange her, dass davon heutzutage niemand mehr negativ Betroffen sein dürfte.
Nach der französischen Revolution kam Napoleon als Kaiser der Franzosen und die Napoleonischen Kriege mit mehr als 1,5 Millionen Toten und dann Waterloo.
Die Russischen Revolution von 1905 kann als unbedeutend und gescheitert betrachtet werden, aber sie führte in Folge zur Revolution von 1917 die eher als Staatsstreich zu bezeichen ist. Im darauf folgenden Bürgerkrieg starben etwa 7 Millionen Menschen. Die Anzahl der Toten bei den späteren stalinistischen Säuberungen ist schwer zu schätzen. Schätzungen von Historikern reichen von einer Million bis 60 Millionen Toten.
P.S.: Napoleon wird von den Franzosen immer noch verehrt. Für Lenin und Stalin gilt das bei Russen nicht in gleicher Weise.
Ein posthumes Moralisieren von historischen Geschehnissen ist finde ich sowieso wenig sinnvoll, aber wenn ich es so einordnen soll dann auf jeden Fall gut. Sie hat letztendlich zum Abwerfen der feudalen Fesseln und zur Vorherrschaft des Bürgertums in Europa und später weltweit geführt.