Ist das wirklich Kinderfeindlich?
Hallo zusammen :)
Ich habe vorhin einen Artikel gelesen, in dem es um Kinderfeindlichkeit in Deutschland ging. Es wurden zahlreiche Beispiele aufgeführt, was hier alles kinderfeindlich ist, ich kann aber irgendwie fast keinem der Punkte zustimmen.
Es wurde beispielsweise aufgeführt, dass heutzutage oftmals Kindern nicht mal die kostenlose Scheibe Gelbwurst beim Metzger gegeben wird. Das finde ich jetzt aber nicht Kinderfeindlich. Auch ich bin es aus der eigenen Kindheit so gewöhnt, aber es als kinderfeindlich zu bezeichnen ist doch vollkommen übertrieben! Natürlich ist es eine nette Geste, aber doch nicht selbstverständlich oder notwendig. Jedenfalls nicht worüber man sich ernsthaft aufregen sollte.
Auch wurde eine Situation aus zwei Sichten geschildert. Es war ein Ehepaar ohne Kinder (entweder kinderlos oder die Kinder waren schon erwachsen, sind zu Hause geblieben... weiß man nicht) und ein Ehepaar mit zwei Kleinkindern im Restaurant essen. Die Kinder haben laut auf dem Boden rumgetollt und darauf hin hat sich das kinderlose Ehepaar beschwert (bzw gefragt, ob es auch etwas leiser geht), worauf der Vater den Kindern gesagt hat, sie sollen doch bitte leise sein, da der Mann von gegenüber anscheinend Kinderlachen nicht mag. Dann wurden auch seine Gedanken beleuchtet, er hat sich darüber aufgeregt, da er sich ausnahmsweise mal einen Restaurant Besuch gegönnt hat und dann wird er gleich angemeckert, wer Ruhe haben will soll zuhause bleiben!
Aber das ist doch nicht kinderfeindlich!? Manche Eltern reagieren total über oder meinen, nur weil sie Kinder haben, müssten sie immer und überall bevorzugt werden und alle müssten Ihnen helfen und sie verhätscheln. Empfindet ihr das auch so? Oder ganz anders?
danke im Voraus :)
10 Antworten
Ich sehe da einen generellen Mentalitätsunterschied zwischen unseren Breitengraden und dem mediterranen Raum.
In Spanien oder Italien ist es selbstverständlich, dass auch Kinder mit zum Essen gehen. Meist sitzen die Erwachsenen am Tisch, während die Kinder Fußball spielen oder sich sonst irgendwie beschäftigen. In Deutschland gilt das generelle Gebot: Je teurer das Ambiente, desto weniger Kinder sind erwünscht. Kinder gelten bei uns als notwendiges Übel. Umso wohlhabender Paare sind, desto weniger Kinder haben sie und so trifft man in den Nobelrestaurants meist nur auf kinderlose Paare.
Es gibt also viele Wohlhabende in Deutschland, die einfach keinen Umgang mit Kindern haben. Und da wird ein einfaches Lachen eben schon als störend empfunden.
Es gibt die ungeschriebene Regel: Pro Restaurant nur zwei, drei Kinder. Alles andere ist zu viel.
Ob man das als kinderfeindlich bezeichnen kann, weiß ich nicht. Aber es ist jedenfalls nicht gut, wenn die Oberschicht keinen Kontakt mehr zu Kindern hat; wenn Kinder etwas für die Mittelschicht sind.
Und so gibt es auch immer mehr Restaurants, die für ihre gut-betuchte Kundschaft ein Kinderverbot erlassen. Kinder werden als Nervensägen angesehen.
In Deutschland sind Kinder halt die "Rotzbälger"; in keiner anderen Sprache gibt es ein derartig herablassendes Wort für Kinder.
Das soll natürlich nicht heißen, dass ich es gutheiße, wenn Kinder nicht erzogen werden. Kinder müssen lernen, sich in der Öffentlichkeit zu benehmen. Aber das, was in Deutschland alles als "unerzogen" gilt, da würde sich Spanien niemand darüber echauffieren.
In Deutschland sollen Kinder gefälligst hübsch, süß, schlank und Hauptsache still sein. Und am besten immer kerngesund und fit, aber ohne draußen herumzulaufen.
Beim 2. Punkt muss ich recht geben. Wen etwas nicht passt der soll wo anders hin gehen!
Das ist wirklich nicht Kinderfeindlich. Mal davon ab muss ich sagen unser Sohn bekommt an der Frische Theke oder beim Metzger immer eine Scheibe Wurst nach Wahl, wenn die uns näher kennen (Unser kleiner isst extrem schlecht und sehr ungerne Fleisch) dann bekommt er sogar schon mal 2 / 3 Scheiben.
Und im Restaurant, kommt es immer darauf an wie man etwas gesagt bekommt und wie die Kinder sich verhalten.
Wenn mich jemand freundlich fragt, weil mein kleiner mal etwas lauter ist habe ich da kein Problem mit... wenn man direkt angemacht wird dann schon. Kommt aber nie vor . Die Restaurants bei uns sind alle Mega Kinderfreundlich auch die gehobenen.
Im Urlaubt hatten wir einmal das Vergnügen mit einem anderen Gast. Unser Sohn war schon ein bissle Kribbelig auf das essen und zappelte ganz schön. Da hat sich ein Gast lautstark beschwert und meinte wenn er in so ein Restaurant geht erwartet er das Kinder entweder Still sind oder besser noch das Eltern die Kinder zu Hause lassen.
Da hat der Besitzer dem Gast mitgeteilt, das er keinem Kind den Zutritt verwehren würde, es sind nun einmal Kinder und die wären etwas lauter, wenn ihm das nicht passen würde dann dürfte er gehen.
War eines der coolste Erlebnisse die wir hatten.
Also ich finde diese Beispiele haben nichts mit Kinderfeindlichkeit zutun. Da gehört schon einiges mehr zu und habe auch schon schlimmere Fälle mitbekommen.
Also ich empfinde die Beispiele jetzt auch als absolut nicht kinderfeindlich, da stimme ich dir voll und ganz zu.
Natürlich gibt es manche Menschen, die sich gerne selbst im Mittelpunkt sehen und dabei oftmals vergessen, dass sie nicht die einzigen mit Problemen oder einem stressigen Leben sind - das gibt’s aber sowohl bei Eltern als auch bei kinderlosen Paaren und Singles.
Gerade in Deutschland könnte ich mir allgemein jedoch vorstellen, dass manche es als notwendig sehen, Familien in gewissen Situationen zu bevorzugen oder zumindest familien- und damit kinderfreundlicher aufzutreten: Der demografische Wandel ist hier aktuell ein echtes Problem, das neben enormen wirtschaftlichen auch soziale Umschichtungen und Engpässe etc. zur Folge haben wird (wenn diese nicht jetzt schon präsent sind). Vielleicht soll der Artikel also indirekt dazu aufrufen, Familien einfach mehr entgegenzukommen, damit endlich wieder mehr Menschen bereit sind / sein können, überhaupt Kinder zu bekommen.
Habe ich noch nie gehört. Wenn drei Kinder drin sind und ein Paar mit einem Kind kommt, wird es zurückgewiesen?