Habt ihr Erwartungen?

21 Antworten

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Hallo Zenpai!

Das ist ein Thema, das mich auch gerade sehr beschäftigt! Ich habe folgendes dazu gelesen:

" Wieviel von Ihrem Stress, Ärger, Ihrer schlechten Laune und Ihren Enttäuschungen entspringen einer einzigen Sache?

Fast alles davon kommt von Ihren Erwartungen. Und wenn die Dinge sich nicht so entwickeln, wie Sie sie erwarten, reagieren Sie mit Enttäuschung oder Ärger.

In unseren Köpfen haben wir Erwartungen, was andere Menschen tun sollen, wie unser Leben aussehen soll, wie andere Autofahrer sich verhalten sollen, wie sich der Chef, die Mitarbeiter, die Kunden sich am besten verhalten sollen. Aber das ist alles nicht wirklich. Es sind alles unsere Wünsche und Phantasien. Es ist nicht real. Und wenn die Realität nicht unsere Erwartung trifft, wünschen wir uns, dass die Welt anders ware.

Wie sieht ein Leben ohne Erwartungen aus?

Sie akzeptieren die Wirklichkeit wie sie ist. Sie akzeptieren die Menschen wie sie sind – und nicht wie sie Ihrer Vorstellung nach sein sollten. Sie sehen die Dinge, wie sie sind. Sie brauchen nicht länger enttäuscht, frustriert oder verärgert sein – oder wenn Sie es sind, akzeptieren Sie diese Erwartung an sich selbst und dann lassen Sie sie auch los.

Das bedeutet nicht, dass Sie nie handeln und mit allem einverstanden sind. Sie handeln jedoch in Übereinstimmung mit Ihren Werten und beeinflussen die Welt, aber Sie haben keine Erwartung, wie die Welt auf Ihre Handlungen reagieren wird.

Machen Sie ein Experiment. Leben Sie einen Tag ohne Erwartungen.

  • Wenn Sie etwas Gutes tun, erwarten Sie kein Lob oder keine Anerkennung.
  • Wenn Sie mit dem Auto fahre, erwarten Sie keine staufreien Straßen.
  • Wenn Sie einkaufen, erwarten Sie nicht, an der Kasse schnell dran zu kommen
  • Wenn Sie nach Hause kommen, erwarten Sie nicht, dass Ihr Partner freundlich, ausgeruht oder zuvorkommend zu Ihnen ist.

Achten Sie auf Ihre Gedanken und Ihre Gefühle. Verurteilen Sie sich nicht, wenn Sie Erwartungen haben. Nehmen Sie sie einfach wahr – und kümmern Sie sich nicht weiter darum. Akzeptieren Sie einfach das, was ist.

Die ausbleibende Anerkennung. Der Stau auf der Autobahn. Die Verspätung Ihres Zuges oder Flugzeugs. Beobachten Sie Ihre Erwartung, atmen Sie tief durch und akzeptieren Sie das, was passiert.

Bemerken Sie Ihre Gefühle, wenn ein Mitarbeiter oder Ihr Chef sich nicht so verhält, wie Sie es gerne hätten. Achten Sie auf Ihre Gedanken, wenn Ihr Partner sich nicht so verhält, wie Sie glauben, dass es richtig oder normal ist. Beobachten Sie all das in sich, nehmen Sie einen tiefen Atemzug – und lassen Sie Ihre Erwartung los.

Machen Sie sich Folgendes bewusst:

Ihre Erwartungen sind nur Ihr Erwartungen. Es ist nicht die Wahrheit. Es ist Ihre Perspektive, Ihre Vorstellung, wie etwas zu sein hat. Nicht mehr.

Wer Erwartungen an andere hat, glaubt oft, ein Recht darauf zu haben.

  • Sie stellen einer Verkäuferin freundlich eine Frage und erwarten eine freundliche Antwort.
  • Sie haben eine schwierige Arbeit fertiggestellt und erwarten ein anerkennendes Wort von Ihrem Vorgesetzten.   u.s.w.

Doch Ihre Erwartungen sind kein Rechtsanspruch. Ihre Erwartungen sind einfach nur Ihre Wünsche und Vorstellungen. Andere Menschen und die Wirklichkeit können sich danach richten, sie müssen es nicht.

Probieren Sie es aus für einen Tag. (Wenn Sie ängstlich sind, einen halben Tag). Lassen Sie Ihre Erwartungen an andere und an sich selbst los.

Erleben Sie, dass sich die Welt weiter dreht. Dass nichts Schlimmes passiert. Vielleicht etwas anderes, als Sie sich vorstellten oder wollten. Aber mehr passiert nicht.

Akzeptieren Sie, was geschieht – und machen Sie weiter.

Und was ist mit den Erwartungen anderer an Sie?

