Ist Deutschland eher kinderfeindlich?

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Anscheinend reicht es dem Staat, das Kindergeld zu erhöhen, anstatt massiv in die Infrastruktur zu investieren. Es fehlt an genügender Unterstützung für Alleinerziehende, Kitas, Erzieher, Lehrkräfte, Schulmodernisierungen, Schulausstattung.

Gehälter wachsen nicht mit den Kosten mit, die Familien mit Kindern gegenüber Singles oder Paaren haben. Somit bleiben immer mehr Menschen kinderlos. Zudem gibt es immer weniger Wohnungen mit 4 oder mehr Zimmer für kinderreiche Familien. Teilt man große Wohnungen in kleinere auf, erhält ein Vermieter mehr Miete.

Da man aber mittlerweile genügsamere Familien mit Kindern aus dem Ausland kostengünstig "importieren" kann, werden die dringlich notwendigen Strukturmaßnahmen vernachlässigt.

Ja, ist es. Ja, es gibt einige kinderfeindlichere Länder, aber mit Ruhm bekleckert sich Deutschland im Vergleich zu anderen auch nicht.

Finanziell ist ein Kind, so blöd es klingt, eine dämliche Entscheidung. Die durchschnittliche Familie hat durch höhere Kosten bei Miete, Lebensmitteln, Kleidung usw. ein deutlich größeres Minus, als das Kindergeld und andere Leistungen einbringen.

Dazu kommt noch, dass gerade zu Beginn ja einer die Arbeit aussetzt. Elterngeld 65% max 1.800€ (wenn man höher liegt, also prozentual noch weniger, den Lebensstandard möchte man aber gerne halten) ist schön und besser als nichts, da fehlen aber trozdem noch immer dann 35% vom vorherigen Gehalt in der Familienkasse. Und danach dann erstmal Teilzeit, auch ein Minus zum vorherigen Stand, egal ob akut oder in der Rente. Ja super, 3 Jahre Anrechnung für das Kind in der Rente, aber wie viele können realistisch im 4. Jahr wieder Vollzeit arbeiten, gerade mit mehr als einem Kind? Also noch mehr Minus finanziell.

Obwohl der Staat dringend Kinder braucht und durch spätere Steuern usw. Ja mehr verdient als über Bildung, Transferleistungen usw. rein gesteckt wurde.

Dann geht es mit Kinder Betreuung weiter, wenn ich sehe wie oft die Kita zu hat, in der Schule spontan früher Schluss ist weil Stunden ausfallen usw., ein Drama für Eltern. Von gerade in der Kita das Kind beim kleinsten Anzeichen von Krankheit abholen zu müssen und erstmal 3 Tage zu Hause behalten zu müssen gar nicht zu reden.

Während Corona wurden Eltern dann über Monate gänzlich im Stich gelassen, wen nicht sogar fast 2 Jahre.

Dazu noch immer nur wenig lang genug und flexible Betreuungsmöglichkeiten. Gerade in ländlichen Regionen, mit langen Fahrt- und Pendelzeiten der Eltern, die dringend längere Kita Öffnungszeiten oder Betreuungen in der Schule nach Schulschluss bräuchten, um mehr Stunden arbeiten zu können. Und zudem lange Wartezeiten auf Kitaplätze, bringt einem ja nichts wenn man einen gesetzlichen Anspruch hat aber nichts frei ist da Erzieher fehlen oder der angebotene Platz über 30 Minuten mit dem Auto weg ist, schlimmstenfalls in die andere Richtung als die Arbeitsstelle (die noch mal 30 min in die Ndere Richtung liegt) und dann nur 8h offen, also mit Puffer, Stau usw. max 5h die man arbeiten könnte. Wohnraum näher an de Arbeit? Oft für Familien nicht vorhanden oder viel zu Tmteuer, vom Wunsch nach Natur für die Kinder gar nicht erst zu sprechen.

Denn je nach Jobs der Eltern können beide nicht flexibel sein und sich das bringen und holen sinnvol aufteilen., da feste Arbeitszeiten.

