Haben Kinder alleinstehender Elternteile automatisch schlechtere Chancen?

11 Antworten

Es ist sehr häufig vor allem eine Frage des Umfelds. In einer kleinen Stadt oder auf dem Dorf und in einer ggf. sehr katholischen Gegend wird das viel schlimmer laufen als in der Stadt, wo es sowieso egal ist, wie und wer und überhaupt, und wird ein Kind alleinsteehnder Elternteile bzw. ein Kind aus einer nicht "klassischen" Familie schon Zunder kriegen, wenn es jemand nciht gut meint oder übertrieben "christliche" Werte hat oder meint, dass das "nicht gut ist" und entsprechend interveniert und Probleme hat.

Ich kann nur für mich sprechen: Einige meiner Freunde waren Scheidungskinder und ich wuchs bei meinem Opa auf, der mich allein erzogen hat - wir hatten es relativ schwer im Vergleich zu anderen, es war aber enorm vom Lehrer abhängig und auch bei den Schulen gab es Unterschiede: In der Grundschule war es halt so und spielte keine Rolle, auch dass bei mir halt der Opa zum elternabend kam ... war halt so. In der Realschule war es ganz extrem & ich litt auch darunter, den "falschen" Familiennamen zu haben und nciht aus einer geselligen Vereinsmeier-Familie zu stammen; mein bester Freund als Scheidungskind, das bei seinem Papa aufwuchs hatte ähnliche Probleme und bekam Steine in den Weg gelegt von einigen Lehrern. Berufsschule und Ausbildung alles danach ... da kümmerte es keinen mehr. Aber gerade in der Realschule gab es schon Lehrer, die uns eine reinwürgen wollten oder es wohl für angebracht hielten, sich vor der Klasse über unsere Familienverhältnisse lustig zu machen udn zu bewirken, dass alle über uns gelacht haben.

Unser Ansehen war in der fünften und sechsten Klasse schlecht, weil uns die Lehrer schlecht dastehen ließen wie asoziale Loser - und wenn wir z.B. in einen Verein oder zu den Ministranten oder sonst wo hin hätten gehen wollten, hätte man uns wahrscheinlich deswegen nicht haben wollen oder wir wären gar nicht aufgenommen worden, so weit ging das.

Wir haben dennoch aus allem das Beste gemacht. Am Geld scheiterte es bei keinem, es waren eher diverse "Pädagogen", die versucht haben, rumzusetzen. Das fing bei mir schon im Kindergarten an und betraf auch eine Freundin, die bei ihrer Mutter und ihrer Oma groß wurde (ohne Vater, den hat sie nie kennen gelernt). Es gab Erzieherinnen, die uns schon eintrichterten, wir seien zweitklassig und wir wurden auch schlechter behandelt bzw. waren "nicht so gute Kinder", vom Ansehen her knapp über Kindern türkischer oder russischer oder ostdeutscher Eltern (das war so die Nachwendezeit).

Ich habe es heute, ohne mich loben zu wollen, beruflich und gesellschaftlich weiter gebracht als viele andere, die eine intakte Familie hatten (na ja ... wie es da hinter den Kulissen zuging, steht auf einem anderen Blatt^^ da wurde aus meiner Heimat einiges kolportiert & es klang glaubhaft) und mein bester Freund von damals hat auch viel erreicht und wir sind beide ziemlich zufrieden, wenn ich da mal für ihn mitspreche. Wir haben unser Ding gemacht, mussten uns alles selber aufbauen, vielleicht hat uns das abgehärtet, jedenfalls ist es Stand heute schwer in Ordnung für uns beide.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

ewigsuzu  17.11.2024, 15:54

Tja echte Berufung kann man nicht indem Sinne erlernen man muss es eben Wollen, zu dem Thema Pädagogen. Menschen ohne genug Empathie bzw Logik..

rotesand  17.11.2024, 16:05
@ewigsuzu

Das waren bei uns auf der Realschule sehr alte und sehr "einfache" Lehrer, oftmals aus einfachen Bauernfamilien vom Dorf stammend, teilweise auch ähnlich einfacher sudetendeutscher Herkunft; sehr einfache, fromme, aber körperlicher Gewalt gegen Kinder sehr zugetane und vom Wesen her gar nicht feine Männer, die auf Geheiß des Pfarrers in den 50ern Abi gemacht hatten und danach "ein bisschen auf die Lehrerschule gingen", wie es hieß oder aufs Telekolleg - die waren vielleicht auch schlecht ausgebildet und standen zu sehr in diesem Mief aus Geselligkeit und Vereinen und Frömmelei drin, so dass sie gar nciht anders konnten, als uns blöd zu finden und sich über uns lustig zu machen ... während sie selber mittags daheim von der Frau empfangen wurden, die schon gekocht hatte. Richtig gut mit Kindern und Jugendlichen konnte keiner von denen, sie waren objektiv und aus heutiger Sicht betrachtet für den Beruf ungeeignet.

