Ist das sexueller Missbrauch oder Neugier?

13 Antworten

  1. Wenn er sie dazu überredet und sie ihn streichelt, ist das erstmal freiwillig (so dumm es auch klingen mag). In der Regel wird aber hier die Ahnungslosigkeit und die Hilflosigkeit eines Minderjährigen ausgenutzt. Sodass wir bei Punkt 2 landen.
  2. Wenn sie ihn streicheln muss, obwohl sie nicht will, ist das eine Nötigung.
  3. Und dann steigert sich alles mit sämtlichen Konstellationen. Da kannst du dir sämtliche Paragrafen ab 184 StGB durchlesen.

Die Folgen sind ganz unterschiedlich. Da müsste man mit einem Opfer sprechen.

U14 ist aber sowieso schuldunfähig.

Das Gesetz definiert nicht, ob das Missbrauch ist. Sondern es definiert, was konkret strafbar ist. Dabei zieht es eben diese Altersgrenze für die Täter. Was Kinder bis zur Altersgrenze treiben, ist in jedem Fall nicht strafbar, also jedenfalls nicht juristisch definiert.

Das gilt übrigens auch bei allen anderen Handlungen, die für Erwachsene möglicherweise strafbar wären, aber eben auch erst ab der Altersgrenze von 14.

Mit fast 14 Jahren sind das für den Jungen keine Doktorspiele mehr, sondern die Handlungen haben ziemlich eindeutig das Ziel sexueller Erregung.

Da die kleine Schwester aber eher noch auf der Neugier-Schiene ist, besteht zwischen beiden eine deutlich Ungleichheit der Motive. Vor diesem Hintergrund ist das wohl eher als sexueller Übergriff zu werten.

An meinem sprachlichen Herumgeeiere siehst du, dass ich hier keine eindeutige, sondern nur eine wahrscheinliche Bewertung abgebe. Diese Handlungen müssen für die Kleine auch nicht unbedingt negative Folgen haben, können aber durchaus auch traumatisierende Folgen haben.. Das Wie der Handlungen ist da oft entscheidender als das Ob.

Das ist ganz klar missbrauch.

Das ist sexueller Missbrauch. Dass es (noch) nicht als solcher verfolgt und bestraft werden kann, macht es nicht weniger dazu. Oh, und es kann durchaus Konsequenzen geben, wenn auch keine strafrechtlichen. Zumindest nicht für ihn. Wenn sie davon in der Kita oder in der Grundschule erzählt, steht jedenfalls bald das JA vor der Tür.

Selbstverständlich wäre es bei einem Erwachsenen schlimmer, weil sie vor diesem vermutlich mehr Angst hätte, weil der Abstand größer ist und - wenn es ein Verwandter wäre (wie meistens) - käme da noch der krasse Vertrauensbruch dazu, der ihren Glauben in Vertrauenspersonen in den Grundfesten erschüttern würde.

Aber schlimmer geht immer, das macht es also nicht besser. Doktorspielen haben wir bei Gleichaltrigen. Bei 7 Jahren Unterschied ist das nicht gegeben. Und die Tatsache, dass sie sich ekelt, zeigt ganz klar, dass sie auf einem vollkommen anderen Level ist.

Und nein, das ist KEINE Spielerei, dankesehr. :-)


Schrrrumpfer  22.09.2019, 22:46
Selbstverständlich wäre es bei einem Erwachsenen schlimmer, 

sehe ich nicht so

Hacker48  22.09.2019, 22:53
@Schrrrumpfer

Ich denke, dass allein das andere Machtgefälle einen Unterschied macht. Wenn der Bruder ihr etwas antut, kann sie zu ihren Eltern gehen. Aber wenn ihre eigene Eltern ihr etwas antun, zu wem soll sie dann gehen? Und wenn es ein fremder Erwachsener ist, dann wird er sie unter Druck zu setzen wissen. Ein 12-Jähriger denkt kaum schon so weit. Und selbst wenn würde dieser nicht als so mächtig wahrgenommen werden, als ein Erwachsener. Schon, weil er näher an ihr dran ist, also alterstechnisch. Und weil sie weiß, dass ihre Eltern helfen können, weil sie das beispielsweise schon bei früheren Konflikten getan haben. Bei einem Fremden wäre diese Sicherheit, dass die Eltern intervenieren können, nicht gegeben. Und der Fremde hat mehr Drohpotential. Er könnte ihre Eltern bedrohen etc. Was soll der Bruder tun? Damit drohen, dass er ihren Teddy kaputt macht?

Du kannst gerne eine andere Meinung haben, aber dann begründe sie doch bitte, damit alle etwas davon haben. So hat niemand etwas davon...

Und ich hoffe, ich muss nicht klarstellen, dass ich das Verhalten des Bruders damit in keiner Weise relativieren möchte. Nur sachlich diskutieren, falls das möglich ist.