Natürlich ist das für Arbeitgeber wenig attraktiv und verlangt auch Kollegen ohne oder mit älteren Kindern viel ab.

Was glaubst du wie oft ich als einzige Kollegin im Team ohne Kinder während Corona spontan die Arbeit meiner Kollegen übernehmen durfte oder auch so im Alltag immer wieder. Kind krank, Kind muss abgeholt werden, Homeschooling, Schule früher aus, aber wer fängt das auf? Ich helfe ja gerne, habe aber ebenso ein Privatleben und gerade während Corona schon wirklich hart gekämpft. Die Dankbarkeit von Kollegen und Chef hilft mir dann auch nicht, naja besser als Leute die es einfach selbstverständlich finden, dass ich dann Springen darf, aber dafür darf ich dann noch höhere Sozialabgaben als böse kinderlose zahlen. Und was passiert dann: für meine Leistung werde ich befördert und die Gesellschaft meckert, das kinderlose da ja auch ständig bevorzugt werden. Immerhin nicht meine direkten Kollegen, die sind einfach froh mich zu haben.

Ja, die anderen haben dann auch Stress mit dem Kind, aber als selbst gewähltes Schicksal. Könnte mit mehr Angeboten einfacher sein und würde Eltern, Arbeitgeber und Kollegen alle entlasten. Aber da müsste man mehr Geld rein stecken.

Mit Wohnraum geht es weiter. Ein Vermieter macht eben lieber zwei 60m² Wohnungen als eine 120m² für Familien, weil er damit mehr verdient. Und wenn dann mal was größeres oft zu teuer, das nur wenig Familien sich das leisten können, da ja wegen der Kinder auch weniger Geld rein kommt.

Ganz ehrlich: wäre ich Bauträger und würde einen Wohnblock planen, baue ich das womit ich am meisten Geld verdienen kann und das sind 1, 2 und max. 3 Zimmerwohnungen. Und bei den 3 Zimmern konkurrieen dann Familien mit gut Verdienern und Paaren, was mir aber egal ist im Gegenteil, treibt die Preise hoch und ist sogar gut für mich. Aber nur, solange es zu wenig gibt, sonst fällt der Preis. Sie haben also ein wirtschaftliches Interesse daran, zu wenig anzubieten.

Und wieder aus kinderlosen Sicht: ist mein Nachbar oft zu laut, kann ich ihn bitten leiser zu sein, was meist hilft. Passiert das nicht, könnte mein Vermieter ihn abmahnen und kündigen. Schreit und tobt oder lacht laut ständig ein kleines Kind, versteht es zum Teil gar nicht dass es leise sein sollte aus Rücksicht auf die Nachbarn und rechtlich kann man nichts tun, Kinderlärm muss man ertragen. Zumal ich selber weiß, dass wenn das Kind nebenan mal wieder wütend rum brüllt, da beschweren auch nichts bringt, die Eltern (wirklich nette bemühte Leute) haben schon genug Stress, dass Kind zu beruhigen. Da muss man einfach warten bis diese Trotzphase wieder vorbei ist. Ich würde mich nie bei denen beschweren deswegen, Kinder machen eben Lärm und man war ja früher selber so, aber stören tut es manchmal schon. Kommt ja auch oft zufällig genau dann, wenn man selber gerne seine Ruhe hätte z.B. wegen Kopfschmerzen.

Das Vermieter dann sagen hey, ich hab hier genug Bewerber, ein nettes Paar mit gutem Gehalt und ohne Kinder, eine Familie mit Kleinkind(ern) was den Hausfrieden für alle Mieter stören kann und weniger Einkommen hat oder einen sehr gut verdienenden Single, hm wen nehm ich denn dann? Gerade wenn nicht privat Vermieter mit sozialem Interesse sondern Geld wohl eher das Paar oder den Single, denen man mit ruhiger Wohnlage (da keine Kinder im Haus) noch ein paar Euro extra abknüpfen kann.

