Ich habe Angst davor in der Öffentlichkeit alleine zu sein, zB bei Veranstaltungen oder Hochzeiten?


29.06.2021, 02:19

Bin m und 24.

4 Antworten

Such dir Jemand der bei dir ist, oder besser einen Therapeuten, Weil so ein leben kann ich mir nicht vorstellen da es mich zu sehr belasten würde.

P.S. Es ist nichts schlimmer sich Hilfe zu suchen

Ich denke nicht, dass es eine Sozialphobie ist. Was allerdings genau hinter deinen Ängsten steckt, kann ich dir auch nicht sagen.

Hattest du mal etwas Schlimmes erlebt?

RIPVerstand 
Fragesteller
 29.06.2021, 04:11
Hattest du mal etwas Schlimmes erlebt?

Ja, schon. Ich war einige Mal auf Veranstaltungen und Hochzeiten und musste dann stundenlang alleine rumstehen oder stehen, während andere miteinander geredet und gelacht haben. Und wenn ich dann daran denke, dass mich jemand, den ich etwas kenne, sieht, wie ich alleine bin, wird das ganze noch schlimmer. Wahrscheinlich denken sie sich “Der ist schon 24, und hat keine Freunde, wie will der durchs Leben gehen, wie will der eine Familie gründen, wenn er nicht mal Kontakte knüpfen kann“ Naja, das gleiche haben mir 2-3 Leute aus der Familie schon gesagt. Also, warum sollte das andere nicht denken..

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DoctorInge  29.06.2021, 04:46
@RIPVerstand

Ich weiß genau, was du meinst.

Ich wurde in der Schule lange ausgegrenzt und immer beschämt, wenn ich irgendwo alleine stand oder Aufträge alleine erledigen musste.

Auch meinen wenigen Freunden ging es irgendwann nur noch darum, wieviel Freunde ich hatte, wie oft ich feiern ging und ob ich eine feste Beziehung hatte.

Das war für mich mega qualvoll, da ich immer alleine stand und das nicht sagen wollte, da ich Angst vor weiteren Beschämungen hatte.

Das sehe ich irgendwo bei dir.

Dieses elendig lange Gedankenkarussell, wenn man irgendwo alleine ist und dabei beobachtet wird. Bei dir betrifft es halt die Verwandten.

Ist es bei dir auch so, dass das Alleine-einsam-Sein noch weniger schmerzhaft ist, als in Gesellschaft irgendwie abgeschieden zu sein? Bei mir schon irgendwie.

Mit "schlimm" meinte ich zwar eigentlich ein Trauma im wissenschaftlichen Sinne, aber diese blöden Situationen und Fragereinen können genausogut zu deiner Angst geführt oder beigetragen haben. (Heißt auf keinen Fall, dass die nicht auch schlimm wären! Ich weiß, wie beschissen man sich da fühlt.)

Ich denke, eine Sozialphobie ist es nicht. Denn dann hättest du mW auch Angst, irgendwo zu zweit oder zu dritt hinzugehen. Denn du wärst dann ja von Menschen umgeben und bei einer wirklichen Sozialphobie müsstest du dich eigentlich mW auch so ziemlich unwohl fühlen.

Ich denke eher, bei dir herrscht eine sehr starke Unsicherheit vor. Eine richtige Verunsicherung durch Beschämung, blöden Kommentaren und blöden Blicken.

Durch so einem Verhalten wird einem signalisiert, dass etwas mit einem nicht stimme und dass mal seltsam, krank, unfähig und falsch wäre.

Das ist das, was eigentlich schmerzt.

Man hat das Gefühl, in ein Schema passen zu müssen, in das man momentan nicht passt und das nicht mal willentlich. Denn man will ja Leute. Man findet sie nur nicht bzw die richtigen.

Man hat das Gefühl, dass andere Leute ein komplett falsches Bild von einem bekommen. Denn man will ja nicht so viel alleine sein, man ist es unfreiwillg. Man ist kein einsiedlerischer Freak. Man fühlt sich so nicht wohl, sondern verdammt unwohl.

Die Leute denken aber seltsamerweise genau dann immer, man hätte die Situation komplett freiwillig gewählt und schwupps, ist man der kranke Komische.