Hacker48  22.09.2019, 22:58
@Hacker48

Ergänzung

Natürlich wird sie auch vor dem Bruder Angst haben, da dieser vermutlich größer und stärker als sie ist. Ich möchte das nicht falsch verstanden wissen und ich spiele auch ihre Angst nicht herunter. Aber ich denke einfach, dass die Angst vor einem Erwachsenen noch mal größer wäre, aus oben genannten Gründen.

Schrrrumpfer  22.09.2019, 23:01
@Hacker48

man kann NICHT pauschal behaupten, dass ein sexueller Missbrauch durch einen Erwachsenen schlimmer wäre als durch einen Jugendlichen!

und dabei geht es auch nicht darum, ob jemand sich jemand nach dem Gesetz strafbar macht, sondern ausschließlich darum, wie die von dem Missbrauch betroffene Person es subjektiv empfunden hat und auch darum wie die Sache in der Rückschau bewertet

elvina2007 
Beitragsersteller
 22.09.2019, 23:10
@Hacker48

Hm, ich verstehe, was du meinst. Es ist mit dem Bruder aber auch nicht einfach.

Die Schwester möchte sich dem Bruder gegenüber loyal verhalten, ihn nicht verpetzen, kann sicher auch nicht einordnen, ob das richtig oder falsch ist, was er tut und sieht auch zu ihm auf, so dass sie nie jemandem wirklich davon erzählt. Sicher, die Vorbildfunktion der Eltern ist größer, aber auch beim großen Bruder ist diese da und hemmt die Schwester dabei, sich zu öffnen

Hacker48  22.09.2019, 23:21
@Schrrrumpfer

Man kann eine ganze Menge, die Frage ist, ob das sinnvoll ist. Sie hat explizit gefragt, ob das schlimmer ist. Die korrekte Antwort wäre, dass das immer auf den Einzelfall ankommt. Aber das könnte man auf 99% aller Fragen auf dieser Plattform antworten, also habe ich für die Alternative entschieden:

Zu schreiben, wie es im Schnitt aussieht. Und im Schnitt glaube ich, dass es bei einem Erwachsenen schlimmer wäre, als bei einem Kind, das noch dazu der Bruder ist - und nein, dass es der Bruder ist, macht es NICHT besser, verdammte Axt. Aber in dem Kontext hat das Opfer mehr Möglichkeiten sich zur Wehr zu setzen und kann sich eben an die Eltern wenden, was bei einem fremden oder gar einem bekannten Erwachsenen nicht / weniger der Fall wäre. Aber Argumente habe ich nun zur Genüge vorgetragen. Und dass es mir nicht um die Strafbarkeit geht, sollte mehr als klar sein. Zumindest hoffe ich, das klar gemacht zu haben.

wie die von dem Missbrauch betroffene Person es subjektiv empfunden hat

Subjektiv. Subjektivität ist Subjektivität ist Subjektivität. Wenn du verstehst. Und nein, darum geht es nicht, denn es wurde explizit nach UNSERER Meinung gefragt. Wenn es für sie das Schlimmste war, dann ist das so. Da spielt unsere Meinung keine Rolle. Aber wenn sie nach unserer Meinung fragt und ich es so einschätze, dass sie mit meiner Meinung arbeiten kann, so teile ich ihr diese mit. Wenn sie akut als Opfer fragen würde, hätte ich anders geantwortet. Aber hier schien es mir um eine fachliche Frage, wenn auch mit möglichem persönlichem Kontext, zu gehen und NICHT um eine persönliche Ratsuche. Das wäre etwas anderes.

und auch darum wie die Sache in der Rückschau bewertet

Wie sie die Sache in der Rückschau bewertet, kann nur sie wissen. Also könnten wir eigentlich gar nicht antworten. Das ergibt keinen Sinn. Ich habe meine Meinung gesagt. Meine FACHLICHE Meinung. Und diese fachlich begründet.

Meine Meinung ändert NICHTS daran, dass:

  1. Schmerz IMMER subjektiv ist und der subjektiv empfundene Schmerz des Opfers ausschlaggebend ist, während andere Meinungen irrelevant sind.
  2. Das Opfer ALLEIN entscheidet, wie es etwas in der Rückschau bewertet und wie es damit umgehen, und ihm dabei niemand hineinzureden hat.

Trotzdem habe ich eine fachliche Meinung. Und wenn ich danach gefragt werde und es für vertretbar halte, äußere ich diese auch. Ich denke nicht, dass ich damit einen Schaden verursacht habe. Falls doch, tut es mir aufrichtig leid.

Und falls du Argumente hast, lasse ich mich auch gerne eines Besseren belehren.

Hacker48  22.09.2019, 23:38
@elvina2007

Das sind sehr gute Punkte, Elvina, danke dafür.

