Ist der Spruch "was du nicht willst was man dir tu das füg auch keinem anderen zu" nicht blöd?

15 Antworten

Es geht zuerst um die positive Zulässigkeit, nicht um Duldung (Toleranz bedeutet gerade Duldung, etwas wirklich wollen ist etwas anderes, als etwas zu dulden), primär auf einen selbst bezogen, zum Zweiten ist es eine Minimaloption in Unkenntnis des  Anderen (kennt man den Anderen, kann man Ausnahmen zulassen). Etwas besser ist es zu verstehen, wenn man es umkehrt: betrachte es so, daß Du durch dein Verhalten gegenüber Anderen Anderen, auch über die konkrete Person hinaus, das Recht zugestündest, in gleicher Weise zu handeln, auch Dir gegenüber. Ich bevorzuge die positive Formulierung, die als "Goldene Regel" auch im Christentum bekannt ist.

Philosophisch wurde  sie als "kategorischer Imperativ" durch Kant formuliert. nämlich daß man die eigenern Maximen so wählen solle, daß man wünschen könnte, daß sie zu einem allgemeinen Gesetz würden. Als mögliche Prüfung wurde eingeführt, ob es zu einem stabilen Zustand führte, wenn sich alle nach der Maxime verhielten. Wenn z.B. alle einen Kredit nähmen in dem Bewußtsein, den Kredit nie zurückzahlen zu wollen, so würde keiner mehr Kredite vergeben, es wäre instabil und damit unethisch.

Auf der sprichwörtlichen Ebene geht es um sehr fundamentale Dinge. Wenn Du nicht respektlos behandelt werden willst, dann behandle auch andere nicht respektlos, wenn Du nicht bestohlen werden möchtest, dann bestehle auch niemanden, wenn Du nicht betrogen werden willst, dann betrüge auch niemanden, wenn Du nicht belogen werden willst, dann belüge auch niemanden etc..

Gerade aktuell ist es eher im Trend, eine Berechtigung aus dem Verhalten anderer abzuleiten gemäß "was andere tun, darf ich auch". Gerade diese Haltung aber wird durch die Regel negiert, denn egal, ob Du selber Opfer wurdest, bleibst immer Du selber ethischer Maßstab über die Spiegelung der Zulässigkeit, d.h. es ergibt sich aus dem Verhalten anderer keine Legitimation für eigenes Fehlverhalten. Hintergründig besagt die Regel, daß, solltest Du fremdes Fehlverhalten übernehmen, sich daraus keine Legitimation ableiten läßt, sondern nur Du dich auf die gleiche Strufe stellst und das Recht verlierst, ein solches Verhalten zu kritisieren.

Ist der Spruch "was du nicht willst was man dir tu das füg auch keinem anderen zu" nicht blöd?

Nur wenn man räuberisch leben möchte, und mit den daraus resultierenden Konsequenzen keine Probleme hat.

Viele Leute könnten nicht damit umgehen wenn ich die so behandeln würde wie ich es bei mir okay fände.

Die Redensart geht ja nicht "Was du okay findest zu ertragen, dass lass auch anderen angedeihen".

dieariane 
Fragesteller
 18.11.2017, 22:41

ist das gleiche 

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Dreistgeist  18.11.2017, 22:51
@dieariane

Er beinhaltet nur was du auf keinen Fall tun solltest,
und selbst der Aspekt des Spruches ist blödsinn.

Der Spruch trifft keinerlei Aussage darüber was an Verhalten okay ist.
Aber ich kann dir ja eine bessere Goldene Regel geben:

Tu niemanden etwas zuleide, noch zwinge ihn zu etwas,
was dieser nicht möchte,
doch erdulde auch keine Behandlung,
die dir zuwider ist.

Es sollte um Konsens und Rücksichtnahme gehen,
denn etwas das ich mag, kann dir ein Horror sein-
jeder soll für sich entscheiden, nicht für andere.

2

Nein, dieser Spruch beinhaltet einiges an Wahrheit.

Wenn ich dich ständig mobben würde, würdest du das wollen? Nein. 

Der Spruch ist ein umgekehrtes kognitives Verhaltensmuster: er regt zum Denken an, um in der Gesellschaft zu überlegen. Also nichts zu tun, wofür man belangt werden könnte.

Also ist der Spruch nicht blöd - ganz im Gegenteil. Er stimmt in jedem Aspekt, den er eingrenzt.

Dreistgeist  18.11.2017, 22:43

Komplett falsch.

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dieariane 
Fragesteller
 18.11.2017, 22:45
@Dreistgeist

Nein ich zum beispiel mag es wenn man mir gegenüber direkt ist und die meinung sagt, andere können damit nicht umgehen. 

