

Viele Beschwerden einer Bronchitis sind verbunden mit bakteriellen Folgeerkrankungen, wobei die Viren selbst schwer bekämpfbar sind. Es gibt keine Mittel, die gegen Viren wirken wie Antibiotika gegen Bakterien und es gibt schon über 200 verschiedene Viren, welche eine "Erkältung" verursachen. Bei Erkältungen wird es deshalb meist dem Körper selber überlassen, die Viren zu bekämpfen, und man unternimmt eine "Symptombekämpfung", wozu auch bei bakteriellen Folgeerkrankungen wie Entzündungen die Verabreichung von Antibiotika gehören kann.
Aufgrund des Befundes einer virosen Erkrankung war deshalb, bakterielle Folgeerkrankungen als gegeben annehmend, das Vorgehen des ersten Arztes absolut angemessen, die Diagnostik zudem weitergehend, als es bei Erkältungen üblich ist. Auf Asthma muß man bei einer akuten Erkrankung ohne eine chronifizierte Symptomatik in der Anamnese erst einmal kommen. Ohne entsprechende Vorgeschichte und Diagnostik ist die Diagnose "Asthma" eher fragwürdig. Selbst bei entsprechender Diagnostik wären weitere Tests erforderlich, insbesondere Allergietests (allergisches Asthma). Das Spray wirkt hier symptombekämpfend und ist deshalb ohne andere Anzeichen eine angemessene Medikation. Dem Hausarzt ist damit nichts vorzuwerfen.
Die (akademische) Ausbildung geht immer mehr weg von einem wissenschaftlichen zu einem "automatisierten" Denken, auch in der Medizin. Dies wurde spätestens mit dem Übergang zum Bachelor/Master-System in Stein gemeißelt. Ein BAC-Abschluß entspricht im Umfang etwa einem alten Vordiplom bei deutlich inhaltsorientierterer Lehre des BAC, dauert dafür aber etwas länger (fast doppelt so lange), ein Master wäre inhaltlich einem Diplom-Abschluß gleichzusetzen, allerdings mit weniger ausgeprägter wissenschaftlicher Orientierung.
Beim Lesen verschiedenster Studien, die im Auftrag des Staates erstellt wurden, ist mir aufgefallen, daß teils dem (akademischen) Verfasser selbst eklatante Fehler nicht auffallen. So hat eine diplomierte Wissenschaftlerin Bodenproben aus stehenden Kulturen untersucht und dabei im Labor für eine Probe einen Referenzwert von 7,8 g/l Salzgehalt ermittelt UND in der Arbeit verwendet. Das Problem: bereits ein Wert von 3,5 g/l wäre absolut toxisch für alle gängigen Kulturpflanzen, normale Kultursubstrate liegen meist unter 1 g/l. Damit dürfte ein Verdünnungsfehler um den Faktor 10 vorgelegen haben. Dies alleine ist schon kritisch, aber wenn selbst offensichtlich unmögliche Meßergebnisse nicht mehr auffallen, ist es m.E. alarmierend. Man stelle sich vor, daß ein Arzt, der bei einem Patienten einen Blutzuckerwert von 2000 mg/dl mißt, diesen auch darauf behandelte (und damit töten kann), obwohl er wissen müßte, daß ein solcher Patient schon tot wäre.
Damit kann man es weiter setzen als hier gefragt: es wird immer wichtiger, zuerst eine Vertrauensbasis zu erarbeiten, statt auf Abschlüsse zu vertrauen, weil die Abschlüsse immer weniger über die Kompetenz aussagen. Das heißt aucxh, daß man selber sich immer mehr in die Materie einzulesen hat, um zumindest die Vorgehensweise etc. hinsichtlich der Angemessenheit einschätzen zu können. Dies ist aber ein Standard, der z.B. in den USA schon seit langem Bestand hat und dem in Deutschland durch z.B. das alte Diplom-System lange Zeit entgegengewirkt wurde.
In der Summe habe ich dazu meine eigene Maxime als kleinen Sarkasmus:
"Traue keinem deutschen Akademiker unter 45 ungeprüft!"