Ich möchte noch einmal betonen, dass das immer auf den individuellen Fall ankommt. Und es auch wieder einen Unterschied macht, ob wir von den Eltern oder von Fremden sprechen. Wirklich vergleichbar ist das alles nicht, da wir zu wenige Konstanten und zu viele Variablen haben. Ist auch irgendwie absurd. Man sollte nicht darüber nachdenken, was schlimmer ist. Jeder Fall ist furchtbar und einer zu viel. Ich bin nur kurz kurz darauf eingegangen, weil du gefragt hast.

Da ich dir jetzt aber auch nicht helfen kann, denn das hat natürlich immer Priorität, würde ich hier noch auf deine Punkte eingehen, ich hoffe, dass das in Ordnung ist.

Falls nicht, sag bitte Bescheid. Wir müssen diese "Debatte" nicht führen. Und es geht mir auch NICHT um deinen konkreten Fall. Der könnte so schlimm sein, wie es für andere ist, wenn sie ihre ganze Familie im Krieg verlieren, gefangen genommen und gefoltert werden, etc. pp. Mir geht es hier also explizit nicht um individuelles Leid, das können nur die Betroffenen einschätzen und bewerten!

Gut. Du schreibst von den Eltern. Ich gehe jetzt also mal vom Vater aus. Und vergleiche den Fall mit dem geschilderten Bruder-Fall. Du hast Recht, das mit der Loyalität und dem nicht einordnen können sind relevante Faktoren. Die kommen aber auch beim Vater zum Tragen. Und ich würde einfach mal behaupten, die Loyalität zum Vater ist größer als die zum Bruder. Auch das mit dem nicht einordnen können stimmt. Aber auch hier glaube ich, dass das beim Vater schlimmer wäre. Wieso? Weil Elternliebe und sexuelle Liebe zwei getrennte Dinge sind. Wird das vermischt, kann das das Kind nachhaltig in seiner eigenen sexuellen Entwicklung stören. Klar, Geschwisterliebe. Aber ich denke, eine kaputte Elternliebe ist schlimmer als eine kaputte Geschwisterliebe.

Weiter hast du Recht, dass sie zu ihm aufsieht. Aber auch hier glaube ich, dass das bei den Eltern stärker zum Tragen kommt, wobei das stark vom Altersunterschied abhängt. Ich glaube, sie würde eher davon ausgehen, dass der Bruder etwas falsch macht, einfach, weil er schon vorher etwas falsch gemacht hat, während die Eltern oft als fehlerlos wahrgenommen werden.

Und das Wichtigste:

Im Vater-Szenario wird die stärkste menschliche Bindung, die wir kennnen, das sogenannte Urvertrauen des Kindes in seine Eltern, das Vertrauen, dass die Eltern es immer vor Leid und Schmerz schützen und es niemals im Stich lassen, in seinen Grundfesten erschüttert und nachhaltig zerstört.

Deshalb glaube ich einfach, dass das - aus fachlicher Perspektive - schlimmer ist. Das heißt nicht, dass das mit dem Bruder weniger schlimm ist. Ich kann es gar nicht oft genug sagen. Vor allem spreche ich hier von einem durchschnittlichen Fall, nicht von einem konkreten Fall. Ich hoffe, das ist klar.

Ich hoffe, ich konnte meinen Punkt erklären, ohne jemanden zu verletzen.

elvina2007 
Beitragsersteller
 23.09.2019, 00:06
@Hacker48

Es ist einfach sehr schwer, so etwas "allgemein" zu halten. Natürlich hast du Recht, die Beziehung eines Kindes zu den Eltern ist eine andere als zum Bruder und in der Regel enger, bei einer guten Bindung.

In meinem Fall war die Beziehung zum Vater nicht gut, das Urvertrauen von dem du sprichst, wurde kaum aufgebaut. Allgemein gehalten ist es für jemanden, dessen Urvertrauen erschüttert wurde, mit lebenslangen Folgen verbunden, das ist richtig.

Beim Einordnen, ob das Verhalten des Bruders richtig/ falsch war bin ich vielleicht auch in die heutige Sicht gerutscht, rückblickend sozusagen. Dabei ist es ganz klar für mich, dass ein Vater, der seine Tochter missbraucht natürlich falsch handelt, bei einem pubertierenden Teenager finde ich das schwieriger.

Rein fachlich verstehe ich deine Gedankengänge. Aber wie schon gesagt, jeder Fall ist einzigartig, auch darin, wie er empfunden wird und welche Umstände ihn begleiten. Und das erschwert Diskussionen darüber, jeder bringt ja auch seine persönlichen Erfahrungen mit...

Hacker48  23.09.2019, 00:44
@elvina2007

Hm, du brauchst es nicht allgemein zu halten, da du betroffen bist. Du darfst da ruhig persönlich involviert schreiben, da du ja auch persönlich involviert bist.

