Gibt es bei den Schimpansen - neben den Menschen - auch homosexuelle oder transsexuelle Schimpansen?
20 Stimmen
8 Antworten
Die Antwort lautet: jein. Transsexuelle Schimpansen gibt es vermutlich nicht. Schimpansen machen sich vermutlich gar keine Gedanken um ihr soziales Geschlecht.
Wirklich homosexuell sind Schimpansen vermutlich nicht. Aber Forschende haben bei ihnen auf jeden Fall schon homosexuelle Handlungen dokumentiert, sowohl bei Beobachtungen im Zoo wie auch im Freiland. Rein homosexuelle Bindungen gehen Schimpansen im Allgemeinen aber nicht ein. Wenn man überhaupt menschliche Maßstäbe anlegen kann, dann sind Schimpansen wohl eher als bisexuell einzustufen.
Noch deutlicher wird das bei den Bonobos oder Zwergschimpansen, bei denen homosexuelle Verhalten nicht nur gelegentlich dokumentiert wird, sondern die Regel ist. Es wird genauso häufig praktiziert wie heterosexuelle Handlungen, Bonobos sind also eine durchweg bisexuelle Spezies. V. a. Bonoboweibchen sind dafür bekannt, dass sie häufig mit anderen Weibchen der Gruppe gleichgeschlechtliche Bindungen unterhalten. Häufigste Form der homosexuellen Interaktionen ist das so genannte genito-genitale Reiben (gg rubbing), bei dem die Weibchen gegenseitig ihre Anogenitalregionen gegeneinander reiben. Aber auch bei Bonobomännchen wird das gg rubbing in Form des Penisfechtens (penis fencing) beobachtet. Darüber hinaus kommen auch anale Penetration und gegenseitige orale und manuelle Stimulation hinzu. Bei den heterosexuellen Verhaltensweisen ist interessant, dass sie sich genau wie Menschen bevorzugt in der Missionarsstellung paaren, beim Akt also direkten Blickkontakt halten. Gewöhnliche Schimpansen paaren sich hingegen häufiger in der Hündchenstellung.
Bonobos sind für ihr freizügiges Sexualverhalten berühmt-berüchtigt. Mit ungezügelter Lust hat das aber wenig zu tun. Bei Bonobos hat sich Sexualität viel eher zu einem wichtigen Mittel der Versöhnungs- und Entspannungspolitik entwickelt. Soziale Spannungen werden durch Sex abgebaut, außerdem dient es als Mittel, um sich nach einem Konflikt wieder miteinander zu versöhnen, wobei das Angebot zum Sex dabei meist von demjenigen Individuum auseht, das aus dem Konflikt zuvor als Sieger hervorging - es ist also keine reine Geste der Unterwürfigkeit, sondern ein echtes "Versöhnungsangebot". Und weil soziale Spannungen in der Gruppe eben nicht nur zwischen verschieden- sondern auch zwischen gleichgeschlechtlichen Gruppenmitgliedern entstehen können, hat die Natur es quasi eingerichtet, dass Bonobos bisexuell sind.
Also alles wie beim Menschen (bisexuelle Spezies, mit Sexualität als Mittel der sozialen Kommunikation), bzw. allen intelligenten, sozial lebenden Spezies. :-)
Homosexualität ist in sehr vielen Tierarten zu finden. Ob es auch transidente Schimpansen gibt, wird man aber nicht so einfach feststellen können, da ein Tier dir nicht einfach sagen kann als was es sich identifiziert. Außerdem ist Geschlecht in der Tierwelt noch einmal etwas anderes als bei Menschen. Tiere haben keine Rollenklischees oder Verhaltensweisen für jeweilige Geschlechter. Sie gehen nur nach dem biologischen Geschlecht, weil dieses eben zur Fortpflanzung wichtig ist.
Man muss dabei aufpassen und darf "homosexuelle Handlungen" nicht mit "Homosexualität" gleichsetzen.