Wenn man dann noch exemplarisch sieht wie lieblos und schlecht viele Spielplätzen gestaltet werden, auf Teufel komm raus in Gemeinden gestrickt wird um ja keine weiteren mehr bauen und pflegen zu müssen, kein Wunder... Von fehlenden oder nur priavt bezahlt möglichen Angeboten für etwa ältere Kinder gar nicht zu sprechen.

Auch die Gesellschaft macht es durch immer weniger Kinder und daher Kinderlärm, Rücksicht und Co nicht mehr als normal empfinden nicht einfach.

Ich habe mal im Restaurant erlebt, wie Leute am Nebentisch den Kellner gebeten haben andere Kunden mit Kind weg zu schicken, das Kind würde sie beim Essen stören. Ja, das Kind war nun nicht komplett still und hat etwas mit dem Essen gespielt aus langeweile, aber keinesfalls extrem laut oder hat sich total schlecht verhalten oder so. Einfach ein normales etwas da schon satt gelangweiltes Kind, da die Eltern noch am Essen waren. Und das war nun kein 4 Sterne Restaurant, sondern der Grieche um die Ecke. Der Kellner hat gut reagiert, dass an seinen Chef weiter gegeben und der hat das Kind beobachtet und dem Gast zurück gemeldet, dass das ein vollkommen normales sogar recht gut erzoges Kind sei, Familien im dem Restaurant willkommen sein und er es bedauern würde ihn als Gast zu verlieren, aber wenn es ihn störe eher ihn als die Familie bitten möchte zu gehen. Zumal ein paar Tische weiter 4 Erwachsene um die 50 saßen, mega laut am lachen und rumalbern, die waren viel störender, dem Mecker-Gast aber scheinbar egal. Ein Beispiel was aber zeigt, wie manche Kinder sehen: als störend und nicht in der Öffentlichkeit zu zeigen. Als sollten sich Eltern solange das Kind klein ist nur zu Hause verschanzen.

Motiviert mich Deutschland Kinder bekommen zu wollen? Definitiv nicht.

Ja, es gibt noch deutlich kinderffeindlichere Länder als Deutschland. Hier gibt es ja einige Angebote, die man nutzen kann.

Aber gerade im Anbetracht des globalen Reichtums des Landes wäre da wenn an wollte noch deutlich mehr möglich.

Gerade wenn man sieht, wie viele Maßnahmen oft nur die untersten Einkommen oder die hohen entlasten, die Mitte die es auch nicht einfach hat wird regelmäßig vergessen.

Ja, auf jeden Fall. Es gibt seit etwa 40 Jahren keine bezahlbaren 3-bis 4-Zimmerwohnungen mehr in Gegenden, wo man gut verdienen kann. Wie kann man dort einen Anreiz für junge Leute herstellen, eine Familie zu gründen wollen. Hier haben eindeutig Staat, Länder und die Kommunen versagt. Und die wohlhabenden Großeltern aus dem Wirtschaftswunder gehen auch lieber auf Kreuzfahrt als auf die Enkel aufzupassen.

Ja, was Arbeit und Kinderbetreuung angeht, auf jeden Fall.

Was Vermietung angeht, eher nein, denn es macht keinen Sinn, ein Einfamilienhaus, ein Reihenhaus oder eine 120 qm an einen Single zu vermieten.

Die großen Wohnungen vermietet meine Mutter nur an Familien mit Kindern, die kleinen Wohnungen an Paare oder Singles. So gibt es auch keinen Zoff, dass die Kinder zu laut wären, denn in dem Haus mit großen Wohnungen hat jeder Kinder.

sicherlich kann man DE nicht als sonderlich kinderfreundliches Land bezeichnen. Das Armutsrisiko für Kinder ist in Deutschland im Vergleich zu anderen wohlhabenden Ländern recht hoch. In DE ist es also wahrscheinlicher, von Armut betroffen zu sein, wenn man Kinder hat. Das zeigt bereits die mangelnde staatliche Unterstützung, man macht es sich hier sehr einfach indem man mit monatlichen Zahlungen (Kindergeld) behauptet, damit für die Kinder zu sorgen. Das ist aber reine Symbolpolitik, denn abgesehen davon gibt sich DE kaum Mühe für Kinder - siehe Bildungssektor.