Ich bin in diesem Fall nicht involviert, daher möchte ich es allgemein halten, weil ich mir über deinen invidividuellen Fall kein Urteil anmaße. Ich KANN nicht wissen, wie schlimm das für dich war, daher werde ich dazu auch NICHTS sagen!

In meinem Fall war die Beziehung zum Vater nicht gut, das Urvertrauen von dem du sprichst, wurde kaum aufgebaut.

Das tut mir leid.

Beim Einordnen, ob das Verhalten des Bruders richtig/ falsch war bin ich vielleicht auch in die heutige Sicht gerutscht, rückblickend sozusagen.

Oh, es war falsch. Da gibt es auch nichts zu diskutieren. Was du vielleicht meinst, dass der Junge nichts / nicht viel dafür kann, weil er keine entsprechende Erziehung genossen hat. Meinst du das? Aber das würde - wenn es überhaupt so wäre - nichts daran ändern, dass die Handlungen falsch sind.

Dabei ist es ganz klar für mich, dass ein Vater, der seine Tochter missbraucht natürlich falsch handelt, bei einem pubertierenden Teenager finde ich das schwieriger.

Wie gesagt, kann es sein, dass du da einer falschem Prämisse unterliegst? Auch ein pubertierender Teenager weiß, was richtig und falsch ist. Wenn er es weiß, ist er für seine Handlungen voll verantwortlich. Wenn er es nie gelernt hat, ist er vielleicht nur eingeschränkt für seine Handlungen verantwortlich. Aber falsch sind die Handlungen in BEIDEN Fällen. Die Verantwortung spielt dabei keine Rolle.

Aber wie schon gesagt, jeder Fall ist einzigartig, auch darin, wie er empfunden wird und welche Umstände ihn begleiten. Und das erschwert Diskussionen darüber, jeder bringt ja auch seine persönlichen Erfahrungen mit...

So ist es.

Ich hoffe jedenfalls, dass du die Vorkommnisse der Vergangenheit gut verarbeiten konntest und heute ein glückliches und selbstbestimmtes Leben führst!

elvina2007 
Beitragsersteller
 23.09.2019, 20:49
@Hacker48

Danke für deine Mühe, die klugen Worte und lieben Wünsche! Von einem glücklichen Leben bin ich z. Zt. und war ich auch in der Vergangenheit oft leider weit entfernt, Aber ich denke man muss versuchen, Dinge abzuhaken und nicht für alle Vorfälle seines Lebens seine Kindheit verantwortlich zu machen, auch wenn diese prägend ist....

Hacker48  23.09.2019, 21:07
@elvina2007

Tut mir leid, das zu hören.

Darf ich fragen, was dich zurzeit von einem glücklichen Leben trennt? Oder besser gesagt, was dir zu einem glücklichen Leben fehlt?

Ich sag's mal so. Aus therapeutischer Sicht, sollte man das tun. Denn: Du kannst die Vergangenheit nicht ändern und du kannst deine Familie nicht ändern. Wenn du denen also die Schuld zuschiebst, schiebst du denen damit auch die Verantwortung zu, und damit die Macht etwas zu ändern und positiven Einfluss auf dein Leben zu nehmen. Aus moralischer - und auch aus juristischer Sicht - ist das natürlich etwas anderes. Selbstverständlich ist deine Familie zu einem großen Teil dafür verantwortlich, wie es dir heute geht! Aber gleichzeitig hast du es jetzt, als Erwachsene (nehme ich an), selbst in der Hand, darüber hinwegzukommen. Du hast die Macht, deine Situation zu verbessern. Das wäre einfacher, wenn deine Familie anders gewesen wäre. Aber DU HAST DIE MACHT. Darum geht es!

Alles Gute! :-)

elvina2007 
Beitragsersteller
 23.09.2019, 23:18
@Hacker48

Was mir zu einem glücklichen Leben fehlt? Tatsächlich das Vertrauen: in andere, in mich und darin, dass es das Leben gut mir mir meint. Und Liebe zu mir selbst und zum Leben.Danke dir nochmal, hast mir gute Denkanstöße gegeben.

Hacker48  23.09.2019, 23:19
@elvina2007

Darf ich dazu noch etwas schreiben? Ich möchte dich auch nicht zuspammen.

elvina2007 
Beitragsersteller
 24.09.2019, 00:11
@Hacker48

Sehr gerne sogar. Auch wenn ich heute nicht mehr antworten kann, erst morgen wieder..

Hacker48  24.09.2019, 00:28
@elvina2007

Jetzt bin ich leider auch etwas müde geworden, aber das macht nichts, dann schreibe ich dir morgen ein paar Zeilen dazu. Gute Nacht. :-)