Natürlich schmerzt das. Es wäre etwas seltsam, wenn das nicht schmerzen würde. Wer will den schon, dass die Leute komplett falsch von einem denken? Richtig sinnlos noch dazu.

Aber der Knackpunkt ist glaube ich der:

Wenn wir realisieren, dass die Situation sau scheiße ist und wir und unser Umfeld einfach nicht zusammenpassen, wir aber nicht falsch sind, dann wird es uns besser gehen.

Wenn du realisierst, dass du nicht daneben bist, sondern einfach in der zwischenmenschlichen Scheiße gelandet, dann wird es dir schon deutlich besser gehen.

Das Gefühl, falsch und nicht richtig zu sein ist der Knackpunkt. Der Zweifel an einem selbst und die Beschämung.

Wenn du dir deutlich machst, dass du noch lange nicht der einzige bist, dem es so geht und das sogar ziemlich häufig ist, dann fühlst du dich mal nicht mehr wie ein Freak.

Es ist einfach leider "normal", dass einem sowas passieren kann.

Aber umso weniger falsch, freaky und daneben du dich fühlst, umso weniger ängstlich wirst du werden und umso mehr wirst du wieder auf andere Leute zugehen.

Weshalb du dann langsam aus der Spirale ausbrechen kannst.

Aber es braucht Zeit und du darfst auch nicht so streng (wie ich) zu dir selbst sein und dauernd das Gefühl haben, du machst bzw sagst etwas Falsches.

Die anderen denken auch nicht so viel nach oder sogar gar nicht.

Ich hoffe, das hat geholfen und war bei dieser Länge nicht zu anstrengend zu lesen.

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RIPVerstand 
Fragesteller
 29.06.2021, 06:09
@DoctorInge

Vielen Dank für die Antwort

Danke, dass du dir die Mühe gemacht hast🙏

Ist es bei dir auch so, dass das Alleine-einsam-Sein noch weniger schmerzhaft ist, als in Gesellschaft irgendwie abgeschieden zu sein? Bei mir schon irgendwie.

Ja, ich denke schon. Wenn ich zB tagelang alleine in meinem Zimmer bin, dann geht das eigentlich. Aber wenn mich jmd darauf aufmerksam macht, wie „einsam“ ich doch bin oder „wie wenige Freunde“ ich doch habe, ist es so als würde meine Welt zusammenbrechen. Ka, vielleicht weil ich dann meine Einsamkeit nicht verdrängen kann.

Das Gefühl, falsch und nicht richtig zu sein ist der Knackpunkt. Der Zweifel an einem selbst und die Beschämung. 

Ja, das könnte es sein. Bei meiner Familie und unseren Bekannten ist es eigentlich so, dass die meisten sehr viele soziale Kontakte haben und viel unternehmen und dann komme ich, keine Freunde, keine Freundin, nichts..

Die anderen denken auch nicht so viel nach oder sogar gar nicht.

Joa, solche Menschen sind für mich so, als würden sie „träumen“. Bei denen geschieht einfach alles und sie fließen mit der Zeit mit. So beschreibe ich es jedenfalls^^

Ich wünsche dir viel Glück (dir scheint es ja ähnlich zu gehen)🍀

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Hast du Angst das man dich alleine stehen lässt oder Generell Angst ? Das hat etwas mit der Psyche zu tun daraus kann. man Schlussfolgern das du zu einem Pädagogen gehst dieser dich Diagnostiziert und wenn es tatsächlich eine Sozialphobie ist du diese nur mit Therapie loswirst.

RIPVerstand 
Fragesteller
 29.06.2021, 02:23

Naja, ich kenne meist fast niemanden und muss dann alleine rumstehen, während andere Gruppen zusammen reden und lachen.

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shokooo  29.06.2021, 02:29
@RIPVerstand

musst du dort hingehen ? frag doch eine freundin ob sie dich begleiten kann

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RIPVerstand 
Fragesteller
 29.06.2021, 02:43
@shokooo

Ja, ich muss hingehen, wenn es familiär ist oder meine Eltern eingeladen wurden.

Ich habe keine Freunde und keine Freundin/Partnerin.

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Ich würde dir dringend raten bei so einem Problem, einen Spezialisten aufzusuchen und dich da in Behandlung zu begeben, anstatt i-welche Leute ohne Qualifikation im Internet nach ihrer Meinung zu fragen.