Ist das Leben wirklich zu kurz?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Bei deiner Frage habe ich mir überlegt in welchen Situationen man diese Aussage über das zu kurze Leben hört. In der Regel kommt es doch immer dann dazu, wenn Leute eine neue, interessante Entdeckung gemacht haben, von der sie meinen, dass über die Beschäftigung mit eben diesem Gebiet sehr viel "Lebensfreude" für sie entstehen könnte. Das kann z.B. ein Land oder ein Kulturkreis sein, den man plötzlich als faszinierend erlebt, oder einen neuen Sport wie das Segeln, das Tauchen oder Wasserwandern, bei dem man schnell einsieht, dass nur intensive Beschäftigung mit dieser neuen Materie zu tiefgreifenden positiven Erfahrungen führen kann.

Bei solchen Entdeckungen werden Gefühle des Bedauerns (warum ist mir das erst jetzt aufgefallen) und solche der Ungeduld (ich muss mich jetzt beeilen, weil ich schon so alt bin) intensiv erlebt, die dann einmünden können in ein Bewusstsein: "Ach, das Leben ist einfach zu kurz, um all diese Erfahrungen machen zu können".

Noch zu deinen Überlegungen: "Sinnsuche" ist etwas sehr abstraktes. Hier habe ich immer wieder gesehen, dass man sich das "thematisch vornehmen" kann, doch es lässt sich dann irgendwie nie mit Inhalt füllen, weil ich nicht wirklich weiß, was ich denn nun eigentlich anderes tun soll. Vielleicht nimmt man sich vor, nicht mehr so viele inhaltsleere Mails zu lesen und zu schreiben, oder man versucht den Fernsehkonsum zu reduzieren. Was was kommt nun "anstatt"? Nicht jeder kann jetzt Philosophie studieren, oder sich drei Jahre in einem Kloster der Meditation hingeben, oder wie Forrest Gump 5000 km wandern gehen. Das ist wirklich schwierig, sich plötzlich auf ein "sinnerfülltes Leben" zu konzentrieren, wenn man kaum Ideen hat wie das aussehen könnte, und wenn, wie sich das verwirklichen ließe.

Bilanz: Sein Leben auf echte Sinnhaftigkeit hin auszurichten, ist sicher ein lang dauernder Prozess, der mit zahlreichen Versuchen zur aktiven Lebensgestaltung einhergeht, denn letzlich können wir unsere Vorerfahrungen nicht ablegen, wir bleiben eingebunden in familiäre Bindungen, wir können den Beruf oftmals nicht einfach wechseln wie die Kleidung, und wir wir hängen ganz schön zäh in unseren etablierten Verhaltensmustern fest, die zu ändern meist große Kraft und Geduld in Anspruch nehmen.

martina634 
Fragesteller
 04.01.2024, 21:56

Danke, dass du auf meine Frage tiefer eingegangen ist. Bei „inhaltsleere Mails“ musste ich lachen 😆. Der Sinn des Lebens ist ein tiefgehendes Thema, ich wollte es nicht zu viel ausführen, damit die Frage nicht allzu lange ist. Es gibt nicht nur ein Sinn des Lebens, die jeweilige Situation im Leben bietet uns immer, sie gleichzeitig auch als sinnvoll zu betrachten. Ist mein Freund krank, kann ich mich zurück ziehen und jammern, wie schrecklich es ist, ich kann ihm aber genauso meine Unterstützung anbieten, ihn pflegen und aus der Situation das Beste machen. Oder für die Eltern sind die Kinder der Sinn des Lebens, im Augenblick, wenn sie das Haus verlassen, müssen sie sich einen neuen Sinn im Leben suchen. Ich bin sicher, dass du die Beispiele gut verstehst und ich brauche es nicht weiter ausführen. Ansonsten gebe ich dir komplett recht, nicht immer können wir machen, was uns gerade gefällt. Allerdings ist mir durch deine Antwort auch eingefallen, was mich an dieser Aussage „das Leben ist zu kurz“ stört: und zwar, wenn sie als Floske verwendet wird. Und ich höre sie tatsächlich oft als Floske bei komplett ungeeigneten Situationen.

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Wenn nach dem Leben etwas Schlechtes kommt, ist es zu kurz.

Wenn danach etwas Gutes kommt, ist es zu lang.

Wenn die Lebensbilanz eines Menschen Stand jetzt schlecht bzw. nicht gut genug ausfällt, ist das Leben zu kurz mit Blick auf eine mögliche unendliche Wiederholung dieses Lebens. Diese kann nicht ausgeschlossen werden, solange man die erste Ursache allen Seins nicht kennt.

Es kommt wohl darauf an, wie man Lebensfreude hat, und sich zu beschäftigen weiß, ohne dass es zu oft oder dauerhaft langweilig wird, oder gar "Lebensmüde".

Zeit ist eine relative Empfindung.

martina634 
Fragesteller
 05.01.2024, 06:10

Da hast du vollkommen recht. Aber zu meiner Frage: wie empfindest du die Zeit? Ist für dich das Leben zu kurz?

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Robx223  05.01.2024, 08:38
@martina634

Es gibt keine vernünftige Antwort darauf, die ein endliches Wesen gefangen in einer scheinbar unendlichen großen Welt geben könnte.

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martina634 
Fragesteller
 05.01.2024, 10:50
@Robx223

Ich habe einige vernünftige Antworten bekommen, deine gehört nicht dazu, aber danke für die Mühe!

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Zu kurz: ist relativ. Ich bin schon älter.. und mir bleibt nicht mehr die Zeit, die ich bereits auf der Erde bin. Sollte die Gesundheit mitspielen: würde ich gern richtig alt werden. Aber siechen möchte ich nicht: dann trete ich lieber eher ab.

Das unser Leben endlich ist: ist gut. Das erst macht das Leben wertvoll. Also: Carpe Diem!