Hat hier jemand Erfahrung mit Vipassana?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich habe diesen Kurs selbst gemacht ( in Triebel vor ca. 16 oder 17 Jahren ).

Meine Erfahrung ist absolut positiv. Auch, wenn die 10 Stunden Meditation natürlich schon "hart" sind.

Aber: 1. wechselt immer 1 Stunde Sitz- mit einer Stunde Geh-Meditation ab, und 2. wirst du nicht gezwungen, auf dem Boden zu sitzen, wenn dir das ( arge ) Schmerzen bereitet. Es gibt auch Stühle am Rande der Halle...

Im Übrigen stehen Jedem so viele Kissen und Decken zur Verfügung, wie er/sie benötigt. Und: alle dort im Kurs sind Anfänger.

Das ergab dann einen "lustigen Effekt": Am ersten Tag nahm sich fast jeder nur ein Kissen zum Sitzen. Am zweiten Tag dann merkten fast alle, dass diese Art zu sitzen auf Dauer doch etwas weh tut. Also nahm man sich zwei oder drei Kissen. Am nächsten Tag noch mehr, bis fast alle wie auf kleinen "Kissen-Thronen" saßen. Irgendwann so um den fünften, sechsten Tag herum klappte das mit dem Sitzen besser, die Leute nahmen sich weniger Kissen... Bis am Ende praktisch alle, wie am ersten Tag auf nur einem oder zwei Kissen sehr bequem sitzen konnte :-)

Also: vorher unbedingt länger meditieren musst du nicht. Aber, du solltest vielleicht schon ein wenig üben ( Schritt für Schritt ), die äußeren Ablenkungen einmal beiseite zu lassen ( und dann genau registrieren, was "dein Ego" dann anstellt ).

Du hast dafür aber auch reichlich Zeit, denn die Kurse sind in der Regel für viele Monate im Voraus ausgebucht ( du musst dich also auf eine Warteliste setzen lassen ). Und, in der Zeit kannst du ja schon etwas üben ;-)

Egal, was "dein Ego" dir also einflüstert: ich kann dir nur raten, den Versuch zu wagen ! Du wirst unvergleichliche Erfahrungen in diesen Tagen machen - gerade auch, was die "innere Unruhe" betrifft !

Und, weil der Tagesablauf derart durchorganisiert und durchaus "anstrengend" ist ( gerade für den Geist ), wirst du irgendwelche Ablenkungen kaum vermissen. Auch durch das Schweigen ( das erst am letzten Tag aufgehoben wird ) findest du wahrscheinlich sehr bald in eine "innere Stille", in der sich dein Geist ( endlich ) mit ganz anderen Inhalten beschäftigen kann, und das gründlicher als je zuvor.

Ich hatte damals nach zehn Tagen noch immer das Bedürfnis nach Schweigen und Stille. Der abrupte Übergang von einem solchen Retreat ins hektische Alltagsleben kann durchaus "ernüchternd" ausfallen. Deshalb würde ich dir auch raten, dir - so gut du das eben einrichten kannst - auch im Anschluss daran dir noch ein paar Tage Ruhe zu gönnen !

Ansonsten: die Unterbringung dort war klasse, das Essen ( vegetarisch ) abwechslungsreich und lecker. Die Umgebung wunderschön. Und: für Fragen oder bei Problemen stand immer ein netter Ansprechpartner zur Verfügung.

Gönn dir diese Erfahrung. Und, melde dich frühzeitig an, denn, wie gesagt, die Plätze sind rar.

Hast du dich schon näher mit der Vipassana-Meditation beschäftigt ? Auch das wäre wahrscheinlich hilfreich. Ich habe dazu eine Playlist:

"Vipassana Meditation - Theorie, Praxis, Hintergrundwissen" Anleitungen ( nicht nach Goenka ): https://www.youtube.com/playlist?list=PLnDHJJhxnunEeHyol_svuddRqULNL4udc

( 58 Audios, teilweise ganze Kurse, bzw. deren Vorträge )

Vielleicht hilfst du ja mit mehr Infos deinem "widerspenstigen Ego", den Sinn einer solchen Anstrengung etwas "schmackhafter" zu machen ;-)

Ich wünsche dir viel Erfolg dabei !

Liebe Grüße: Manu ☺

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Buddhismus  14.12.2018, 07:26

Danke für das "Sternchen" !

P.S.: was ich immer als besonderes Highlight jeden Tages des Retreats empfand, war der abendliche Vortrag ☺Der kam zwar vom Band ( weil Goenka ja nicht persönlich anwesend sein kann ), aber die Inhalte dieser Vorträge war wirklich "geist-füllend" ( selbst für einen "Nicht-Anfänger wie mich ) !

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Vipassana kenne ich ganz gut. Ich habe viermal einen 10-14 Tageskurs gemacht, in der Tradition von Ajahn Tong, welche im Wesentlichen die Methode von Mahasi Sayadaw darstellt, bloß in einem intensiveren Kurzprogramm. Die Methode ist insofern genial, da man in relativ kurzer Zeit einen Prozess bis zum Ende durchläuft, der alles möglich macht. Es ist pure Technik ohne viel Schnickschnack, die darauf angelegt ist das Beste aus einem rauszuholen.

Das lange Sitzen und der wenige Schlaf lassen sich relativ leicht aushalten, da man sich quasi 24h mindestens auf einem geringen Level der Meditation hält. Ich persönlich hatte am meisten Probleme mit schmerzenden Beinen. Aber irgendwie geht's :-) Es ist vielleicht vergleichbar mit dem Besteigen eines Bergs. Da hat man auch einen Weg und meistens ist der unmittelbar nächste Schritt leicht. Was uns zu schaffen macht ist lediglich die Vorstellung einer unüberwindbaren Herausforderung.

Einen Eindruck über die Meditationsmethode bekommst du, wenn du dir das MP3 - File auf der Website: www.palikanon.com anhörst.

Es gibt auch gute Videos von dieser Methode auf Youtube, allerdings in Englisch.

https://youtu.be/hLvU7ppM4vE

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

Üblicherweise stellt sich die Ruhe bei dem Retreat ('Rückzug') von selbst ein im Verlaufe des Meditierens (wobei es auch Phasen der Unruhe und des inneren Rumorens geben kann dazwischen). Man braucht sich von daher nicht 'vorbereiten', auch wenn das natürlich kein Schaden ist.

Ich persönlich habe Erfahrungen gemacht mit 'Stillem Sitzen' in der Zen-Tradition. Da taten mir aber spätestens mit dem dritten Tag durchaus auch die Bein- und Rückenmuskeln weh. Ich war dann froh, wenn ab und an der 'Saaldiener' kam und mit dem berühmten flachen Stock ein paar mal auf meinen Rücken schlug. (Um solche Schläge bittet man im übrigen durch stumme Geste). Das brachte echt Erleichterung.
Die Frage von vermisster 'Ablenkung' oder Gesprächen stellte sich mir nicht in den Tagen eines solchen 'sesshins' (das jeweils knapp sechs Tage dauerte).