Die gute Nachricht: die Erwartungen anderer an Sie sind auch nur Wünsche. Sie müssen sie nicht erfüllen.

Die schlechte Nachricht: die meisten anderen wissen das nicht. Sie glauben, ihre Erwartungen sind objektiv, rechtens, völlig normal und gerechtfertigt.

Sie wissen jetzt mehr – also handeln Sie klug. Da wo Sie sich abhängig fühlen, zum Beispiel im Job, erfüllen Sie die Erwartungen der anderen, solange es mit Ihren Werten vereinbar ist.

Da wo Sie sich nicht abhängig fühlen, probieren Sie aus, die Erwartungen anderer nicht zu erfüllen, wenn Sie nicht möchten. Und beobachten Sie, was passiert. Sie lernen dann viel darüber, wie der andere die Beziehung zu Ihnen definiert.

Fazit:

Dieses Experiment ist nicht einfach. Vor allem, wenn Ihnen eine Tendenz zum Rechthaben zu eigen ist oder Sie gerne die Kontrolle haben, weil Sie sich sonst hilflos fühlen.

Beobachten Sie Ihre Reaktionen – und bleiben Sie ruhig."

Quelle. persoenlichkeits-blog.de

Ich denke, das beschreibt es ganz gut - und es ist viel Wahres dran. Aber die Umsetzung ist definitv nicht einfach! Es ist schwer, sich von Erwartungen loszumachen. Ich habe auch ein ganz großes Problem damit.

Ganz besonders spannend gestaltet sich das ja auch in einer Partnerschaft: Meine Erwartungen sind einfach nur Wünsche und Vorstellungen. Mein Partner kann sich danach richten, muss er aber nicht. Ich im Gegenzug genauso. Wenn man nun alle Erwartungen loslässt, kann quasi jeder machen, was er will?!

Ich tu mich da mit einer Umsetzung auch sehr schwer. Aber vielleicht gewinne ich durch die Antworten, die hier kommen, auch noch etwas mehr Klarheit. Danke für diese spannende Frage!

Einen schönen (erwartungsfreien) ;-)  Tag wünscht dir Abby.

Ja tust du, wahrscheinlich liegt die Wahrheit in der Mitte.

Es ist auch eine Charakterfrage, wie sehr man sich um andere kümmert, und wie sehr man es erträgt, dass es andere umgekehrt nicht tun.

Daraus werden die wirklich guten Menschen gemacht, die nicht aufgeben. Aber das kann nicht jeder. Selbst Mutter Theresa stand manchmal in Kritik, doch nicht so doll gewesen zu sein im Einzelfall.

Du musst für dich den Weg finden, mit dem du klar kommst. Es ist ein Lernprozess, (mit Ausnahmen entsprechender Krankheiten) der mit dem Tod abgeschlossen ist. Aber ich denke, wer lernt, lebt noch gut und im Gehirn gesund.

Zenpai 
Fragesteller
 31.10.2019, 09:16

Dein Letzter Satz ist wirklich der Hammer. Danke dir Elizabeth2.

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Du erwartest scheinbar, dass du mindestens so viel Liebe zurückbekommst, wie du gibst, und wenn du sie nicht bekommst, wirst du depressiv.

Du sagst, du wurdest mit einem Übermaß an Liebe geboren. Ersteres zeigt mir jedoch, dass das Motiv deiner Liebe gegenüber anderen ist, dass du Liebe zurückbekommen möchtest. Stimmt das?

Wenn du dich von dieser Erwartungshaltung loslöst, DANN bist du mit einem Übermaß an Liebe geboren, denn Liebe ist eigentlich bedingungslos, also nichts im Gegenzug zu erwarten.

Da du jedoch etwas im Gegenzug erwartest, ist das nicht direkt Liebe, die du anderen Menschen entgegenbringst, sondern deine (fehlschlagende) Strategie, Liebe zu bekommen.

Liebe Grüße

Kath

PS: Diese Menschen nennt man auch People Pleaser. Du versuchst, andere Menschen zufriedenzustellen. Gerade solche Menschen erfahren meistens keine Liebe oder Achtung, im Gegenteil, es wird auf ihnen herumgetrampelt und sie werden ausgenutzt.

Du bekommst Liebe wahrscheinlicher, wenn du keine erwartest. Falls du zu dieser Gruppe der People Pleaser gehörst bzw. meine Analysen auch nur ansatzweise richtig sind, würde ich dir folgendes Buch empfehlen:

https://rezensimus.wordpress.com/2019/01/20/authentizitaet-die-neue-wissenschaft-vom-gelgueckten-leben-von-stephen-joseph/

Lies einfach mal rein, ob es dich anspricht. Mir hat es in dieser Hinsicht sehr geholfen, auch wenn ich nie ein People Pleaser war, ich habe einfach ein großes neues Maß an Verständnis dafür gewonnen, warum Menschen, also auch du in diesem Fall, so handeln, wie sie handeln.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Zenpai 
Fragesteller
 04.11.2019, 17:10

Das ist mir neu. Aber jetzt wo du es sagst stimmt es eigentlich. Hab noch sehr viel zu lernen.

