In welchen Fällen lässt die Feuerwehr kontrolliert abbrennen, in welchen Fällen wird gelöscht?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  • Wenn die Wasserversorgung nicht zum Löschen ausreicht und man sich deshalb lieber darauf konzentriert, eine Ausbreitung zu vermeiden
  • Wenn der Aufwand zum Löschen in keinem Verhältnis zu den entstehenden Schadstoffen durch das Feuer stehen.
  • Wenn durch das weiterhin brennende Feuer keine Gefahr ausgeht

Ein Auto enthält viel Kunststoff, d.h. im Rauch sind allerlei Giftstoffe enthalten. Außerdem ist der Brandrauch eine Gefahr für den Verkehr und die Hitze gefährdet die Integrität der Straßendecke. Gleichzeitig ist ein Auto nicht allzu schwer zu löschen und man kann problemlos genug Wasser in Tanklöschfahrzeugen auf die Autobahn bringen. Also werden Autos auch dann gelöscht, wenn sie ein wirtschaftlicher Totalschaden sind.

Eine brennende Scheune ist i.d.R. freistehend, also stört der Rauch niemanden wirklich. Da nur Naturprodukte verbrennen (Heu, Stroh, Holz), ist der Rauch bis auf etwas CO2 und Ruß auch ziemlich unproblematisch für die Umwelt. Aber es sind wahrscheinlich zwei-drei tausend Liter pro Minute nötig, um so ein Feuer zu löschen - diese Menge meinetwegen 2 km außerhalb des Dorfes auf die Felder zu transportieren, wäre eine Materialschlacht sondergleichen. Macht keinen Sinn.

Und erst recht gilt das für diese frei herumliegeneden Strohlager... wenn du das wirklich löschen willst, musst du alle qualmenden Strohballen auf dem Acker ausrollen und fein säuberlich nass machen. Und das nasse Stroh dann wieder zusammen fahren. Macht erst recht keinen Sinn.

Wellenmacher141 
Fragesteller
 16.02.2024, 20:47

Was das brennende Auto betrifft ist aber doch das Problem dass durch das Löschwasser Kubikmeterweise Erdreich kontaminiert wird, was dann teuer entsorgt werden muss.

Ein paar Quadratmeter Asphalt neu machen zu müssen erscheint mir da die billigere Alternative zu sein

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Nomex64  16.02.2024, 21:13
@Wellenmacher141

Das mag dir so erscheinen. Aber die wenigsten EL sind Tiefbauingenieure und können die Kosten für den Straßenbau abschätzen. Das Löschwasser dagegen fließt, auch auf einer Autobahn, oft in eine Kanalisation und kann dort meist gut aufgefangen werden.

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RedPanther  17.02.2024, 09:54
@Wellenmacher141

Da das brennende Auto i.d.R. auf der Straße steht, fließt das Löschwasser eher nicht ins Erdreich.

Und nein, es ist alles andere als billig, Asphalt zu erneuern.

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Nomex64  16.02.2024, 21:11

Das Stroh was nicht verbrennt kannst du ohnehin nicht mehr nutzen und musst es oft sogar als Sondermüll entsorgen. Macht also nochmal keinen Sinn das zu löschen.

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Das ist immer eine Entscheidung, die nach Abwägung getroffen werden muss.

Faktoren, die hier mit hinein spielen sind beispielsweise

  • personelle Ressourcen
  • materielle Ressourcen
  • wird der materielle Schaden am Brandobjekt größer, wenn man es abbrennen lässt oder nicht (bereits jetzt Totalschaden)?
  • wird der Schaden für die Umwelt durch das Löschen verringert oder nicht
  • ...

Das beste Beispiel ist doch immer der brennende Strohhaufen auf dem freien Feld im Winter. Brennen lassen oder nicht? Möchte man den Haufen löschen, dann bedeutet das eine Personal- und Materialschlacht. Es muss eine umfangreiche Wasserversorgung über hunderte von Metern aufgebaut werden, Material muss an die abgelegene Einsatzstelle getragen werden. Die Wasserförderung kostet Kraftstoff und Materialverschleiß. Wird Wasser aus dem Hydrantennetz entnommen, dann sprechen wir von wertvollem Trikwasser. Viele Feuerwehrleute werden über viele Stunden benötigt und müssen eine körperlich sehr anstrengende Arbeit verichten (Stroh auseinanderziehen, Ablöschen usw.) - Feuerwehrleute, die in dieser Zeit für einen anderen Einsatz nicht zur Verfügung stehen und die ohne Einsatz auf der Arbeit wären oder bei einem nächtlichen Einsatz am Morgen wieder zur Arbeit müssen (bzw. Berufsfeuerwehrleute, die in dieser Zeit eine anderen Einsätze fahren können). Material wie Schläuche und Armaturen oder auch Einsatzkleidung muss anschließend aufwändig gereinigt werden.
Letztendlich ist der Strohhaufen eh in Gänze verloren, da durch Hitze, Ruß und Wasser unbrauchbar - auch dann, wenn nicht alles von den Flammen vernichtet wird.
Mehr noch: Bleibt nachher ein mehr oder weniger großer Rest an Stroh übrig, dann muss dieses als Sondermüll vom Besitzer entsorgt werden.
Dem gegenüber steht das kontrollierte Abbrennen lassen. Der Umweltschaden durch Rauch, Rußpartikel usw. ist aber minimal, zumal es sich bei Stroh um ein natürliches Material handelt.

Bei einer Mülldeponie mit hohem Kunststoffnateil müsste man die Lage hingegen anders bewerten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Kontrolliert abbrennen lässt man wenn der Löschaufwand in keinem Verhältnis mehr zum Nutzen steht.

In aller Regel wird aber gelöscht, schon um Umweltschäden möglichst gering zu halten. Was bei einem PKW-Brand kein Problem ist, auch muss man dort beachten das die Fahrbahn darunter Schaden nehmen kann.

Wenn ein Strohlager brennt sieht das völlig anders aus. Hier würde ein Löschen eher Kosten verursachen als Nutzen bringen.

Grundsätzlich bleibt das aber eine Einzelfallentscheidung des Einsatzleiters.

Das hängt davon ab, wie der Einsatzleiter entscheidet. Lässt man es brennen, entstehen viele Giftstoffe und es ziehen die Atemgifte möglicherweise in ein Wohngebiet, zudem könnte sich der Brand auch ausbreiten und weitere Schäden verursachen. Löscht man es, gelangen Schadstoffe mit dem Löschwasser in den Boden.

In den meisten Fällen wird gelöscht. Kontrolliertes Abbrennen kenne ich nur von Heu- und Strohbränden weit draußen auf dem Acker, da sich die Schadstoffe in Grenzen halten und das angebrannte Material in der Landwirtschaft eh nicht mehr zu verwenden wäre.

Woher ich das weiß:Hobby – Feuerwehr seit 1992. Derzeit Wehrführer einer FF in RLP.