Homosexuelle Handlungen sind in der Tat bei ganz vielen Tierarten beschrieben worden. Über 1500 sollen es sein und darunter sind nicht nur Säugetiere und Vögel, sondern z. B: auch Insekten. Homosexuelle Handlungen sind im Tierreich also weit verbreitet und völlig normal.
Die allermeisten Tiere sind aber nicht homosexuell, sondern unterhalten neben heterosexuellen Handlungen auch homosexuelle, sind also eher "bisexuell". Die Gründe dafür können ganz vielfältig sein und von simplen "Irrtümern" (ein Käfer geht instinktiv auf alles und kann da schon mal ein Männchen mit einem Weibchen verwechseln und merkt es nicht einmal, manche Froschlurcharten verwechseln sogar Colaflaschen mit Weibchen) über Dominanzverhalten (weibliche Kühe reiten oft aufeinander auf) und "Übungsverhalten" bis hin zu einer sozialen Funktion reichen.
"Übungsverhalten" wird oft bei Pinguinen beobachtet. Manchmal kommt es vor, dass zwei Pinguinmännchen kein Glück haben und kein Weibchen abbekommen. Sie schließen sich dann zu einem homosexuellen Paar zusammen und "üben", indem sie ein Nest bauen und gemeinsam einen Stein ausbrüten. Manchmal "adoptieren" sie auch ein fremdes Junges. In der darauffolgenden Brutsaison schließen sie sich dann für gewöhnlich aber wieder mit einem Weibchen zusammen.
Eine soziale Funktion erfüllt homosexuelles Verhalten natürlich überall dort, wo Tiere in sozialen Gruppen zusammen leben, in denen die Individuen einander auch kennen. Bekanntestes Beispiel dafür sind die Bonobos, aber z. B. auch Delphine.
Tiere haben keine Rollenklischees oder Verhaltensweisen für jeweilige Geschlechter
Doch, haben sie. Auch wenn ich dir ansonsten zustimme, Experimente mit Orang-Utans zeigen genau das: geschlechtsspezifisches Spielverhalten.
Nur dass das nicht stimmt…auch Tiere haben geschlechtsspezifische Verhaltensweisen.
Bsp Löwin jagt das Futter.
Tiere haben keine Rollenklischees oder Verhaltensweisen für jeweilige Geschlechter.
Das ist viel zu verallgemeinernd gesagt. Du unterschätzt dabei so einige Tierarten, insbesondere die Schimpansen: https://www.focus.de/wissen/natur/typisch-maedchen-schimpansen_id_2000120.html
Ich habe jetzt nicht gegoogelt, aber ich schätze, dass es bei ähnlich intelligenten, sozialen Tieren ebenfalls so ist.
Obwohl uns Schimpansen sehr ähnlich sind, hat der Mensch sich sehr weit von seinem naturgegebenen sozialem Gefüge entfernt. Ein direkter Vergleich macht daher eigentlich keinen Sinn, da Verhaltensweisen im Affenreich oft in einem anderen Kontext zu bewerten sind.
Homosexuelle Verhaltensweisen gibt es dort durchaus. Das hat aber wenig mit einer reinen Homosexualität zutun, wie wir das von uns kennen. Eher mit Dominanzverhalten oder anderen sozialen Bedingungen.
Affen, Schafe, Delfine: Bei über 1500 Tierarten finden sich gleichgeschlechtliche Paare für Sex oder für die Aufzucht von Nachwuchs. Eine Ausstellung in Bern gibt Einblick.
Die dahinterstehenden Vorgänge sind grundlegend.
D.h., die Natur ist, wie sie ist. Die ändert sich nicht von Spezies zu Spezies, sondern die Entwicklung der Spezies folgt eben zwingend den Möglichkeiten, die die Natur hat.
Zwar steigt mit der Komplexität der Spezies auch die Chance auf Veränderungen während der Entwicklung, aber Mensch und Schimpanse sind ja nun wirklich sehr dicht beieinander ...