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Hey,

ich selbst setze darauf das die eine oder andere gute Tat von mir vielleicht jemanden dazu inspiriert auch etwas gutes zu tuen und so wider jemand anderen zu inspirieren und so zieht das ganze seine Kreise.
Einfach versuchen der beste Mensch zu sein der man sein kann ist meine Art zu leben, manchmal ist das schwer, manchmal ist man ziemlich genervt aber es muss immer Menschen geben die den Anfang machen und auch die andere Wange hinhalten.

Zenpai 
Fragesteller
 31.10.2019, 09:14

Naja wenn du einem Betrunkenen Menschen hilfst , weiß er das am nächsten Tag auch nicht mehr. Da muss man schon scheinbar differenzieren.

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Ghoul7  31.10.2019, 09:15
@Zenpai

Aber vielleicht sieht jemand wie man ihm hilft und das nimmt Einfluss auf ihn. Davon abgesehen besser einem betrunkenen zu helfen und Ihm gehts gut anstatt Hilfe zu Verweigern und ihm passiert was.

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Mir ist noch eingefallen:

Ich lese aktuell das Buch "Die Überwindung der Gleichgültigkeit - Sinnfindung in einer Zeit des Wandels". Es geht darin um das folgende Konzept:

Durch all die Dinge, die in letzter Zeit hier passiert sind, hat sich folgendes Phänomen entwickelt: Eine Anspruchshaltung an die Welt, die uns unglücklich macht, da wir darüber vergessen, dass die Welt einen Anspruch auf uns hat, dass WIR benötigt werden.

Wir denken daran, was wir von wem erwarten, was wir wollen etc, aber wir denken nicht darüber nach, inwiefern die Welt auf UNSEREN EINSATZ wartet.

Dadurch verlieren wir unseren Sinn, werden gleichgültig, depressiv, leer und wissen nicht, warum. Dabei liegt es daran, dass wir so viel erwarten statt zu sehen, wo wir gebraucht werden.

Dieses Phänomen wird unterstützt durch n riesiges Paket Irrglauben, u.a., dass wir glauben, man könne nur so viel Liebe geben wie man auch erhalten hat. Das stimmt nicht!

Wir Menschen haben die besondere Fähigkeit, uns gegen etwas zu entscheiden, was eigentlich OFFENSICHTLICH wirkt. Das heißt, auch wenn wir von unserem Elternhaus und auch sonstwo keine Liebe bekommen haben, können wir uns dagegen entscheiden, es ihnen gleichzutun und können beginnen, andere zu lieben, auch wenn wir nie oder nicht viel Liebe erfahren haben.

Auch gibt es den Mythos des Abreagierens: Dass man auf einen Boxsack schlägt, um seine Aggressionen anderswo zu kanalisieren als beispielsweise auf den Chef einzuhauen.

Es ist bewiesen, dass durch das Ausüben von Aggressionen, sei es auch auf einen Boxsack, der Drang zur Aggression größer wird.

Übertragen auf die Liebe: Je mehr wirkliche Liebe wir aktiv geben, desto mehr können wir auch geben.

Das Input-Output-Konzept, also man könne nur so viel geben wie man auch bekommen habe, stimmt also definitiv nicht.

Ich habe das Buch noch nicht zu Ende gelesen, sondern bin iwo in der Mitte, es ist aber absolut lesenswert, wenn du dich mit den Erwartungshaltungen von Menschen beziehungsweise dessen Konsequenzen befassen möchtest und noch dazu ist es absolut aktuell. Also meine Empfehlung an dich:)

Liebe Grüße

Kath

https://www.amazon.de/Die-%C3%9Cberwindung-Gleichg%C3%BCltigkeit-Sinnfindung-Wandels/dp/346637197X

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Zenpai 
Fragesteller
 04.11.2019, 17:07

Ich habe noch nie in meinem Leben ein Buch gelesen , wollte es aber immer. Gerade jetzt wo ich lese das man von den Eltern keine liebe bekommt man selbst aber trotzdem Lieben soll.. Genau dieser Typ bin ich.

Ich würde aber nicht lügen wenn ich es gerne gehabt hätte und mich das zum teil auch echt eine gewisse Zeitlang sehr wütend gemacht hatte. Aber selbst die Wut will ich gar nicht mehr in mir haben , weil es eine so unglaublich negative Auswirkung auf den Körper und allen anderen Ebenen auf dauer haben kann.

Ich werde mir defintiv überlegen ob dieses Buch vielleicht lesen werde und dieses somit mein erster sein könnte.

Danke :)

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