Im Kindergarten war es ähnlich: Da waren die einfachsten Bauernmädchen nach der Hauptschule halt Erzieherin geworden, weil die Klosterschwestern zur Ausbildung als "Kindergartentante" jede genommen haben und das eine übliche Perspektive war ... Erzieherin, Krankenschwester oder Verkäuferin bei Bäcker oder Metzger ... es war ein tristes Milieu und wir haben dort viel gelitten, deswegen will ich da heute nicht mehr hin.

ewigsuzu  17.11.2024, 17:51
@rotesand

Ja aber auch heutige Pädagogen viele nehmen einfach das falsche.

Ob Kinder alleinstehender Elternteile automatisch schlechtere Chancen haben, hängt von vielen Faktoren ab, und es ist nicht unbedingt eine allgemeine Regel, dass sie benachteiligt sind. Es gibt zwar Studien, die zeigen, dass Kinder von alleinerziehenden Eltern tendenziell häufiger mit Herausforderungen konfrontiert sind, wie finanziellen Engpässen oder weniger Zeit und Ressourcen der Eltern für die Unterstützung ihrer schulischen und sozialen Entwicklung. Diese Faktoren können sich auf Bildungschancen auswirken.

Jedoch spielt das Umfeld eine entscheidende Rolle. Kinder, die in einem unterstützenden sozialen Umfeld aufwachsen, wie etwa durch Großeltern, Freunde oder engagierte Lehrer, können viele dieser Herausforderungen überwinden. Es geht weniger um das Fehlen des anderen Elternteils als vielmehr um die Qualität der Erziehung und die verfügbaren Ressourcen, um das Kind zu fördern.

Außerdem hat der Fortschritt in sozialen Unterstützungsstrukturen und Bildungssystemen dazu beigetragen, dass Chancen zunehmend von individuellen Ressourcen, nicht nur vom Familienstatus, abhängen. Ein starkes Netzwerk und Zugang zu guter Bildung können vieles ausgleichen.

Zusammengefasst: Kinder alleinstehender Elternteile haben nicht automatisch schlechtere Chancen. Das Umfeld, in dem sie aufwachsen, sowie der Zugang zu unterstützenden Netzwerken und Ressourcen sind oft entscheidend.

Woher ich das weiß:Recherche

Nicht automatisch. Es ist für Alleinerziehende natürlich schwieriger. Finanziell, vom Zeitaufwand ... Aber ich halte das nicht für unabwendbar. Es kommt auch auf die Beziehung von Eltern zum Kind an.

Wichtig ist auch eine gute Beziehung zum anderen Geschlecht als der erziehenden Person. Kinder brauchen eben auch einen Großvater oder den biologischen Vater oder vielleicht auch den Stiefvater, wenn die Mutter alleinerziehend ist.


ewigsuzu  17.11.2024, 15:53

bei mir wars einfach nen netter Nachbar, mit dem konnt ich gut reden.

Geraldianer  17.11.2024, 15:54
@ewigsuzu

Genau was ich meine. Es kann auch ein Nachbar oder ein Lehrer sein.

Wahrscheinlich ja. Kinder brauchen Eltern, die auch mal Zeit haben, sich mit ihnen zu beschäftigen. Wenn eine Person alleine Haushalt, Broterwerb und Kindererziehung stemmen muss, ist das oft schwieriger.

Das heisst jedoch nicht, dass Kinder von alleinreziehenden automatisch Loser sind und auch nicht, dass es Fälle gibt, in denen es sogar besser für das Kind ist, wenn ein Elternteil nicht im Haus ist.

Mein Vater hat mich alleine großgezogen und mir hat es an nichts gefehlt. Er hat mir eig alles ermöglicht was ich brauchte und wollte. Er war zwar oft arbeiten aber wir haben auch viel zusammen gemacht. Wenn ich ihn brauchte war er immer da. Ob Hausaufgaben oder andere Sachen. Jz arbeitet er nicht mehr so viel weil ich älter bin und auch schon selbst Geld verdiene. Ich wohne aber noch bei ihm.

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