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loveMDMA  18.11.2017, 22:47
@Dreistgeist

Dreistgeist, deinen Namen machst du dir zuliebe wirklich geltend. Denn ich finde es ziemlich dreist ;) wenn man keine vernünftigen Argumente bringt, warum mein Kommentar dazu falsch sein sollte. Zwei einfach getippte Worte. Herzlichen Glückwunsch.

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Reverie777  18.11.2017, 22:54
@dieariane

@dieariane

Du kannst damit vielleicht besser umgehen als Andere, aber das Gefühl, kritisiert zu werden gefällt sicherlich keinem sonderlich gut

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Dreistgeist  18.11.2017, 23:00
@loveMDMA

Argumente? Gerne hier:

Wenn ich dich ständig mobben würde, würdest du das wollen? Nein.

Vielleicht ja doch?
Es geht ja in der Redensart darum dass du das "was du nicht willst was man dir tu",nicht anderen zugefügst, nicht "was andere nicht wolln was man ihnen tu"

Der Spruch ist ein umgekehrtes kognitives Verhaltensmuster: er regt zum Denken an, um in der Gesellschaft zu überlegen. Also nichts zu tun, wofür man belangt werden könnte.

Er regt dazu an sich selbst und die eigenen Wünsche/Abneigungen auf den Anderen zu projizieren, und sich dann gemäß der eigenen Wünsche diesem gegenüber zurückzunehmen. Von Strafe oder Konsequenz ist da keine Rede.

Also ist der Spruch nicht blöd - ganz im Gegenteil. Er stimmt in jedem Aspekt, den er eingrenzt

Er ist sogar ziemlich blöd, weil er unnötig eingrenzt.
Wenn ich hart in den A*sch gef*ckt werden möchte,
und du gerne Ä*rsche f*ckst,
aber selbst niemals in den A*sch gef*ckt werden willst,
warum solltest du dann daruf verzichte meinen A*sch zu f*cken,
wenn es doch beiden Freude bereitet? Siehste, blöde Regel.

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dieariane 
Fragesteller
 18.11.2017, 23:07
@Reverie777

doch oft gefällt mir kritik von anderen und ich bevorzuge es sogar, da ich damit mehr anfangen kann als mit komplimenten. ich liebe auch direkte menschen. ich liebe auch schwarzen humor. ich liebe es auch wenn man etwas frech und provozierend ist um mich herauszufordern.. könnte jetzt noch mehr aufzählen um zu zeigen dass man das Prinzip nicht immer anwenden kann. 

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loveMDMA  19.11.2017, 00:00
@Dreistgeist

Ich halte mich der Diskussion jetzt mal zurück, da ich darauf nicht ernsthaft antworten kann, da ich homosexuell bin *g

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PolluxHH  19.11.2017, 00:03
@dieariane

Offen die Meinung sagen kann verschiedene Ausprägungen haben und nicht selten ist es auch eine Frage des Verhältnisses, in dem man steht, was zulässig ist. Du würdest wohl nicht jedem Fahrgast im Bus sagen, was Du an seinem Outfit nicht magst.

Dann gibt es die Unterscheidung zwischen verletzender Ehrlichkeit und mehr oder minder angemessener Ehrlichkeit. So bin ich mir dessen bewußt, daß Meinungen über andere, die ich vertrete, in erster Linie etwas über mich aussagen, nicht über den anderen. Andere sind nicht deshalb arrogant, weil ich sie für arrogant halte usw. . Deshalb kombiniere ich jede ehrliche Aussage immer auch mit der Basis, auf der ich sie traf, und bleibe sachlich, damit die andere Seite es für sich übersetzen und in eine konstruktive Form überführen kann. Dadurch belasse ich die Möglichkeit, daß man zu der Formal findet, daß ich aus meiner Perspektive zwar Recht hätte, aber man anderer Meinung sei. Unkommentierte Aussagen wie einfach nur "Du siehst lächerlich aus" spare ich mir, da sie niemanden etwas bringen.

Dabei habe ich früh gelernt, daß auch hier die Regel Sinn macht, denn Menschen, die mit Kritik nicht umgehen können, können mit mir nicht umgehen. Ich bin zwar durchaus diplomatisch, aber ich lüge nicht. Wenn jemand damit ein Problerm hat, übervorteilte ich mich selber, wenn ich den Kontakt aufrechterhielte, da ich der anderen Seite mehr Rechte zugestünde, als ich mir selber ihr gegenüber zugestünde, also stets im Nachteil wäre.

