Ist das Abitur früher oder heute schwerer?
Noch nie Gabs so viele die Abitur gemacht haben und Denoch wird gesagt das Niveau der Schulen ist dürftig
9 Antworten
Ich finde es schwer, zu beurteilen, ob die Ansprüche tatsächlich objektiv gesenkt wurden oder ob die gestiegenen Abiturientenquoten vielleicht doch andere Gründe haben.
Ich hab 2003 Abi gemacht. In Niedersachsen, nachdem ich vorher bis zur 11. Klasse in Thüringen auf dem Gymnasium war. Thüringen wäre Zentralabi nach 12 Jahren gewesen, Niedersachsen war kein Zentralabi nach 13 Jahren, Aufgaben für die Abiturprüfungen wurden von den eigenen Lehrern geschrieben und beim Ministerium zur Genehmigung eingereicht. War das nun wirklich schwerer als die heutigen Anforderungen?
Was es damals hingegen noch recht oft gab: Eltern, die ihren Kindern vom Abitur ab- und stattdessen zu einer Berufsausbildung nach der 10. Klasse geraten haben. Also eine andere Einstellung in einigen Teilen der Bevölkerung. Ich denke, auch das spielt eine Rolle bei den stark gestiegenen Abiturientenquoten...
Meines Erachtens war das Abitur früher anspruchsvoller und vor allem wurde strenger benotet. Als ich vor gut 50 Jahren am Gymnasium Abitur machte, war ich mit einer Durchschnittsnote von 2,3 Abiturbester!
Ich hatte eine Mitschülerin - vor 40 Jahren - die war unschlagbar in Physik. Sie kam aus einer anderen Schule, wo sie in Physik nur Einser hatte. Bei uns rutschte sie auf Zwei runter. Die Eltern fragen den Lehrer, die das sein könne. Und er antwortete : "Eine Eins gebe ich nur einem zweiten Newton."
Ich weiß es nicht. Ich habe nur den Eindruck, dass im Gegensatz zu meiner Zeit, die Abiturienten heute schon Ewigkeiten vorher wissen, worin sie mündlich geprüft werden. Da kann man sich dann leicht vorbereiten. Und ich habe den Eindruck, dass das Lernen heutzutage weitestgehend aus Pauken besteht, Man lernt Inhalte auswendig, aber nicht das selbständige Denken.
Zu meiner Zeit wusste ich nicht, in welchem Fach ich mündlich geprüft würde. Das konnte von Kunst bis Mathematik, Bio, Deutsch und so weiter ALLES sein. Und wenn ich die Lehrer gefragt hätte: Können Sie mir sagen, welches Thema drankommt, hätten die mich komisch angeguckt und nur -"Hä? ALLES" gesagt.
Dass man heute nicht auch die Antworten auf die Fragen vorher mitgeteilt bekommt, wundert mich schon.
Jedenfalls ist es eine Tatsache, dass die Unidozenten darüber stöhnen, wie unfähig viele Studenten zum Selbstdenken sind.
Ich würde die früheren Lebensumstände mitberücksichtigen. Durch die Digitalisierung kann viel mehr Wissen im Vergleich zu früher ausgetauscht und erweitert werden. Die früheren Schüler hatten es schwerer, was das Lernen angeht, da sie ihre Fragen nicht eben "googeln" konnten, sondern in Büchern sich reinlesen oder schlichtweg den Lehrer fragen mussten. Das ist viel zeitintensiver gewesen als heutzutage.
Die Anforderungen steigen in jedem Bereich, da auch Neues dazukommt, was wiederum im Umkehrschluss zu Überforderung führen kann.
Schwerer. Heute gibt es viele Hilfsmittel, die es damals noch nicht gab. Leistungsstarke Taschenrechner zum Beispiel. Früher musste man all das im Kopf oder schriftlich berechnen, hat dafür eine Seite gebraucht und heute kann man es in den Taschenrechner eintippen und hat in unter eine halben Minute das Ergebnis. Dafür werden die Aufgaben heute schwerer, da man mehr Leistung erbringen kann, als man einem Schüler früher mit Kopfrechnen zumuten hätte können.
Dafür werden die Aufgaben heute schwerer,
wieso? Die Lösungen werden doch nur eingepaukt. Die müssen doch nicht selbst erarbeitet werden.
In anderen Fächern vielleicht, aber Mathe und Physik muss man noch selbst nachdenken
Ich hab vor fast 20 Jahren Abi gemacht - und da hatten wir auch bereits programmierbare Taschenrechner. Und wir waren nicht die erste Generation damit. Das von dir gezeichnete "Früher" liegt also wirklich schon SEHR weit in der Vergangenheit!
Ich meinte ja auch im letzten Jahrtausend. Aber auch 2002 wird das Abitur noch deutlich einfacher gewesen sein, als heutzutage.
Meine Eltern haben ihre Doktorarbeiten Anfang der 1980er noch auf Schreibmaschine getippt. Zum Rechnen hatten sie allerdings auch da bereits Taschenrechner und nicht nur Rechenschieber ;).
Ja, aber diese konnten noch deutlich weniger, als heutige, die in Gymnasien üblich sind.
Ich warte auf Rechner mit Spracheingabe (Achtung, Ironie...)
Durch die Digitalisierung kann viel mehr Wissen im Vergleich zu früher ausgetauscht und erweitert werden.
Vielleicht wird aber dafür nur noch angepauktes Wissen abgefragt, statt zu verlangen, dass die Abiturienten selbst denken lernen. Angepauktes Wissen ist aber kein Wissen und wird genauso schnell wieder vergessen, wie es angepaukt worden ist. Lernen, wie man lernt, scheinen viele nicht mehr gelernt zu haben, Und dann kommt in der Uni das böse Erwachen.