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Dreistgeist  19.11.2017, 05:42
@loveMDMA

Ich freue mich immer wenn ich jemanden zum schmunzeln bringen kann, you are welcome :)

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Dreistgeist  19.11.2017, 05:57
@PolluxHH

Schöner Kommentar aber das Kernproblem bleibt: Solange du die Angemessenheit deines Verhaltens an Maßstäben anderer zu messen pflegst gerätst du in Konflikt mit dir selbst. Bezogen auf Ehrlichkeit, Direktheit usw. Natürlich begrüße auch ich es wenn ein Verhalten einen praktischen Anlass hat, andernfalls müsste ich mich ja fragen: Was tu ich hier, und warum? Und wenn ich keinen Grund sehen kann, so lasse ich den Mund gerne zu.
Aber wenn ich einen sehe, dann bin ich ohne Rückhalt -
denn aller Konflikt den ich durch Ehrlichkeit entfachen kann,
ist jener, der eh schon im Schatten schwelte.
Man sollte bloß vermeiden dem anderen anzudichten was man selbst an sich nicht mag, Projektion ist ein echter Fluch, wer häufig damit konfrontiert ist weiß wovon ich rede.

Zum Thema  Arroganz: Der Zwilling und gegenpart der Arroganz ist die Eitelkeit, der Dünkel, der Stolz. Wer anderen Arroganz unterstellt fühlt sich im Stolz verletzt, wer hingegen seinem Ego schon lange die Zähne gezogen hat, hat mit sowas garkeine Probleme mehr.

Man braucht bloß aufhören zu sich hin oder von sich wegzuscheren,
oder sich die Stiefel anzuziehen die einem täglich dargereicht werden - und siehe da - Frieden.

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PolluxHH  19.11.2017, 08:43
@Dreistgeist

Das Kernproblem hatte ich schon in meiner Antwort behandelt, hier ging es mir nur um die Frage nach der Kritikfähigkeit und darauf aufsetzendes Verhalten Anderer. Stabil ist es immer nur, wenn man auch nur den Grad veräußert, den man selber für sich als gut und hilfreich empfindet, kurz wünschenswert. Wenn andere damit nicht umgehen können, kann man sich anpassen, muß es aber nicht.

Projektion ist in erster Linie eine Notwendigkeit, denn das menschliche Denken muß ständig mit Projektionen arbeiten. Es ist die grundlegende Form, seine Umwelt zu erfassen, denn zuerst sind es immer Analogieschlüsse und jeder Analogieschluß ist einer Projektion. Methodisch sauber aber sind Analogieschlüsse nur, wenn man sie zuvor auf Zulässigkeit prüft, was aber erlernt werden muß. Vorurteile sind regelmäßig Folge nicht hinterfragter Analogieschlüsse. Ohne Projektionen geht es nicht, denn auch die Anwendung von Erlerntem auf neue Eindrücke ist immer eine Projektion. Entsprechend kommt es darauf an, wie man Projektionen handhabt.

Gerade bei menschlichem Verhalten aus der Umwelt wird regelmäßig von der Intention abstrahiert, wobei man für sich selber aus der konkreten Motivation eine Legitimation ableitet. Auch hier greift das Sprichwort ein, denn es beläßt es bei der Handlung, trennt sie von der Motivation ab, zwänge also auch zu der Frage, ob denn die Legitimität des Handelns auch zweifelsfrei vermittelt würde.

Noch zur Arroganz: herzlichen Glückwunsch, einer der wenigen, die dies erkennen. Ich bezeichne auch deshalb niemanden als arrogant (dafür werde ich recht häufig als arrogant eingeschätzt, was ich in dem Beispiel nur umgekehrt hatte), sondern betrachte immer nur Handlungen. Entsprechend wäre die maximale Aussage von mit, ob man sich dessen bewußt sei, daß eine Handlung/gezeigte Einstellung recht arrogant wirke. Mir fiel nur gerade kein kürzeres Beispiel ein.

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"Viele Leute könnten nicht damit umgehen wenn ich die so behandeln würde wie ich es bei mir okay fände. "

 Da hast du den Spruch , für meine Begriffe,ziemlich falsch verstanden.

Es geht darum, das man genau überlegt as man macht, sagt und tut.

Und nicht darum, dass du bestimmte Dinge, bei anderen anwenden sollst, die du selbst gerne magst, sondern er soll dich zum Nachdenken anregen, ob es in dieser Situation oder überhaupt angebracht ist.

Denn die Dinge, die du beschrieben hast und magst, würdest du 100%ig auch nicht in jeder Situation gut finden.

Es geht darum feinfühliger mit seinen Mitmenschen umzugehen.

Man könnte auch sagen,:

"So wie in den Wald hineinschallt , so schallt es auch wieder heraus.

Alles was man aussendet, kommt irgendwann zu einem zurück.

(Bumerang Prinzip,d.h. irgendwann bekommst du die Quittung für dein Verhalten, wenn du bislang rücksichtlos mit Personen dir gegenüber umgegangen bist, bekommst du das auch entsprechend zurück.)

Natürlich ist jeder Mensch anders, aber ich finde den Spruch trotzdem sehr sinnvoll. Klar hat jeder eine andere Toleranzgrenze, da hat du vollkommen recht, aber ich denke das ist nicht der Hintergedanken bei dem Spruch.